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Musikinstrumente im FlixBus transportieren? Ein Erfahrungsbericht

Bus-Illustration
geschrieben von Marinela Potor

Wer mit dem FlixBus fährt, muss sich um sein großes Gepäck keine Gedanken machen: Koffer, Rucksäcke oder Reisetaschen werden einfach unten in den Bus gehievt – fertig. Doch wie sieht das eigentlich mit größeren Musikinstrumenten aus? Ein Erfahrungsbericht.

Mein Freund ist Musiker. Das wäre an sich nicht besonders interessant und selbst in einem Mobilitätsmagazin nicht weiter der Rede wert, wenn er Piccolo-Flöte spielen würde. Doch da sein Herz an der Gitarre hängt, hat uns dieses sperrige Instrument gerade beim Transport schon öfter Probleme bereitet.

Musikinstrumente einfach per Fernbus transportieren? Nicht in Deutschland

So kennen wir mittlerweile schon die Regelungen sämtlicher Billigfluglinien in Sachen Musikinstrumente, doch zur Gitarre im Bus hatten wir uns noch nie Gedanken gemacht. Warum auch? In ganz Lateinamerika nimmt man diese mit in den Bus, platziert sie zwischen die Füße und fährt einfach los. Simpel. So kam es uns natürlich auch vor unserer Busfahrt von Dortmund nach Amsterdam nicht in den Sinn, Regelungen für den Transport von Musikinstrumenten zu recherchieren. Bis wir vor einem erbosten FlixBus Fahrer standen.

„Nee, Freundchen! Die Gitarre muss in den Kofferraum.”

Was war passiert? Wir hatten gerade unsere Rucksäcke im unteren Teil des Busses verstaut und wollten nun in den Bus einsteigen. Mit „wir“ meine ich mich, meinen Freund, und natürlich seine Gitarre. Doch da hatten wir die Rechnung ohne den Busfahrer gemacht. Der erhob erbost seinen Zeigefinger, warf einen abfälligen Blick in Richtung Gitarre und sprach: „Nee, nee Freundchen. Die Gitarre musste schon mit den Koffern unter´n Bus packen!”

Kein gutwilliges Zureden, keine noch so netten Überredungsversuche halfen: Das Instrument musste entweder in den FlixBus Kofferraum oder wir hätten einen zusätzlichen Sitzplatz bezahlen müssen.

Böswilligkeit oder Regeltreue?

Wir waren baff. War das tatsächlich die gängige Regelung oder hatte unser Busfahrer nur einen schlechten Tag?

Ein Blick in die AGBs von FlixBus zeigte dann aber: Der Fahrer war tatsächlich nur den Regeln gefolgt.


Demnach war der Busfahrer sogar noch milde mit uns, da er uns für das Verstauen der Gitarre im Kofferraum nicht zusätzlich zur Kasse bat. Mein Freund hatte sich nämlich aus Sturheit geweigert, für die Gitarre einen extra Sitzplatz zu kaufen und legte sie nun zähneknirschend in den Kofferraum. Natürlich nicht ohne dabei dem Busfahrer böse Blicke zuzuwerfen. Denn der hatte auch gerade einen Fahrgast mit einer riesigen Reisetasche und eine sekttrinkende Junggesellinnen-Runde ohne Wimpernzucken durchgewinkt.

Das Problem waren dabei weder die Riesen-Reisetasche noch die feuchtfröhliche Fahrt mit Wolfgang-Petry-Liedern. Es ist vielmehr so, dass mein Freund nun mal nicht mit einer tonnenschweren Hartschale für seine Gitarre durch die Weltgeschichte reist. Seine gepolsterte Hülle ist zwar leicht und daher ideal zum Reisen, bietet aber nur bedingt Schutz. So saß mein Freund denn auch während der ganzen Fahrt wie auf Kohlen. Bei jeder scharfen Kurve sprang er auf und malte sich Schreckensszenarien aus. Es war wohl eine der schlimmsten Busfahrten seines Lebens.

Und die Moral von der FlixBus Regel zu Musikinstrumenten? Unbekannt

Wer mitleidet: Keine Sorge, der Gitarre ist nichts passiert. Bei der Rückfahrt hatten wir einen sehr verständnisvollen Busfahrer, der uns sogar erlaubte, die Gitarre als Handgepäck mit in den Bus zu nehmen.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Busfahrer angesichts der AGBs sehr kulant waren. Doch die Regelung finde ich dennoch seltsam.

Wer ein Gepäckstück hat, das so groß oder sperrig ist, dass es einen eigenen Sitzplatz braucht, kann dafür gerne zur Kasse gebeten werden. Das leuchtet mir noch ein. Wenn aber ein Fahrgast sagt: „Mir ist egal wie unbequem ich die nächsten fünf Stunden sitze,” sich dabei anschnallen kann und keine anderen Fahrgäste stört, dann sollte es doch egal sein, ob er seine Gitarre / sein Saxophon / seinen Kontrabass auf dem Schoß tragen will.

Es werden keine Sicherheitsregeln verletzt, kein anderer Gast verliert seinen Sitzplatz und die Buseinrichtung wird auch nicht beschädigt. Wo liegt also das Problem? Ich habe FlixBus sogar genau das gefragt … aber auf eine Antwort warte ich heute noch.

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

Kommentare

  • Seit Flixbus seine Mitkonkurrenten ausgeschaltet hat, versuchen sie m.E. zu kassieren, wo es nur geht. Meine kleine Parlorgitarre wurde vor 2015 immer ohne Probleme mitgenommen. Heute verlangt der Fahrer 9€ dafür, dass meine kleine Gitarre unten im Gepäckraum zwischen all den anderen schweren, großen Koffern (die kostenlos fahren dürfen) im Gepäckraum liegt.

    Damit bin ich über dem Preis der Bahn, die für die selbe Strecke 2€ weniger verlangt, schneller ist und bei der ich meine Gitarre die ganze Zeit im Blick habe.

  • UND die damit nicht in dem horrenden Gepäckraum hin- und hergewirbelt wird!
    Habe den netten Tipp bei uns in der Community (https://www.facebook.com/groups/mobilitymag/) bekommen, mal den Postbus als Alternative zu probieren. Der Preis liegt nicht sooo weit drüber und auch wenn anscheinend ähnliche Transportregeln gelten, sehen die Fahrer das bei 50% Fahrgastbelastung wohl überhaupt nicht eng – und lassen dich Instrumente kostenlos als Handgepäck mitnehmen.

  • Flixbus hat mir gerade mitgeteilt, dass Instrumente in Doppeldecker Bussen und bei Ausbuchung über 80% GAR NICHT mitgenommen werden. Ob ich eine Gitarre mitbringen darf unterliegt also dem Zufall.