Update am Ende des Artikels ergänzt!
Es gibt natürlich auch Angebote von Telekom-Anbietern für ihre Kunden, so bekommt man bei der Telekom oder bei 1&1 zum Mobilfunk- oder Festnetzvertrag direkt auch schon Cloudspeicher dazu. Es ist also nicht so, als gäbe es gar keine Angebote. Wobei die Preise hier aber teils deutlich höher sind, als bei den Kollegen in den USA: Während man mit einem Dropbox Pro Account 1TB Speicher abhängig von der Zahlungsweise für 8,25 (jährliche Zahlung) bis 9,99 Euro (monatliche Zahlung) bekommt, gibt es für einen knappen Zehner im Monat bei der Telekom gerade mal magere 100GB Online-Speicher. Bei solchen Preisunterschieden mag man es kaum glauben, dass ein europäischer Anbieter hier mit einem regelrechten Schnäppchenangebot daher kommt: 10TB Cloudspeicher für 50 Euro im Jahr oder 5 Euro monatlich – kostenlos gibt es immerhin 25GB.
hubiC nennt sich das Angebot des Hosters OVH aus Frankreich und bei dem Preis kann man zumindest mal einen Blick auf das Angebot werfen. Die Aufgabenstellung war in meinem Fall recht simpel: Es ging um ein Offsite-Backup für meine iTunes-Mediathek, die eine Reihe von nicht bei Apple bezogenen Filmen enthält, die nicht wie Musik und eBooks in der iCloud gesichert werden, sowie eine Sammlung von Archivdaten auf verschlüsselten Disk-Images. Insgesamt sind es rund 8TB an gesammelten Daten, für die ich nach einer günstigen Backup-Lösung suche, bei der die Backups extern gelagert werden. Grundsätzlich gibt es hier zwei Möglichkeiten:
- externe Festplatten, die bei vertrauenswürdigen Dritten gelagert werden und nur für das Aktualisieren bzw. den Restore der Backup-Daten abgeholt werden oder
- eine Online-Lösung wie Cloud-Speicher oder gemieteter Server.
Die optimale Kombination aus Preis und Komfort verspricht hier eine Cloud-Lösung und hubiC erscheint geradezu perfekt geeignet, da die Client-Software eben auch speziell Backups unterstützt. Und ein Preis von 50 Euro pro Jahr für 10TB Speicher ist auch kaum zu unterbieten.
Die hubiC Software
Es gibt Clients für Android, iOS, Windows Phone 8, Windows, macOS und Linux. Letztere ist noch Beta und kommt ohne grafisches Interface, was nicht unbedingt von Nachteil sein muss, wenn man den Client zum Beispiel auf einem Server einsetzen will. Bei der Installation kann man schon mal wählen, ob man hubiC als reine Backup-Lösung nutzen will oder zur Synchronisation eines ausgewählten Ordners, wie man es von anderen Cloudspeichern kennt. Natürlich kann man die Einstellungen später noch ändern und es lassen sich auch beide Funktionen parallel nutzen. Im folgenden beschreibe ich die macOS-Version des Clients, wobei die Version für Windows nicht grundsätzlich anders funktioniert.
Die Einstellungen sind übersichtlich und man findet alles dort, wo man es erwartet: Unter „Account“ kann man den genutzten Account wechseln, die Synchronisation eines oder mehrerer Ordner auswählen und einen „Synchronisation gap“ zwischen 1 Minute und 2 Stunden auswählen. In den Einstellungen unter „System“ legt man fest, ob in den synchronisierten Ordnern gelöschte Dateien direkt gelöscht oder in den Papierkorb gelegt werden, ob Benachrichtigungen angezeigt werden soll, vor dem Beenden der App eine Rückfrage erfolgen soll und man aktiviert oder deaktiviert den automatischen Start beim Login sowie den Versand von Fehlerreports an OVH. Unter „Network“ legt man Up- und Downloadlimits sowie die Proxyeinstellungen fest.
Backups
Interessant wird es beim Punkt „Backups“. Interessant an den Backups ist vor allem einmal, dass diese im Onlinespeicher an einer anderen Stelle abgelegt werden, also auch im Webinterface wird unterschieden zwischen Backup-Daten und den normalen Daten. Backups werden auch nicht synchronisiert, sondern vom jeweiligen Rechner in die hubiC-Cloud zu OVH geschoben und nur bei Bedarf dort geholt. Diese spezielle Behandlung von Backups hat zum Beispiel zur Folge, dass man im Webinterface zwar einzelne Dateien aus einem Backup laden, aber nicht löschen kann. Es können immer nur komplette Backups gelöscht werden.
Im Client sieht man nun zwei Übersichten: Die auf dem lokalen Rechner angelegten Backups und die von anderen Rechnern. Das ist natürlich notwendig, wenn man einen Rechner komplett neu installieren muss, will man schließlich auf die bisherigen Backups weiter zugreifen. Auch kann man man diese Backup-Aufgaben dann auf den aktuellen Rechner umziehen, indem man einfach ein neues lokales Verzeichnis wählt. Die Einstellungen für eine Backup-Aufgabe sind absolut ausreichend für die meisten Zwecke: Nachdem man den zu sichernden Ordner und einen Namen für das Backup gewählt hat, kann man festlegen, ob das Backup automatisch aktualisiert werden soll und in welchem Intervall (stündlich, täglich oder wöchentlich), ob und wie viele verschiedene Versionen von geänderten Dateien dabei archiviert werden sollen und ob Dateien im Backup verbleiben sollen, die auf dem lokalen Rechner gelöscht wurden. Damit bekommt man also verschiedene Arten von Backup und Archiv konfiguriert.
Webinterface
Die Weboberfläche ist spartanisch, aber für die üblichen Aufgaben voll und ganz ausreichend. Man kann Ordner erstellen, Dateien hochladen sowie Dateien und Ordner verschieben, kopieren, umbenennen, mit anderen teilen und löschen. Aus den Sicherungen kann man Dateien nur herunterladen. Reicht, funktioniert, passt.
Probleme
Das alles klingt ja jetzt schon fast zu gut um wahr zu sein: 10TB Speicher für so wenig Geld, europäischer Anbieter und dann auch noch eine praktische Backup-Funktion – da muss es doch Haken geben. Und ja, die gibt es leider auch. Der erste und im Ernstfall besonders großer Haken scheint der Support zu sein. Zwar gibt es hier ein Forum und dort findet man auch den Mail-Kontakt zum Support, aber wenn man dort mal bei einem konkreten Problem – dazu gleich mehr, das ist der zweite Haken – ein bisschen sucht, wird man schnell auf Threads stossen, die sich von „Ich habe da ein Problem“ über „Ich auch!“ zu „Warum ignoriert das hubiC-Team dieses Problem so konsequent?“ entwickeln, wie zum Beispiel dieser hier: Can’t Open hubic app on MacOS Sierra.
Und da sind wir beim zweiten Haken, der mir aufgefallen ist: Nachdem die Installation und das mit den Backups bei meinem iMac gut funktioniert hat, wollte ich das für einen zweiten Mac wiederholen. Aber dort startet die Software einfach nicht. D.h. sie startet ganz kurz, ist aber für maximal 1-3 Sekunden in der Aktivitätsanzeige zu sehen und beendet sich dann. Ohne Eintrag in den Logfiles, ohne Fehlermeldung, läuft einfach nicht. Das ist genau das Problem aus dem verlinkten Thread, der bereits Anfang November gestartet und, wie auch ein weiterer Thread im französischen Teil des Forums, seitdem vom hubiC-Team standhaft ignoriert wurde. Ob und wann ich mit einer Antwort auf meine Mail rechnen darf ist offen, wenn ich nach den Rückmeldungen im Forum gehe, dann sollte ich mir wohl nicht zu viele Hoffnungen machen.
KO-Kriterium: Support
So etwas macht natürlich gar keinen guten Eindruck und selbst bei nur 50 Euro im Jahr: Will man ein Backup wirklich einem Unternehmen anvertrauen, dessen Support scheinbar nicht existent ist? Für mich ist das ein KO-Kriterium. Wären die Daten so unwichtig, dass ich das Risiko eingehen könnte, dass im Falle eines Falles das Backup beim Anbieter nicht mehr zugänglich wäre und dessen Support dabei durch Abwesenheit glänzt, dann bräuchte ich für die Daten kein Backup, könnte mir die 50 Euro also sparen. Für den Moment gibt es daher keine entsprechende Empfehlung für diesen Dienst, sollte in den nächsten Tagen seitens des Supports ein Lebenszeichen kommen, werde ich das natürlich hier ergänzen.
Aber immerhin: Wer eine kostengünstige Möglichkeit sucht, große Datenmengen in der Cloud abzulegen, um sie auf allen Geräten verfügbar zu haben und/oder sie mit anderen zu teilen, der kann sich hubiC mal anschauen – von unserer Seite erfolgt aber die ausdrückliche Empfehlung, immer darauf zu achten, dass es für diese Daten ein Backup gibt, falls man deren Verlust nicht verschmerzen kann.
Die Bewertung versteht sich unter Vorbehalt. Sollten wir doch noch zeitnah vom Support hören, passen wir diese eventuell noch an.
Update zum Support: Totalausfall
Inzwischen sind einige Tage ins Land gegangen, wir haben den 22. Februar, meine Support-Anfrage bei hubiC darf man also guten Gewissens als „gut abgehangen“ bezeichnen. Darüber hinaus wurde die Supportanfrage ignoriert, zumindest vom hubiC-Team. Nach meinem Test hier meldete sich zwar OHV Deutschland bei mir per Twitter und der Ansage, dass die Kollegen in Frankreich gerne eine Lösung anbieten würden, aber geändert hat das nichts.
@dobschat Die Kollegen haben sich über den HubiC-Artikel gefreut & würden gerne 1 Lösung anbieten, brauchen aber d. Mailadresse (gerne DM).
— OVHcloud Deutschland (@OVHcloud_DE) January 12, 2017
Bis heute habe ich vom hubiC-Team nichts gehört. Auch im Forum hat sich dahingehend nichts getan und das Problem besteht weiter fort. Das ist tatsächlich ein absolutes KO-Kriterium. Selbstverständlich kann man zu dem Preis keinen Premium-24/7-Support erwarten, das tut auch keiner. Und natürlich kann man bei so einem Preis auch damit leben, dass laut AGB die Bandbreite zumindest auf 10MBit/s eingeschränkt werden kann (in meinen Tests war sie das offenbar nicht). Das ist alles kein Thema, aber ein Support, der es innerhalb von über einem Monat nicht einmal schafft auf eine Anfrage zu antworten (von einer Lösung des Problems ganz zu schweigen) und reihenweise Anfragen im offiziellen Forum über Monate ignoriert, reduziert den Wert eines solchen Pakets auf 0 Euro.
Ja, wenn der Speicher kostenlos wäre, dann könnte man damit leben, wenn es halt mal nicht funktioniert, wer aber zahlende Kunden so im Regen stehen lässt, der hat keine zahlenden Kunden verdient. Und natürlich ist der Preis sehr günstig, aber so etwas muss man als Anbieter vorher kalkulieren und einen Preis ansetzen, der zumindest ein Minimum an Support ermöglicht. Und das Minimum wäre auf eingehende Anfragen zu antworten und Probleme anzugehen, die mehrfach und über Monate im Forum gemeldet werden.
Bevor also jemand hier Geld anlegt: Vergesst es! Es gibt genügend andere Angebote, die vielleicht teurer sind, dafür aber funktionieren und einen zumindest rudimentären Support anbieten. Klar, man landet dabei dann wieder bei den großen Anbietern – Microsoft, Dropbox usw. – aber bei aller Kritik: Deren Produkte funktionieren wenigstens, was man von hubiC nicht behaupten kann. Dementsprechend habe ich die Wertung von 4 auf 1 Punkt geändert. Eigentlich wären auch 0 Punkte drin gewesen, aber den einen Punkt gibt es für die Fälle, bei denen der Speicher funktioniert. Dies kann man immerhin über einen kostenlosen Account testen.