Wenn man von Tesla redet, wird meist über die Zukunft der Elektrofahrzeuge philosophiert und diskutiert. Dabei haben die Kalifornier viel mehr zu bieten. Sie haben unter anderem die Digitalisierung des Automobils konsequent angestoßen und werden damit in naher Zukunft wohl eine echte Disruption auslösen. Eine, die bestehende Player vom Markt verschwinden lässt. Richtig so, finde ich! Ein Kommentar.
Wenn man auf der Straße x-beliebe Leute fragt, was sie mit dem Namen Tesla verbinden, kommt wahrscheinlich: „Das sind doch die, die so Elektroautos bauen.“ Bei Autokennern fällt die Aussage wohl etwas präziser aus, zudem sind höchstwahrscheinlich noch Adjektive wie „schick“, „geil“, „cool“ oder „sackteuer“ dabei.
Ja, das alles stimmt. Tesla produziert Autos, die nicht nur Autonarren zum Lechzen bringen. Das US-Company schaffte, was die klassischen Autobauer komplett verpennt haben: Elektroautos eine schicke Hülle zu geben.
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Geben wir es endlich zu: Elektroautos sind unsexy – bis auf das Model S!
Denken wir mal an die Vergangenheit: Seit meiner Kindheit (die über 30 Jahre her ist), wird prophezeit, dass den elektrisch betriebenen Autos die Zukunft gehöre. Was ist in dieser recht langen Zeit passiert? Nicht viel. Zumindest aus der Sicht eines Laien.
Ich erinnere mich an das Elektrofahrzeug meines Mathematiklehrers. Er fuhr ein in Plastik gegossenes Etwas, das wie eine Mischung aus Fahrrad und Kunst (kann das weg?) aussah. Bei einem Abischerz landete das federleichte Ding sogar im Müllcontainer. Da gehörte es aus unserer Sicht auch hin.
Jahrzehnte später folgten der Toyota Prius und der Mitsubishi i-Miev (hat hier eigentlich keiner auf die Aussprache geachtet?): Mobile Vehikel, die aufgrund ihres seltsamen Designs allenfalls Exzentriker und Öko-Fanatiker zum Kauf inspirierten. Echte Begierde lösen diese Karren nicht aus. Kein Wunder bei diesem gewöhnungsbedürftigen Design.
Tesla: Das Apple der Autoschmieden
Und dann kam Tesla. Schnittig, rasant, flott. Diese Attribute beschreiben das Debüt, den Tesla Roadster, wie auch das aktuelle Model S, absolut passend. Das Start-up von Seriengründer Elon Musk brachte endlich mal elektrisch betriebene Fahrzeuge, welche die Münder öffneten. Nicht zum Wegschauen, wie bei den optischen Ausrutschern der Vergangenheit, sondern zum Staunen. Zudem glänz(t)en die Tesla-Autos mit – dem Stand der Technik entsprechend – überzeugenden Reichweite.
„Design follows function“, hieß es früher, nun ist das Credo: „Function follows design“. Tesla pumpte seine Karren mit einer ordentlichen Ladung Sexiness auf. Wie Apple bei seinen Produkten. Und plötzlich redet die ganze Welt wieder von Elektrofahrzeugen – nur dieses Mal deutlich euphorischer.
Ein automobiler Teenager mischt alle auf
OK, zugegeben, es gibt auch einige kritische Stimmen. Die Boliden aus Kalifornien sind ziemlich teuer, oder hin und wieder geht ein Fahrzeug in Flammen auf. Noch. Denn lasst mal die Kirche im Dorf, ihr lieben Miesmacher. Während Mercedes, BMW, GM, Toyota & Co. auf eine Historie und dementsprechend Erfahrung von vielen Jahrzehnten zurückblicken, gibt es Tesla gerade mal 13 Jahre. Quasi ein Schulkind auf Rädern. Eines, das seine Hausaufgaben bis auf ein paar Aussetzer sehr ordentlich gemacht hat und nun in seiner Pubertät voller Energie (ha, was für ein Wortwitz!) durchstartet.
Was auch bedacht werden muss: Tesla ist kein weiterer Automobilbauer! Nein. Ganz und gar nicht. Ich sage sogar: Die Elektrofahrzeuge sind nur das Mittel zum Zweck, ein rollender Showcase. Ein Showcase für viel, viel mehr. Jeder, der sich für Technik interessiert, weiß zum Beispiel, dass die Kalifornier auch Schnellladestationen (Tesla Supercharger) und Stromspeicher (Tesla Powerwall) im Angebot haben. Und in der neuen Gigafactory werden die Batterien von morgen produziert. Ein bunter Strauß rund ums Thema Elektro-Energerie also – das macht Sinn.
David gegen Goliath – dieser biblische Vergleich muss sein
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass in ein paar Jahren die Tesla-Flitzer lediglich ein Produkt von Dutzenden im gesamten Portfolio sind. So wie die Mac-Computer bei Apple auch nur noch einen Bruchteil des Geschäftes ausmachen.
Kein Wunder, dass man bereits Kooperationen mit Mercedes-Benz, Toyota und Panasonic schloss. Das ist sicherlich nur der Anfang. David arbeitet mit Goliath zusammen, damit Goliath den Anschluss nicht verliert. Agil, innovativ, andersartig, frech, risikobereit, in die Zukunft blickend, entschlossen: Das macht echte Start-ups aus. So auch Tesla, das Schnellboot, das nun den alten Tankern zeigt, wohin die Reise geht.
Mercedes, VW & Co. werden aufholen und den E-Auto-Markt beherrschen
Tesla, das junge Unternehmen, welches die Großen ins Wanken bringt? Eines, das für eine weitere Disruption (20 Euro in die Buzzwort-Bullshit-Bingo-Kasse) sorgt? Ja, auf jeden Fall. Doch nicht unbedingt mit seinen Elektrofahrzeugen – auch wenn das viele denken mögen. VW, BMW, Toyota, Honda, Porsche, Audi, Mercedes, Nissan, Renault: Es gibt mittlerweile diverse Autohersteller, die E-Antriebe im Angebot haben und an noch besseren Modellen arbeiten. Sie werden sicherlich den Massenmarkt aufrollen.
Eigentlich ist das schon heute der Fall: Betrachtet man die Verkaufszahlen, sieht man, dass – zumindest im Erfinderland des Automobils – Tesla eine unbedeutende Rolle spielt. Obwohl man laut der fast täglichen Medienberichte glauben könnte, es sei anders. Von Januar bis März 2017 gingen nach Angaben des Unternehmens weltweit 13.450 Limousinen der Model-S-Reihe und 11.550 des Geländewagens Model X an die Kunden – Rekord. In Deutschland wurden im gleichen Zeitraum immerhin 1023 Teslas neu zugelassen.
Ein Achtungserfolg, nicht mehr. Im Vergleich zu über drei Millionen PKW-Neuzulassungen pro Jahr ist das nur ein Rundungsfehler in der Statistik. Zudem sich die altgedienten PKW-Produzenten sicherlich nicht die Wurst von Brot nehmen lassen. Unisono verkündeten sie in den letzten Monaten, dass spätestens bis zum Jahr 2020 unzählige neue Elektrofahrzeuge kommen werden.
Der „Bullshit Deluxe“-Mantel übertüncht die wahre Disruption
Durch den Hype um Tesla wird so viel Staub aufgewirbelt, dass man den Eindruck haben könnte, die Company sei viel größer und bedeutender. „Bullshit Deluxe“ nannte Sascha Pallenberg von Mobilegeeks diese mediale Inszenierung. Eine Klaviatur, die Elon Musk wie einst Steve Jobs perfekt beherrscht.
In all dem Trubel um die Elektrofahrzeuge geht aber eine Sache fast schon unter. Einen Punkt, den ich für die wahre Revolution halte. Ein Bereich, dem ich mehr Disruption zutraue als die massenweise Elektrifizierung von Fahrzeugen. Ich rede von der Digitalisierung.
Jeder, der schon einmal in einem Tesla saß oder ihn ausführlicher bestaunen durfte, weiß sofort, wovon ich rede. Außen hui, innen pfui – nein, dieser Spruch gilt nicht bei den neuen Modellen der Kalifornier. Damit meine ich nicht die komfortablen Sitze oder das Glasdach, das für ein schönes Licht im Innenraum sorgt. Sondern zum Beispiel die Mittelkonsole. Statt unzähliger Knöpfe und Schalter, die manch modernes Gefährt an Raumschiff Orion erinnern lassen (nur ohne Bügeleisen), blickt man beim Model S auf ein großes Touch-Display.
Ein Mittelkonsolen-Tablet als Symbol für viel mehr
Mit dem XL-Bildschirm regelt man die Temperatur, steuert das Sound-System, nutzt es als Navigationssystem, informiert sich über den Batteriezustand, synchronisiert seinen Kalender, parkt mittels Rückfahrkamera besser ein oder öffnet mit einem Tippen das Dachfenster. Das macht Spaß. Und wirkt wie 2016. Im Gegensatz zu den meisten anderen Autos, die von der Bedienung her irgendwann im letzten Jahrhundert hängen geblieben sind.
Doch der Bildschirm ist nur ein nettes Gimmick. Ein Augenschmeichler. Einer der zeigt, was sich dahinter verbirgt: Das digitale Auto. Denn nicht nur über das „Tablet“ im Inneren kann man seinen Tesla steuern, sondern auch von Außen – per Smartphone-App. Vorheizen oder Vorkühlen, Öffnen und Schließen des Sonnendachs, Ver- und Entriegelung: Das alles und mehr regelt man über sein Smartphone. Echt lässig. Da würde sogar Michael Knight aus Knight Rider neidisch werden.
Per Download zu neuen Funktionen
Das ist natürlich nicht alles. Wie sich sicherlich schon herumgesprochen hat, spendiert Tesla seinen Fahrzeugen regelmäßig per Update neue Features. Mal gibt es etwas mehr Power, mal einen Autopiloten. Wie bei einem typischen Betriebssystem-Update wird man über neue – teils kostenlose – Funktionen informiert. Dann heißt es: Tippen, Update herunterladen, installieren, fertig.
Das voll digitalisierte Auto, das ist die wahre Revolution von Tesla. Und auch das sind nur erste Tippelschritte. Sukzessive arbeiten Elon Musk und seine Techniker an ganz anderen Spielereien, die für richtige Umbrüche sorgen werden.
Bye, bye, Taxifahrer!
Das nächste Ziel ist unter anderem das selbstfahrende Auto. Nein, damit ist nicht das jetzige Assistenz-System gemeint, das mit negativen Schlagzeilen in der Presse war. Tesla will mehr. Viel mehr. Ein wirklich autonom agierendes Fahrzeug, das komplett ohne Fahrer auskommt. Eben das, woran auch Google arbeitet. Nur eben mit seinem eigenen Gefährt, dem rollenden Showcase für so viele innovative Dinge.
Was bringt das selbstfahrende Auto? Mehr Bequemlichkeit. Eine Entlastung für gestresste Autofahrer. Und Geld – für den Besitzer. Denn Elon Musk verfolgt die Ablösung der heutigen Taxi-Systeme. In Zukunft braucht man keine Menschen mehr, die einen von A nach B bringen, sondern lediglich intelligente Autos. Wie in Science-Fiction-Filmen fahren diese durch die Gegend und nehmen selbstständig die Passanten auf, die ihnen am nächsten stehen und deren Ziel sich mit der noch vorhandenen Batterieladung vereinbaren lassen.
Während also der Tesla-Besitzer im Büro schuftet oder im Bett ruht, fährt sein Automobil als Taxi-Dienst durch die Gegend und spült ihm Geld in die Taschen. Geld verdienen im Schlaf – dank Tesla. Das klingt doch nach einer spannenden Zukunft, oder?
Abschied vom Statussymbol: Teilen statt Besitzen
Nun ja, sind wir mal ehrlich: Obwohl Roboter uns die Arbeit abnehmen, müssen wir trotzdem noch schuften. So wie der gewöhnliche Arbeiter keinen Roboter besitzt, so wird sich der 08/15-Bürger auch keinen Tesla zum Geldverdienen anschaffen. Eher wahrscheinlich ist es, dass man sich mit seinen Nachbarn und Freunden ein Auto teilt – Sharing Economy bzw. Shareconomy heißt das Zauberwort.
Zudem kann man schwer davon ausgehen, dass ganz neue Arten von Taxidiensten entstehen werden, die dann vielleicht in der Händen von Tesla, Apple, Google & Co. sind. Ist das alles gut? Ja, verdammt noch mal! Fortschritt bedeutet voran zu schreiten. Doch im Bereich der Automobile gab es in den letzten Jahrzehnten nur zaghafte Schritte. Zugegeben, die Autos von heute sind sparsamer (bei VW zumindest auf dem Diesel-Papier) und komfortabler als früher. Doch das alles war nur eine Evolution.
Tesla dagegen bringt in verschiedenen Bereichen die Revolution. Bessere Elektroantriebe verpackt in schicken Hüllen, Batteriespeicher für die Strom-Lösungen der Zukunft und – ganz wichtig – das digitale Auto. Quasi ein K.I.T.T. für den Normalo. Fahrzeuge, die per Apps, mit Fingerbewegungen und in naher Zukunft sicherlich auch mit Sprachsteuerung bedient werden. Autos, die man nicht mehr besitzt, sondern die man sich teilt. Und die einen wie Taxis selbstständig, günstig, ökologisch und natürlich auch sicher transportieren.
Kurz: Das, was man aus SciFi-Romanen schon längst kennt, wird bald Realität. Endlich!
Über den Autor:
Jürgen Kroder bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.