Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Bei BASIC thinking und beim Mobility Mag berichtet Marinela wöchentlich von ihren Reisen, was es mit dem Leben aus dem Rucksack auf sich hat und warum es sich lohnen kann, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Wer sich mal ein wenig im Internet nach Begriffen wie „Ortsunabhängigkeit” und „Onlinebusiness” umschaut, kommt relativ schnell auf Natalie Sisson, beziehungsweise auf ihren Blog. The Suitcase Entrepreneur. Dieser englischsprachige Blog wird auch gerne von digitalen Nomaden hierzulande als Einstieg ins ortsunabhängige Leben empfohlen. Doch ist The Suitcase Entrepreneur wirklich so vielversprechend wie alle sagen? Ich habe ihn mir mal genauer angeschaut.
Wer schreibt hier?
Natalie Sisson ist die Chef-Abenteurerin (wie sie sich selbst nennt) von The Suitcase Entrepreneur. Die Neuseeländerin beschloss 2008, sich auf große Reise zu machen und hat seitdem 69 Länder besucht. Mittlerweile reist sie weniger und bleibt länger an einem Ort, dennoch verkörpert sie wohl genau das, was man sich unter digitalen Nomaden so vorstellt: Die Freiheit sein Leben dort zu leben wo man möchte. Passenderweise heißt ihr Onlinebusiness auch „Freedom“.
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Worum geht es?
Als eine der, wenn nicht erfolgreichsten, so zumindest eine der bekanntesten, Onlineunternehmerinnen in der Nomadenszene, thematisiert Sisson auf The Suitcase Entrepreneur genau das: Den Weg zum erfolgreichen Onlinebusiness.
Dabei sollte allen klar sein: Hier geht es nur am Rande um konkrete Steuertipps oder handfeste Hilfen zum Unternehmensstart. Natalie Sisson verkauft hier vor allem die Idee von Freiheit, das Gefühl der Unabhängigkeit und den Lifestyle der digitalen Nomaden. Ein wenig höre ich hier schon die Flöte der Rattenfängerin.
Konkret bedeutet das: Sie schreibt über die Freude an ihrem Leben, über tägliche Routinen, Inspiration und Motivationsrituale.
Als Leser kommt man sich schon ein bisschen wie in einer Verkaufsveranstaltung vor: Tolle Videos von Natalie Sisson am Strand, Podcasts mit Autoren von Motivationsbüchern und alle zwei Minuten springt einem ein Pop-up entgegen. „Kaufe mein Buch“, „Abonniere meinen Newsletter“, „Komm zu mir in den Livechat!“
Das ist irritierend bis nervig, da die Pop-ups zwar leicht weggeklickt werden können, aber eben nicht dauerhaft und dann beim Stöbern auf dem Blog immer wieder auftauchen.
Wenn man davon noch nicht abgeschreckt ist, finden sich auf The Suitcase Entrepreneur aber auch tatsächlich einige sehr hilfreiche Posts für Menschen, die sich für den ortsunabhängigen Lebensstil interessieren.
Was wird geboten?
Natalie Sisson bietet dabei eine Multimediashow auf ihrem Blog: Von Texten über Videos bis hin zu Podcasts ist eigentlich alles dabei. Hinzu kommen noch einige eBooks, Angebote zu Workshops sowie freie Tool-Listen.
Das Problem dabei: Alles ist so werbelastig, dass es beim Lesen, Hören und Anschauen von The Suitcase Entrepreneur tatsächlich schwer fällt, die guten Inhalte zu finden. Denn die sind durchaus vorhanden.
So muss ich mich bei einer Podcastfolge mit Autor Jonathan Fields durch zehn Minuten Intro und Promoansagen durch quälen, bevor das Gespräch zum eigentlichen Inhalt findet. Hier geht es dann um einfache Wege, um glücklich und ausgelassen zu leben. Die Tipps sind sehr leicht umzusetzen und jeder kann hier sehr viel mitnehmen. Wenn man die Geduld hatte, den Podcast nicht vorher abzuwürgen.
So ähnlich ist es mit den Texten. Zwischen Werbebotschaft hier und Idealisierung des Lifestyles dort, finden sich zahlreiche gute Tipps. So erzählt Sisson beispielsweise, welche Fehler sie beim Lancieren ihres Onlineprodukts gemacht hat. Sie hat auch eine spannende Liste von Online-Unternehmerinnen, denen sie auf Twitter folgt.
Wer also Zeit und Geduld hat, zwischen den Werbezeilen zu lesen, findet hier viel hilfreiche Informationen. Die Zielgruppe sind dabei aber ganz klar Einsteiger. Wer schon sein eigenes Onlinebusiness führt oder sehr konkrete Fragen hat, findet zwar auf The Suitcase Entrepreneur mitunter einige gute Tipps, doch der Blog bewegt sich hauptsächlich auf dem Anfänger-Level.
Wie ist der Schreibstil?
Natalie Sisson schreibt sehr klar, unterhaltsam und irgendwie immer gut gelaunt. Ich nehme ihr ihre Botschaft tatsächlich ab. Sie wirkt trotz der leicht aufdringlichen Verkaufsshow authentisch. Ich bin sicher, dass sie ihren Weg gefunden hat und anderen aus Leidenschaft davon erzählt.
Auch wenn Sissons Stil sehr persönlich ist, wirken die Texte nie aufdringlich und auch tatsächlich professionell geschrieben. Wenn sie einen Ratschlag gibt oder ein Tool empfiehlt, dann steckt auch das Wissen dahinter. Auch wenn sie sich und ihre eigenen Produkte verkauft, versteckte sponsored Posts oder Rezensionen bei denen der Hersteller seine Finger mit in der Bewertung hatte, finden sich hier nicht.
Darüber hinaus muss ich auch gestehen, dass ich ihren neuseeländischen Akzent einfach nur hinreißend finde und ihr vor allem bei ihren Podcasts sehr gerne zuhöre!
Was fehlt?
The Suitcase Entrepreneur ist ein Paradebeispiel dafür, wie man seinen persönlichen Blog als Marketingtool nutzen kann. Es gibt interessanten Content auf allen medialen Ebenen und damit gepaart dann die Soloshow der Autorin sowie sämtliche ihrer Produkte und Dienstleistungen.
In diesem Sinne ist der Blog natürlich sehr professionell. Mir persönlich ist das tatsächlich ein Zuviel an Marketing und ein Zuwenig an Inhalten. Es ist mir zu anstrengend, die Pop-ups wegzuklicken und mir die Werbebotschaften wegzudenken, nur um an die guten Inhalte zu kommen.
Was hat dieser Blog, was andere nicht haben?
Ich würde The Suitcase Entrepreneur jedem empfehlen, der auf der Suche nach hilfreichen Tools ist. Hier sticht der Blog tatsächlich für mich heraus. Es gibt nicht nur die Standardliste an Werkzeugen und Diensten wie Trello, Skype und PayPal. Sisson probiert immer wieder neue Tools aus und gibt sehr umfassende Rezensionen dazu. Diese sind zum Glück auch nicht zu technisch, sodass eigentlich jeder versteht wie und wozu er die Tools nutzen kann. Ich habe davon auch einige selbst ausprobiert und war sehr begeistert. Hier hebt sich The Suitcase Entrepreneur für mich von der Masse ab.
Mein Fazit
The Suitcase Entrepreneur ist zwar stark eigenwerbend, hat dazwischen aber auch guten Content und empfiehlt vor allem sehr hilfreiche Tools. Schaut euch den Blog einfach selbst an. Wenn euch dann die Werbung drumherum nicht so stört wie mich, habt ihr hier eine gute Ausgangsbasis für Ideen und Tipps rund ums eigene Online-Business.
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Oh, zu Abwechslung: eine digitale Nomadin, die davon lebt, anderen digitalen Nomaden zu erklären, wie man am besten als digitaler Nomade lebt. Da scheinbar kein digitaler Nomade von irgendwas anderem lebt, ist das halt dummerweise nichts anderes als ein Schneeballsystem, bei dem einige einige Early Adopters profitieren und der Rest die Zeche zahlt.
Statt hier einen Schaumschläger nach dem anderen vorzustellen, fände ich mal Gechichten über digitale Nomaden interessant, die tatsächlich einer wertschöpfenden Tätigkeit nachgehen – falls es sowas gibt 😉
Hallo Hank,
erstmal danke für deine Meinung.
Nur, wenn du den Artikel genau liest, siehst du ja, dass ich dir Recht gebe.
Ich möchte in dieser spezifischen Reihe zu Nomadenblogs eine bunte Mischung vorstellen: Einige dieser Blogs sind nicht so bekannt, die finde ich aber sehr hilfreich. Andere – wie The Suitcase Entrepreneur – werden oft empfohlen. Und ich bohre nach, ob das berechtigt ist. In diesem Fall finde ich: nicht ganz! Auch das finde ich wichtig, Lesern mal ganz klar zu sagen.
Ich schreibe diese Kolumne nun auch schon fast ein Jahr und habe immer wieder auch digitale Nomaden vorgestellt, die etwas ganz anderes machen. Noch mehr davon findest du auch auf unserer Partnerseite – wo es nur um mobile Themen geht, Mobility Mag: https://mobilitymag.de/