Nur wenige Facebook-Nutzer wissen, dass die Betreiber von Facebook-Seiten die Möglichkeit haben, vor dem Absetzen eines Posts die Überschrift und den Teaser eines Textes manuell anzupassen. Dadurch lassen sich Nachrichten problemlos für eigene Zwecke instrumentalisieren und User manipulieren. Wir setzen uns mit der Gefahr auseinander und präsentieren einen Lösungsansatz.
Wer als privater Nutzer auf Facebook einen Link teilt, kann nur noch den eigenen Post-Text bearbeiten. Für die Betreiber von Seiten hat Facebook mehr Funktionen zur Verfügung gestellt. So können Social-Media-Manager beispielsweise vor dem Teilen eines Artikels die Überschrift und den Teaser verändern.
Wohin das führen kann, hat jüngst Buzzfeed-Autor Karsten Schmehl aufgezeigt. In seinem Artikel zeigt er auf, wie rechte Seiten wie „Gegen Masseneinwanderung, Asyl nur für Verfolgte“ gezielt Artikel von Medienhäusern verändern, um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen.
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Die Betreiber der Seite haben die ursprüngliche Überschrift „Junggesellenabschied endet blutig: Schlag mit Eisenkette“ der Augsburger Allgemeinen in „Südländer schlagen Deutschen Eisenkette ins Gesicht, treten ins Gesicht und reisen Ohrring heraus“ (sic!) geändert, um ihre Leser gezielt zu beeinflussen und zu manipulieren.
60 Prozent der Nutzern teilen Inhalte ungelesen
Dabei machen sich solche Facebook-Seiten einen interessanten Fakt zu Nutze, den kürzlich eine Studie der Columbia University zu Tage förderte. Die Forscher hatten einen Monat lang 2,8 Millionen geteilte Artikel von 59.088 Quellen auf Twitter analysiert, die gemeinsam eine potenzielle Reichweite von 75 Milliarden Views hatten und 9,6 Millionen Klicks hervorriefen.
Eine erstaunliche Erkenntnis dieser Untersuchung ist, dass fast sechs von zehn Nutzern einen fremden Inhalt geteilt hatten, ohne ihn zu lesen. Hätten die User sich mit dem Artikel auseinandergesetzt, wäre ein Klick entstanden. Dem war jedoch nur in 40 Prozent der Fälle so.
Als Begründung für dieses Verhalten nennen die Autoren der Studie, dass die Nutzer offenbar durch das Teilen eines Inhaltes lediglich ihre gedankliche Zustimmung ausdrücken wollen. Ob sich ein Artikel nun tatsächlich mit einem Thema beschäftigt, ob er wahr ist oder ob dahinter lediglich Blindtext steht, ist dem (unkritischen) Nutzer offenbar egal.
Das oben angerissene Reizthema verdeutlicht diese Aussage nochmals. Während der ursprüngliche Artikel bei der Augsburger Allgemeinen auf 15 Facebook-Shares kommt, wurde der veränderte Artikel mehr als 400 (!) Mal von Nutzern verbreitet. Den meisten ging es dabei offensichtlich nicht um die Meldung an sich, sondern die Botschaft, die durch die Veränderung vermittelt wurde.
Warum die Änderungs-Funktion für Seitenbetreiber sinnvoll ist
Trotzdem ist die Möglichkeit, als Seitenbetreiber die Überschrift und den Teaser eines Artikels zu bearbeiten nicht grundsätzlich falsch. Standardmäßig zieht Facebook beim Kopieren eines Links in das Status-Feld auf Facebook alle hinterlegten Informationen.
Das heißt, dass sowohl der Name der Seite (BASIC thinking), der Teaser aus dem Artikel und die Überschrift in unveränderter Form vom Publisher gezogen werden. Diese Informationen sind jedoch nicht alle notwendig. Deswegen wird bei vielen Facebook-Seiten der Teaser (Dopplung mit dem Beschreibungstext) und der Name der Seite (Facebook nennt die Quelle mehrfach) entfernt.
In manchen Fällen wird auch die Überschrift vor dem Teilen eines Artikels angepasst. Wenn man die Leser beispielsweise darauf aufmerksam machen möchte, dass der Artikel neben dem Text weiterführende Inhalte wie Bildergalerien oder Videos enthält, kann man dies dort ergänzen.
Mittel gegen Missbrauch
Da diese Funktion offensichtlich im großen Stil von den Betreibern von Seiten mit mehr als zweifelhaften oder sogar illegalen Zielen verwendet wird, um Leser zu manipulieren, ließe sich seitens Facebook eine Schutz-Funktion einbauen. Das ist selbstverständlich keine leichte Aufgabe, für das Wohl der Nutzer allerdings wohl erforderlich.
Eine Möglichkeit, um das gezielte Manipulieren und Desinformieren von Nutzern durch Seitenbetreiber zu unterbinden, könnte ein Verifizierungsprozess sein. Wie könnte dieser aussehen? Jeder Betreiber einer Facebook-Seite würde über Dokumente, Meta-Tags oder andere Identifikationsmerkmale nachweisen, dass er ebenfalls der Betreiber der Seite ist, dessen Link er teilen möchte.
Erst wenn Facebook die Daten überprüft hat und die Person identifiziert hat, wird die Funktion zum Bearbeiten von Überschriften für Artikel dieser URL freigeschaltet. Bei fremden Seiten würden wie bei den Nutzern bereits alle Informationen automatisch gezogen werden, sodass eine Manipulation ausgeschlossen wird.
Das wäre zumindest ein Lösungsansatz.