Die Firma Anker ist uns allen eigentlich bekannt für mobile Lautsprecher, Powerbanks und allerlei Handy-Helferlein. Meinen Testbericht zu ein paar dieser Produkte könnt ihr hier nachlesen. Doch heute soll es nicht um Zubehör gehen, sondern darum, wie Anker seine Marke weiterentwickelt hat. Man nähert sich nämlich einem etwas anderen Markt an und unter der neu gegründeten Marke Eufy bietet Mutterkonzern Anker einige spannende Produkte im Bereich Smart Home an.
Mit dem RoboVac 11 hat die neu geborene Tochter seinen ersten Staubsaugerroboter vorgestellt, der seit ein paar Monaten auch in Deutschland erhältlich ist. Für euch habe ich den rund 230 Euro teuren Haushaltshelfer getestet. Kann er dem Ruf, der Anker durch seine allesamt sehr guten Produkte vorauseilt, gerecht werden?
Was ist drin, im Eufy-Paket?
Schauen wir uns zunächst die Verpackung und Ausstattung an, mit der der RoboVac geliefert wird. Im Paket sind natürlich, wer hätte es gedacht, der Roboterstaubsauger samt Ladestation enthalten. Dazu gibt’s eine Infrarotfernbedienung, allerlei Bürsten, ein Reinigungswerkzeug und einen Ersatz-Staubfilter für die Dreck-Ladeluke. Wie bei Anker und auch Töchterchen Eufy so üblich, liegt eine Garantiekarte und eine Anleitung dem Karton bei. Für die Leute, die keine endlos langen Gebrauchsanweisungen lesen (und wer tut das heutzutage noch?), gibt es eine Schnellstartübersicht, in der die wichtigsten Handgriffe beschrieben sind.
Der erste Eindruck
Der RoboVac 11 hat einen Durchmesser von etwa 33 Zentimetern und ist ungefähr 8,5 Zentimeter hoch. Damit geht er eher in die Breite als in die Höhe und kann so auch bequem unter den meisten Sofas sowie Betten saugen. Er besitzt zwei „Fühlerbürsten“ an der Frontseite, die im Lieferumfang sogar viermal enthalten sind. Sie rotieren und kehren auf diese Weise den Dreck in den Schlund des gefräßigen Robotersaugers. Wie ein kleines Tier, dass Staub futtert. Sie helfen auch, Ecken und Kanten zu säubern, in die das Gerät aufgrund der runden Form nicht passen würde. Wie gut das funktioniert, schauen wir uns später an.
Darüber hinaus befinden sich an der Unterseite zwei Rollen und weiter vorne, zwischen den beiden Fühlerbürsten, ein drittes Kugelrad, welches die Fahrtrichtung lenkt. Zwischen den Rädern befindet sich der „Schlund“ des Roboters. Was ich vorhin so gefährlich beschrieben hatte, ist nichts weiter als eine längliche Bürste mit Borsten und spiralförmig angebrachten Gummilippen. Über die rotierenden Bürsten an der Front wird der Schmutz dorthin transportiert und dann weiter in den Auffangbehälter des RoboVacs.
Wir schauen uns die Frontseite nochmal genauer an, denn dort hat der Roboter, wie üblich, einen Stoßdämpfer. Dieser ist wichtig, damit das Gerät erkennt, wann er auf ein Hindernis gestoßen ist. Er lässt ihn zurückweichen, falls er auf einen Gegenstand trifft. Außerdem sind dort vorne Näherungssensoren verbaut, die den RoboVac schon vor dem Zusammenstoß mit einem Objekt warnen sollen. Der Stoßdämpfer ist leicht gummiert, was Möbel und Gegenstände vor Kratzern schützt. Allerdings hinterlassen Zusammenstöße auch ihre Spuren auf der schönen glänzenden Oberfläche des Staubsaugers.
Auf der Oberseite befindet sich lediglich ein Ein- und Ausschalter, der blau leuchtet, wenn der Roboter in Betrieb ist. Beim Aufladen in der Ladebuchse blinkt dieser Button. Hat man die Fernbedienung gerade nicht zur Hand, kann man das Gerät über diesen Schalter zum Laufen bringen, ansonsten tut es die Fernbedienung aber auch. Ein weiterer Kippschalter befindet sich an der rechten Seite des Roboters, der quasi als Generalschalter fungiert.
Das Hinterteil des Staubsaugers bildet vor allem der Auffangbehälter für den Dreck, der sich durch einen Schnellverschluss an- und abkoppeln lässt. Dort sammelt sich der komplette Schmutz, wobei man beachten muss, dass der Behälter laut Hersteller 0,6 Liter fasst. Das Besondere dabei ist auch, dass der Behälter drei Filterstufen besitzt. Die Erste besteht aus einem blau-weißen Netz, das verhindert, dass Staub aus dem Auffangbecken entwischt.
Der zweite Filter ist auf dem Bild als schwarzer Stoff zu erkennen, der die Luft von feinen Partikelchen säubern soll. Die dritte Stufe ist ein HEPA-Filter, der auch kleinste Feinstaub-Teilchen aufhält. Somit soll der RoboVac auch besonders gut für Allergiker oder Asthmatiker geeignet sein. Das Leeren des Auffangbehälters ist eigentlich sehr einfach, denn er wird einfach aufgeklappt und kurz geschüttelt. Macht man dies in einem Müllbeutel, kann eigentlich nichts daneben gehen, wenn man vorsichtig ist.
Wie putzt der RoboVac 11?
Meine Wohnung, die zu einem großen Teil aus dem Wohnzimmer besteht, ist nicht gerade Roboterfreundliches Gebiet. Es liegen Kabel herum, ein großer Teppich bedeckt die Mitte des Raumes und der riesige Hasenstall sorgt für eine besondere Herausforderung für den Roboter. Ecken gibt es bei mir unendlich viele – allein mein Flur, hat eine so komisch geometrisch-versetzte Form, dass man sich fragt, ob der Architekt besoffen war. Aber das hält den RoboVac nicht davon ab, munter seine Runden durch meine Wohnung zu fahren und alles aufzufuttern, was ihm so vor die Bürsten fällt.
Der erste Reinigungslauf mit dem Gerät war schön mit anzusehen. Man chillt auf dem Sofa und der Boden wird trotzdem sauber. Wunderbar! Nach der anfänglichen Begeisterung fallen dann jedoch zwei Sachen auf. Nummer eins: Es steckt keine Systematik hinter dem RoboVac. Nummer zwei: Warum liegt denn hier immer noch Stroh?
Die fehlende Systematik bezieht sich auf die Navigation des Roboters. Es gibt viele ähnliche Geräte von anderen Herstellern, die ihr Umfeld als erstes abscannen, bevor sie überhaupt eine Bürste rotieren. So werden zuerst die Ränder des Raumes abgefahren und anschließend die Innenfläche linienförmig bewältigt. Manche dieser Geräte merken sich auch, in welcher Ecke des Zimmers sie noch saugen müssen und meistens gibt es dazu auch noch eine App, die dem Nutzer Einsicht in das Fahrverhalten des Roboters gibt.
Bei dem RoboVac gibt es so etwas nicht – Keine App und auch keine logische Saugabfolge. Er besitzt keinen Sensor zur Erfassung des gesamten Raumes. Er kann sich zwar an einer Wand entlangtasten, die Innenflächen werden allerdings nach dem Chaos-Prinzip abgefahren. Fast wahllos, so scheint es, rollt der Roboter umher und saugt dabei einige Stellen zehnmal, andere wiederum gar nicht. Sie werden schlichtweg übersehen, da das Gerät keine Vorstellung davon hat, wie der Raum aussieht, in dem er sich bewegt. Lässt man den RoboVac täglich für mehrere Stunden fahren, lässt sich dieser Umstand aber auch reduzieren.
Mir ist auch aufgefallen, dass der Roboter keine schwarzen Möbel oder Gegenstände erkennt. Hier fährt er eigentlich immer dagegen. Weiße Objekte sieht er aber ziemlich gut, fast schon zu gut. Wenn das Sonnenlicht durchs Fenster fällt und auf dem Boden ein heller Lichtfleck zu sehen ist, umfährt der Saugroboter diesen brav.
Außerdem schafft der RoboVac es nicht, auf höhere Teppiche (2 cm) zu kommen oder überhaupt darauf zu fahren. Dafür sind dünne Fußmatten und Läufer kein Problem für ihn. Die Fußmatten nimmt er auch gerne mal mit und fährt sie quer durch den Raum, anstatt sie einfach nur abzusaugen. Mit herumliegenden Kabeln gibt es auch Probleme und wenn sich der Roboter erstmal irgendwo festgefahren hat, verabschiedet er sich erstmal mit einem lauten Piepskonzert, damit auch ja jeder mitbekommt, dass er seine Arbeit nicht fortsetzen kann.
Diese Fehlermeldungen, mit denen sich der Roboter lauthals zu Wort meldet, werden immer dann ausgegeben, wenn er nicht mehr weiterkommt. Man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass er wirklich mühselig und mindestens 5 Minuten probiert, irgendwo wieder herauszukommen. Das ist manchmal ganz schön traurig mit anzuschauen. Hat man den Roboter dann befreit und drückt wieder auf den Startknopf zur Weiterfahrt, wird erstmal wieder wütend protestiert.
Das ist ganz schön nervig, denn anfangs dachte ich nur, dass der Arme jetzt solange gegen die Kabel angekämpft hat, bis ihm der Saft ausgegangen ist. Dem ist nicht so. Es wird aus irgendeinem Grund nochmal eine Fehlermeldung ausgegeben. Erst bei nochmaligen Drücken auf den leuchtend blauen Startknopf setzt der Roboter seine Fahrt fort.
Der zweite Punkt, den ich vorhin angesprochen habe, bezieht sich auf den etwas gröberen Schmutz der die Saugfähigkeit des RoboVacs auf die Probe stellt. Ich habe es weiter oben schon erwähnt: In meiner Wohnung leben noch drei süße Häschen und da geht auch etwas mehr Schmutz in Form von Stroh, Heu und Futterresten vorbei.
Das mag der RoboVac gar nicht gerne und so ist es schon öfters vorgekommen, dass er das Heu einmal quer durch den Raum geschoben hat. Durch die rotierenden Bürsten an der Front wird das Ganze dann noch richtig schön in alle Richtungen geschleudert. Gerade, wenn der Auffangbehälter zu zwei Drittel gefüllt ist, habe ich das Gefühl, dass die Saugkraft abnimmt. Dann wird noch mehr geschleudert und kaum noch hinterher nachgesaugt.
Funktionen des Roboters und der Fernbedienung
Die beiliegende Fernbedienung bietet natürlich noch mehr Funktionen als das An- und wieder Ausschalten des RoboVacs. In der Mitte befindet sich ein großer Start- und Stopknopf mit dem das Saugen gestartet werden kann. Drum herum sind vier Pfeiltasten angeordnet, mit denen man den Roboter händisch durch den Raum steuern kann. Das funktioniert super und über diesen Tastendruck wird das Gerät sogar noch ein bisschen schneller, als es eh schon ist.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Extras der Fernbedienung gelegt, die selbst teure Modelle nicht anbieten. Denn es gibt unterschiedliche Programmabläufe, die eingestellt werden können. Die Fleckenreinigung versetzt den Roboter in einen spiralförmigen Tanz, mit der er versucht, eine bestimmte Stelle im Raum sauber zu bekommen. Die Eckenreinigung bewirkt, dass der RoboVac ganz nah und langsam an der Wand entlangfährt. Es gibt auch eine Einzelzimmerreinigung, mit der sich das Gerät nur auf einen Raum konzentrieren kann. Dafür müssen Türen trotzdem geschlossen bleiben, also braucht man diese Funktion eigentlich nicht.
Über die Fernbedienung kann auch eine Reinigungszeit festgelegt werden, zu der der Roboter dann immer seine Runden dreht. Eine Hometaste ist ebenfalls vorhanden, über die man ihn wieder auf seinen Platz schicken kann. Diesen findet der Sauger ganz von alleine, manchmal kann es etwas länger dauern, aber am Ende steht er immer wieder brav in seiner Ladebuchse. Zu beachten ist dabei, dass um die Station herum im Abstand von einem Meter keine Möbel oder sonstiges stehen darf. Sonst ist der RoboVac verwirrt und findet den Weg nicht mehr nach Hause. In der Ladestation verbringt das Gerät übrigens zwei bis drei Stunden, dann ist er wieder voll einsatzbereit
Fazit
Für den Preis von 230 Euro bekommt man mit dem RoboVac 11 einen guten Staubsaugerroboter, der im Großen und Ganzen eine gute Arbeit verrichtet. Natürlich machen meine Hasen viel Dreck, aber das ist eine Ausnahme, die nicht in jedem Haushalt gegeben ist. Das unsystematische Fahren ist natürlich ein Punkt, mit dem sich vielleicht nicht jeder anfreunden kann. Jedoch finde ich die Fernbedienung und ihre Funktionen große Klasse. Gerade auch, dass das Ganze ohne App, WLAN oder Bluetooth funktioniert, hat einen großen Vorteil. Auch das händische Fahren ist toll, denn so spielt man quasi die Augen des Roboters, während er putzt. Man kann ihn dann genau dorthin dirigieren, wo man noch Schmutz entdeckt. Für den Preis macht man bei dem RoboVac 11 absolut nichts falsch.