Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben und Arbeiten auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und auf Mobility Mag berichtet Marinela wöchentlich über das ortsunabhängige Leben und den digitalen Wandel in der Arbeitswelt.
Spontanes Reisen hat, geht es nach den Gründern, einen neuen Namen: Let’s Yalla. Mit dieser App für Super-Last-Minute-Flüge möchte ein Münchner Start-up das Verreisen in letzter Minute nicht nur möglich, sondern vor allem auch erschwinglich machen.
Wo bleibt das Abenteuer beim Reisen?
Es klingt ja so abenteuerlich: Einfach wild ein paar Klamotten in den Koffer schmeißen, zum Flughafen fahren und dort einfach irgendeinen Flug ins Ungewisse buchen. Keine monatelange Planung, keine stundenlange Angebotssuche im Netz – einfach losfliegen und genießen.
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Für viele Menschen ist diese Einfachheit und Spontanität das Sinnbild der Reisefreiheit. Doch in Deutschland sind solche Last-Minute-Reisen immer noch sehr teuer. Frühbucher bekommen die besten Rabatte, Spontanreisende dagegen die hohen Kosten. Das muss geändert werden – dachten sich Katharina Seehuber und Ori Hagai und entwickelten nach eigenen Angaben die erste europäische App für Ultra-Last-Minute-Flüge, Let’s Yalla.
In Deutschland fehlt die Last-Minute-Kultur
„Yalla“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Los geht’s!“. Genau dazu wollen die beiden Let’s Yalla Gründer ihre Nutzer animieren: Seid spontan und fliegt einfach los! Denn bisher sei das gerade in Deutschland eher schwierig, und vor allem kostspielig gewesen, sagt Katharina Seehuber im Gespräch mit BASIC thinking: „Ori und ich reisen sehr gerne spontan. Ori kommt ursprünglich aus Israel – und da ist das etwas ganz Normales. In Deutschland ist ihm dann aber aufgefallen, wie schwierig gerade das Reisen in letzter Minute ist. Es gibt hier bisher einfach keine ausgeprägte Last-Minute-Kultur. Das heißt, selbst wenn es viele Menschen gibt, die von heute auf morgen verreisen möchten, fehlen die günstigen Angebote.“
Genau hier kommt die App ins Spiel. Nach dem Motto „heute buchen, morgen fliegen“ bietet Let’s Yalla ausschließlich Flüge für den kommenden Tag an. Das funktioniert im Einzelnen so: Um 20.00 Uhr deutscher Zeit bekommen die App-Nutzer eine Meldung auf ihre Smartphones. Ab diesem Zeitpunkt sind neue Flüge im Angebot. Die Nutzer wählen dann ihren Flughafen (aktuell sind das Köln/Bonn, Stuttgart, Hamburg und Berlin Tegel) und sehen dort die aktuellen Flugangebote – allerdings nur für den kommenden Tag.
Let’s Yalla: Günstiger geht last-minute kaum
Let’s Yalla bietet dabei auch noch günstige Preise. Wirklich? Da könnte man ja schon skeptisch werden. „Versuch mal den Preisvergleich“, sagt Katharina Seehuber. „Spezielle Frühbucherrabatte unterbieten wir natürlich nicht. Aber das ist auch nicht unser Ziel. Wir vergleichen uns mit den Ticketpreisen, die am Abend vor Abflug zu finden sind.“ Und tatsächlich, wenn der Katalog veröffentlicht wird, ist Let’s Yalla billiger als die üblichen Preise.
Das liegt daran, dass Let’s Yalla mit verschiedenen Airlines direkt zusammenarbeitet. Jeden Abend um 20 Uhr sehen diese dann, welches Kartenkontingent ihnen für Flüge am nächsten Tag noch zur Verfügung steht. Diese bietet dann Let’s Yalla seinen Nutzern an, erklärt Seehuber: „Das ist für die Airlines lohnenswert, da diese ja die Tickets so last minute kaum noch loswerden – und so über uns dann aber dennoch Flüge verkaufen können.“
Lieber ein gutes Produkt als Geld verdienen
Seit Mitte Juni 2016 gibt es Let’s Yalla (bisher nur als Android-Version, iOS soll aber ebenfalls bald gelauncht werden) und die App wurde bisher mehrere Tausend Mal heruntergeladen. Neben jungen Usern wird die App aktuell vor allem von Menschen über 65 Jahren genutzt.
Bisher ist die Zahl der gebuchten Flüge allerdings noch sehr überschaubar. Den Gründern war es nach eigener Aussage wichtig, die App während der ersten Monate im kleinen Rahmen zu launchen und so eventuelle Fehler ausbügeln zu können, bevor es dann ans Marketing und das Steigern von Nutzerzahlen geht. „Das klingt ein wenig naiv, aber wir wollten lieber ein gutes Produkt für kurzentschlossene Reisende auf den Markt zu bringen als Geld zu verdienen.“
Doch natürlich soll es dabei nicht bleiben. Mit der Einführung der iOS-Version soll auch das Design verbessert werden und in Zukunft sollen auch mehr Flughäfen und auch Flugziele außerhalb Europas hinzukommen. Auch möchte das Unternehmen das Angebot grundsätzlich erweitern, sagt Seehuber: „Nutzer sollen die Möglichkeit bekommen, zusammen mit den Flügen auch Last-Minute-Unterkünfte und Transporte dazubuchen zu können.“
„Wir sind ein Mobilitätsanbieter“
Dabei ist Katharina Seehuber wichtig zu betonen, dass Let’s Yalla nicht nur ein Urlaubsanbieter sei: „Wir sind darüber hinaus auch ein Mobilitätsanbieter, da Menschen mit uns insgesamt flexibler sein können.“
Ein Beispiel dafür ist ein spanischer User von Let’s Yalla. Er nutzte die App, um von seinem aktuellen Wohnort Berlin spontan in seine Heimat Barcelona zu fliegen. Gerade die europäische Expat-Gemeinschaft könne so viel spontaner Besuche in die Heimat organisieren. Denn für einen Wochenendtrip lohnt sich eine Fernbusfahrt bei solchen Entfernungen nicht und Flüge waren dafür bisher einfach zu teuer. Mit Let’s Yalla könnten jetzt auch diese Menschen mobiler sein.
Apropos „mobil sein“, wie sieht es eigentlich mit den spontanen Reisen bei den beiden Gründern der App aus? Katharina Seehuber muss lachen: „Oh je, also seit wir die App entwickelt haben, hatten wir leider gar keine Zeit zu reisen. Davor war Ori aber in Südamerika mit dem Rucksack unterwegs – völlig planlos. Und wenn wir dann mal wieder etwas mehr Luft haben, würde ich zum Beispiel gerne mit Let’s Yalla nach Osteuropa reisen. Einige unserer Nutzer waren dort und haben mich wirklich neugierig auf die Region gemacht.“
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