Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben und Arbeiten auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und auf MobilityMag berichtet Marinela wöchentlich über das ortsunabhängige Leben und den digitalen Wandel in der Arbeitswelt.
Alles begann mit seinem Umzug. Florian Forster hatte ein Problem. Vor ihm lagen ein Haufen alter CDs und Bücher, die er nicht in seine neue Wohnung schleppen aber auch nicht wegschmeißen wollte.
Er machte sich also auf die Suche nach Recommerce-Portalen im Netz, um dort seine Ware zu verkaufen. Doch hier stieß der Informatiker schon wieder auf ein Problem: Ebay war viel zu umständlich, um rund 200 Artikel loszuwerden. 200 Artikel einstellen, 200 Auktionen abwarten und 200 Artikel einzeln verschicken. Nein, danke!
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Wenn das Internet keine Lösung hat, schreibe einfach selbst ein Programm
Doch auch andere Recommerce-Seiten machten es dem promovierten Informatiker nicht leicht. Die verschiedenen Anbieter boten ihm für den gleichen Artikel sehr unterschiedliche Preise. Während er auf einem Portal seine CD für 50 Cent verkaufen konnte, bekam er bei einem anderen 2 Euro.
So würde es Wochen dauern, um die besten Preise für all seine Artikel zu ermitteln. Spätestens jetzt hatte Forster genug.
So tat er das, was Informatiker eben tun, wenn sie vor einem Internetproblem stehen: Er schrieb einfach sein eigenes Programm. Forster entwickelte ein Programm, mit dem er die Preise auf den Recommerce-Seiten schnell vergleichen konnte. So war es ein Leichtes, die jeweils besten Preise für seine CDs und Bücher zu erzielen.
„Das hat das Verkaufen meiner Waren viel einfacher gemacht, sodass ich dann auf die Idee kam, dass auch andere Menschen vielleicht Interesse an so einem Programm hätten“, sagt Forster im Gespräch mit BASIC thinking.
Er holte seine beiden Freunde Marco Görgmaier und Stefan Zinser mit ins Boot – und schon war Bonavendi als neues Münchner Startup geboren.
„Wir helfen Menschen, die sich sonst kein neues Handy leisten könnten“
Marco Görgmaier ist von Haus aus Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker und ist für die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing zuständig. Stefan Zinser ist Informatiker und kümmert sich um die Weiterentwicklung der Website und der Smartphone-App und Florian Forster ist Geschäftsführer von Bonavendi.
Doch es hat einige Jahre gedauert, bis Bonavendi so professionell lief. Im Gründungsjahr 2012 hieß das Portal gar noch rückkaufpreise.de und war wenig mehr als ein Hobbyprojekt der drei Freunde. „Die Arbeit an der Website hat uns einfach Spaß gemacht und wir konnten dadurch mehr Zeit miteinander verbringen – das war und ist immer noch eine große Motivation hinter dem Projekt.“
Das und der gesellschaftliche Aspekt. Denn Forster möchte mit Bonavendi auch seinen Beitrag gegen die Wegwerf-Kultur leisten. „Recommerce hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch Menschen, die sich sonst kein neues Handy leisten könnten.“
Gebrauchte Handys kosten auf Recommerce-Seiten schließlich nur einen Bruchteil des Originalpreises, kommen mit einer Garantie und ermöglichen es so auch den weniger Betuchten, Zugang zu moderner Technologie zu bekommen.
Sozialer Aspekt ohne das große Geld
Tatsächlich ist den Gründern von Bonavendi dieser soziale Aspekt sehr wichtig. So sammeln sie auch ein Mal im Jahr gebrauchte Ware und verkaufen sie selbst über ihr Portal. Alle Einnahmen daraus gehen an einen guten Zweck, wie beispielsweise an Flüchtlingshilfswerke.
Das große Geld verdienen sie damit sicher nicht. „Unser Portal kann nicht so viele Einnahmen generieren wie andere Vergleichsportale, etwa pizza.de. Wir agieren in einem sehr viel kleineren Markt, aber das ist auch okay. Wir wollen einfach ein gutes Produkt voranbringen, weil wir hinter der Idee stehen. Wenn wir dabei noch Zeit miteinander verbringen können, ist das doch fantastisch.“
Immerhin haben die Bonavendi-Gründer im vergangenen Jahr eine schwarze Null geschrieben, womit Florian Forster mehr als zufrieden scheint.
Vom Hobbyprojekt zum erfolgreichen Startup
So ist und bleibt Bonavendi nach wie vor ein Hobby. Die drei Gründer haben darüber hinaus ganz klassische Jobs und arbeiten an Bonavendi in ihrer Freizeit. Dennoch ist das Projekt über die Jahre konstant gewachsen.
Mit der Internationalisierung des Portals 2013 (Bonavendi gibt es aktuell auch in Österreich und den USA) kam dann auch der Namenswechsel – und eine kontinuierliche Verbesserung der Seite. Nach einigen Angaben ist die Website sogar das erfolgreichste Vergleichsportal für Gebrauchtware.
Aktuell können Nutzer ihre gebrauchten Artikel auf Bonavendi entweder per Barcode einscannen oder die Artikelnummer manuell eingeben und erhalten nach wenigen Sekunden Kaufpreise von rund 40 Recommerce-Portalen wie reBuy, Momox oder Buchmaxe.
Neben Büchern, DVDs und CDs können User auch gebrauchte Handys, Tablets oder Videospiele eingeben und erhalten schnell einen übersichtlichen Preisvergleich.
User können übrigens auch über Bonavendi auf Recommerce-Portalen nach gebrauchten Artikeln suchen und Preise vergleichen, hier allerdings nur für Bücher, CDs, DVDs und Videospiele.
Alles soll noch besser „flutschen“
Das Praktische an Bonavendi ist neben dem Preisvergleich auch, dass Nutzer bei den Recommerce-Seiten die Ware nicht erneut eingeben müssen. Die Daten werden automatisch von Bonavendi übernommen. Leider klappt das noch nicht bei allen Recommerce-Partnern. Doch das ist etwas, was Florian Foster und sein Team in Zukunft noch verbessern möchten.
Genau so wie das Update der Smartphone-App, das Einfügen weiterer Kategorien wie Kameras oder Kinderwagen, die Ausweitung von Kooperationen mit lokalen Reparatur-Startups und Entrümplungsfirmen sowie die Entwicklung einer Offlineversion von Bonavendi.
„Nutzer haben uns berichtet, dass einfach viele Dinge bei ihnen im Keller stehen, wo sie keinen Handyempfang haben. Und es will ja keiner haufenweise CDs ins Wohnzimmer schleppen, nur um das Produkt bei uns eingeben zu können.“
Bonavendi soll besser „flutschen“, das ist das erklärte Ziel für die Zukunft, sagt Forster. Daran arbeiten sie nicht nur im Dreierteam, sondern mit mehreren Studenten, die – im Gegensatz zu den drei Gründern – bezahlt werden. Doch eine Sache gönnen sich die selbstlosen Gründer dann doch: Ein Mal im Jahr feiern sie eine große Belohnungsparty.
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