Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben und Arbeiten auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und auf MobilityMag berichtet Marinela wöchentlich über das ortsunabhängige Leben und den digitalen Wandel in der Arbeitswelt.
Der feste Arbeitsplatz stirbt langsam aus … oder doch nicht?
Jobsharing, Home Office, digitales Nomadentum: Die Arbeitnehmer sind längst bereit und leben zum Teil auch schon neuen, mobile Formen der Arbeit. Doch wie sieht das mit den Arbeitgebern aus? Sind Unternehmen schon bereit für solch mobile Mitarbeiter? Crisp Research hat für eine Studie im Auftrag des US-amerikanischen Softwareanbieters Citrix mehrere Firmen im deutschsprachigen Raum genau das gefragt.
In der Studie „The Adavptive Workplace“ wurden 166 Entscheidungsträger (Businessentscheider sowie IT-Entscheider) aus Unternehmen in der D-A-C-H-Region zum mobilen Arbeitsplatz befragt. Die Studie ist vor allem deshalb interessant, weil dabei keine kreativen Start-ups befragt wurden, sondern traditionelle Unternehmen. Es ist also spannend zu sehen, ob die Lebensweise der Webworker, digitalen Nomaden und Ortsunabhängigen bereits im Mainstream angekommen ist.
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Die Studienersteller sehen das durchaus so. Ihre Einschätzung: „Der feste Arbeitsplatz stirbt langsam aus.” Doch ist das wirklich so? Ein genauerer Blick auf die Studie zeigt, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Tatsächlich haben diese traditionellen Unternehmen in Sachen „flexibler Arbeitsplatz” noch viel Nachholbedarf.
Die Mehrzahl der befragten Unternehmen kam vor allem aus dem gehobenen Mittelstand oder es handelte sich um Großunternehmen. Die Entscheidungsträger wurden dabei zu neuen Arbeitsformen, der Neugestaltung des Arbeitsplatzes, zur Einführung mobiler Technologie sowie zu ihrer Motivation hinter diesen Änderungen befragt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Unternehmen wollen gerne mobile Arbeitsplätze schaffen und viele Entscheidungsträger sehen sich auch als Leader in diesem Bereich. Doch die Arbeitsrealität in diesen Unternehmen ist noch sehr weit von einem mobilen Büro entfernt. Viele der Befragten geben sogar zu, dass 100% mobile Arbeitsformen nicht im ganzen Unternehmen, sondern nur in Einzelfällen umsetzbar seien.
Wie mobil sind Arbeitsplätze wirklich?
Wie sieht also die Realität der Mitarbeiter tatsächlich aus? Nach der Crisp Research Studie arbeiten die meisten von ihnen in Unternehmen mit einem festen Firmensitz, a.k.a einem Büro. Nur knapp 17% der befragten Unternehmen haben eine dezentrale oder sehr dezentrale Struktur. Bis zum Jahr 2020 soll dieser Anteil zwar auf gut 37% steigen, doch damit bleibt auch in Zukunft der klassische Schreibtisch im Office für die Mehrheit der zentrale und damit auch alles andere als mobile Arbeitsplatz.
Immerhin erkennen die Entscheidungsträger, dass hier Nachholbedarf besteht. Allerdings heißt ein mobiler Arbeitsplatz für die meisten von ihnen lediglich mobile Technologien. Die Unternehmen setzen auf Kommunikation per Smartphone und führen Desktop-Virtualisierungen und Cloud-Systeme ein. Nur knapp ein Fünftel der Unternehmen sieht die wesentlichen Veränderungen am Arbeitsplatz der Zukunft in neuen Formen der Teamarbeit und Kollaboration. Gerade in Unternehmen mit jüngeren Belegschaften steht man Ideen wie Coworking Spaces oder der Arbeit im Home Office offener gegenüber.
Wandel: ja. Innovation: Fehlanzeige
Die Einfallslosigkeit dieser IT-Fixiertheit hat vielleicht auch etwas mit der Motivation der Entscheidungsträger zu tun. Sie wurden für die Studie nämlich auch nach den Gründen gefragt, warum sie all diese mobilen Technologien am Arbeitsplatz einführen. Die Antwort darauf ist eher ernüchternd: Die meisten von ihnen tun dies, weil ein Softwareupdate im Unternehmen ansteht oder weil die Firma in ein neues Büro zieht.
Der Hauptgrund für die Einführung von mobilen Techniken ist also nicht Innovation, sondern Kosteneinsparung. Die Mehrheit der Entscheidungsträger (38,6%) will durch die Umstellung die Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern und 28,9% erhoffen sich durch die Maßnahmen das Einsparen von Kosten durch eine effektivere Nutzung der Bürofläche.
Das ist ein sehr pragmatischer Ansatz. Die Unternehmen haben erkannt, dass es sich durchaus finanziell lohnen kann, ihren Mitarbeitern einen flexibleren Arbeitsplatz zu gestalten. Denn sie sparen dadurch nicht nur Kosten. Wenn Mitarbeiter mehr Freiheiten haben, sind sie zufriedener im Job und leisten bessere Arbeit. So haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Das Ergebnis – eine mobilere Form der Arbeit – mag vielleicht das gleiche sein, doch wirkliche Innovation kann davon nur bedingt ausgehen.
Fazit: Der mobile Arbeitsplatz kommt, aber in Minischritten
Auch wenn die Autoren der Studie ihre Ergebnisse mitunter ein wenig schönreden: Die meisten Unternehmen scheinen nicht zu verstehen, was ein wirklich mobiler Arbeitsplatz ist. Natürlich sind Tools wie Clouds oder Messenger-Apps zur Kommunikation unerlässlich. Doch mobile Arbeitsformen gehen weit darüber hinaus.
So empfehlen die Autoren mehr Experimentierfreudigkeit. Ihrer Meinung nach müssen Unternehmen mehr Formen der mobilen Arbeit ausprobieren und sich auch von innovativen Vorreitern stärker inspirieren lassen. Ihr Fazit: Unternehmen müssen weniger in Endgeräten und stärker in Arbeitsumgebungen denken!
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Ich musste ein wenig lachen, als ich diesen Artikel gelesen habe. Es scheint so, als ob „mobiler Arbeitsplatz“ in meiner Branche gänzlich unbekannt ist. Ich bin im Maschinenbau tätig. Hier ist Anwesenheit mit Abstempeln angesagt. Und natürlich 40 Stunden Woche. Selbst Gleitzeit gibt es hier noch nicht all zu lange. Es scheint so, als ob Maschinenbau eine deutsche Traditionstechnik ist, mit Betonung auf Tradition.
Zum Teil ist natürlich Anwesenheit technisch notwendig. Wenn ich an einer Maschine auf Fehlersuche bin, dann muss ich an der Maschine sein. Und diese Maschinen wiegen fast 20 Tonnen. Die kann ich mir nicht ins Wohnzimmer stellen. Fernbedienung per Teamviewer würde, technisch gesehen, funktionieren. Aber das ist ein großes Sicherheitsrisiko. Wenn an der Maschine Irgendwas schief läuft, und ich nicht schnell genug den Not-Aus betätige, gehen die Schäden in die Hundertausende. Oder, noch schlimmer, ein Mitarbeiter wird verletzt. Solche Arbeiten müssen daher vor Ort getan werden. Aber es gäbe eigentlich genug Zeiten, in denen ich auch von zu Hause aus arbeiten könnte. Aber Sowas ist eben nicht Tradition.
Es soll ja noch tatsächlich Jobs geben, die man nicht virtuell ausführen kann – noch nicht zumindest. Wer weiß, in naher Zukunft gibt es dafür dann Roboter 😉
In dieser Studie wurden hauptsächlich Dienstleistungsunternehmen bzw. Banken befragt, also Branchen bei denen ein mobiler Einsatz wahrscheinlich eher machbar ist als in deinem Beruf.
Schöner Artikel! Das Ergebnis der Studie hat mich nun leider nicht überrascht. Mal abgesehen von der fehlenden Infrastruktur, die in Deutschland besonders auf dem Land extrem beim Arbeiten stört, ist auch noch bei vielen Unternehmen ein gewisses Maß an Misstrauen vorhanden, wenn Mitarbeiter „unkontrolliert“ zuhause werkeln.
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