China möchte autonome Fahrzeuge aus einem ähnlichen Grund wie viele andere Länder auf die Straßen bringen: Selbstfahrende Autos würden den Verkehr und die Umweltbedingungen signifikant verbessern. Wären autonome Autos ein weitverbreitetes Phänomen, ließen sich der Verkehr um 60 Prozent, die Emissionen um 80 Prozent und Verkehrsunfälle um 90 Prozent reduzieren.
dische Autohersteller entwickeln bereits seit 30 Jahren fortschrittliche Fahrassistenz-Technologien, während China gerade erst damit anfängt.
Das heißt aber nicht, dass China nicht mitmischen kann. Peking hat die Einführung von selbstfahrenden Autos zu einer nationalen Priorität erklärt und das „von oben“ kontrollierte System des Landes kann China in diesem Rennen einen enormen Vorteil verschaffen. So hatte China beispielsweise erst vor kurzem durch eine von der Regierung gesteuerte Initiative erfolgreich die Highspeed-Rail realisiert.
Im Moment ist die westliche Automobilindustrie China technologisch weit überlegen. Alle größeren Autohersteller, so auch Audi, haben jedoch Forschungs- und Entwicklungszentren in China, um dort von den fortschrittlichen Regulierungen profitieren zu können. Hierzu gehören beispielsweise spezielle Zonen für autonome Fahrzeuge, auf die ich gleich näher eingehen werde.
Während dem Global Sources Startup Launchpad – einer käuferorientierten Konferenz in Hong Kong, bei der die brandneusten Hardware-Startups der Region vorgestellt und die heißesten Themen diskutiert werden – präsentierte der Managing Director von Audi Hong Kong, Rene Koneberg, die verschiedenen Stufen der Fahrzeugautonomisierung und erklärte, welche Rolle Audi in der Zukunft spielen werde. Hier ist der Link zum YouTube-Video.
Einer der interessantesten Punkte, die angesprochen wurden, lautete „Die Zukunft autonomer Fahrzeuge“. Laut Konebergs Aussage wünschen sich 95% der chinesischen Bevölkerung selbstfahrende Autos, während in den USA und Europa nur die Hälfte aller Leute an diesem Thema interessiert ist. Das gesamte Land akzeptiert also voller Eifer die Zukunft der Automobilindustrie.
Koneberg beantwortete auch folgende Frage, wer im Falle eines Unfalls die Verantwortung trägt. Audi wird mit dem A8 schon Mitte Juli ein selbstfahrendes Auto der Stufe 3 auf den Markt bringen. Wenn es zu einem Unfall kommt, während der Selbstfahrmodus aktiviert ist, übernimmt Audi die Verantwortung. Wenn das Auto für das Fahren verantwortlich ist, dann trägt der Hersteller, in diesem Fall Audi, die Verantwortung. Wenn ihr euch für diesen Abschnitt der Präsentation interessiert, könnt ihr euch dieses Video hier ansehen.
Welche Schritte unternimmt China, was selbstfahrende Autos angeht?
Wenn es um die Zukunft von autonomen Autos geht, gibt es in China eine Reihe von zukunftsorientierten Initiativen. Die Stadt Wuhu möchte bis zum Jahr 2025 eine vollkommen fahrerlose Stadt werden. Wuhu befindet sich 200 Kilometer westlich von Shanghai und hat sich im Projekt „Apollo“, einem kollaborativen Ökosystem für selbstfahrende Autos, mit Baidu (Chinas Variante von Google) zusammengetan, um dieses Ziel zu erreichen. Zudem besitzt Shanghai eine Testzone für intelligente Fahrzeuge, die bis zum Jahr 2020 auf eine Größe von 100 Quadratkilometern anwachsen wird und aktuell 30 simulierte Fahrumgebungen besitzt.
Auch die Stadt Zhangzhou, die sich in der Provinz Fujian befindet, möchte in den Städten und Entwicklungsgebieten eine 56 Quadratkilometer große Zone einrichten, in der selbstfahrende Autos in einer urbanen Testumgebung getestet werden können. Zudem werden ein 600.000 Quadratmeter großes, abgesperrtes Testgelände und ein zwei Millionen Quadratmeter großes, offenes Testgelände eingerichtet. Damit wäre dies die weltweit größte Testzone für autonome Fahrzeuge.
China möchte die Gesetzgebung zentralisieren
Multinationale Autohersteller, die Industriestandards untereinander und in einem Vakuum universeller Regulationen entwickelt haben, verfügen nun in China über ein harmonisiertes Regelwerk, mit dessen Hilfe sie dort selbstfahrende Autos entwickeln können. Die Society of Automotive Engineers of China (SAEC) hat eine Roadmap für das Jahr 2030 vorgestellt. Das Ziel ist es, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die es China ermöglichen sollen, in möglichst kurzer Zeit selbstfahrende Autos herstellen und verkaufen zu können.
Glücklicherweise beschränkt man sich laut dem Bericht nicht auf eine einzelne Technologieinfrastruktur und auch nicht auf einen einzelnen Kommunikationsstandard für die Autos. Es gibt jedoch einen Zeitplan, der festlegt, ab wann solche Standards eingeführt werden sollen. Eine solch einheitliche Herangehensweise an diesen aufkeimenden Technologiezweig verleiht China einen Vorteil, mit dem es die westlichen Konkurrenten um Längen überholen könnte. China wäre also in der Lage, wesentlich früher selbstfahrende Autos auf den Markt zu bringen als andere Länder.
Wie wird die Integration selbstfahrender Autos in China aussehen?
China kann einen größeren Nutzen aus selbstfahrenden Autos ziehen als westliche Länder. Im Westen versucht man das Interesse der Leute zu wecken, indem man ihnen mehr Zeit oder gesteigerte Produktivität durch selbstfahrende Autos verspricht. In China würde eine großflächige Verbreitung von selbstfahrenden Autos viele von Chinas Problemen in Sachen Lebensqualität lösen. Dazu gehören beispielsweise die schlimme Luftverschmutzung, Verkehrsstaus sowie Verkehrsunfälle, die jährlich 200.000 Menschen das Leben kosten.
Eine ganzheitliche Herangehensweise an selbstfahrende Autos
Die Automobilindustrie arbeitet an der Entwicklung von Autos, die sich von alleine an die aktuellen Verkehrsbedingungen anpassen und von selbst fahren können. In einer urbanen Umgebung wird die Sache aber erst richtig interessant, denn hier müssen die Autos nicht nur von alleine fahren können, sondern sie müssen auch in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren. Den Verkehrsfluss einer Stadt zu kontrollieren ist äußerst kompliziert, besonders wenn es viele Tunnels und Einkaufsboulevards gibt, wo Funksignale unterbrochen werden könnten und freie Parkplätze und Ladestationen in Echtzeit aktualisiert werden müssen.
Bei dieser ganzheitlichen Herangehensweise werden Vorhersagen über die Verkehrssituation getroffen, die über die sofort verfügbaren Informationen hinausgehen. Dadurch können die selbstfahrenden Autos ihre Reaktionszeit bei einem Unfall verkürzen, denn hier kann eine Sekunde über Leben und Tod entscheiden.
Westliche Länder bauen keine neue Infrastruktur wie das in China der Fall ist. Die im Bau befindliche Megacity Jing-Jin-Ji soll bis 2020 fertiggestellt und die Heimat von insgesamt 100 Millionen Menschen werden. Die Stadt wird also größer sein als ganz Japan. Dort wird eine riesige Menge an neuer Infrastruktur gebaut, darunter natürlich auch Autobahnen und Highspeed-Rails und ich wette, dass auch hier selbstfahrende Autos Teil der Planung sind.
Selbstfahrende Autos werden in der Lage sein, der intelligenten Infrastruktur in Städten zum Durchbruch zu verhelfen. Indem man das Auto über die Verkehrslage informiert, weiß das Fahrzeug beispielsweise wie es schalten muss und wie sich der Kraftstoffverbrauch auf ein Minimum reduzieren lässt.
Wegen der kürzeren Entwicklungszyklen und weil das Land einen sehr großen Nutzen aus der Technologie ziehen kann, ist China in der Lage, diese Herausforderung besser anzugehen als jedes andere Land. Im Moment gibt es keinen Marktführer für autonome Fahrzeuge und selbst wenn man zum aktuellen Zeitpunkt die Führung innehalten würde, gibt es keine Garantie dafür, dass man auch in Zukunft die Nase vorne haben wird. Durch Partnerschaften und mithilfe des richtigen Ökosystems könnte China jedoch wegweisende Technologien in diesem Sektor entwickeln und sogar weltweit zum Branchenführer werden.