Bei Instagram schnell und mit wenig Aufwand große Reichweite aufbauen – das wollen angesichts der immer noch stark wachsenden Instagram-Nutzerzahlen aktuell viele Marketingmacher. Anbieter so genannter Likebots versprechen hier Abhilfe. Wir haben uns angeschaut, wie die automatisierte Follower-Gewinnung mittels Software genau funktioniert, ob Instagress & Co. ihre Versprechen halten können und klären über die Risiken auf.
Sie heißen Instagress, Archie, Crowdfire oder Rango und sollen durch automatisierte Prozesse für jede Menge Instagram- oder Twitter-Follower sorgen. Die Funktionsweise ist bei allen Programmen ähnlich: Sie verbinden sich nach eigenen Angaben mit der Instagram-API, dann liken und kommentieren sie Inhalte auf der Plattform. Darüber hinaus folgen sie anderen Accounts – jeweils vom Instagram-Account des Nutzers aus. Dadurch sollen andere Nutzer auf den Account aufmerksam gemacht werden und jeweils zurück liken oder folgen. Der psychologische Trick „Folgst du mir, folge ich dir“ kommt zum Einsatz. Im Gegensatz zu Fiverr oder einfachen Follower-Kauf-Seiten, auf denen teilweise 50.000 Abonnenten für 250 US-Dollar angeboten werden, soll dieses Vorgehen für „echte“ neue Follower und potenzielle Kunden sorgen.
Die Software übernimmt die Arbeit
Unter den erwähnten Programmen ist Instagress eines der bekanntesten. Seit 2014 können Nutzer mit dem Tool versuchen, neue Follower auf der Foto-Plattform zu gewinnen. Instagress bietet eine dreitägige Testversion an und rechnet anschließend pro Tag ab. Die Nutzung kostet für drei Tage etwa zwei US-Dollar und für ein Jahr etwa 80 US-Dollar. Mit dem Tool lassen sich mehrere Accounts verwalten, für jeden muss einzeln Zeit gekauft werden.
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Für das Versprechen von Hunderten oder gar Tausenden neuen Followern sind das relativ geringe Kosten – wenn es denn funktioniert. Instagress lässt sich zumindest leicht bedienen. Nachdem man sich mit seinem Instagram-Nutzernamen und Passwort angemeldet hat, landet man im „Dashboard“. Hier können Nutzer einstellen, welche Aktionen Instagress im Namen des eigenen Kanals durchführen soll.
Jede Aktivität, egal ob Likes, Kommentare oder das Folgen von anderen Kanälen, kann einzeln gesteuert werden. Wer schnell neue Follower sammeln will, kann auch alle drei Funktionen gleichzeitig aktivieren. Während Instagress automatisch Fotos liket, Kommentare postet oder anderen Nutzern folgt, soll man laut Betreiberangaben die Finger vom Account lassen.
27 Follower in drei Tagen
Wir haben Instagress mit einem frisch erstellten Instagram-Kanal ausprobiert. Die Anmeldung funktioniert einfach über den Instagram-Nutzernamen und das Passwort. Beim Test fallen vor allem die vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten auf: Nutzer können bestimmen, aus welchen Regionen die Accounts kommen sollen, die Likes, Kommentare oder Follows bekommen – und wie viele der Aktionen pro Stunde ausgeführt werden. Darüber hinaus können Instagress-Nutzer die ausgespielten Kommentare und Hashtags im Vorfeld festlegen. Und das ist nur ein Bruchteil der individuellen Optionen.
Bei unserem Test erreichten wir innerhalb von drei Tagen immerhin 27 Follower, auch weil wir mit langsamer Geschwindigkeit gestartet sind – also nur wenige Aktionen pro Stunde haben ausführen lassen. Die Follower kommen aus der ganzen Welt und scheinen zumindest echt zu sein. Unser eigener Account folgt über 460 Instagrammern und hat über 400 Likes verteilt. Laut Tipps von Instagress selbst soll man langsam starten und dann die Aktionen mit wachsender Follower-Zahl steigern – also mehr Likes und Follows verteilen. Das führe dann auch zu mehr neuen Abonnenten pro Tag
Hundemarke mit Instagress aufgebaut
Der Kanadier Pat Lum beschreibt in einem längeren Artikel (den er auch als Werbung für sein Unternehmen nutzt), wie er Instagress eingesetzt hat, um den Kanal „@dogownersonly“ von 0 auf 1.000 Follower zu pushen. Heute heißt der Hunde-Account „@4leggerz“ und hat knapp über 1.400 Abonnenten. Lum habe zuerst acht bis zehn Fotos mit passenden Hashtags zum Thema Hunde auf dem Kanal gepostet und dann Instagress eingesetzt, um Follower zu gewinnen.
Er habe alles auf das Thema Hunde getrimmt, um die richtige Zielgruppe anzusprechen und nicht mit komischen Kommentaren aufzufallen. Instagress selbst hat zu Beginn automatische Kommentare wie „Such an inspiration“ oder „Aww nice“ eingestellt, die unter einem unpassenden Foto ziemlich komisch wirken dürften. Mit „Beautiful dog“ sei diese Gefahr geringen – da Lum Instagress zeitgleich so eingestellt hatte, nur Bilder mit bestimmten Hashtags zu liken oder zu kommentieren. Passende Tags habe er mit einer kurzen Suche bei Instagram gefunden.
Nach nur drei Tagen habe Lum 280 Follower durch Instagress gewonnen, nach zehn Tagen seien es 540 gewesen, nach 30 Tagen 895. Um den Erfolg zu messen, nutze Lum die Kennzahl FOBAR („Follow Back Rate“). Das ist die Zahl der Follows in Relation zu den eigenen Followern. Die KPU zeigt, wie viele Instagram-Nutzer zurück folgen und den Content gut finden. Sein Account habe immer bei etwa 30 Prozent FOBAR gelegen (z.B. 540 Follower bei 1915 gefolgten Accounts). Wir müssen wohl noch am Content des Testaccounts arbeiten, unser FOBAR liegt bei 5,8 Prozent.
Like-Bots: Instagram will die Follower-Programme aussperren
Aber was sagt Instagram selbst zu den Follower-Bots? Die Lage ist hier relativ klar, weil Instagress & Co. gegen die Terms of Service von Instagram verstoßen. Das Unternehmen geht offenbar gegen Nutzer der Bots vor, es finden sich nach kurzer Suche viele Beschwerden über gesperrte oder gelöschte Accounts im Netz. Wer also bisher mühsam einen Account aufgebaut hat und mit Instagress oder einem ähnlichen Tool schnell weitere Reichweite aufbauen will, geht immer das Risiko ein, alles zu verlieren.
Instagress selbst will das mit verschiedenen Methoden verhindern. Wie bereits beschrieben, sollen Nutzer mit wenigen Followern laut Empfehlung langsam starten und nur wenige Likes oder Kommentare pro Stunde auslösen. Damit will Instagress einen „echten“ Social-Media-Manager simulieren und so Instagram täuschen. Accounts mit vielen Followern könnten aber laut Instagress hunderte Likes pro Stunde verteilen, ohne gelöscht zu werden. Aber das Risiko bleibt natürlich bei den Nutzern.
Sollten Marketer Instagress & Co. nutzen?
Instagress & Co. bieten viele Möglichkeiten, bergen aber große Gefahren für Brands und Marketer. Echte Follower zu gewinnen wird durch die Tools einfacher und die Kosten sind relativ gering. Gleichzeitig setzen Nutzer von Instagress die Glaubwürdigkeit der Marke und den gesamten Instagram-Account aufs Spiel. Schließlich will niemand unpassende Kommentare einer Brand unter seinem Foto lesen. Die Funktionsweise von Follower-Bots zerstört gleichzeitig Instagram als Rezeptionskanal. Wer tausend neue Abonnenten gewinnen will, muss (bei guter FOBAR) an die 3.000 Kanäle abonnieren. Der eigene Instagram-Feed wird zu einem Bilder-Mischmasch „eingekaufter“ Kanäle. So erging es auch Evan LePage, der darüber im Hootsuite Blog schreibt.
Wer einfach nur in kurzer Zeit viele neue Abonnenten gewinnen will – bei hohem Risiko den ganzen Kanal zu verlieren, kann einen Blick auf Instagress, Archie und Rango werfen. Ob dann Conversions und echte Fans dabei heraus springen, ist zweifelhaft. Wer aber nachhaltig wirklich Follower und eine Community aufbauen will, sollte die Finger von solchen Bots lassen.
Wie sind eure Erfahrungen mit Follower-Bots? Habt Ihr solche Tools schon eingesetzt oder getestet?
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen bei OnlineMarketingRockstars.