Erinnert ihr euch noch an früher, als man eine Woche auf die nächste Folge der Lieblingsserie warten musste? Die Zeiten waren mit dem Aufstieg von Streaming-Angeboten und Binge Watching längst vergessen – nun kommen sie zurück. Haben wir verlernt, zu warten?
Ich bin der weltgrößte Stromberg-Fan. Heute gehe ich zu Amazon Prime Video, suche mir eine Staffel aus, klicke eine beliebige Folge an und der Spaß geht los. Wahlweise kann ich auch den Kinofilm schauen. Oder Pastewka, The Big Bang Theory, How I Met Your Mother oder tausende andere Folgen beliebiger Serien. Die Auswahl ist grenzenlos, wenn ich wollte, könnte ich mein restliches Leben von nun an mit Amazon Prime oder Netflix verbringen.
Früher war das anders. „Am nächsten Dienstag gibt es eine weitere Folge“, kurz nach dem Cliffhanger. Fernseher aus, sieben Tage später wieder an – und dieses Spiel über acht Wochen bis zum Staffelende. Wer nun mit dem Aufstieg und der wachsenden Beliebtheit von Streaming-Plattformen gehofft hatte, dass diese Zeiten zu Ende sind, der wird aktuell zumindest irritiert.
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„Jede Woche eine neue Folge“: Die Steinzeit hat angerufen…
Denn immer häufiger kommt es vor, dass man auch bei Netflix oder Amazon Prime wöchentlich neue Folgen serviert bekommt. Das liegt teilweise an strategischen Entscheidungen, teilweise an Rechteproblematiken. Fans von The Affair (Amazon) oder Ballers (Sky) etwa bekommen jeden Freitag eine neue Folge, beim Designated Survivor (Netflix) ist es der Sonntag.
Was früher normal war, empfinde ich heute bisweilen sogar als nervig und kundenunfreundlich. Ich erwarte bei einem Streaming-Dienst sofortige Verfügbarkeit, das klassische „Ich will alles und zwar sofort“. Das liegt, zweifellos, daran, dass mich die Streaming-Dienste bis zu diesem Punkt selbst erzogen haben. Genau wie Amazon und Co. uns beim restlichen Konsumverhalten in diese Richtung erziehen.
Haben wir verlernt, geduldig zu sein?
Mit Amazon Prime kann ich die Weihnachtsgeschenke theoretisch am 23.12. bestellen und sie liegen pünktlich unter dem Baum. Mit Prime Music (und allen anderen Musik-Streaming-Diensten wie Apple Music, Spotify, Deezer und Co.) muss ich keine CD mehr kaufen oder auf einen Album-Release warten. Ich bekomme es direkt auf mein Display und kann es hören bis es mir aus den Ohren hängt. Beim Streaming das gleiche: Ich könnte gucken, bis mir die Augen weh tun und hätte trotzdem noch nichts gesehen.
Das Streaming hat unseren Medienkonsum verändert. Ich für meinen Teil schaue immer häufiger abends bei Netflix rein statt mir um 20:15 Uhr irgendeinen Film anzuschauen, den ich vielleicht nur zu 80 Prozent schauen möchte. Und statt um 20:15 Uhr fange ich den Film um 19:56 Uhr oder um 20:43 Uhr an. Ganz wie es mir passt, ohne Werbe-, dafür mit Verpflegungspausen.
„Wir wollen mehr Auswahl! Immer! Jetzt sofort!“
All das trägt maßgeblich zu diesem „Immer alles sofort“-Anspruchsdenken bei. Die Frage ist nur: Ist das verkehrt? Geduld ist eine Fähigkeit, die aus der Zeit gefallen ist. Wer heute noch warten kann, ist möglicherweise freier als jene, die von neuen Medienkonzernen dazu erzogen wurden, diese Geduld abzulegen.
Möglicherweise haben sich diese Medienkonzerne damit aber auch ins eigene Knie geschossen, schließlich wollen die Mäuler jetzt auch gestopft werden mit immer mehr Auswahl. Und das geht eben nicht mehr ohne Rechtepakete abzuschließen, die unter Umständen beinhalten, dass ein TV-Sender das Recht auf die Erstausstrahlung hat. Fakt ist: Wir leben in einem Umbruch des Konsums. Egal ob das den Einzelhandel, den Medienkonsum oder andere Bereiche betrifft. Spannend, wo das hinführt.
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