„Fußball im Frauensender“. Fast 20 Jahre ist es her, dass die Champions League auf dem Spartensender TM3 ausgestrahlt wurde.
In diesen Tagen wird mal wieder über die Vergabe der Übertragungsrechte für die Champions League verhandelt. Für Aufruhr sorgen neue Wettbewerber wie DAZN und an anderer Stelle auch Amazon oder Twitter. Zudem könnten Übertragungen im Free-TV bald ein Ende haben.
Hart verhandelt wurde natürlich schon immer. Die Vorgänger von Sky und ZDF hießen unter anderem RTL und Sat.1. Wer erinnert sich nicht an den „Torfall“ zu Madrid, kommentiert von Marcel Reif und Günter Jauch, oder das „Finale dahoam“ bei Sat.1? Etwas in Vergessenheit geraten ist dagegen die Saison 1999/2000. TV-Sender: TM3. TM3?
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Der Frauensender als Türöffner für Rupert Murdoch
TM3 lief 1995 als Spartensender in Deutschland an. 1998 übernahm der australische Medienzar Rupert Murdoch 66% der Anteile. Die Einschaltquote lag in jedem Jahr bei 0,8%. TM3 war 1995 angetreten, um die Zielgruppe ökonomisch unabhängiger Frauen endlich fürs Fernsehen zu erschließen. Die Highlights: Wiederholungen von „Der Preis ist heiß“ und „Ruck Zuck“.
Das Konzept ging nicht auf. Für Rupert Murdoch war TM3 neben VOX ein Weg, um einen Fuß in die Tür des deutschen TV-Markts zu bekommen. In den USA hatte seine Gruppe sich in wenigen Jahren die NFL-Rechte gesichert. In Großbritannien gehörte ihm der Sender BSkyB. Dieser strahlte auch die Champions League aus.
Die Ausweitung der Champions League
Schon vor 20 Jahren tobte ein Machtkampf zwischen den europäischen Spitzenvereinen und der UEFA. Die Vereine wollten die autonome Europaliga gründen. Die UEFA weitete die Champions League daraufhin auf 32 Teilnehmer bzw. 157 Spiele aus.
Hintergrund war der Versuch etlicher europäischer Spitzenvereine, eine von Verbänden autonome Europaliga zu etablieren – ein Angriff auf den Verwertungsschlager Champions League. Die Uefa reagierte mit der Ausweitung der Champions League von 24 auf 32 Teilnehmern, von elf auf 17 Spieltagen, bzw. von 85 auf 157 Spiele. Rupert Murdoch griff genau zum Zeitpunkt dieser Ausweitung zu.
„Fußball im Frauensender“
Der damalige TM3-Chef Jochen Kröhne rechnete damit, dass sich sein Marktanteil im ersten Fußball-Jahr auf knapp zwei Prozent verdoppeln wird. Mittelfristig wollte man mit 6,5 Prozent sogar den großen Privatsendern gefährlich werden. Von Premiere wurden etwa 40 Mitarbeiter abgeworben. Jochen Kröhne damals: „Ach, die Champions League ist im Grunde doch ein Selbstgänger. Ich denke, wer sie bisher bei RTL gesehen hat, wird das auch bei TM3 tun.“
Kröhne sorgte dafür, dass inzwischen fast alle deutschen Kabel-Haushalte die Live-Übertragungen sehen konnten. Doch die Quoten bei TM3 waren zu niedrig, um Murdochs Kaufpreis von 850 Millionen für drei Saisons zu finanzieren. Quoten von etwa drei Millionen Zuschauern im Schnitt konnten mit denen von Vorgänger RTL (ca. 9 Millionen) nicht mithalten.
So wurde der Vorgänger auch zum Nachfolger. Die damalige RTL-Muttergesellschaft CLT-UFA einigte sich mit Ruper Murdoch auf 100 Millionen Mark für die Mittwochsspiele. Sky-Vorgänger Premiere World zahlte für die Dienstagsspiele ebenfalls 100 Millionen Mark. Im Sommer 2000 war TM3 die Champions-League-Rechte also schon wieder los. 2001 wurde aus TM3 der Mitmachsender 9Live, der 2011 eingestellt wurde.
Einer der spektakulärsten Coups in der TV-Geschichte wurde 2000 zur Momentaufnahme. Wenigstens eine schöne Erinnerung bleibt aber. Vor dem Champions-League-Finale 1998/99 wurde TM3-Chefredakteurin Anna Doubek zu ihrer Einschätzung befragt. Ihre Antwort: „Ich weiß halt, da spielt jetzt Manchester gegen Deutschland im Finale“.