Was bedeutet Mobilität? In unserer Serie „10 Fragen an…“ sprechen wir genau darüber mit verschiedenen Experten der Branche. Diesmal im Gespräch: Maxim Nohroudi und Tom Kirschbaum, Gründer und Geschäftsführer des Mobility-Startups Door2Door.
Door2Door ist nach eigener Aussage davon überzeugt, „dass auf private Fahrzeuge verzichtet wird, sobald der öffentliche Verkehr gemeinsam mit anderen Mobilitätslösungen den Ansprüchen der Bürger gerecht wird“. Das Berliner Unternehmen arbeitet vor Ort mit öffentlichen Verkehrsträgern zusammen, um sein Ziel zu erreichen: eine Mobilitätslösung anzubieten, die „stets die Nachfrage in der Region deckt“. Wir haben mit Maxim Nohroudi und Tom Kirschbaum gesprochen, die Door2Door leiten.
1. Was bedeutet Mobilität für euch?
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Ob auf dem Land, oder in der Stadt, ob Menschen oder Güter, Mobilität ist Grundvoraussetzung für Fortschritt und Wachstum. Freie Mobilität war immer schon ein besonderer Traum der Menschheit. Moderne Technologien erlauben uns, diesen Traum noch einmal ganz neu zu denken.
2. Wie kommt ihr täglich zur Arbeit?
Tatsächlich sind wir beide zu Fuß unterwegs, da wir jeweils in Gehweite zum Büro wohnen. Das ist wirklich ein Privileg, ohne jeden Berufsverkehr unterwegs sein zu können. Wir nutzen aber auch viele andere Verkehrsmittel, vom öffentlichen Nahverkehr bis zum Oldtimer.
3. Was ist euer liebstes Transportmittel?
Wir beide sind natürlich große Fans des „Allygator Shuttles“, das momentan als On-Demand-Rideshare in der Hauptstadt jedes Wochenende auf den Straßen unterwegs ist. Die Sharing-Komponente hat einen besonderen Anreiz, da man nie weiß, mit wem man sich dieses Mal die Fahrt teilt.
Tom: Für mich muss an dieser Stelle natürlich auch die Wuppertaler Schwebebahn genannt werden, da ich dort aufgewachsen bin. Eine wirklich spannende Ingenieursleistung, die bereits 1898 ihre ersten Testfahrten machte.
Maxim: Ich finde die Pariser Metro klasse! Pro Tag treten rund 4 Millionen Passagiere ihre Fahrt an – das ist wirklich beeindruckend.
4. Was macht ihr, wenn ihr im Stau steht?
Natürlich darüber nachdenken, wie sich Stau vermeiden lässt! Und, um sich nicht zu ärgern, hört man einen guten Song aus den Achtzigern!
5. Wenn ihr in eure Kristallkugel schaut: Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
Wir sind uns sicher, dass die Zukunft der Mobilität ganz klar von selbstfahrenden Autos bestimmt wird. Darin besteht kein Zweifel. Der Verkehr wird anhand von künstlicher Intelligenz stetig optimiert, und die Menschen werden keine eigenen Autos mehr besitzen – außer vielleicht als Hobby. Aber die Fortbewegung wird insgesamt viel einfacher werden, zugänglich für jeden – und für die meisten Menschen überhaupt kein Kopfzerbrechen mehr darstellen.
6. Auf welches eurer Projekte seid ihr besonders stolz?
Wir und das ganze Door2Door-Team sind besonders gespannt auf den Launch des „Freyung Shuttles“, das ab Herbst dieses Jahres eine Kleinstadt in Niederbayern mobil machen wird.
Gemeinsam mit der Stadt Freyung und dem ersten Bürgermeister Olaf Heinrich starten wir eine Weltpremiere im Bereich ländlicher Mobilität: Wir schaffen einen Nahverkehr, der für alle jederzeit zugänglich und kostengünstig ist und erhöhen damit die Mobilität der Bürger ganz erheblich – unabhängig vom eigenen Auto. Busse, die nur dreimal am Tag halten und sonntags gar nicht verkehren, sind dann Geschichte.
7. Wer wird in Zukunft in Sachen moderner Mobilität die Nase vorne haben? Die USA oder Europa?
Die Wunschantwort wäre hier natürlich Europa. Doch leider hängen wir unseren amerikanischen Freunden immer noch hinterher. In Europa und leider besonders in Deutschland treffen wir noch auf hohe regulatorische Hürden und Misstrauen von Sektoren, die neue Technologien auch zu ihrem Vorteil nutzen können. Wir bleiben aber optimistisch und werden unseren Beitrag leisten, Innovation „made in Germany“ auf den Straßen der Welt zu sehen.
8. Welche langfristigen Ziele verfolgt ihr mit eurer Door2Door-Plattform?
Unser langfristiges Ziel ist es, einen öffentlichen Verkehr zu schaffen, der so flexibel und bequem wie das eigene Auto ist. Menschen müssen also nicht mehr abhängig vom eigenen PKW sein, sondern können neue, digitale Mobilitätslösungen nutzten, die zu ihren individuellen Bedürfnissen. Es geht also um eine Art von individualisiertem Kollektivverkehr. Unsere Plattform ist der erste Schritt in diese Richtung, denn sie hilft den öffentlichen Verkehrsträgern, Kommunen und Städten sich zu digitalisieren, neue, digitale Lösungen wie Rideshare einfach zu implementieren und sich auf die Anforderungen als Mobilitätsdienstleister bereits heute einzustellen. Wir sehen uns als „Enabler“ unserer Partner und befähigen sie, die Plattform selbst, also eigenständig und unabhängig, zu betreiben.
9. Könnten Unternehmen wie Moia für euch zur ernsten Konkurrenz werden?
Ganz im Gegenteil! Wir freuen uns zu sehen, dass Automobilkonzerne wie Volkswagen und Daimler unserem Weg folgen und erkennen, dass sich der Mobilitätsmarkt verändert und personalisierte Angebote, wie On-Demand-Rideshare, die Zukunft bedeuten.
10. Wie könnte eine Zusammenarbeit mit etablierten Auto/Hardware-Herstellern für euer Unternehmen aussehen?
Wir können bereits heute auf mehrere erfolgreiche Kooperationen mit Auto/Hardware-Herstellern zurückblicken. Beispielsweise haben wir im Rahmen der Berlinale 2017 einen nachfragebasierten Ridesharing-Service gemeinsam mit Audi angeboten. Unter dem Motto „Fühl dich wie ein Filmstar! Der Shuttle für jedermann“ waren im Zeitraum des Filmfestivals 20 Audi Q2 als Shuttlebusse innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings unterwegs. Audi stellte die Fahrzeuge zur Verfügung, wir die Plattform. Zum Rennen der Formel E, dem „Berlin E-Prix“, im vergangenen Monat, haben wir einen ähnlichen Service mit Audi angeboten, diesmal mit teils elektrischen Autos. Es gibt viele Optionen, wie Automobilindustrie und Startups erfolgreich zusammenarbeiten können.
Vielen Dank für das Gespräch!