In der aktuellen Artikelreihe beschäftigen wir uns mit der Frage: Wie viel Minimalismus ist genug (Teil I)? Heute wollen wir uns dafür einen Bereich anschauen, der von (angehenden) Minimalisten häufig übersehen wird: Ernährung. Ein Beitrag von Viktor Peters von unserem Sponsor Mittwald.
Bücher verkaufen? Kein Problem. Massenweise Kleidung entrümpeln? Gerne. Aber meine Gewohnheiten rund um Ernährung umstellen? Bei vielen Minimalisten wird hier, wo Genussmittel anfangen, eine unsichtbare Linie gezogen. Essen und Trinken ist doch etwas, wo man komplett Freiheit leben und sich nicht eingrenzen möchte. Oder vielleicht sogar nicht eingrenzen darf?
Daran erinnert: Was ist der Sinn und Zweck von Minimalismus?
Minimalismus ist der Versuch, sich in sämtlichen Lebensbereichen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Diese Definition nahmen wir aus dem ersten Artikel der Reihe mit. Geklärt haben wir damit das „Was“, nicht jedoch das „Warum“. Warum wird Minimalismus gelebt? Denn erst, wenn wir diese Frage geklärt haben, können wir feststellen, ob und wie Minimalismus auch im Bereich Ernährung sinnvoll ist.
Lasst uns für das „Warum“ gar nicht so weit von dem „Was“ entfernen. Ausgehend von unserer Definition würde unsere Erklärung für Minimalismus so lauten: „Man lebt Minimalismus, weil man durch zu viele Angebote und Reize die Konzentration auf das Wesentliche verloren hat.“
Zu einfach gelöst? Ich denke nicht. Nehmen wir mal Themen wie gesunde Ernährung, regelmäßigen Sport, mehr Kontrolle über persönliche Finanzen und ähnliches: In diesen Bereichen ändern wir unser Verhalten nur, wenn es ein Problem gibt. Bei der Ernährung wäre es ungesunde Ernährung, beim Sport zu wenig Bewegung, für mehr Kontrolle über die Finanzen eine fehlende Übersicht zu persönlichen Finanzen usw.
Wir wiederholen: Man lebt Minimalismus, weil man durch zu viele Angebote und Reize die Konzentration auf das Wesentliche verloren hat.
Minimalismus für deine Brotdose: Entdecke dein Problem
Unserer Definition zu „Warum Minimalismus leben?“ folgt die Erkenntnis: Minimalismus ist überall dort notwendig, wo Menschen den Fokus für das Wesentliche verloren haben. Was meint ihr? Trifft das auf uns bezogen auf Lebensmittel zu? Ein großes Angebot und viele Reize haben wir auf jeden Fall, doch ist damit auch die Konzentration für das Wesentliche verloren?
Höchstwahrscheinlich ja. Auch wenn viele Menschen von sich meinen, bewusst einzukaufen, gibt es zahlreiche Einflüsse, die den Fokus über Jahre hinweg auf eine falsche Bahn gebracht haben. Angefangen bei der Erziehung („Zuhause gab es zum Frühstück immer…“), über Werbung („Alle Pizzas gehen hoch!“) und persönliche Vorlieben („Ich brauche zum Essen immer einen Salat…“) bis hin zu den antrainierten Gewohnheiten während der Ausbildungs- und Studienzeit („Ich habe keine Zeit mir was Vernünftiges zu kochen“) über Erfahrungen im Ausland („Das will ich zuhause auch essen!“) und mehr („Diesen Kuchen gab es einmal in der Woche bei Oma“).Einen Nachtisch nach dem Mittag scheint für manche normal, andere müssen (!) zu jeder größeren Mahlzeit etwas Fleisch haben, andere mögen einfach kein Obst. Eben weil wir nach so vielen Jahren verschiedenste Einflüsse rund um Essen hatten müssen wir uns bewusst machen: Wir alle haben beim Essen den Fokus auf das Wesentliche verloren. Nur bleibt die Frage: Ist das ein Problem, an dem wir arbeiten wollen?
Zu klären: Willst du ein Essens-Minimalist werden?
Wir kennen das Problem: Wir alle haben beim Essen den Fokus auf das Wesentliche verloren. Aber gerade weil Essen ein Genussmittel ist und nicht zu Möbeln, jahrelang herumstehenden Büchern oder verstaubter Kleidung gehört, scheint eine Änderung hier sehr herausfordernd.
Herausfordernd. Aber lohnenswert. Denn wenn wir etwas über Ernährung wissen, dann, dass es einen sehr großen Einfluss auf unsere Tagesform hat – egal, ob es nun um Konzentration, Müdigkeit oder sogar Schmerzen geht. Somit ist die Frage „Willst du ein Essens-Minimalist werden?“ gleichzeitig auch einer der größten Minimalismus-Fragen.
Wovon ich überzeugt bin: Sich beim Essen auf das Wesentliche zu fokussieren, wird dich bewusster und gesünder essen lassen. Das wiederum wird deinem Alltag zugutekommen, denn Essen ist nicht nur etwas, was deinen Hunger und aktuellen Appetit stillt, sondern etwas, was ein wichtiger Teil deines Tages wird.
Jeder hat die Wahl: Bei den aktuellen Gewohnheiten und Mustern rund um Ernährung bleiben, oder einen Blick über den Tellerrand ins Minimalismus-Reich werfen.
So könnte Minimalismus in Bezug auf Essen aussehen
Der erste Schritt zum Minimalismus im Bereich Essen unterscheidet sich nicht viel von anderen Bereichen: entrümpeln. Geh durch deine Schränke, deinen Kühlschrank und deine Abstellkammer und sammle alles, was du nicht länger essen möchtest. Bei der Differenzierung richtest du dich nach zwei einfachen Fragen:
- Mag ich das?
- Ist das gut für mich?
Simples Prinzip. Zwei Fragen, um deine Regale und Schränke von unnötigem Essen zu befreien. Dieses kannst du zur Tafel bringen oder unter Freunden verteilen.
Der Knackpunkt ist aber nicht das einmalige Aufräumen. Wir wissen das vom Joggen, dem Fitnessstudio, neuen Hobbys oder Büchern: Etwas anzufangen ist nie der Knackpunkt – sondern vielmehr anschließend mit Disziplin und Ausdauer dranzubleiben.
Was ich jetzt von euch fordere scheint schwer im Alltag umsetzbar. Aber versucht es: Stellt euch die zwei simplen Fragen bei allem, was ihr euch zu Essen oder zu Trinken kauft. Und wenn ein- oder zweimal die Antwort „Nein“ lautet, lasst es sein.
Für alle, die jetzt nach Chips und Süßigkeiten schreien, sei folgendes gesagt: Chips und Süßigkeiten an sich sind nicht ungesund. Es sind die Mengen, die etwas zum Problem werden lassen. Daher muss das Anwenden der beiden Regeln nicht heißen „Nie wieder Chips“, sondern vielleicht „Jetzt keine Chips“.
Sich immer und immer wieder diese beiden Fragen zu stellen, klingt anstrengend. Aber tatsächlich handelt es sich lediglich um eine Gewohnheit, die dir nach einiger Zeit in Fleisch und Blut übergeht. Das unterscheidet auch Menschen, die am Ende des Gehalts immer zuviel Monat über haben, von solchen, die am Ende des Monats Geld zurückgelegt haben. Letzteren ist es in Fleisch und Blut übergegangen.
Wie viel Minimalismus bezogen auf die Ernährung ist genug?
Wir wiederholen unser „Warum“: Man lebt Minimalismus, weil man durch zu viele Angebote und Reize die Konzentration auf das Wesentliche verloren hat.
Dieses „Warum“ findet in jedem Bereich Anwendung, sei es Kleidung, Kommunikation, Umgang mit Zeit, Büchern oder eben auch Essen. Klar muss sein: Wie in jedem anderen Bereich kann auch Minimalismus bezogen auf die Ernährung extrem werden. Denn wir erinnern uns an den ersten Artikel:
Mir geht es jedoch nicht darum, euch einen neuen Lebensstil nahezubringen, sondern klar aufzuzeigen: Wo und bis wohin lasse ich mich von Grundregeln des Minimalismus leiten, lasse neue Gewohnheiten entwickeln oder lasse bestehende adaptieren?
Genau darum geht es auch in Bezug auf Ernährung und Minimalismus. Es sollte nichts Extremes sein, sondern lediglich das Hinterfragen von bestehenden Gewohnheiten und dem Einführen von neuen.
Nehmt die Gedanken mit, ich freue mich auf eure Kommentare und Meinungen!
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