Wir haben die Gelegenheit gehabt, das neue Porsche Communication Management System (kurz: PCM) im neuen Panamera zu testen. Neben dem 12,3‘‘ großen Hauptdisplay stehen dem Fahrer auch noch zwei weitere Displays neben dem analogen Drehzahlmesser im Cockpit zur Verfügung.
Der Kampf um das Dashboard im Auto hat längst begonnen. Mit Android Auto und Apple Car-Play gibt es bereits starke Kandidaten, die versuchen, den Autoherstellern die Konnektivitätshoheit im Auto streitig zu machen. Dementsprechend hat Porsche mit dem neuen PCM ein System ins Rennen geschickt, das mit eigenen Apps und Konnektivitätsfunktionen punkten soll.
Wir haben das System für je eine Woche im Panamera 4S-Diesel wie auch im Panamera e-Hybrid getestet und verraten euch, was das Porsche-System taugt.
Design Innenraum – Enterprise lässt grüßen
Der 12,3“-Touchscreen dominiert das Cockpit, ohne dabei wie ein Fremdkörper zu wirken. Generell fällt auf, dass Porsche in dem Panamera sehr stark auf Touch setzt. Denn fast alle Bedienelemente in der Mittelkonsole sind Teil einer großen Glasfläche. Bei der Auswahl einer Funktion bekommt ihr dank eines Vibrationsmotors auch ein haptisches Feedback.
Das ganze sieht zwar unglaublich schick aus, hat aber auch leider zwei kleine Nachteile. Zum einem ist die Touchfläche ein wahrer Fingerabdruckmagnet und zum anderen findet ihr die passende Taste ohne hinzusehen zunächst nur schwer. Tatsächlich arrangiert man sich nach einiger Zeit damit.
Für die Generation Tastenhandy hat man bei Porsche in der Mitte auch einen Mini-Drehdrücksteller integriert, mit dem sich das PCM-System auch bedienen lässt. Die Generation Smartphone wird wohl eher selten auf die Idee kommen, bei einem so einem großen Touchscreen einen Knopf als Eingabemöglichkeit zu verwenden.
Man merkt, das Porsche einen Spagat versucht, der sowohl ältere wie auch jüngere Käuferschichten gleichermaßen abholen soll. Zum Beispiel: Während bei den meisten Autoherstellern heute ein Start-Stop-Knopf Standard ist, hat man bei Porsche trotz Key-Less-Go einen fest installierten Schlüssel-Dummy, traditionsgemäß natürlich links vom Lenkrad, verbaut.
Auch den analogen Drehzahlmesser in der Mitte des Cockpits hätte man sich in meinen Augen sparen können und dafür ein großes Display verbauen können. Dadurch hätte man sicherlich einiges mehr an Freiheit bei der Gestaltung und Individualisierung der Anzeige gewinnen können. Auf der anderen Seite ist das von Porsche „Advanced Cockpit“ getaufte System sehr gut durchdacht. Gerade in Kombination mit den beiden Drehknöpfen auf dem Lenkrad kann man die Ansicht schnell und einfach auf die gewünschten Informationen einstellen.
Der Mix aus Tradition und Moderne ist stimmig gelungen. Insgesamt hat der Innenraum auf mich einen guten Eindruck hinterlassen, was man bei einem Wagen in dieser Preisklasse aber auch sicherlich erwarten kann. Für mich persönlich ist es wichtig, das der Innenraum stimmig ist und im neuen Panamera wirkt das System wie aus einem Guss.
PCM – Bedienung im Tablet-Style
Wie bereits eingangs erwähnt, thront das 12,3“ große Display als zentrales Element in der Mittelkonsole. Besonders beeindruckt hat mich die Schärfe und die jederzeit gute Ablesbarkeit des Displays. Autos von Porsche sind ja vor allem als Sportwagen bekannt. Den Anspruch von hoher Geschwindigkeit merkt man auch dem PCM an: Egal, welche Eingabe man tätigt oder ob man in der Karte rein- oder rauszoomt, das System setzt jeden Befehl ohne merkbare Verzögerung sofort um.
Besonders erwähnenswert sind die rechts und links verbauten Infrarotsensoren. Wird das Display länger nicht benutzt, werden die System-Navigationselemente verkleinert und ihr habt noch mehr Blick auf den eigentlichen Screen.
In dem obigen Bild seht ihr die Funktion. Eigentlich hätten die Symbole auch ganz ausgeblendet werden können, denn dann wäre der Effekt sicherlich noch eindrucksvoller. Sobald sich eure Hand dann wieder dem Screen nähert, werden die Navigationselemente wieder eingeblendet. Das funktioniert in der Praxis ohne Fehl und Tadel.
Das PCM-System vermittelt also durch die Bank ein Tabletfeeling. Für mich gewöhnungsbedürftig war am Anfang ein wenig die Struktur der Untermenüs, in welchen sich einige der erweiterten Einstellungsmöglichkeiten befinden. Einstellen lässt sich nahezu alles, aber ich war doch manches mal verwirrt, wie tief man in die Optionen abtauchen musste.
Porsche Connect Plus mit eigenen Apps
Beide von uns getesteten Wagen waren mit dem Connect-Plus-Modul ausgestattet. Bei diesem Modul kann man eine separate SIM-Karte einsetzen, die dann die Verbindung zum Internet herstellt. Die Karte kann natürlich auch zum Telefonieren genutzt werden. Eigentlich fände ich es zeitgemäßer, wenn die LTE-Funktion fest integriert wäre — wie zum Beispiel bei BMW oder Tesla. Abgesehen von diesem kleinen Manko ist die Konnektivität des PCM-Systems zwar gut, aber doch manches mal ein wenig kompliziert.
Die Koppelung über Bluetooth und die Verbindung mit WLAN funktionieren problemlos. Auch sind bereits einige Apps auf dem PCM vorinstalliert, die sich direkt ohne weiteres nutzen lassen.
Ihr könnt nach Tankstellen oder Parkplätzen in eurer Umgebung suchen und euch direkt den Preis oder auch die Verfügbarkeit von Stellplätzen anzeigen lassen. Auch mehr oder weniger Standard in den meisten Connected Cars: Die Anzeige von Nachrichten und vom Wetter. Funktionen wie Bahn- oder Flugauskunft werden im Alltag wahrscheinlich eher selten genutzt, sind aber trotzdem als eigene Apps mit integriert.
Besonders lobenswert war für mich das Zusammenspiel zwischen Handy und PCM. Ich konnte über das PCM-System sowohl auf den Kalender als auch auf meine E-Mail zugreifen. Ein wenig verwundert war ich über die Tatsache, dass ich mir Nachrichten in der App während der Fahrt nur vorlesen lassen konnte weil der Text gesperrt war, aber meine E-Mails auch während der Fahrt komplett angezeigt wurden.
Jetzt könnte man natürlich eine Riesen-Diskussion starten ob das sinnvoll ist oder nicht. Aber in der Realität ist es so, dass man vielleicht doch mal eine E-Mail während der Fahrt lesen möchte. In so einem Fall halte ich das Ablesen von einem großen Display immer noch für unproblematischer als das (verbotene) in die Hand nehmen des Smartphones.
PCM Connect Apps – Datenschutz behindert Komfort
Ich gebe zu: Als ich gesehen hab, dass Porsche eine eigene Twitter-App mit auf dem PCM-System ausliefert, war ich erst hellauf begeistert. Leider stellte sich die Nutzung der Twitter-App als etwas kompliziert heraus. Letztlich war dies auch der Grund, warum wir auch zwei Porsche Panamera getestet haben.
Das Dilemma beginnt damit, das Porsche zwei verschiedene Apps zum Download anbietet und bei einer extrem viel Wert auf den Datenschutz legt.
Porsche PCM Connect App
Die Porsche PCM Connect App verbindet sich über WLAN mit dem Panamera. Die Kommunikation findet direkt zwischen Smartphone und Auto statt. In der App habt ihr die Möglichkeit Ziele an das Navigationssystem zu senden oder zum Beispiel auch Bilder, die ihr nutzen könnt, um euren Homescreen zu personalisieren.
Das Schöne an der App ist, dass diese sich ohne viel Aufhebens in Betrieb nehmen lässt. Ein Anwendungsfall in der Praxis ist zum Beispiel, dass man die Google Online-Suche in der App benutzt, um nach einem Restaurant oder einem beliebigen anderes Ziel zu suchen und das Ergebnis dann direkt an das Auto übergeben kann.
Auch können über die App Musikdienste wie Napster und radio.net konfiguriert werden. Hierbei wäre es aber sehr wünschenswert, wenn künftig auch andere Dienste wie zum Beispiel Spotify oder Amazon Music mit integriert werden.
Porsche Car Connect App
Die Anwendung, die mich aber eigentlich viel mehr interessiert hat, ist die Car Connect-App. Mit dieser App könnt ihr unterwegs den aktuellen Zustand eures Wagens überprüfen. Zum Beispiel lässt sich so bei dem e-hybrid kontrollieren, wie lange der Wagen noch braucht, um voll aufgeladen zu werden.
Man kann mit der Car-Connect-App aber zum Beispiel auch den aktuellen Standort des Wagens abfragen. Außerdem hat man in der App die Möglichkeit, einen Geo-Fence oder einen Speed-Fence einzustellen. Solltet ihr den Wagen verleihen, könnt ihr damit sicherstellen, dass der Wagen nicht heimlich für eine Spritztour nach Paris genutzt wird oder dass euer Freund nicht schneller als die vereinbarten 250 km/h fährt. Sollte er es doch tun, bekommt ihr eine Push-Mitteilung auf euer Handy.
PCM und Datenschutz
Damit euch aber kein Fremder überwachen kann, ist die für die Car Connect-App notwendige Registrierung ein wenig umständlicher. Ihr bekommt beim Kauf eines Porsche eine E-Mail zur Registrierung einer Porsche-ID. Die Verbindung zwischen Porsche-ID und Porsche findet in der Werkstatt statt. Damit wird sichergestellt, dass im ersten Schritt nur der Fahrzeugbesitzer auf diese sensiblen Daten Zugriff hat.
Leider wird die Konfiguration der Twitter-App oder zum Beispiel der Quellen für die Nachrichten-App auf der Webseite der Porsche-ID verwaltet. Der erste Panamera-Test-Porsche hatte also keine verknüpfte Porsche-ID. Damit wir die Car Connect-App testen konnten, mussten wir auf einen neuen Testwagen warten, der eine verknüpfte Porsche-ID hatte. Leider haben wir beim zweiten Testwagen aber nur einen Freischalte-Code für die Handy-App bekommen und konnten damit zwar die Car Connect-App benutzen, aber immer noch nicht auf die Internetseite zugreifen.
Deshalb konnten wir leider auch nicht die Twitter-App auf dem Testwagen einrichten. Aber bekanntlich sind aller guten Dinge drei und beim nächsten Porsche-Test wissen wir, was wir machen müssen, damit wir zum Beispiel bei der Probefahrt auf der Nordschleife einen Tweet absetzen können.
Die Lösung mit der Porsche-ID, die in der Werkstatt ins Auto geladen werden muss, finde ich persönlich ein wenig sehr umständlich. Natürlich verstehe ich den Datenschutz-Aspekt, der dahinter steht und ich finde es sehr gut, dass man bei Porsche versucht hat, einen möglichst sicheren Weg zu finden, aber den aktuellen Weg finde ich ein wenig zu kompliziert.
Porsche PCM im Alltagstest
Ein Gutes hatte die etwas umständliche Porsche-ID-Lösung aber doch, denn dadurch konnten wir den Panamera für insgesamt 2 Wochen testen und uns ein deutlich besseres Bild von dem Alltagsnutzen des Systems machen.
Tatsächlich war ich anfangs ein wenig skeptisch was die Bedienung eines Touchscreen während der Autofahrt angeht. Man ist gewohnt, viele Funktionen über Tasten oder den bereits erwähnten zentralen Drehdrücksteller zu bedienen. Man gewöhnt sich aber sehr schnell an die Touch-Funktion und den Mini-Drehknopf in der Mitte habe ich tatsächlich fast nie benutzt.
Die im PCM vorinstallierten Apps haben mir bis auf die oben beschriebenen Einschränkungen bei Nachrichten und Twitter gut gefallen. Wie in meinem Testvideo aber erwähnt, wünsche ich mir natürlich mehr Apps. Spotify und Facebook Messenger und ich wäre rundum zufrieden.
Das PCM-System unterstützt auch Apple Car-Play und durch den großen Monitor können sogar noch parallel PCM-native Apps im Splitscreen mitlaufen. Android Auto wird „leider“ nicht unterstützt, was mich aber auch nicht weiter stört. Denn weder die „Lösung“ von Apple noch die von Android kann zur Zeit mit einem gut entwickelten Hersteller-System wie zum Beispiel dem im Porsche mithalten.
Ich würde mir wünsche, dass Porsche aktiv am PCM weiterentwickelt und wir in Zukunft noch weitere Updates sehen werden. Die Grundlage für ein zukunftssicheres System ist Porsche mit dem PCM gelungen — jetzt müssen die Entwickler bei Porsche auf das virtuelle Gaspedal drücken, um auch im Rennen um das beste vernetze Auto aufs Podium zu kommen.
Fotos: Jonas Speck
So stelle ich mir so ein System vor. Sieht um Welten besser aus wie z.B. die S-Klasse.
Was ich auch schick finde: Den weiterhin analogen Tacho.
Die Bedienung über den Drehsteller finde ich ebenfalls gut. Während der Fahrt hab ich nämlich keine Lust mich jedesmal vorzubeugen um ans Display zu kommen (und ich liege jetzt wahrlich nicht im Auto)…
Die nahtlose Integration des großen Displays hat mir auch sehr gut gefallen.
Der Analoge Tacho hätte wegen mir wegfallen können und dafür ein weiteres Display. Da hätte man dann auch noch mehr Möglichkeiten zur Gestaltung von verschiedenen Ansichten:)
Den Drehsteller hab ich gar nicht mehr benutzt, aber an sich finde ich es gut für den Übergang wenn man beides hat.
Ich hab noch keinen hübschen digitalen Tacho gesehen. Entweder sind sie überladen und den Zeigern fehlt die Tiefe oder man könnte es doch gleich sparen (und dem Kunden spätere Kosten) zudem fehlen mir die Individualisierungen.
Wie machst du das dann? Mich nervt das bei jedem Auto (inkl meinem VW) dass ich meine Sitzposition verlassen muss um and Display zu kommen…so weit vor kann ich gar net rutschen ^^
Ich denke wir werden in Zukunft nur noch digitale Tachos sehen die Möglichkeiten gerade zur Individualisierung werden da den Ausschlag geben. Einen guten Anfang macht da Jaguar. Da habe ich tatsächlich abhängig von meiner Stimmung unterschiedliche Tachos benutzt 😀
Bezüglich der Sitzposition ich sitze eigentlich normal (wobei die meisten Leute ja tatsächlich zu Weit vom Lenkrad wegsitzen). Vielleicht hilft es auch einfach, dass ich lange Arme habe 😀
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Ich befürchte es auch, wobei ich das Konzept bei Audi cool finde. Zwei Analoge Instrumente der Rest Bildschirm.
Das von Jaguar gefällt mir einfach nicht, kaum Mehrwert in der normalen Ansicht aber wehe das Dingen geht hops…
Ich finde da könnte noch viel mehr experimentiert werden. Bei Jaguar hat mir das Minimal Design (oben rechts) besonders gut gefallen, absolute Reduktion auf das wesentliche 😀