Das Silicon Valley ist der Inbegriff für Erfindergeist und Innovationen. Doch um eine Floskel zu bemühen: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Das haben wir bei unserem Besuch in Kalifornien selbst erlebt. Ein Bericht über die dunkle Seite des Silicon Valley.
In Cupertino hat Apple seinen Sitz, in Menlo Park steht der Facebook-Campus und in Mountain View residiert Google: Das Silicon Valley ist die Geburtstätte und Heimat der wertvollsten Unternehmen der Weltwirtschaft.
Dazu kommen Wissens-Spots wie die Stanford University, Start-up-Inkubatoren und Geldgeber wie „500 Startups“ und eine positive Einstellung gegenüber dem Scheitern.
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Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Unternehmenskultur im Silicon Valley sind also gegeben. Die drei wichtigsten Faktoren – Wissen, Nachwuchs, Geld – sind im kalifornischen Gebiet zwischen San Francisco und San Jose vorhanden.
Verlockungen und verdrehte Köpfe
Wenn jedoch zu viele Ideen auf zu viel Geld treffen, kann unter Umständen auch ein gefährliches Gebräu entstehen, dass zweifelhafte Einstellungen und Methoden hervorruft. Davon konnten wir uns bei unserem Besuch im Silicon Valley (leider) selbst überzeugen.
Die dunkle Seite des Ruhms wird vor allem in Gesprächen über die Zukunft deutlich. Andrey Kunov beispielsweise ist der CEO des Silicon Valley Innovation Center. In seinem Vortrag referierte der Manager über die disruptive Energie des Valley.
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Dabei brachte er als Argument für die Arbeitsweise der Unternehmen im Silicon Valley unter anderem hervor, dass die Hälfte der S&P 500 (ein Index, der die 500 größten US-Unternehmen zusammenfasst) in den letzten 20 Jahren gegründet worden sind.
Zudem untermalte Kunov seine Beweisführung (Das Silicon Valley und seine Unternehmen werden die gesamte Weltwirtschaft verändern) damit, dass es seit 2014 im Durchschnitt nur noch zwei Jahre dauert bis aus einem gewöhnlichen Start-up ein millionenschweres Unicorn geworden ist.
Ratlosigkeit und Schauspieler
Wie verblendet manche Geschäftsführer und Investoren im Silicon Valley sind – also die dunkle Seite –, zeigte unter anderem Kunov in seinen Reaktionen auf kritische Nachfragen. Auf Fragen wie „Woher wissen Sie, dass die Bewertungen der Start-ups im Vergleich zu klassischen Konzernen gerechtfertigt sind?“ gab es ausführliche Antworten, die nur leider nichts mit der Fragestellung zu tun hatten.
Anstelle dessen gab es ausweichende Erklärversuche wie „Fünf Prozent aller Gründungen im Silicon Valley erreichen die Profitabilität“ oder Gegenfragen wie „Kann man die Zukunft überbewerten?“
Als Zuschauer und Zuhörer der Gespräche wurde man den Eindruck nicht los, dass manche Unternehmer im Silicon Valley den Bezug zur Realität verloren haben. Nachfragen werden mit schönen Zahlen und rosigen Zukunftsprognosen mit schauspielerischer Leichtigkeit überspielt.
Ausreden und die Chance auf Reichtum
Dass enorme Massen an Geld (, die man klüger investieren könnte,) im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt werden, wird mit einer schamlosen Gleichgültigkeit hingenommen.
Harte Fakten hingegen – wie die Tatsache, dass seit mehr als drei Jahren die Investitionen im Silicon Valley kontinuierlich zurückgehen – werden der Präsidentschaft von Donald Trump zugeschoben, obwohl er erst seit November 2016 im Amt ist.
Bei diesen Aussagen verwundert es kaum noch, dass das eine oder andere Start-up im persönlichen Gespräch keinen Hehl daraus macht, dass es seine Technologie auch für militärische Zwecke zur Verfügung stellen würde, wenn der Kaufpreis stimmt.
Die dunkle Seite des Silicon Valley, sie darf bei all den Lobpreisungen nie vergessen werden. Als mahnendes Beispiel bleiben uns immer Elizabeth Holmes und Theranos.