Die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison 2017/18 läuft auf Hochtouren. Viele deutsche Klubs nehmen dafür Auslandsreisen, vor allem nach Fernost auf sich. Ob Aufwand und Nutzen im gesunden Verhältnis stehen, diskutieren die Verantwortlichen durchaus kontrovers.
Dass der asiatische Markt enormes Potenzial für europäische Fußball-Klubs bietet, darüber müssen wir nicht mehr diskutieren. Die Beispiele sind zahlreich, die Zahlen sprechen für sich. Die DFL spricht etwa von 400 bis 500 Millionen chinesischen Fußball-Fans sowie 100 Millionen Aufrufen von Bundesliga-Inhalten in China 2016.
Dennoch erwecken die jüngsten Statements den Eindruck, dass die Bewertung der Reisen durchaus unterschiedlich ausfällt. Uli Hoeneß hinterfragt die Zusatzbelastung für die Spieler. Ralph Hasenhüttl bestätigt dies und bleibt mit seinem Team in Österreich. Laut Karl-Heinz Rummenigge hat der der FC Bayern wiederum „alle Ziele erreicht“. Die Einstellung von RB Leipzig wiederum findet er „unsolidarisch“. Für BVB-Spieler Marcel Schmelzer „stellt sich die Frage der Zumutbarkeit nicht“ bei der Bundesliga World Tour nicht. Und so geht es munter weiter.
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Wir gehen ein paar Schritte zurück. Topklubs wie der FC Bayern, Borussia Dortmund oder Schalke 04 wollen neue Fans generieren. Zudem sollen die Reisen auch der Bundesliga helfen, mehr Einnahmen im Wachstumsmarkt Asien zu generieren. Im Rahmen der Bundesliga World Tour 2017 war auch Eintracht Frankfurt unterwegs. Die Eintracht reiste vom 6. bis 18. Juli in die Vereinigten Staaten.
- Bayern München – China und Singapur (16.-28. Juli)
- Borussia Dortmund – Japan und China (13.-19. Juli)
- Schalke 04 – China (16.-22. Juli)
- Eintracht Frankfurt – USA (6.-18. Juli)
Die Idee der Bundesliga World Tour
Die Fanbasis der Bundesliga-Klubs erstreckt sich 2017 über die Grenzen Deutschlands hinaus. Dank der Bundesliga World Tour können Fans ihre Lieblingsteams und -spieler im eigenen Land sehen. Der erste Ausflug des FC Bayern nach China fand 2012 statt. Seitdem die Zahl der dortigen Bayern-Fans auf 135 Millionen angewachsen. Das sind mehr Fans als in jedem anderen Land.
Auch Borussia Dortmund ist schon wiederholt ins Ausland gereist. Der BVB besuchte in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge Asien. US- oder Asienreisen der Teams haben geholfen, das weltweite Interesse an der Bundesliga zu fördern.
Die Klubs nutzen jährlich die Gelegenheit, ihre Fans auf der ganzen Welt zu besuchen. Schließlich können nicht alle Fans jedes Wochenende im Stadion dabei sein. Beliebt sind auf die Reisen Testspiele gegen internationale Top-Klubs. Der FC Bayern München traf in Shanghai auf Arsenal London, in Shenzhen auf den AC Mailand und in Singapur auf Chelsea London sowie Inter Mailand.
Vor Ort gibt es weitere Aktivitäten, um sich den ausländischen Fans nahbar zu präsentieren. Öffentliche Trainingseinheiten, Treffen mit den Stars oder Autogrammstunden mit den einheimischen Top-Stars wie Christian Pulisic oder Shinji Kagawa sind zusätzliche Highlights.
Trainingslager für Internationalisierung nicht hoch relevant?
Doch wie relevant sind überhaupt die Reisen im Gesamtkonstrukt „Internationalisierung“? Eine Studie der ADVANT GROUP unterscheidet zwischen fünf Kategorien, die unterschiedlich stark den Grad der Internationalisierung beeinflussen:
- Partnerschaften (25%): Prozentualer Anteil ausländischer Partner am Sponsorenpool (herangezogen wurden alle Sponsoren der 1. bis 3. Ebene)
- Vereinshomepage (25%): Anzahl offiziell verfügbarer Sprachen der Vereinswebseite
- Kader (25%): Anteil ausländischer A-Nationalspieler am Spielerkader
- Facebook-Fans (20%): absolute Anzahl ausländischer Facebook-Fans
- Trainingslager (5%): unternommene Reisen ins Ausland in der Spielzeit 2016/17 (berücksichtigt wurden Trainingslager oder Freundschaftsspiele im Ausland)
Es fällt auf: Auf den ersten Blick scheinen Auslandsreisen einen sehr geringen Anteil auszumachen.
In der Übersicht zur Kategorie mit der geringsten Gewichtung wird deutlich, dass 2016 30 der 98 berücksichtigten Vereine Trainingslager in Übersee realisierten – darunter sieben deutsche Vereine. Die Bundesliga bietet seinen Vereinen dabei mit der obligatorischen Winterpause den vergleichsweise längsten Zeitraum für mögliche Aktivitäten.
Was die digitalen Medien angeht, hat sich die Bundesliga in China laut der Studie „The Red Card 2017“ an die Spitze gekämpft. Als Grund für die Spitzenposition der Bundesliga nennt der Bericht die „umfassende Content-Strategie“, mit der alle 18 Klubs online in China präsentiert werden. Zudem sei es gelungen, „mit viralen Kampagnen Millionen von Fans zu erreichen“.
Egal wie hoch man die Trainingslager in der Gesamt-Orchestrierung im Vergleich gewichtet, ganz ohne wird es nicht funktionieren. Die wichtigen Partnerschaften können vermutlich nicht besser gepflegt werden als mit persönlichen Besuchen. Die asiatischen Fans gelten zudem sehr Star-fokussiert. Speziell bei einheimischen Spielern sind Auftritte vor Ort ein Mehrwert für die Fans.