Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben und Arbeiten auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und auf MobilityMag berichtet Marinela wöchentlich über das ortsunabhängige Leben und den digitalen Wandel in der Arbeitswelt.
Weihnachten ist nicht nur die Zeit der Ruhe, Besinnlichkeit und der familiären Feiern, Weihnachten ist auch ein riesiges Geschäft. Das gilt nicht nur in Kaufhäusern und Fußgängerzonen, sondern vermehrt auch im Internet. So ist eins der blühenden Onlinegeschäfte in dieser Zeit die Vermittlung von Weihnachtsmännern übers Internet. Wir haben mit Jan M. Biehl, Geschäftsführer der Hamburger Weihnachtsmann-Agentur Weihnachtsmann-Mieten.de über das Businessmodell, Rentiere und dicke Bäuche gesprochen.
BASIC thinking: Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, Weihnachtsmänner übers Internet zu vermitteln?
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Jan M. Biehl: Wir sind eigentlich eine ganz traditionelle PR-Agentur. So haben wir zumindest angefangen. Wir haben uns 2006 gegründet und zunächst ganz klassisch Promoter für verschiedene Events vermittelt. Dazu muss man sagen, dass wir selbst während des Studiums als Promoter gearbeitet haben – und ich kann mich auch noch an meine Jobs als Weihnachtsmann in Fußgängerzonen erinnern. Wie wir dann mit der Zeit als Agentur gewachsen sind, kamen dann auch vermehrt Nachfragen nach Weihnachtsmänner-Promotern und so haben wir dann unser Angebot auch ausgeweitet. Praktische Erfahrung damit hatten wir ja schon.
Sie sind bei Weitem nicht die einzige Onlineagentur für Weihnachtsmänner. Was unterscheidet sie von anderen Anbietern?
Die Qualität! Viele Anbieter halten die Preise dadurch niedrig, dass ihre Darsteller selbst die Kostüme und Accessoires mitbringen müssen. Wir haben unseren eigenen Fundus. Da gibt es Standard-Kostüme für die günstigere Weihnachtsmann-Variante, aber auch qualitativ sehr hochwertige Kostüme mit Detailarbeit. Uns ist es einfach wichtig, dass unsere Weihnachtsmänner nicht etwa in Turnschuhen auf einer Veranstaltung erscheinen. Das zweite ist die Qualifikation der Darsteller. Wir wollen auch wirklich engagierte, professionelle Darsteller für die Kinder und nicht jemanden, der das nur aus Langeweile oder Geldgier macht.
Wie stellen Sie denn sicher, dass die Qualität ihrer Weihnachtsdarsteller stimmt? Ihre Darsteller kommen ja aus ganz Deutschland und die Bewerbung läuft nur online ab.
Alle Interessenten müssen ein Formular ausfüllen, darin können sie auch vorige Erfahrungen und Referenzen angeben. So stellen wir schon mal einen gewissen Qualitätsstandard sicher. Nach jeder Veranstaltung bitten wir dann unsere Kunden um Feedback. Wenn es da also dennoch einen Weihnachtsmann gibt, der nicht unseren Standards entspricht, wird diese Person nicht mehr vermittelt.
Das heißt also, Sie merken oft erst nach einer Veranstaltung, wie gut oder schlecht jemand ist?
Im Zweifelsfall, ja. Doch wir hatten bisher nur wenige schlechte Erfahrungen und wie gesagt, die Darsteller kommen dann auf unsere Blacklist. Die meisten Promoter arbeiten aber tatsächlich unter dem Weihnachtsmann-Ehrenkodex.
Was ist denn der Weihnachtsmann-Ehrenkodex?
Das sind einfach gewisse Standards der Branche, die die Qualität sichern. Dazu gehören Anweisungen zum Kostüm, jeder Weihnachtsmann muss auch ein goldenes Buch dabei haben und darf nicht rauchen oder fluchen.
Wie viele Anfragen bekommen Sie für Ihre Weihnachtsmänner?
Das sind ca. 700 Anfragen pro Jahr. In der Weihnachtssaison natürlich am meisten, aktuell bekommen wir etwa 20 bis 30 Anfragen pro Tag.
Wofür werden denn Weihnachtsmänner gebucht?
Für alles mögliche! Das geht von der klassischen Weihnachtsfeier im Betrieb über Schulen oder Weihnachtsfeste im Familienkreis mit kleinen Kindern bis hin zu Weihnachtsmänner für Kaufhäuser oder auch Werbespots.
Vermitteln Sie auch Weihnachtsfrauen?
Definitiv! Wir bekommen sogar ganz spezifisch Anfragen für weibliche Weihnachtsfrauen, sei es als Mrs. Santa oder als sexy Weihnachtsfrau für die Feier. Kunden können aber nicht nur Weihnachtsmänner und -frauen bei uns buchen. Wir vermitteln unter anderem auch Engel, Wichtel oder Elfen.
Was ist denn der Renner unter ihren Online-Weihnachtspromotern?
Ganz klar, der klassische Weihnachtsmann. Das bedeutet, ein älterer Herr mit weißem Haar, weißem langen Bart und dem runden Bauch. Die Promoter, die das von Haus aus mitbringen, sind die gefragtesten.
Moment mal, heißt das, wer einen weißen echten Bart und einen dickeren Bauch hat, verdient auch besser?
Natürlich! Wir haben bei unserem Bewerbungsformular zum Beispiel auch die Kategorien „Bart” oder „Bauchumfang“. Denn es macht schließlich einen Unterschied, ob vor den Kindern ein Weihnachtsmann mit einem Kunstbart oder einem echten Bart steht. Je „echter“ der Darsteller, desto besser die Bezahlung.
Was kostet denn ein Weihnachtsmann bei Ihnen?
Der niedrigste Preis ist bei uns 169 Euro. Nach oben ist allerdings alles offen und kommt dann wirklich auf die spezifischen Wünsche unserer Kunden an.
Wie bestellt man bei Ihnen auf der Webseite einen Weihnachtsmann oder einen Engel?
Wir haben ein sehr detailliertes Formular für Anfragen auf unserer Webseite. Hier können die Kunden dann ganz genau angeben, was sie sich wünschen. Engel, Weihnachtsmann, Art des Kostüms, Art der Feier, Dauer des Auftritts und eben auch solche besonderen Details wie „echter Bart“. Wir schauen dann, welche Darsteller in der Region für die Feier in Frage kommen, setzen uns dann mit den Kunden in Verbindung und sprechen die Details ganz genau ab, bis wir dann den Kontakt mit dem Weihnachtsmanndarsteller herstellen. Im Anschluss bekommen wir dann wie gesagt Feedback über den Auftritt.
Neben den typischen Weihnachtsmännern, gibt es auch Beispiele für sehr verrückte Kundenwünsche?
Eine Firma in Berlin wollte für eine besondere Weihnachtsfeier einmal einen Weihnachtsmann mit Rentieren und Schlitten. Das konnten wir zum Glück liefern.
Sie haben einen Weihnachtsmann mit echten Rentieren im Sortiment?
Ja, den haben wir tatsächlich. Unsere Darsteller machen das zum Teil ja hauptberuflich und stecken da wirklich mit Leib und Seele drin. Einer unserer Promoter hat also tatsächlich leibhaftige Rentiere und einen Schlitten, mit denen er dann auf solch besonderen Anlässen erscheinen kann.
Treten Sie noch selbst als Weihnachtsmann auf?
Nein, die Zeiten sind vorbei. Vielleicht mal irgendwann für meine Kinder, aber nicht im Job. Wir sind ein kleines 16-Mann-Unternehmen und gerade um die Weihnachtszeit herum haben wir viel zu viel zu tun, um noch selbst als Weihnachtsmann unterwegs zu sein.
Vielen Dank für das Gespräch und noch eine schöne Weihnachtszeit!
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Hey, toller Arikel !
Es ist schon wahnsinn, was es heute alles gibt.
Um kleine Kinder damit zu überraschen, ist dies bestimmt sehr von Vorteil.
Grüßle
Danke!
Stimmt, es gibt nichts was es nicht gibt. So eine Agentur hat zudem den riesigen Vorteil, dass die Kinder dann Papas oder Opas Schuhe nicht erkennen und misstrauisch werden 🙂
Hallo Marinela,
gutes Interview!
Ich habe ehrlich gesagt noch nie groß darüber nachgedacht, „woher“ diese Weihnachtsmänner kommen. Für ältere Herren, ist dies aber sicherlich ein sehr interessanter Nebenjob, wo es neben der eigentlichen Bezahlung, auch viel positive Energie, insbesondere von Kindern zurück gibt.
Was mich noch interessieren würde:
Wie vil von diesen 169 Euro, bekommt der Weihnachtsmann und wie viel die Agentur?
VG und eine besinnliche Vorweihnachtswoche
Moritz