Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben und Arbeiten auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und auf MobilityMag berichtet Marinela wöchentlich über das ortsunabhängige Leben und den digitalen Wandel in der Arbeitswelt.
Was bedeutet ein mobiler Arbeitsplatz für Ortsunabhängige, Selbständige und Freelancer? Mit dieser Frage im Hinterkopf hat sich die Schweizer Reiseautorin, Essayistin und Übersetzerin Katrin Gygax ihr eigenes Land genauer angeschaut. Getreu dem Motto „Mein Arbeitsplatz ist wo mein Laptop steht“ hat sie die Schweiz als mobile Freelancerin bereist und dabei festgestellt, dass man mit der richtigen Blickweise auch die ungewöhnlichsten Orte als kreativen Arbeitsplatz nutzen kann. Herausgekommen ist dabei ihr Buch „Die Schweiz ist ein Büro. 62 unkonventionelle Arbeitsorte unterwegs“.
„Jetzt hält mich nichts mehr“
Und unkonventionell sind sie, die Arbeitsorte, die Katrin Gygax aufgespürt hat. Friedhöfe, Burgschlösser, Gondeln und Boote sind dabei nur einige der Orte, an denen Gygax ihren Laptop aufgestellt und drauf los gearbeitet hat.
So liegt ihr Buch auch irgendwo zwischen Reiseführer und WLAN-Karte und liest sich damit wie ein Schweizer Reisebegleiter für Menschen, die mobil arbeiten und dabei das Land entdecken möchten.
Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Reiseführer kam Katrin Gygax durch das Veröffentlichen von Bildern ihrer eigenen „Büros“ auf sozialen Medien.
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Dann kam das iPhone auf den Markt […] Jetzt hielt mich nichts mehr. Ich fuhr über Mittag auf meinem Velo durch die Gegend, ich arbeitete mit meinem Laptop unter einem Quittenbaum in Ascona. Ich begann ein bisschen über meine Erlebnisse zu bloggen und ärgerte meine Freundinnen und Freunde auf den sozialen Netzwerken, indem ich Fotos von dort postete von wo ich gerade arbeitete, stets mit dem Titel: Die Schweiz ist ein Büro.
Mobile Büros im Praxistest
Die Buchform ihrer eigenen Erfahrung ist aber mehr als ein Bilderbuch unkonventioneller Arbeitsorte in der Schweiz. Gygax stellt allen Büros eine Legende voran, anhand derer sie ihre Arbeitstauglichkeit untersucht. Die Anzahl der Steckdosen, Sauberkeit der Toiletten und Kostenfaktor WLAN sind dabei nur einige der Kategorien, die Gygax für jedes Büro aufzählt.
Darüber hinaus hat die Autorin natürlich auch jeden Ort selbst getestet und berichtet über ihre Erfahrungen. So erfährt man beim Lesen zum Beispiel auch, an welchen Orten lärmreduzierende Kopfhörer notwendig sind, wo die besten Sitzplätze zu finden sind und zu welcher Uhrzeit man einen Ort vielleicht lieber meiden sollte.
Doch damit nicht genug. Katrin Gygax wäre wohl keine Reiseautorin, wenn sie neben ihren Auführungen zu unkonventionellen Arbeitsorten nicht auch noch die Geschichte und Geschichten eines Ortes erzählen würde. Daneben gibt sie auch immer wieder Tipps zu Wanderungen, Radtouren und Besichtigungen rund um die Büros.
Es geht also weniger darum die tatsächlich besten Arbeitsorte für mobile Worker zu finden, sondern mehr darum, die Freiheit der Ortsunabhängigkeit in vollen Zügen zu genießen und das alltägliche Arbeiten am Laptop mit dem „exotischen“ Reisen zu verbinden.
Von gefährlichen Kühen bis zum Ethernet-Kabel
Auch für die eine oder andere Anekdote ist der kleine Arbeits-Reiseführer immer wieder zu haben. So erfahren wir, warum Touristen in der Schweiz immer wieder von Kühen attackiert werden und dass flirtende Studenten wahrscheinlich Politiker werden.
Überraschend ist beim Lesen der Eindruck, dass die Schweiz noch irgendwo zwischen digitaler Moderne und Bergdorf zu stecken scheint. Freies WLAN ist – wenn man den Angaben der Autorin glauben darf – längst keine Selbstverständlichkeit, selbst nicht für zahlende Gäste in Hotels oder Cafés. Auch scheinen die Schweizer Kabelverbindungen zu lieben. Das Smartphone wird per Tethering als Hotspot genutzt und Laptops mit dem eigenen (!) Ethernet-Kabel an Breitbandverbindungen angeschlossen.
Andererseits boomen Coworking-Spaces im Land und Orte wie Genf stellen Nutzern kostenloses WLAN in der ganzen Stadt zur Verfügung. So bleibt nach dem Lesen nur der Wunsch, selbst mit Rucksack und Laptop in die Schweiz zu reisen und zu testen wie das Land sich so als Büro wohl so macht.
„Die Schweiz ist ein Büro. 62 unkonventionelle Arbeitsorte unterwegs“ ist im Applaus-Verlag erschienen, kostet 19,95 Euro als Taschenbuch bei Amazon* und 14,99 Euro als E-Book*.
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