In unserer Serie „Bahn im Fokus“ erzählt ein Bahn-Blogger aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Tim Grams schreibt für seinen Blog „Der bloggende Bahner“ und kämpft seit 2014 für mehr Verständnis im Bahnbetrieb. Im heutigen zweiten Teil beschreibt er aus eigener Erfahrung, wie es dazu kommen kann, dass ein Zug falschherum in den Bahnhof einfährt.
Es ist Montagmorgen. Ich komme am Bahnhof an und habe einige Zeit später schon knapp 500 Meter mehr als geplant zurückgelegt. Im Sprint. Grund ist das, was man bei der Bahn eine kurzfristig geänderte Wagenreihung nennt. Heute werde ich erklären, wie es eigentlich dazu kommt – und warum das Problem bald Geschichte sein könnte.
Die Wagenreihung wird digital
Am Bahnhof Berlin-Südkreuz, dem „Zukunftsbahnhof“ der Deutschen Bahn, ist die Wagenreihung bereits digital auf einem großen Monitor verfügbar. Das heißt, dass sie mit nur einem Knopfdruck aktuell und somit stets richtig dargestellt werden kann.
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Zudem ist die Anzeige an einem großen Monitor auch deutlich übersichtlicher als auf dem Wagenstandanzeiger aus Papier. In Zukunft sollen weitere Bahnhöfe mit diesen digitalen Anzeigen ausgestattet werden. Welche genau das sind, ist allerdings noch nicht bekannt.
Doch nicht nur über Anzeigen und Monitore am Bahnsteig soll zukünftig die Wagenreihung kommuniziert werden, sondern auch über das Smartphone. Vorreiter dafür ist die App „DB Bahnhof Live“. Das Programm bietet aktuell eine digitale Wagenstandsanzeige für mehr als 20 Bahnhöfe in Deutschland.
Noch keine Echtzeiten
Leider sind aktuell in der App noch sogenannte Soll-Daten hinterlegt – und keine Echtzeitdaten. Diese werden in Zukunft aber folgen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den DB Navigator integriert. Sensoren entlang der Strecken und größten Bahnhöfe in Deutschland sorgen am Ende für die korrekte Anzeige auf dem Smartphone oder am Bahnsteig.
Kommen wir aber mal wieder zum aktuellen Ärgernis. Die falsche Wagenreihung sorgt nicht nur für genervte Kunden, sondern letztlich auch für Verspätungen in der Abfahrt. Im Zug angekommen, machen sich viele verunsicherte Reisende dann auf die Suche nach ihrem reservierten Sitzplatz.
Wie kommt es eigentlich zur umgekehrten Wagenreihung?
Nachts werden die meisten ICE- und IC-Züge in zahlreichen Werken und Abstellanlagen in Deutschland gewartet. Es kann immer wieder vorkommen, dass über Nacht bekannt wird, dass der planmäßige Zug aufgrund einer großen Störung nicht verkehren kann.
In diesem Fall setzt die Bahn einen Ersatzzug ein. Dieser kann eine andere Wagenreihung haben, als der Zug, der planmäßig verkehren sollte. Somit startet der Zug bereits am Startbahnhof mit einer umgekehrten Wagenreihung.
Wenn diese Störung kurz vor der Bereitstellung des Zuges auftritt, kann es sein, dass die Kommunikation über die geänderte Wagenreihung erst sehr spät erfolgt und die Kunden am Bahnsteig somit einige schnelle Meter zurücklegen müssen. So war es an diesem Montagmorgen auch bei mir.
Wenn ein Halt ausfällt…
Ein weiterer Grund kann ein sogenannter Haltausfall sein. In Deutschland gibt es 23 Kopfbahnhöfe. Bekannte darunter sind Frankfurt/Main, Leipzig, Stuttgart und München. Hier fährt der Zug mit der Spitze des Zuges in den Bahnhof ein und wechselt dann die Fahrtrichtung.
Ist er bis zu diesem Zeitpunkt vorwärts gefahren, fährt er nach dem Kopfbahnhof dann rückwärts. Fällt der Halt an einem solchen Kopfbahnhof aus, hat der Zug beim nächsten planmäßigen Stopp eine geänderte Wagenreihung.
Kopfbahnhof als Extrahalt
Zudem kann es passieren, dass ein Kopfbahnhof als Zusatzhalt im Fahrplan kurzfristig eingepflegt wird. Auch nach diesem hat der Zug notgedrungen eine geänderte Wagenreihung.
Außerdem kommt es immer wieder vor, dass ein Zug aufgrund einer Störung umgeleitet wird und somit aus einer anderen Richtung in einen Bahnhof einfährt. Auch dann ist die umgekehrte Wagenreihung vorprogrammiert.
Infos am Bahnsteig
Bei all diesen Vorfällen findet im Hintergrund eine enge Kommunikation zwischen den einzelnen Mitarbeitern der DB statt. Diese Kommunikation endet im Idealfall beim Ansagemanagement am jeweiligen Bahnhof.
Das Team ist dann verantwortlich für die Kommunikation mit dem Kunden. Es kann immer wieder passieren, dass kurzfristige Änderungen im Fahrplan aus den eben genannten Gründen auftreten und die Kommunikation nicht schnell genug erfolgt. Doch das ist mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund den positiven Folgen der Digitalisierung im Bahnbetrieb bald Geschichte.
Meine Erfahrungen
Schon heute stelle ich auf meinen täglichen Fahrten mit der Bahn fest, dass sich die Kommunikation im Vergleich zu vor drei Jahren deutlich verbessert hat. Vor allem am Bahnsteig wird meistens die geänderte Wagenreihung direkt angezeigt und verhindert kompliziertes Umdenken beim Kunden.
Ich persönlich freue mich sehr auf die Unterstützung mit dem Smartphone. So haben ich meine Wagenreihung immer in der Hosentasche und kann bereits zu Hause schon einsehen, welche Treppe ich am Bahnhof nehmen muss.
Ich freue mich auf dein Feedback zur Wagenreihung. Was sagst du zu den Neuerungen, die uns in Zukunft erwarten? Nutze die Kommentare und lass‘ uns gemeinsam darüber diskutieren.
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