Dass Facebook sich mit dem Live-Streaming von Sportinhalten beschäftigt, ist keine Überraschung. Im Mai sagte Mark Zuckerberg: „Wir arbeiten daran, verschiedene Arten von Content zu produzieren. Sport ist ein Thema, das wir wahrscheinlich irgendwann ausprobieren möchten.“ Welche Rolle spielt dafür Facebook Watch?
Klar, nicht jeder Facebook-Nutzer ist sportinteressiert. Im Unterhaltungssektor gibt es zahlreiche Inhalte, mindestens genauso massentauglich sind. Wodurch hebt sich Live-Sport ab? Kein Unterhaltungsangebot schafft es, Millionen von Menschen gleichzeitig (!) vor einen Bildschirm zu locken.
Diese „Lagerfeuer“-Eigenschaft ist laut digitalsport.co „der heilige Grahl für soziale Medien“ […]. Twitter hat sich als „Heimat für Breaking News“ etabliert, Facebook ist weitaus größer und inhaltlich vielfältiger. Beide Plattformen möchten ihre Position ausbauen, quasi zur „Heimat der Unterhaltung“ werden.
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Deshalb ist das „Facebook Watch“-Tab, speziell für Sport, spannend. Facebook Watch ist zunächst in den USA gestartet. Es soll der Ort sein, an dem Facebook Videos sammelt und Nutzer Live-Inhalte sehen können.
Facebook Watch: Mehr als Live-Inhalte?
„Live“ ist das große Ding, aber auch andere Sportformate sind denkbar. Auch entertainige TV-Shows mit Sportbezug sind denkbar. Viele Nutzer schätzen mittlerweile auch Formate, die sie zu jeder Zeit konsumieren können.
Dies scheint auch ein Geheimnis der jüngsten positiven Podcast-Entwicklung zu sein. Neue Podcast-Formate schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Südwest Presse etwa veröffentlichte eine Sammlung der besten Fußball-Podcasts. „Rasenfunk“, „Fußball MML“ oder „Collinas Erben“ stellen nur eine kleine Auswahl des umfassenden Angebots dar. Sportmedien, die noch keinen Podcast senden, werden spätestens jetzt intensiv darüber nachdenken.
Die Verknüpfung zwischen Facebook Watch und der Entwicklung von Sport-Podcasts mag nicht direkt ersichtlich sein. Gemeint ist: Der Markt für Talk-Shows rund um das Thema Sport war noch nie so groß. Podcasts sind nicht von Sportrechten abhängig. Sie müssen nicht einmal zwingend Sportler oder Verantwortliche einbeziehen. Große Namen helfen selbstverständlich, sind aber kein Muss. Wichtiger sind Moderatoren, die ihr Publikum unterhalten können. Das können neue Insights oder einfach nur eine lebendige Diskussion sein.
Facebook hat einen entscheidenden Vorteil. Es kann sowohl rechtebasierte Live-Inhalte als auch Show-Formate ausstrahlen. Der Social-Media-Gigant streamt zum Beispiel Spiele der MLB und MLS live. Dass soziale Netzwerke Sportrechte kaufen, ist mittlerweile keine Top-News mehr. Zu Facebook und Twitter haben sich zudem Amazon und YouTube gesellt. Für Facebook entscheidend: Es kann Live-Spiele zeigen und rundherum Insights, Analysen und Talk-Formate bieten.
Gewinnt der Sport an Unterhaltungswert?
Dahin scheint der Trend zu gehen. Abseits der Spiele wünschen sich viele Fans zusätzliche Inhalte. Klar, Fans werden immer daran interessiert sein, was ein Spieler, Trainer oder Manager sagt. Diese stehen aber zunehmend für nichtssagende Phrasen in der Kritik. Es gebe zu wenige „echte Typen“, speziell Spieler versuchen oft einfach, keine Fehler zu machen. Auf jeden Fall gibt es einen Bedarf an Formaten, in denen Journalisten oder sogar Fans objektiv, direkt und „echt“ über Sport reden.
Bei bestem Willen, niemand erwartet von einem Trainer, dass er sagt, wie unglaublich schlecht sein Team gespielt hat. Auch Taktik-Details verrät im Zweifel kaum ein Verantwortlicher. Externen fehlen zwar die Insights, aber sie können intensiv und kritisch über diese Themen philosophieren.
Oft gilt es als Phänomen der letzten Jahre, aber Sport war schon immer auch Unterhaltung. Mit Social Media verschwimmt Grenze zwischen Sport und Unterhaltung noch weiter. Kaum eine Plattform ist so geeignet wie Facebook, um den Mix aus Live-Sport und anderen unterhaltsamen Sportinhalten zu zeigen. Nach OTT-Vorbild könnte Facebook Watch einen Service bieten, nicht nur für Live-Events, sondern auch für 20-minütige Shows, die Fans jederzeit schauen können.
Wenn Facebook es schafft, ein derartiges Programm zu etablieren, haben Sport-Fans wenig Gründe, die Plattform zu verlassen.