Im Februar 2004 wurde Facebook von Mark Zuckerberg als Studenten-Netzwerk gegründet. In der Zwischenzeit sind zwei Milliarden Menschen beim blauen Riesen angemeldet. Die Studenten haben ein neues soziales Netzwerk für sich entdeckt. Es heißt Jodel und ist in fast allen Belangen anders als die etablierten Apps wie Facebook oder Instagram.
Es gibt zwar keine öffentliche Zahl, wie viele Nutzer Jodel hat, aber es sind einige. „Mittlerweile sind es über eine Million Nutzer, Jeden Tag werden circa 600.000 neue Jodel abgesetzt“, erklärt Andrea Keller. Sie ist bei dem bei Studenten beliebten Social-Media-Star Jodel eine Moderatorin. Zu ihren Aufgaben zählt es, für eine gute Gesprächskultur in der App zu sorgen und gefährliche Beiträge schnell zu eliminieren.
Wir haben mit Andrea über den Microblogging-Dienst, den Umgang mit rassistischen und sexistischen Inhalten und die Besonderheiten des Rising Social Star gesprochen.
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BASIC thinking: Andrea, für alle, die noch nie etwas von Jodel gehört haben: Was steckt dahinter?
Andrea Keller: Jodel ist eine Social-Media-App für Studenten. Das Besondere an Jodel ist, dass alle Beiträge, die dort gepostet werden können anonymisiert veröffentlicht werden, allerdings nur in einem Radius von zehn Kilometern. Seit mehreren Monaten gibt es allerdings die „Heimat-Funktion“, mit der man sich einen Wunschort als Heimat aussuchen kann. Das ermöglicht es den Mitgliedern von überall auf der Welt, in ihrem Heimatgebiet weiterhin zu Jodeln.
Und wer nutzt die App?
Die Zielgruppe sind ganz klar die Studenten. Unter dem Motto „Darüber sprechen Studenten an deiner Uni“, ist die App 2014 veröffentlicht worden. Mittlerweile haben aber wohl auch viele Schüler und sogar Eltern die App. Jedenfalls behaupten das immer wieder Nutzer von sich selbst.
Wie unterscheidet sich Jodel von anderen Social-Media-Apps wie Facebook, Twitter oder Instagram?
Ganz klar durch die Anonymität. Auf Facebook, Twitter oder Instagram ist es zwar auch möglich sich ein anonymes Profil zu erstellen, aber der Fokus bei diesen Apps liegt meiner Meinung nach viel deutlicher auf der eigenen Persönlichkeit. Die Menschen in deinen Freundeslisten wollen am Leben von jemandem teilnehmen, den sie mehr oder weniger kennen. Durch das anonyme Posten nehmen sich auf Jodel aber natürlich auch viele das Recht heraus, ihren Mitmenschen besonders schroff zu begegnen.
Welche Besonderheiten zeichnen Jodel aus?
Jodel ist für mich die App, die definitiv immer auf dem neusten Stand ist, was Dinge betrifft die gerade „In“ sind. Egal ob es Ausdrücke sind oder Ereignisse in deiner Nähe wie im Rheinland zum Beispiel der Karneval. Die App ändert extra ihr Design für eine bestimmte Zeit und passt sich diesen neuen Dingen an. Außerdem zeichnet die Anonymität Jodel definitiv aus. Mit Problemen öffnet man sich hier schneller als auf irgendeiner anderen Plattform. Wenn man es persönlicher mag, gibt es die „Channels“, in denen Selfies erlaubt sind oder man sich nach den eigenen Interessen – wie Fußball oder Fitness – als Gruppe zusammenfinden kann.
Welche Inhalte kann ich über Jodel verbreiten?
Auf Jodel können bislang nur Text- und Bildnachrichten geteilt werden. Selfies sind wie alle anderen persönlichen Dinge – zum Beispiel Namen und Handynummern – verboten, außer man befindet sich in einem speziellen Channel dafür. Eine Verlinkung auf externe Websites ist nicht möglich.
Was ist Karma und wie bekommt man es?
Karma sind die Punkte, die einem jeden Jodler geschenkt werden. Diese Punkte erhält man, wenn man zum Beispiel einen „Daumen nach oben“ auf einen Beitrag erhält. Umgekehrt verliert man Punkte, wenn andere Nutzer den Beitrag mit einem „Daumen nach unten“ bewerten. Das System ähnelt den Likes auf Facebook oder Instagram. Aber bei Jodel hat man mit einer Summe, die oben rechts in der Applikation angezeigt wird, sofort alle Karma-Punkte auf einen Blick. Das spornt die meisten Jodler an, möglichst viele Dinge zu posten, die bei den anderen Nutzern gut ankommen.
Gibt es Werbung?
Nein, Werbung ist nicht erlaubt.
Was macht deiner Meinung nach die App so erfolgreich?
Jodel ist amüsant, unverblümt und einfach echt. Natürlich tümmeln sich unter den Nutzern auch schonmal sogenannte „Paulaner“. Also Nutzer, die Geschichten erfinden, um möglichst viel Karma zu ergattern. Aber die App ist immer gut für lustige Stories, ernste Fälle, in denen man gerne seine Hilfe anbietet, und möglichst viele süße Haustierbilder, die auf Jodel mit „Gadse“ für Katze oder „Bellgadse“ für Hund betitelt werden.
Wie geht Jodel gegen rassistische oder sexistische Inhalte vor?
Diese Beiträge werden den Moderatoren gemeldet und schnellstmöglich gelöscht.
Du wurdest von Jodel aufgrund deines hohen Karma-Wertes und deinen Kommentaren als Moderatorin ausgewählt. Welche Aufgaben übernimmst du?
Ich bekomme die gemeldeten Beiträge in der App angezeigt und muss dann mithilfe der anderen Moderatoren entscheiden, welche Beiträge entfernt werden. Für jeden gemeldeten Beitrag haben wir Moderatoren dann die Wahl zwischen „Erlauben“, „Blockieren“ und „Weiß nicht“. Im letzten Fall wird der Beitrag einem anderen Moderator vorgeschlagen.
Gibt es Richtlinien oder Vorgaben für das Löschen von Kommentaren?
Natürlich gibt es gewisse Regeln, die zum Beispiel das Verbreiten von persönlichen Dingen untersagen. Außerdem muss jeder Moderator für sich entscheiden, welcher Beitrag beleidigend ist oder einfach unpassend für Jodel. Die genauen Richtlinien sind aber geheim und unterliegen nur den Moderatoren.
Wie viel Zeit verbringst du auf Jodel?
Das ist ganz unterschiedlich und liegt auch daran, ob ich gerade selber viel jodle und natürlich sehen möchte, was geantwortet wurde. In der Regel bin ich aber mindestens einmal am Tag dort aktiv, um meiner Pflicht als Moderator nachzukommen.
Vielen Dank für das Gespräch, Andrea.