Es war vor einigen Monaten, als ich Alexis Ohanian auf der Bühne vor mir sah. Er sprach im Rahmen der The Next Web-Konferenz in New York, an der ich mit meinem Start-up teilnahm. Es wird einer dieser Vorträge sein, an die ich mich immer erinnern werde, weil Alexis ein Tabu-Thema ansprach.
Wer ist eigentlich dieser Ohanian, wirst du dich fragen? Alexis hat u.a. Reddit mitgegründet und ist in der ganzen Silicon-Valley-Start-up-Welt ein angesehener Mann. Oftmals werden Menschen ja einfach so über den Klee gelobt, ohne dass es dafür einen echten Grund gibt. Bei ihm ist das definitiv nicht der Fall.
Er sprach über seine Eltern und vor allem seine Mutter, die an einer besonders üblen Sorte von Krebs starb als er 22 war. Am Tag der Diagnose habe er realisiert, dass der schlimmste Tag für ihn im Business niemals so schlimm sein wird, wie dieser Tag für seinen Vater oder seine Mutter gewesen ist. Das muss man erstmal so sacken lassen.
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Erst nach Hause, wenn der Chef geht
Letztendlich kam er über diese Geschichte zu einem entscheidenden Punkt: In der heutigen Start-up-Welt geht es immer mehr darum, noch härter zu arbeiten. Es geht gefühlt immer um Leben und Tod, was einfach so – im Bezug auf die Business-Schiene – nie stimmt. Und es brachte auch mich zum Nachdenken.
Ich liebe es, viel zu arbeiten. Ich bin auch ein großer Fan von Gary Vaynerchuk. Dem Mann, der mir auf Twitter, Facebook und Co. gefühlt 1.000 Mal am Tag sagt, dass man nur hart genug hustlen (arbeiten / sich anstrengen) muss, um erfolgreich zu sein. Aber – wann ist es eigentlich schick geworden, dauerhaft übermüdet zu sein, weil man 24/7 arbeitet?
Vor zwei Jahren war ich mit meiner Frau in Tokio und wir beobachteten schockiert, wie viele Menschen im Starbucks im Sitzen einfach einschliefen. Mittags. Weil sie einfach am Arsch waren und es in Japan so ist, dass man erst nach Hause geht, wenn der Chef geht.
Zu viel Hustle kann Vorsprung verspielen
Mittlerweile sehe ich das auch immer mehr hierzulande. Es geht immer mehr darum, wer länger arbeitet. Mehr im Office ist. Weniger schläft, weil er ja so viele Projekte hat. Das – und da bin ich fest überzeugt – führt am Ende dazu, dass man auf lange Sicht einfach keine Leistung mehr bringen kann, weil der Geist nicht mehr kann.
Durch die Zeit der Regeneration verspielt man letztendlich dann den Vorsprung, den man vermeintlich vorher im Arbeitswahn aufbaute, relativ schnell wieder. Schlimmer: Man kann sogar weiter zurückfallen.
Ich bin der Ansicht, dass es scheiß egal ist, wie lange wir pro Tag im Office sitzen. Wie viel wir schlafen oder wie viele Serien wir auf Netflix am Stück binge-watchen. Viel wichtiger ist es, dass wir in der Zeit, in der wir arbeiten, alles geben. Auf ein Ziel fokussiert hinarbeiten.
Dadurch erreicht man meiner Meinung nach auf Dauer mehr, als zwischen Facebook und Twitter 2 bis 3 Slides für die Unternehmenspräse zu erstellen, gefolgt von einer halb beendeten Mail und anderen angefangenen Aufgaben, die zum Feierabend dann doch wieder liegenbleiben.
Pausen und Auszeiten sind deshalb wichtig und alles andere als schwach. Schließlich haben wir am Ende des Tages – um es mit den Worten von Alexis Ohanian zu sagen — noch genau so viele Leben übrig: 0. Denkt daran.
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Word! Ich habe das Glück, direkt neben einem Fitness-Studio zu arbeiten. So kann ich mich mal kurz austoben und den Kopf freistrampeln, wann immer es nötig ist. Und das wirkt sich positiv auf meine tägliche Arbeit aus.