Asteroiden sind so etwas wie die Goldminen des Weltraums: Viele von ihnen enthalten wertvolle Rohstoffe. Das New Space Start-up „Planetary Resources“ will diese im All abbauen und damit die Raumfahrt komplett verändern.
Für Chris Lewicki begann alles am 25. Mai 2008. Als die NASA-Raumsonde „Phoenix“ in der Nähe der nördlichen Polarregion auf dem Mars landete. Lewicki hatte die Mission beaufsichtigt, nach den Mars-Rovern „Spirit“ und „Opportunity“ nun also seine dritte erfolgreiche Weltraummission. Doch anstatt Vorfreude auf das nächste Projekt stellte sich beim NASA-Raumfahrtingenieur Langeweile ein. Für Chris Lewicki war es an der Zeit, seine ganz eigene Mission zu starten: Bergbau im Weltall.
Auf die Idee brachte ihn sein Freund Peter Diamandis. Der Wissenschaftler, Autor und mehrfacher Unternehmer suchte einen Geschäftsführer für sein neuestes Start-up, Planetary Resources. Die New-Space-Firma mit Sitz im US-Bundesstaat Washington hat sich als erstes Unternehmen der Welt zum Ziel gesetzt, Rohstoffe von Asteroiden im Weltall abzubauen.
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Purer, einfacher, billiger
Über 700.000 Asteroiden kreisen schätzungsweise in unserem Sonnensystem. Einige davon sind winzig, andere wiederum haben einen Durchmesser von bis zu 100 Kilometern. Die meisten sind lediglich Dreckklumpen. Doch es gibt auch
Asteroiden, die so etwas wie den Ur-Kern eines Planeten enthalten: Sie sind voller Metalle. Meist Nickel, Eisen und Platin. Eine wahre Goldgrube, die die Welt für immer verändern könnte, wie Chris Lewicki es sieht. Genau wie die Industrielle Revolution unser Leben auf der Erde umgekrempelt hat, könnte demnach der Abbau von Rohstoffen aus Asteroiden die Raumfahrt revolutionieren.
Nach Ansicht des Unternehmens könnten die Rohstoffe in den Asteroiden sogar purer im Vorkommen und einfacher und damit auch billiger im Abbau sein als auf der Erde. Allerdings will Planetary Resources die Rohstoffe nicht zur Erde zu bringen, sondern sie direkt im All nutzen. Genau damit könnte das Start-up die Raumfahrt komplett verändern.
Tankstellen im Weltall
Zum einen könnten die mineralhaltigen Asteroiden Rohstoffe zum Bau von Geräten im Weltall liefern. Damit würden sich Raumfahrtstationen und Unternehmen den komplizierten Transport von Bauteilen von der Erde ins All sparen. Denn das schwierigste an jeder Weltraummission ist es, die mächtige Schwerkraft der Erde zu durchbrechen. Je mehr Gewicht sich an Bord eines Raumschiffs befindet, umso schwieriger ist dies.
Wenn man wiederum die zum Bau benötigten Materialien direkt im Weltall vorfinden kann, spart man sich nicht nur Ballast. Auch der Bau wäre einfacher, da man im All bei der Konstruktion nicht den Gesetzen der Schwerkraft folgen muss und so beispielsweise problemlos (zumindest nach der Theorie von Planetary Resources) sehr hohe Strukturen bauen könnte.
Chris Lewicki hat darüber hinaus noch eine andere Idee. So enthalten Asteroiden beispielsweise neben Metallen noch einen weiteren Rohstoff: Wasser. Daraus könnte man im All, so Lewicki, flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff gewinnen – und damit Treibstoff für Raumschiffe herstellen.
Sollte Planetary Resources dies tatsächlich gelingen, wäre dies eine der größten Veränderungen der Raumfahrt. Denn aktuell müssen Raumschiffe all den Kraftstoff, den sie für eine Mission brauchen, von der Erde mittransportieren. Das ist ein riesiger Gewichtsfaktor für jedes Shuttle. Könnten sie aber dagegen im Weltall „auftanken“, wären Raumschiffe viel leichter. Was wiederum bedeutet, dass sie dann viel weiter fliegen könnten – sogar bis zum Ende unseres Sonnensystems.
Der große Knall
Planetary Resources hat bereits eine Liste von vielversprechenden Asteroiden zusammengestellt, von denen das Start-up glaubt, dass sie die erhofften Rohstoffe erhalten. Ganz oben auf der Liste steht “Bennu”, ein Asteroid mit einem Durchmesser von beinah 500 Metern, der poröse Kohle enthält. Dies könnte die erste Förderstation für Planetary Resources werden.
Um herauszufinden, welche Asteroiden sich zum Rohstoffabbau eignen, nutzt Planetary Resources verschiedene Technologien. Unter anderem haben sie Sensoren entwickelt, die anhand des Lichtspektrums der Asteroiden eine Spektralanalyse der darin enthaltenen Elemente durchführen können. Das gibt dem Unternehmen allerdings nur eine erste Idee. Um wirklich sicher zu sein, muss Planetary Resources selbst Test-Raumschiffe ins All schicken.
Bisher war das Start-up damit allerdings noch nicht sehr erfolgreich. Der erste Launch eines eigenen Raumschiffs im Jahr 2014 explodierte mit einem großen Knall über den Atlantik. Seit dem hat Chris Lewicki einen neuen Ansatz verfolgt. Den nächsten Test will er mit mehreren Satelliten, die jeweils mit mehreren Computern ausgestattet sind, ausführen. 2020 soll es soweit sein.
Politik steigt in Weltraum-Bergbau ein
Die größte Herausforderung sieht das Start-up aber nicht in der Technologie, sondern in der Politik. Auch wenn der ehemalige US-Präsident Barack Obama 2015 den Space Act zum Gesetz machte und damit der kommerziellen Raumfahrt den Abbau von Ressourcen im Weltall erlaubte, sehen die meisten Länder der Welt diesen Ansatz sehr skeptisch. Nur Luxemburg hat bisher ein ähnliches Gesetz verabschiedet.
Und nicht nur das! Das Land ist mit einer Investitionssumme von 25 Millionen Euro als Aktionär bei Planetary Resources eingestiegen. Luxemburg ist nicht der einzige Player, der auf Weltraum-Bergbau setzt. Auch Google-Mitgründer Larry Page hat Geld in das Start-up investiert.
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