Eigentlich heißt es ja Frühjahrsputz, aber ich bin in diesem Jahr etwas später dran. Ich bin derzeit auf „Heimatbesuch“ in Deutschland und nutze diese Gelegenheit, um auszumisten. Ich habe zwar in den letzten Jahren schon viele Teile ausgemistet, mein Kleiderschrank ist unglaublich geschrumpft und mein Büro weitgehend papierlos geworden. Und doch…
Auf Reisen vermisse ich nichts
Ich reise nun seit knapp zwei Jahren durch die Welt und bin sehr zufrieden, nur den Inhalt meines Rucksacks dabei zu haben. Ich hatte auch noch nie wirklich den Eindruck etwas (Materielles) zu vermissen, ganz im Gegenteil. Ich erlebe das Leben mit wenigen Dingen immer wieder als unglaublich befreiend. Es zwingt mich, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren und den Dingen weniger Wert beizumessen.
Alles was ich brauche…
Reisepass, Laptop, Smartphone, Ebookreader, ein bisschen Kleidung und eine Zahnbürste.
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So oder so ähnlich würde ich meinen Besitz beschreiben. Und ich habe meine mobile Habe inzwischen so organisiert und gesichert, dass kein Verlust eine wahre Tragödie wäre – auch wenn ich mir die Kosten für die Neubeschaffung natürlich lieber sparen würde und es auch nicht überall auf der Welt ganz einfach ist an einen neuen Laptop zu kommen.
Aber diese Freiheit, dieses Wissen, dass ich nichts Wesentliches verlieren kann, dass ich nichts verlieren kann, was ich nicht wiederbeschaffen kann oder wovon ich nicht mindestens eine digitale Kopie habe, die genieße ich wirklich sehr. Dieses Wissen macht meinen (reisenden) Alltag unbeschwerter und freier. Ich hänge weniger an den Dingen und genieße viel mehr die Erlebnisse und die Menschen.
Meine Sachen ausmisten?
Nun bin ich aber wie gesagt seit einigen Wochen „zu Hause“. Auch wenn ich nicht genau weiß was das eigentlich ist und ich darüber bestimmt demnächst mal einen eigenen Blogpost schreiben werde, so habe ich zumindest in Leipzig noch ein Zimmer, ein paar Möbel und ein paar Kisten. Nun ist es aber doch immer wieder spannend, wie der Mensch so funktioniert. Ich habe nichts von diesen Dingen in den letzten Jahren unterwegs vermisst. Und doch fällt es mir gar nicht so leicht, die Dinge nun einfach zu entsorgen, zu verschenken oder zu verkaufen.
Ich verbinde mit den Dingen Erinnerungen, sie haben mir mal etwas bedeutet oder stehen für eine bestimmte Zeit in meinem Leben. Sie einfach so weg zu geben ist gar nicht so einfach, auch wenn ich rational weiß, dass ich sie nicht brauche und sie nur Staub fangen.
Aber… ich kann doch keine Bücher weggeben?
Ich liebe Bücher. Ich liebe Bücher aus Papier. Ich finde Räume mit Bücherregalen wunderschön. Aber Bücher sind unpraktisch auf Reisen, gerade wenn man gerne mehrere Bücher gleichzeitig liest. Ich habe mich inzwischen auch gut mit meinem Ebookreader angefreundet und sogar ein paar Vorteile entdeckt. Ab und zu lese ich auch noch ein Buch aus Papier. Aber warum fällt es mir so schwer, mich von Büchern zu trennen, die ich sehr wahrscheinlich nie wieder lesen werde?
Ich habe also angefangen, Bücher zu verkaufen und zu verschenken. Ich habe ganz klein angefangen, mit denen die ich doppelt hatte (ja ja..). Dann habe ich mir die vorgenommen, die mir schon beim Lesen nicht wirklich gefallen haben. Also die, die ich garantiert nie wieder lesen werde und auch niemandem empfehlen würde. Und Schritt für Schritt habe ich meine Bücherwand halbiert.
Es sind immer noch viele Bücher da, aber ich finde das ist schon mal ein guter Anfang. Und ich konnte einen Teil der Bücher zu Geld machen und den Rest verschenken. Soll jemand anderes sich daran erfreuen, das ergibt doch viel mehr Sinn, als dass die Bücher hier bei mir nur Staub fangen.
Da steckt so viel Mühe drin…
Auf dem Dachboden habe ich einen Schrank mit ca. 20 Aktenordner gefüllt. Fein säuberlich organisierte, sortierte und beschriftete Arbeitsunterlagen aus meinen früheren Arbeitsbereichen sowie jede Menge Ausbildungs- und Therapiematerial. Viel Zeug, das ich eventuell eines Tages wieder benutzen würde. Sollte ich doch noch sesshaft werden…
Aber nun mal ehrlich: wie viel davon ist inzwischen veraltet? Wie viel habe ich auch digital vorliegen oder könnte es mir recht leicht wieder besorgen? Nach einigem hin und her Überlegen, habe ich also ganz radikal alles aussortiert, alle Blätter von ihren Plastikhüllen getrennt und unsere Mülltonnen bis an den Rand gefüllt. Es fühlt sich komisch an. Aber ich weiß, dass es sinnvoll ist. Auch wenn ich damals viel Mühe in das Sortieren und Abheften gesteckt habe. Das ist kein guter Grund Dinge zu behalten.
Aber was wenn ich doch mal…
Das ist eine der häufigsten Fragen und Probleme, die uns beim Ausmisten ausbremsen. Auch wenn ich schon unglaublich viel reduziert habe, werde ich nicht alles weggeben. Ein paar Kleidungsstücke zum Beispiel, die nicht mit auf Reisen kommen weil sie zu empfindlich oder sperrig sind, die ich aber sehr schön und gut finde, werden in meinem Kleiderschrank auf mich warten.
Sollte ich mich irgendwann doch für ein Leben an einem Ort entscheiden, dann werde ich diese Dinge auch gerne anziehen und nutzen. Aber wahrscheinlicher ist wohl, dass ich diese Dinge nächsten Sommer ausmisten werde. Doch ich bin einfach noch nicht bei allem bereit es wegzugeben.
Es ist ein Prozess, der mir an manchen Tagen auch leichter fällt als an anderen. Manches wäre auch schwer wiederzubeschaffen. Genau dieser Gedanke hat mir beim Ausmisten sehr geholfen: Wenn es sich um Dinge handelt, die ich schnell, einfach und unkompliziert wiederbeschaffen könnte, habe ich sie jetzt verschenkt. So werde ich vielleicht irgendwann mal wieder einen Aktenordner benötigen, aber bestimmt keine 20. Die können definitiv weg.
Was mir am Ende immer wieder hilft ist die Frage, ob dieses Ding, diese Sache mein Leben wirklich bereichert? Wenn ja, kann es durchaus Sinn ergeben, es zu behalten. Wenn nein, dann ist es doch viel schöner, wenn jemand anderes es nutzen und sich daran erfreuen kann!
Wie macht ihr das? Habt ihr alles radikal verkauft und verschenkt? Oder habt ihr doch noch ein paar Kisten irgendwo rumstehen? Oder gar eine feste Homebase mit vollem Kleiderschrank?