Als Land, das die meisten der wertvollsten Start-ups der der Welt vorzuweisen hat, übt die USA auf viele Online- und Technik-affine Menschen eine hohe Anziehungskraft aus. Für viele Gründer und Freelancer im Medienbereich gilt das berühmte Silicon Valley mit seinem Start-up-Flair nach wie vor als Eldorado der IT- und High-Tech-Industrie.
Zu den aktuell wertvollsten US-amerikanischen Start-ups gehören Uber (51 Milliarden US-Dollar), Airbnb (25,5 Milliarden US-Dollar, Palantir (20 Milliarden US-Dollar), Snapchat (16 Milliarden US-Dollar), SpaceX (12 Milliarden US-Dollar) und Pinterest (11 Milliarden US-Dollar).
Doch seitdem Donald Trump als US-Präsident die USA regiert, können sich zumindest laut einer Erhebung des Branchenverbands Bitkom immer weniger deutsche Start-up-Unternehmer vorstellen, für eine erneute Gründung in das Land der inzwischen begrenzten Möglichkeiten zu gehen (siehe Grafik).
Verschärfte Bedingungen für ausländische Gründer
Während 2016 noch gut jeder Dritte gerne wieder in den USA gründen würde, sind es dieses Jahr nur noch 15 Prozent. Dafür hat der Gründerstandort Deutschland mit 68 Prozent erheblich an Attraktivität gewonnen. Wer dennoch als Expat, Freelancer, digitaler Nomade oder Gründer in den USA arbeiten möchte, muss sich zudem auf verschärfte Bedingungen einstellen.
Der Grund: Trump möchte mit seinem Dekret „Buy American, Hire American“ vorzugsweise US-amerikanische Bürger einstellen – selbst in Jobs, wo es traditionell an Fachkräften fehlt und die bislang vor allem von ausländischen Spezialisten besetzt wurden. Dies gilt hauptsächlich für die High-Tech- und IT-Branche.
Aber auch im Management und Consulting werden überdurchschnittlich viele ausländische Fachkräfte eingestellt. Um dies in Zukunft zu verhindern, will der Kongress die Visavorschriften verschärfen und es Ausländern aller Nationen erschweren, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.
Betroffen ist zum Beispiel das H-1B-Visum, welches für die IT-Branche bislang das wichtigste war. 2016 waren 336.500 Halter dieser Arbeitserlaubnis im Segment Computersysteme und zugehörige Dienstleistungen tätig.
„Selbst für deutsche IT-Spezialisten oder SEO-Experten dürfte es künftig schwierig werden, dieses Visum zu bekommen, denn der Kongress plant, die je nach Bundesstaat variierenden Gehaltsgrenzen und die geforderten Qualifikationen für diesen Titel signifikant zu erhöhen“, weiß Omer Dotou von der BDAE Gruppe. Das Unternehmen berät und versichert Personen, die im Ausland leben und arbeiten.
Auch bei den E-1 und E-2-Visa für Unternehmensgründungen soll die Investitionssumme erheblich steigen, was es für ausländische Start-Upper künftig deutlich erschweren wird, in den USA Fuß zu fassen. „Schon jetzt spüren wir, dass der Wind wesentlich schärfer weht. Während deutsche Spezialisten bislang problemlos das gewünschte Visum erhielten, bekommen wir seit kurzem vermehrt Absagen“, berichtet Auslands-Experte Dotou weiter.
Änderungen des Gesundheitswesens betrifft auch Ausländer
Auch in punkto Gesundheitsabsicherung wird sich aufgrund der geplanten Abschaffung von „Obamacare“, also der staatlichen Krankenversicherungspflicht, einiges ändern. Noch gilt: Um in den USA für eine befristete Zeit arbeiten zu können, müssen Ausländer einen Krankenversicherungsschutz vorweisen. Seit der Einführung von „Obamacare“ müssen auch europäische Bürger, die in irgendeiner Form steuerpflichtig in den USA sind beziehungsweise es werden, in den USA krankenversichert sein.
Wer einen dauerhaften Aufenthaltstitel hat, muss bei einer gesetzlichen Krankenversicherung in den USA versichert sein. Wer nur vorübergehend in den USA lebt und arbeitet, darf derzeit auch eine private Auslandskrankenversicherung abschließen, sofern sie den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
„Die Nachweispflicht für diese Krankenversicherung könnte unter Trump entfallen, allerdings wissen wir auch nicht, ob überhaupt in Zukunft deutsche oder andere ausländische Krankenversicherungsprodukte in den USA akzeptiert bleiben werden“, sagt Dotou.
Bei schwerer Krankheit droht Ruin
Ohne einen Gesundheitsschutz in die USA zu gehen, ist allerdings absolut fahrlässig, denn wer nicht krankenversichert ist, wird nur im äußersten Notfall überhaupt in einem Krankenhaus behandelt und bekommt die Kosten anschließend privat in Rechnung gestellt. Hinzu kommt, dass es in den USA keine Regulierung von medizinischen Dienstleistungen und Medikamentenkosten gibt, weshalb das Land zu einem der teuersten überhaupt gehört, wenn es um Ausgaben für die Gesundheit geht.
Zu hoffen bleibt, dass sich jene Branchen, die am meisten auf ausländische Experten angewiesen sind – und das sind vor allem die Unternehmen im Silicon Valley – weiterhin gegen die restriktive Einreisepolitik der USA wehren. Einen ersten Schritt unternahmen die US-Technologiekonzerne bereits im Juli 2016 mit einem offenen Brief an Trump. Genützt hat es bislang jedoch kaum etwas.