Was wäre, wenn wir unseren Sitz im Flugzeug in eine Broadway-Bühne verwandeln könnten? Oder in eine Yogamatte am Sandstrand? Oder in einen Rennwagen? Wenn es nach Inflight VR geht, kann all das in wenigen Jahren Realität werden. Virtuelle Realität, um genau zu sein.
Hohe Ziele scheinen bei dem Start-up Programm zu sein. „The sky is not the limit“ heißt es auf der Webseite von Inflight VR und ist wörtlich gemeint. „Wir wollen, dass Passagiere im Flugzeug mit unserer Technologie in völlig andere Welten eintauchen können“, erklärt Moritz Engler, Co-CEO des Unternehmens im Gespräch mit Mobility Mag. Ziel ist es, Fluggästen ein vielfältiges VR-Entertainmentprogramm zu bieten. An Bord. Die Idee, virtuelle Welten ins Flugzeug zu bringen, hatten zwar schon viele vor ihnen, doch die technische Umsetzung ist gar nicht so leicht, wie es klingen mag.
„Für alle Probleme haben wir eine Lösung“
Zunächst einmal gibt es im Flugzeug – zumindest in der Economy-Klasse – ein Platzproblem. Anders als mit der VR-Brille im eigenen Wohnzimmer, kann man im Flugzeug auf einem schmalen Sitzplatz nicht einfach so herumrennen oder wild gestikulieren. Hinzu kommt, dass das Eintauchen in virtuelle Welten auf Flugreisen eine potentielle Gefahr darstellen kann. In einem Notfall würde die Crew Passagiere mit VR-Brillen nicht unmittelbar erreichen können. Bei einem oder zwei Passagieren mit solchen Brillen ist das noch lösbar, doch wenn 40 oder 50 Fluggäste völlig abgelenkt sind, wird VR im Flugzeug zum Sicherheitsrisiko. Ein weiteres Problem der VR ist die Übelkeit, die durch das Tragen der Brillen ausgelöst werden kann. Auch das will man natürlich auf Flugreisen möglichst vermeiden.
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„Für all diese Probleme haben wir aber eine Lösung gefunden“, sagt Moritz Engler selbstbewusst. Ein hochqualifiziertes Expertenteam sorge unter anderem mit optimiertem Content dafür, dass die Übelkeit vermieden werde. Platzprobleme wiederum sollen durch eine kleine interaktive Anwendefläche vermieden werden, erläutert Engler. „Der VR-Raum bleibt gleich groß. Aber der Raum, in dem die Passagiere agieren, wird in etwa nur so breit sein wie eine Zeitung und kann nur durch kleine und langsame Handbewegungen kontrolliert werden. Das setzt natürlich voraus, dass man im Flugzeug andere Erfahrungen hat als im eigenen Wohnzimmer. Dann haut man aber auch nicht dem Sitznachbarn seinen Ellbogen ins Gesicht.“
Geplant sind Erlebnisse wie etwa das Schauen von Filmen in einem großen Kinosaal, das Anschauen von Touristenattraktionen am Zielort und es soll auch spezielle Erlebnisse für Kinder geben.
Und das Sicherheitsrisiko? Moritz Engler versichert, dass die Technologie des Start-ups höchsten Sicherheitsstandards entspricht und in Abstimmung mit Organisationen wie der International Air Transport Association, IATA, entwickelt werden. Hinzu kommt, dass die VR-Inflight-Technologie an das Cabin Management System des Flugzeugs gekoppelt werden soll. Wie bei den aktuellen Unternhaltungssystemen im Flugzeug, wird dann das VR-Erlebnis für wichtige Ansagen automatisch unterbrochen.
Eine Software für jede Hardware
Seit 2014 arbeiten Moritz Engler und das Team von Inflight VR an dieser Technologie, 2018 soll sie auf den Markt kommen. Das Start-up hat aktuell zwölf Mitarbeiter und sitzt sowohl in München als auch in Barcelona. Inflight VR ist ursprünglich aus dem Inkubator „QBX“ entstanden. „Wir hatten mit diesem Unternehmen schon im Bereich von Virtual Reality experimentiert, bevor Facebook die Virtual-Reality-Firma Oculus gekauft hat und VR zum Riesentrend wurde“, erzählt Moritz Engler.
Das Entwicklerteam saß damals in Pakistan doch mit der Ausgründung von Inflight VR beschloss das Team, wieder nach Europa zurückzukehren. Hier arbeitete Inflight VR dann an seiner Technologie – unter anderem im BizLab von Airbus. Diese fokussiert sich übrigens auf die tatsächliche Software, nicht etwa auf VR-Brillen oder andere Hardware. „Wir konzentrieren uns ganz bewusst nicht auf das Equipment, da wir möchten, dass unsere Technologie am Ende mit jeder Hardware funktioniert.“
VR als neue Marketingplattform für Transportunternehmen
Die Software allein bietet jedoch schon großes Potential. Denn natürlich entseht mit einer VR-Erfahrung im Flugzeug auch eine neue kommerzielle Plattform. Wenn sich ein Passagier mittels VR beispielsweise das Museum of Modern Art in New York anschauen kann, liegt es natürlich nahe, dass er sich über das Programm auch direkt Eintrittskarten kaufen kann. Reiseveranstalter könnten wiederum für Touren am Urlaubsziel des Fluggastes werben.
Sogar die Airlines könnten ihre Produkte über die VR-Technologie vertreiben. Die Werbe- und Marketingmöglichkeiten, die sich über eine solche Plattform ergeben, sind riesig. „Wir sehen großes Potential im Bereich Werbung, Entertainment und E-Commerce“, sagt Engler. Darüber hinaus könnte ein Unternehmen wie Inflight VR spannende Marketingdaten zu Fluggästen sammeln. Welche Filme schauen Passagiere in der Business Class? Welche Produkte kaufen Fluggäste auf dem Weg nach New York? All diese Daten sollen und werden ausschließlich anonym erhoben werden, versichert Engler. Doch selbst in anonymisierter Form sind solche Daten für den Einsatz von personalisierter Werbung natürlich Gold Wert.
Es gibt also viele Möglichkeiten für das Start-up, seine Technologie zu monetarieren. Diese reichen auch weit über den Entertainment- und Konsummarkt im Flugzeug hinaus, verrät Moritz Engler. „Auch für Automobilhersteller ist diese Technologie interessant, zum Beispiel als Komponente in fahrerlosen Autos. Doch prinzipiell kann man unsere Technologie in sehr vielen verschiedenen Transportmitteln nutzen, wie etwa in Bussen, Zügen oder auch auf Kreuzfahrtschiffen.“ Der potentielle Markt ist also größer als es zunächst den Anschein hat.
Der große Praxistest: Was denken Nutzer?
Bis andere Unternehmen auf diesen Zug aufspringen, wird Inflight VR der Konkurrenz um einige Jahre an Forschung und Entwicklung voraus sein, ist sich Engler sicher. Denn obwohl es aktuell Start-ups und auch große Unternehmen gibt, die VR im Flugzeug anbieten, ist dies für Engler keine wirkliche Konkurrenz. „Keiner dieser Unternehmen bietet wirklich Virtual Reality an. Es handelt sich dabei meist noch um 360-Grad-Videos. Es gibt natürlich Unternehmen, die an diesem Segment interessiert sind, wie zum Beispiel das Start-up Skylights, das VR-Brillen für Flüge anbietet. All das verfolgen wir mit Spannung. Doch insgesamt glauben wir, dass wir aktuell einen großen Vorsprung haben.“
Dennoch steht auch Inflight VR in gewisser Hinsicht noch am Anfang. In diesem Jahr soll die Technologie in ersten Praxistests ausprobiert werden. Hier wird das Start-up dann nicht nur beweisen müssen, dass ihre Technologie funktioniert, sondern auch, dass sie von Nutzern angenommen wird.
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