Christoph „Icke“ Dommisch ist bei ran in SAT.1 und auf ProSieben Maxx als „Netman“ für den Kontakt zwischen der Social-Media-Community und den Kommentatoren im Studio zuständig. Im BASIC thinking-Interview spricht er über seinen Weg vom Promoter am Brandenburger Tor zum TV-Gesicht des Super Bowls.
Christoph Dommisch, Icke genannt, ist 30, arbeitet seit vier Jahren bei ProSiebenSat.1 als Redakteur und Video-Journalist und hat irgendwann nicht schnell genug „nein“ gesagt. So in etwa beschreibt er selbst seinen Weg vor die Kamera bei NFL- und Basketball-Übertragungen bei ran – je nach Wichtigkeit der Spiele mal auf Spartenkanal ProSieben Maxx oder im Hauptprogramm in SAT.1.
Icke Dommisch ist dort als Netman für die eingehenden Tweets und Posts der ran-Community zuständig. Er liest vor, zeigt, präsentiert, interagiert, witzelt und holt die Leute ab. Dabei ist der ran-Crew über die vergangenen Jahre ein Paradebeispiel für die Bildung einer Community gelungen, die so im deutschen Fernsehen wohl einzigartig ist.
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Kurz nach dem legendären Super Bowl 51 zwischen den Atlanta Falcons und dem späteren Gewinner New England Patriots um Superstar Tom Brady haben wir mit Icke über seinen Weg zu ProSiebenSat.1, seine Narrenfreiheit vor der Kamera und die Football-freie Zeit zwischen Super Bowl und Saisonstart gesprochen.
BASIC thinking: Icke, du hast Sportjournalismus und -management studiert. Nimm uns mal mit auf deinen Weg vom Studenten zum Sidekick bei der Super-Bowl-Übertragung in SAT.1.
Christoph Dommisch: Das war ein verrückter Weg, glaube ich. Ich habe mich vor viereinhalb Jahren nach meinem Studium zum Praktikum bei ProSiebenSat.1 beworben und bin für einen Praktikanten, der kurzfristig abgesagt hat, eingesprungen.
Zu dem Zeitpunkt war ich eigentlich Freelancer, habe unromantischerweise bei der Post gearbeitet und für diverse Unternehmen Promo am Brandenburger Tor gemacht. Ich wusste gar nicht mehr so richtig, ob ich noch was im Journalismus machen möchte. Nach dem Praktikum habe ich ein Volontariat drangehängt, dann wurde ich Jungredakteur und wenn’s doof läuft, landet man irgendwann beim Super Bowl 51.
Vom Praktikanten zum Netman von ran. Wie kam es zum Sprung vor die Kamera?
Ich habe ja immer hinter der Kamera gearbeitet und mache das auch jetzt noch neben den Übertragungen. Da ich immer mit Buschi (Frank Buschmann, Anm. d. Red.) zusammen gearbeitet habe und sein Redakteur war, wenn er irgendetwas für ran gedreht hat, hat er mich auch vorgeschlagen. Als die Sendungsverantwortlichen mich gefragt haben, ob ich darauf Lust habe, habe ich nicht schnell genug nein gesagt. Es war nicht so, dass ich mich darum beworben habe, es kam eher auf mich zu.
Hast du dann spezielle Schulungen durchlaufen oder hat man dich einfach machen lassen bei ran?
Nein, keine speziellen Schulungen. Ich habe das vor ein paar Jahren schon mal in der Europa League im Fußball gemacht, weil der eigentliche Online-Redakteur krankheitsbedingt ausgefallen war. Das war die einzige Übung, die ich hatte. Aber ganz ehrlich, ich habe auch keine Angst vor der Kamera, wir haben sowas ja auch im Studium und bei meiner Ausbildung bei ProSiebenSat.1 schon mal geübt.
Mit dem Stil, den ihr bei #ranNFL fahrt, hebt ihr euch von klassischen deutschen Sportsendungen deutlich ab. War das Teil des Plans oder hat sich das mit der Zeit entwickelt?
Da ich auch privat viel US-Sport schaue, wollte ich schon eine bestimmte Richtung, wie wir den Sport präsentieren, in der Sendung umsetzen. Ein bisschen lockerer, lustiger und unterhaltsamer. Aufsager in die Kamera sprechen, ist nicht so mein Ding, das mag ich nicht. Aber so wie wir das machen, war klar, dass du dir bei einer achtstündigen Livesendung nicht jedes Mal überlegen kannst, was du sagst. Da ich nicht auf den Mund gefallen bin, hat das funktioniert.
Du hast aber schon eine ziemlich große Narrenfreiheit on Air, oder?
Ja, das ist das größte Glück. Niemand konnte vorher wissen, wie wichtig die Position des Sidekicks für die Zuschauer sein würde, deswegen hieß es am Anfang: Setz dich hin und mach mal. Natürlich gibt es bei der Redaktionskonferenz zwei Tage nach der Sendung dann immer Dinge, die man besser nicht gesagt hätte, aber ich habe ansonsten totale Narrenfreiheit und mir vertrauen die Verantwortlichen da. Auf der anderen Seite habe ich aber auch eine doppelte journalistische Ausbildung und weiß schon, was man machen kann und was lieber nicht.
Ich orientiere mich da so ein bisschen an dem, was ich selbst gerne konsumiert habe und konsumiere – zum Beispiel Harald Schmidt mit seinem Sidekick Manuel Andrack oder eben US-Sport, wo sich die Beteiligten nicht so ernst nehmen. Lachen und lustig sein muss sich nicht ausschließen mit seriöser Sportberichterstattung.
Was glaubst du, warum Sportformate in Deutschland seit Jahrzehnten so sind wie sie sind?
Naja, in Deutschland ist ja eigentlich nur eine Sportart existent. Wir kratzen mit Football vielleicht gerade so an der Gesamtwahrnehmung. Wenn man sich unsere Zuschauerzahlen so ansieht, dann ist das toll für uns, aber im Vergleich zum Fußball sind sie doch noch sehr klein.
Den Mut, da mal etwas anderes zu machen, bringen nicht viele auf. Es ist eben eine ziemlich eingefahrene Geschichte und es ändert sich nur langsam etwas. Sky gibt sich etwa große Mühe, zum Beispiel beim Samstagabendspiel, das ist schon stark am US-Sport orientiert und deutlich lockerer.
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Glaubst du, dass du die gleiche Narrenfreiheit auch bekommen hättest, wenn du nicht auf einem Spartensender wie ProSieben Maxx gestartet wärst? Oder anders gefragt: Gibt es z.B. beim Super Bowl in SAT.1, wo die Zuschauerschaft wesentlich höher ist, besondere Vorgaben?
Das On-Air-Team bereitet sich immer gleich vor, aber was du sagst, stimmt teilweise schon. Wenn wir zu den Playoffs bei SAT.1 einsteigen, gibt es die Ansage: „Leute, erklärt nochmal von Anfang an“ oder „Lasst mal den ein oder anderen Witz weg“. Ich selber hätte da aber von mir aus nichts anders gemacht, weil ich ja nicht darüber nachdenke, was ich vor der Kamera mache. Ich bin da kein Profi drin – wenn ich mal einen schlechten Tag habe, dann mache ich auch mal Sachen, wo ich selber am nächsten Tag denke: Christoph, das muss doch nicht sein.
Während euren Übertragungen liest man in den sozialen Netzwerken immer wieder, dass es die Fans nervt, wenn ihr so viele Basics erklärt.
Das habe ich früher auch gedacht, wenn ich Football geschaut habe – zu einer Zeit, als SAT.1 ‚nur‘ den Super Bowl übertragen hat. Aber heute, wo ich das Feedback von den Menschen auf der Straße bekomme, sehe ich das anders. Manche Zuschauer schauen eben nur alle drei Wochen rein und haben vieles dann vielleicht schon wieder vergessen. Man kann nie genug erklären, wie etwas funktioniert im Football.
Man kann es immer so machen, wie „Logo!“, die Nachrichtensendung für Kinder im Kika. Da muss man sich nicht für schämen, wenn man sagt: „Das sind die Roten, das sind die Grünen, die versuchen den Ball in die Endzone zu tragen.“ Natürlich ist das für die Hardcore-Fans doof, aber der Großteil der TV-Zuschauer schaut eben nur unregelmäßig rein.
Apropos: Seit Jahren reden alle von der „Community“. Ihr seid so ein bisschen das Paradebeispiel, was das angeht. Ihr habt es geschafft, mit etwas, das quasi niemanden interessiert, etwas zu schaffen, was viele treue Fans anzieht. Stand da immer dieser Masterplan dahinter, dass das passiert oder war das eher ein Zufallsprodukt?
Ehrlicherweise eher ein Zufallsprodukt. Es kann mir keiner erzählen, dass man erwartet hat, dass sich so viele Menschen daran beteiligen. Und beteiligen nicht nur im Sinne von twittern, sondern insbesondere auch mit Photoshop-Aktionen, Paketen, die wir bekommen und so weiter. Das gibt es beim Fußball so gar nicht und auch nicht in der Masse proportional zur Zuschauerzahl. Ich verstehe es manchmal auch nicht…
Naja, ihr habt es geschafft, das Eventfeeling aus den USA nach Deutschland zu transportieren…
Ja, genau. Als ich angefangen habe Football zu schauen, habe ich das keinem Menschen erzählt, weil …
… man damals noch als Freak galt – kenne ich…
Haha, genau. Und heute fangen Leute an, am Samstag vor dem Super Bowl die Holzkisten zusammenzuschrauben, in die sie die Burger stapeln. Irre!
Merkt ihr die gleichen Community-Effekte, die ihr beim Football erzielt, auch beim Basketball, wo ihr ja ein ähnliches Modell mit Sidekick fahrt?
Leider gar nicht, was die Quote angeht. Man hat ein paar von den Football-Zuschauern rübergezogen, die uns kennen, aber sonst ist die Football-Community auf Football beschränkt.
Was ist für dich als Netman das wichtigste soziale Netzwerk während der Show?
Das ist schwierig. Die Antwort, die ich dir als Redakteur geben müsste, wäre Facebook, weil das für den Traffic am wichtigsten ist. Ich bin aber eher Twitter-Nutzer, das ist für mich am organischsten, da fühle ich mich zuhause und wohl.
Während der Sendung ist Facebook schwierig nutzbar, weil du dort nicht so richtig nach Hashtags oder Beiträgen suchen kannst. Ich würde mir noch wünschen, dass wir nächstes Jahr Instagram wieder stärker mit einbeziehen, weil dort vor allem das Engagement bei jüngeren Leuten höher ist.
Vergangenen Sommer kamen dann die WhatsApp-Kanäle auf, wir waren da auch relativ fix mit dabei. Ich nutze das bei euch sehr gerne, weil ich dann eben nicht in dem Algorithmus bei Facebook gefangen bin. Was spielt das für eine Rolle für euch?
Deswegen habe ich privat Facebook eingestellt. Als ich das noch genutzt habe, war das für mich wie ein Newsfeed, da war der Algorithmus noch nicht so ausgeprägt. Der WhatsApp-Kanal ist für ProSiebenSat.1 und ran sehr wichtig – und es funktioniert. Wenn wir on Air sagen, dass es das gibt, melden sich gleich ein paar Tausend Menschen an. Wie ist das denn bei euch? Worüber bekommt ihr den meisten Traffic?
Über Twitter, auch wenn das sehr atypisch ist. Aber proportional gesehen zu den Empfängern natürlich auch über WhatsApp, da liegt die Öffnungsrate eben bei 98 Prozent – das schafft kein Newsletter mehr heutzutage. Man meint immer, dass du auch hinter den ran-Accounts in den sozialen Netzwerken sitzt. Das ist aber gar nicht so, oder?
Ich weiß, dass das viele denken, aber ich habe noch nie einen Artikel für ran auf Facebook gepostet. Ich kommentiere manchmal drunter oder wenn ich ein Facebook Live mache. Den Rest machen aber die Onliner – und die sind da auch stark. So sehr ich Privatfernsehen und privatwirtschaftliche Unternehmen verfluche in den Netzwerken: Die Onliner bei ran sind echt gut, die sind lustig und haben einen guten Schnack.
Wie stark bindet ihr das Feedback aus den Netzwerken denn aktiv in die Sendungsgestaltung ein? Gibt es Dinge, die ihr ändert, wenn viel Feedback kommt?
Generell nehmen wir jedes Feedback an, aber man muss auch immer die Relationen sehen: Wenn wir 400.000 Zuschauer haben und 85 Menschen beschweren sich, dann sind das immer noch ein 0,02 Prozent. Aber wir diskutieren natürlich immer nach der Sendung.
Eine Sache, die immer wieder von den Zuschauern kommt, ist etwa, dass die Atmosphäre viel zu leise ist bei den Spielen. Das ist ein schöner Reminder, weil wir das dann wieder bei der NFL anbringen können. Im Zweifelsfall ist der Zuschauer auf der Couch derjenige, der entscheidet, ob es ihm gefällt oder nicht gefällt. Deswegen ist Feedback immer willkommen.
Wenn ich raten müsste, was auch hoch im Kurs ist an Feedback, dann sind es vermutlich die Lines, die bei manchen Spielen nicht angezeigt werden.
Oh ja.
Zum Abschluss eine Frage, die du wahrscheinlich ständig gestellt bekommst, die aber trotzdem für deine Zuschauer und unsere Leser spannend ist: Der Super Bowl ist rum, die Pause läuft längst. Was machst du jetzt den ganzen lieben langen Tag bis zum Start der neuen Saison im Spätsommer?
Ich bin ganz normaler Festangestellter und habe den ganz normalen Arbeitstag von Montag bis Freitag, acht Stunden lang. Ich werde mich nicht langweilen, zumal es in der Football-Saison ja auch jedes Wochenende ist. Da ist es auch mal ganz schön, eine Pause zu haben.
Ich finde es auch ganz gut, dass es im Football noch etwas Verknappung gibt – im Vergleich zu Sportarten wie Fußball, wo man jeden Tag irgendwo ein Spiel sehen kann. Es ist manchmal nicht schlecht, wenn man sich auf den September freuen kann.
Christoph, danke für das Gespräch.
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