BT

Kann das Samsung Galaxy S8 das Vertrauen der Leute zurückgewinnen?

geschrieben von Nicole Scott

Es gibt keinen Zweifel daran, dass Samsung zu den besten Smartphone-Herstellern gehört, aber jeder der gerne fliegt, wird wahrscheinlich bei jedem Flug an das Akku-Desaster erinnert, von dem man letztes Jahr ständig in den Nachrichten gehört hat. Auf dem Samsung Galaxy S8 lastet also ein großer Erwartungsdruck, denn es ist das erste Flaggschiff-Smartphone, das Samsung seit dem zurückgerufenen Note 7 veröffentlicht und die große Frage lautet: Reicht das Galaxy S8 aus, um das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen?

Hier geht’s zum Samsung Galaxy S8 Hands-On

Wir können Samsung für sein Launch-Event gute Arbeit bescheinigen, was die Message angeht, die man rüberbringen wollte. In den Claims hagelte es Re-Wörter: Von „Reimagining the smartphone“ oder „Reinvented the way you used it“ war die Rede, außerdem von „Redesigning it from the ground up“. Auf diese Weise will uns Samsung signalisieren, dass man das Alte hinter sich gelassen hat und durch Innovationen ein neues, höheres Level erreicht hat, um sich und seine Marke zu rehabilitieren.  Nach einer Stunde, in der es vor diesen „Re“-Wörtern nur so wimmelte, kam mir diese „Re“-Flut vorsichtig gesagt „Re“cht schräg vor, aber das Wichtigste: Ich hab Samsung diese Message abgekauft und ja – mein Vertrauen in den Namen Samsung ist absolut wiederhergestellt.

Ich persönlich hätte nicht erwartet, dass Samsung so demütig eingesteht, was für ein hartes Jahr man hinter sich hat und mehr als einmal wurde während der Launch-Veranstaltung erwähnt, dass sich die Koreaner auf Qualität, Sicherheit und Gewährleistung fokussiert haben. Sehr überzeugend finde ich bei Samsungs Kampagne übrigens, wie man die unendlichen Möglichkeiten von Virtual Reality mit der generellen Vision des Unternehmens verknüpft hat.

Samsung hat sich nach einem traumatischen Jahre neu erfunden und der Vision, mit Innovationen ganz vorne dabei zu sein, neues Leben eingehaucht. Ich gebe zu, das Unpacked-Event hat mich gepackt und stellenweise sogar richtig begeistert. Inzwischen bin ich ein bisschen runtergekommen (ich muss zugeben, der träumende Strauß im Video hat meine Fantasie ziemlich in Beschlag genommen) und stelle mir die Frage: War das genug? Hat dieser perfekte Smartphone-Launch ausgereicht, das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen? In unserer Wahrnehmung sieht es so aus, dass Samsung nicht einfach nur Pech gehabt hat, sondern auch ziemlich geschludert hat, was die Qualitätskontrolle angeht.

Samsung hat also noch viel Arbeit vor sich, um dafür zu sorgen, dass ihre Geräte dieses Stigma wieder verlieren. Werfen wir nun also einen Blick auf das neue Smartphone selbst, mit dem sich das Unternehmen das Vertrauen der Menschen zurückholen möchte:

Was macht das Samsung Galaxy S8 & S8 Plus besser als das S7?

Das Design des Smartphones ist symmetrischer, wodurch es besser und angenehmer in der Hand liegt. Außerdem besitzt das S8 einen neuen KI-Assistenten namens Bixby, ein größeres und besseres Display und ein schickes, tastenloses Design. Die Kamera ist nach wie vor erstklassig und der Akku ist immer noch genauso groß wie der des S7, hier wurde also nicht herumexperimentiert.

Sollte es Samsungs Plan gewesen sein, das beste Smartphone auf dem Markt noch besser zu machen, dann haben sie ihr Ziel vermutlich erreicht, aber darum geht es hier nicht. Der Technikpurist wäre von jedem erstaunt, der sich dieses erstklassige Smartphone nicht kaufen wollen würde. Aber auch das ist nicht der Punkt; Samsung muss das Vertrauen der Branche zurückgewinnen und so wie es aussieht lautet der Plan: Ganz normal weitermachen. Samsung zeigt Selbstsicherheit, indem sie sich felsenfest an ihren Plan halten. Und dieser ist, das S8 mit einigen neuen Features auszustatten, damit jeder sehen kann, dass Samsung immer noch Marktführer ist.

Ich habe von Samsung eine konservativere Herangehensweise erwartet, bei der die Qualitätssicherung und die Kontrollprozesse überprüft werden. Als wir die Produktionsstelle von LGs G6 besucht haben, hat man uns beispielsweise zum ersten Mal das Akku-Testlabor gezeigt. Jeder Hersteller, der versucht, seine Verkaufszahlen zu steigern, wird diesen Mangel an Selbstvertrauen seitens Samsung zu seinem Vorteil nutzen. Auf dem MWC waren wir wie der Rest der Branche davon überzeugt, dass die diesjährigen Flaggschiff-Smartphones auf strapazierfähigere Designs setzen würden, um dadurch zu perfekten Smartphones zu werden. LG ist hierfür das beste Beispiel. Sie haben sich angesehen, was sich die Kunden wünschen und haben versucht das bestmögliche Smartphone zu kreieren.

Samsung ist dafür bekannt, zu viele Features in ihre Smartphones einzubauen, nur um zu beweisen, dass sie der innovativste Hersteller sind. Über die Jahre hinweg hat sich diese Entwicklung zwar verlangsamt, aber sie lässt sich immer noch beobachten. Ich habe erwartet, dass das Galaxy S8 dem Beispiel anderer Smartphones folgen würde und Belastbarkeit und Verlässlichkeit in den Mittelpunkt stellt, und obwohl diese beiden Aspekte erwähnt wurden, stehen trotzdem die neuen Features im Vordergrund.

Das Problem mit den neuen Features

Die neue KI macht das Smartphone futuristischer und das neue DEX-Dock ermöglicht es, das Smartphone wie einen Desktop-PC zu verwenden. Aber wenn man genau hinsieht, merkt man, dass Samsung versucht das Smartphone besser aussehen zu lassen als es eigentlich ist. Bixby wirkt unfertig und ist noch nicht auf Deutsch verfügbar. Es ist unausgereift und es fühlt sich an, als sei das Feature nur vorhanden, um zu beweisen, dass es sich beim Galaxy S8 um ein Top-Smartphone mit der neusten Technik handelt.

Dex ist eine Art von Dock, die Windows Phone bereits mit Continuum anbieten wollte. Man kann das Smartphone andocken und jede kompatible Android-App lässt das Smartphone wie einen Desktop-PC aussehen. Das ist an sich kein Problem, nur kennen wir diese Idee bereits und das Konzept hat schon einmal versagt. Der einzige Unterschied ist, dass Continuum zum Veröffentlichungszeitpunkt von niemandem unterstützt wurde. Dex hat also das Potenzial dazu, mehr Erfolg zu haben.

Welche Fehler Samsung mit dem Design des S8 gemacht hat

Es gibt zwei Dinge, die mich schon jetzt in den Wahnsinn treiben. Der Fingerabdruckscanner, der sich auf der Rückseite befindet, ist schlecht platziert und mein Finger berührt deshalb ständig die Kamera. Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass Samsung die Tasten entfernt hat; ein Trend, den man aktuell bei vielen Android-Geräten beobachten kann. Samsung behauptet zwar, man habe damit auf die Wünsche der Kunden gehört, aber es wirkt nicht wirklich wie eine Reaktion auf Kundenfeedback, denn Samsung tut nur das, was andere Android-Hersteller auch tun.

Ist das S8 Plus ein Ersatz für das Galaxy Note 8?

Mit einer Bildschirmdiagonale von 6,2 Zoll ist das S8 Plus wesentlich größer als das Note 7 mit seinen 5,7 Zoll. Aber auch die Größe des Bildschirmrandes und die Dicke des Galaxy S8 Plus sind um einiges kleiner als bei Geräten von anderen Herstellern. Liebhabern der Note-Reihe gefällt vor allem der Stylus, aber kann das größere S8 Plus den Markt der Phablet-Nutzer für sich gewinnen? Vielleicht. Ich bin gespannt, ob sich das S8 Plus tatsächlich zu einem Ersatz für das Note 8 entwickeln wird.

Das Offensichtliche zu ignorieren und das Gesprächsthema in eine andere Richtung zu lenken ist kein schlechter Plan und es wird vermutlich funktionieren, denn die Millionen Dollar Markenwert haben natürlich eine nachhaltige Wirkung. ABER diese Strategie kann nur funktionieren, wenn das S8 fehlerfrei ist. Samsung wird sicherlich viel Werbung für Vorbestellungen machen, aber diese dürften geringer ausfallen als in vergangenen Jahren, denn die Leute werden zunächst auf detaillierte Testberichte warten.

Ich ziehe meinen Hut vor Samsung: Das Event heute war schlicht perfekt und auch die Nachricht war perfekt: Man positioniert sich weiterhin als Innovations-Leader, stärkt damit die eigene Marke und hat (mehr oder weniger) subtil darauf hingewiesen, dass wir es hier dennoch mit einem ganz neuen Samsung zu tun haben: Einem neu konzipierten, neu erfundenen und neu gestaltetem Samsung, welches man nicht mehr mit den Problemen des letzten Jahres in Verbindung bringen kann.

Dennoch: Die Verarbeitungsqualität des Galaxy S8 wird mit großer Sicherheit aufs Genauste untersucht werden und sollte eine Taste nicht perfekt funktionieren oder sollte das Smartphone ein kleines bisschen zu warm werden, könnte sich plötzlich immer noch alles gegen Samsung wenden.

Über den Autor

Nicole Scott

20 Kommentare

  • Die Verzerrungen und Spiegelungen im Display sind nun noch viel größer als bei den Edge.
    Was bleibt effektiv an Displaygröße übrig 5,2-5,4 Zoll??

    Alleine das ist ein No-Go

    Kein Homebutton mehr? wenn es dann wenigstens den Fingerabdrucksensor im Display gegeben hätte…

    Design vor Funktionalität.

    • Die Verzerrungen und Spiegelungen im Display sind nun noch viel größer als bei den Edge.
      haste das schon gesehen? Wenn es so wäre käme es nicht auf den Markt! Also labere nich rum!

  • Selbst schuld, wer in Zeiten von One, Huawei/Honor, Xiaomi, ZTE usw. noch 1000€ für ein Handy ausgibt.

      • Okay, kostet scheinbar „nur“ 800-900€. Ändert nichts am Kern meiner Aussage 🙂 top Hard- und Software gibts auch für die Hälfte, eher ein Drittel.

        • Das Huawei P10 Plus ist mit 750 € auch nicht gerade ein gutes Beispiel für ein Schnäppchen ;). Für „Flaggschiffe“ ist meistens ein ordentlicher Beitrag fällig. Aber auch von Samsung gibts ja z.B. die A und die J Klasse, da zahlt man für Top Hardware deutlich weniger (wobei „Top Hardware“ immer relativ ist).

  • Man sieht wie hier das S8 schlecht geredet wird und versucht dies auch dementsprechend in schlechten Licht darstellen zu wollen.

    Beim Touch Sensor begrüsse ich dies sogar, das es auf der Rückseite ist.
    Aktuell habe ich ein ZTE Axon 7 und da ist der Sensor auch auf der Rückseite, das entsperren geht sehr bequem.
    Vorher hatte ich auch schon das LG G4, bei dem die Buttons ebenfalls auf der Rückseite ist.
    Ehrlich gesagt finde ich die Buttons hinten besser und einfach zugänglich als auf der Seite, bei dem man seine Finger ziemlich verbiegen muss bei einhändiges bedienen.

    • Mir gefällt der Sensor hinten auch besser und es wird Zeit dass „die großen Hersteller“ dahingehend umstellen – aber unmittelbar neben der Kamera und nicht zentriert wirkt auf den ersten Blick nicht intuitiv.

    • Ja manche mögen den vieleicht hinten haben.

      Aber bei mir liegt das Phone auf dem Schreibtisch und ich brauchte immer nur den Homebutton drücken.
      Was macht man nun? Hochnehmen oder den Knopf an der Seite drücken?

      Dazu was wenn man dazu noch viel unterwegs ist und das Phone in der Halterung steckt.
      Wie soll ich dann den Fingerabdrucksensor hinten drücken auf der Autobahn?
      Also brauch mant man NFC im Halter damit die Passwort abfrage nicht mehr kommt und muss dann dennoch den Seitlichen Button „finden“

          • Wenn du so müde bist, dass es für dich schwer wäre das Gerät zu entsperren, dann macht es auch kein Sinn das Handy zu benutzen. Lächerlich

          • Ihre Anwort und Begründung ist doch eher lächerlich.
            Wie kannman sowas schreiben ohne das benutzungsverhalten anderer zu kennen?

            Zb. morgen im Bett (liegend) und ohne Licht drücke ich den Homebutton.
            Diesen kann ich fühlen (haptisch) und schaue nachdem ich den gederückt habe auf den Sperrbildschirm wie spät es ist und ob es Nachrichten gab in der „Do not disturb“ Zeit.

            Und ohne Button?
            ich muss es in die Hand nehmen und erst die seitlichen Buttons erfühlen um zu wissen was oben und unten ist. Dabei kann ich aber auch gleich den Powerbutton drücken!

            Aber nur mit dem Softbutton?
            Diesen kann man nicht erfühlen, also weis man nicht wo oben und unten ist
            wenn es nur da liegt.

            Bei anderen Menschen mag es morgens anders ablaufen.
            Machen vielleicht erst Licht an, stehen auf trinken Kaffee oder rauchen eine und schauen dann erst darauf.

  • Vertrauen nach dem Disaster mit dem Note 7? Ist doch eher die Frage, Vertrauen sofern man ein anderes Smartphone von Samsung hat… Mein Note 4 stürzt ohne einer aktiven App regelmäßig ab, nach den letzten „Sicherheitsupdate“ habe ich den Eindruck, Samsung lässt bei einem Speicherfehler irgend einer App oder eines Systemprogramms lieber das Smartphone gleich rebooten als zu versuchen einen Fehler abzufangen – das scheint das neue Sicherheitskonzept zu sein! Denn nach einem Reboot ist die verursachende App ja vermutlich aus dem Speicher geschmissen (solange es keine System App ist). Nur das sich das Smartphone so oft aufhängt und oft nur durch entnehmen des Akkus in einen normalen Zustand bringen lässt…. Ich brauche das Smartphone nur eine Weile auf den Tisch zu legen, nach einiger Zeit stürzt es sicher ab und rebootet. Vertrauen in Samsung????
    Oder liegt es an Android??? Vertrauen in ein Gerät, bei dem man den Akku nicht rausnehmen kann???? Hat das Samsung S8 wenigstens eine Reset-Taste????
    Einen Samsung Akku musste ich nach Überhitzung und Ausbeulung aus dem Smartphone nehmen… Gibt es für das Samsung S8 Hinweise in der Anleitung, was der Kunde tun soll, sofern er ungewöhnliche Wärmeentwicklung bemerkt??? Wenn er zu dem Zeitpunkt in einem Flieger ist? In einem Zug aus dem Fenster werfen oder die Notbremse ziehen?? Immer einen feuerfesten Behälter mitnehmen????
    Wenn man den Akku raus nehmen könnte, würde ich mich sicherer fühlen….

    • Ich besitze ebenfalls ein Note 4 und bin absolut zufrieden, so sehr, dass ein neues Gerät ohne erkennbaren Mehrwert uninteressant für mich ist.
      Hast du das Gerät mal auf Werkseinstellung gebracht? Mach das mal und schau, ob es auch ohne Update immer noch regelmäßig abstürzt.
      Wenn nicht, dann so lassen bzw. nochmal neu auf die neueste Version updaten und testen.
      Wenn es trotzdem abstürzt, dann kann es ein Hardwarefehler des Speichers sein. Ab zu einem Handyladen und die Kosten für einen Tausch des Speichers erfragen. Wenn günstig, Machen! Wenn zu teuer, auf das Note 8 warten… so wie ich! 😀

    • Mein Bekannter hat das Note 4 ebenfalls schon seit einigen Jahren und absolut keine Probleme. Für ihn ist es das beste Smartphone was jemals raus kam.

      Und zum Thema Akku. Dieser kann natürlich kaputt gehen und sich im schlimmsten Fall sogar aufblähen oder gar „explodieren“, aber das kann jedem Akku passieren.

      Natürlich ist es diesbezüglich oder auch in der Hinsicht das die Akkuleistung mit der Zeit nachlässt von riesigen Vorteil wenn dieser sich vom Nutzer ohne Probleme wechseln lässt, gar keine Frage.

      Das Problem ist doch das ein Smartphone immer mehr zum Designgimmick geworden ist. Wer nutzt denn heute schon groß die Power und/oder Funktionen eines heutigen Smartphones aus ? So gut wie keiner ! Bestimmt 90% oder gar noch mehr haben das Teil nur um ständig aktuell in Facebook zu sein, um Nachrichten zu empfangen bzw. zu versenden und um Fotos zu posten…..