Facebook plant Maßnahmen gegen Fake News. Aber sind die auch wirklich sinnvoll? Oder braucht es viel strengere Regeln, die tiefer greifen? Wir stellen die neuen Methoden in Text, Bild und Video vor.
Der Druck wurde wohl immer größer und führte zur teilweisen Einsicht: Hatte Mark Zuckerberg nach ersten kritischen Stimmen zu Facebooks Verantwortung am Wahlausgang in den USA noch jegliche Verantwortung seines sozialen Netzwerks von sich gewiesen, lenkte er nun ein und kündigte Verbesserungen am sozialen Netzwerk an.
Fake News, falsche Nachrichtenmeldungen, die meist aus politischer und finanzieller Motivation heraus bewusst massenhaft verbreitet werden, sollen es in Zukunft auf Facebook deutlich schwerer haben, ein breites Publikum zu finden. Auf dem hauseigenen Blog teilt der Hauptverantwortliche für Facebooks Newsfeed, Adam Mosseri, mit, dass man testweise vier Schritte gegen Fake News auf der eigenen Plattform anwenden möchte.
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Dabei merkt er an, dass es nicht Ziel der Maßnahmen ist, streitbare Links zu löschen, auch wenn ihr Inhalt ohne Zweifel als gezielte Täuschung identifiziert wurde. Facebook möchte nicht richtige Inhalte von falschen unterscheiden und sich Vorwürfen der Zensur stellen müssen.
Die geplanten Maßnahmen im Detail
- Meldungen: Nutzer sollen es in Zukunft einfacher haben, Falschmeldungen als solche zu markieren. War es bisher nur möglich, zweifelhafte Links als „Nervig oder uninteressant“, „unpassend“ oder „Spam“ zu kennzeichnen, sollen Falschmeldungen in diese Reihe der Meldungen aufgenommen werden.
- Markierung: Markierte Links werden von externen Organisationen nach dem „International Fact Checking Code of Principles“ geprüft und unter Angabe von Gründen als streitbar markiert, wenn es sich um Falschmeldungen handelt. Das Teilen zweifelhafter Links wird weiterhin möglich sein, allerdings erscheint eine Warnung, dass es sich möglicherweise um eine Falschmeldung handelt. Außerdem kann der Link nicht mehr beworben werden.
- Ranking: Für den Fall, dass User Artikel bedeutend weniger Teilen, nachdem sie sie tatsächlich gelesen haben, werden diese im Ranking weiter nach unten wandern und im Newsfeed seltener auftauchen
- Falsche URLs: Außerdem sollen falsche URLs, die absichtlich denen etablierter Medienhäuser ähneln, verhindert werden. Mit Aufsehen erregenden Falschmeldungen ködern solche Websites Besucher auf ihre Website und streichen dadurch hohe Werbeeinnahmen ein.
Reicht das, um Fake News zu unterbinden?
Die Maßnahmen sollen vorerst nur in den USA erprobt werden. Ob sie Wirkung zeigen, bleibt daher abzuwarten. Druck kam dieser Tage auch aus Deutschland. So fordert SPD-Fraktonschef Thomas Oppermann das rasche Löschen beispielsweise klar identifizierter Falschmeldungen binnen 24 Stunden. Bei Nichteinhaltung der Frist sieht er eine hohe Geldstrafe vor.
Auch der Internetaktivist und SPD-Politiker Henning Tillman sieht in der Ankündigung Facebooks nicht den gewünschten Effekt. Seiner Meinung nach soll Facebook, genau wie auch bei klassischen Medien üblich, Gegendarstellungen mit gleicher Reichweite wie die einzelnen Falschmeldungen verbreiten. Denn das soziale Netzwerk weiß sehr genau, wer Fake News auf Facebook veröffentlicht, wer mit ihnen interagiert und wer sie im Newsfeed sieht. Diesen Nutzern anschließend eine Gegendarstellung gut sichtbar zu zeigen, ist technisch leicht umsetzbar.
Die Ideen von Facebook scheinen also vielen nicht weit genug zu gehen. Und auch an den Maßnahmen selbst gibt es durchaus Kritik zu äußern. So schreiben netzpolitik.org, dass besonders einschlägige Falschmeldungen und ihre Auswirkungen wie die vermeintlichen Sympathien des Papstes zum (damals noch) Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verhindert werden können. Doch wirkungsmächtige Unternehmen wie Lobbygruppen können selbst frei erfundene Behauptungen mit ausreichend Mitteln belegen, beispielsweise durch das Veranlassen von grenzwertigen wissenschaftlichen Studien. So können bisherige Methoden zum Unterbinden von Falschmeldungen umgangen werden.
Bildergalerie: Fake-News-Report bei Facebook
Links dürfen nicht gelöscht werden
Wie Adam Mosseri ankündigt, werden die Maßnahmen nur der erste Schritt im Kampf gegen Falschmeldungen sein. Man wird also weiter nach passgenauen Maßnahmen gegen Fake News suchen und sie gegebenenfalls auch anwenden. Dabei ist die Entscheidung, kritische Links nicht zu löschen, richtig. Denn Facebook muss als Bereitsteller von Nachrichten fremder Anbieter neutral bleiben. Gleichzeitig muss für Nutzer jedoch stets eine mögliche Gegendarstellung oder Alternative sichtbar sein, damit Falschmeldungen nicht aufgrund von fehlendem Wissen oder Missverständnissen verbreitet werden.
Schwieriger dürfte wohl die Definition von Fake News sein. Wer entscheidet, wann eine Nachricht ein Fake ist? Nach welchen Maßstäben handeln die externen Fakten-Checker, die Facebook in Zukunft beauftragen wird? Und wie sicher ist die Methode vor möglicher Manipulation durch Trolle und Hacker? Die Antworten hat, wenn überhaupt, nur Facebook selbst. Bis es ein umfassendes, funktionierendes System gegen Falschmeldungen gibt, kann noch viel Zeit verstreichen. Möglicherweise zu viel Zeit, wenn man bedenkt, dass in knapp 10 Monaten Bundestagswahl ist.
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