Frank Thelen gehört zum Inventar bei der VOX-Erfolgsshow „Die Höhle der Löwen“. Als Investor ist er nun im dritten Jahr dabei und schließt Deals mit Gründern ab. Nach unserem großen BASIC thinking-Gespräch mit ihm im vergangenen Jahr haben wir uns auch dieses Jahr wieder zum Interview verabredet und sprechen mit ihm über die neue Besetzung, gemachte und verpasste Deals und seine Fokussierung auf den Aufbau und Verkauf von Start-ups.
BASIC thinking: Frank, mit Ralf Dümmel hast du seit dieser Staffel einen sehr hungrigen Löwen neben dir sitzen. Da, wo vorher die eher weniger hungrige Lencke Steiner saß. Wie gehst du mit der Konkurrenz um?
Frank Thelen: Mir ist die Konkurrenz sehr lieb, wobei ich sie nicht mal als Konkurrenz sehe. Mir ist wichtig, dass die Gründer, die ihr Unternehmen vorstellen, mit einem Deal nach Hause gehen und das Geld und die Unterstützung mitnehmen – wenn sie denn ein gutes Unternehmen haben. Ich bin froh, dass wir jetzt mit Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel zwei stärkere Löwen mit dabei haben, denn es war manchmal nicht die ideale Situation. Ich habe bei Lencke teilweise gedacht: Hey, da muss doch auch mal ein Deal für dich dabei sein. Von daher: Das genaue Gegenteil – ich freue mich, jetzt zwei stärkere Löwen dabei zu haben, damit mehr Gründer mit Deals aus der Show gehen.
Neue Stellenangebote
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
||
Social Media Manager (m/w/d) NordwestLotto Schleswig-Holstein GmbH & Co. KG in Kiel |
||
Social – Media Redakteur / Manager / Journalist (m/w/d) Niedersächsischer Fußballverband e.V. in Barsinghausen bei Hannover |
Du sagst „starke Löwen“. Carsten Maschmeyer polarisiert natürlich auch sehr. Wie nehmt ihr das wahr?
In der Studioatmosphäre, wenn wir aufnehmen, nehme ich das nicht wahr, weil er sich korrekt und nicht arrogant verhält, als wäre er was besseres, weil er ein paar mehr Euro auf dem Konto hat. Seine Vergangenheit, seine Kritik in der Öffentlichkeit, damit habe ich mich nie intensiv befasst, dazu habe ich auch keine Meinung. Ich kann nur sagen: Er hat einen guten Venture Fund und das Know-How, er versteht das Business – und von daher passt er in die Show.
Jochen Schweizer nannte euch im BASIC thinking-Interview ein sich heterogen ergänzendes Team. Deinen Aussagen nach siehst du das ähnlich mit den neuen Löwen?
Ich glaube auch, dass es besser geworden ist. Mit Ralf Dümmel haben wir jetzt eine Retail-Power, die wir vorher nicht hatten und mit Carsten Maschmeyer haben wir eine neue Kapitaldimension da. Es kann ja auch sein, dass jemand mit einer echt guten Idee mal 10 Millionen Euro braucht. Das sind Ticketgrößen, die für mich sehr schwierig wären. Ich habe einfach nicht so viel Geld, als dass ich 10 Millionen Euro in ein einziges Investment stecken kann. Wir sind auf jeden Fall eine bessere Gruppe geworden als vorher.
Du hast zusammen mit Judith Williams und Vural Öger in der vergangenen Staffel 180.000 Euro in das Mode-Unternehmen von Floerke gesteckt. Williams und Öger haben ihre Anteile verkauft, du bist noch dabei. Warum?
Wir haben uns sehr intensiv um das Unternehmen gekümmert. Was generell unser Stil ist: Wir geben nicht nur das Geld, sondern wir leben das Unternehmen und sehen uns eher als Co-Founder denn als klassischer Investor. Deswegen haben wir sehr intensiv mit David Schirrmacher zusammengearbeitet und gesehen, dass er die Kurve kriegen kann. Der Start war nicht einfach, aber auf der anderen Seite gab es Interesse von Branchengrößen, die investieren wollten – da gab es für Vural und Judith das Geld vielfach zurück. Wir sind mit an Bord geblieben und wollen das Unternehmen jetzt groß machen.
Wie passen Start-ups, die sich auf gesunde Ernährung fokussiert haben – Ankerkraut und Little Lunch – zu einem sich ausschließlich von Pizza ernährenden Geek, um mal im Klischee zu bleiben?
Das Schöne bei „Die Höhle der Löwen“ ist ja, dass ich meine Geschäftsfelder erweitern muss. Man kann nicht in so eine Show gehen und sagen: Ich mache nur software- und designgetriebene Sachen. Das passt einfach nicht. Da haben wir lange in der e42, meinem Investment-Fund, diskutiert und beschlossen, dass wir unseren Horizont erweitern wollen. Dann sitzt man da und es kommt alles mögliche – und irgendwann kam einfach eine Suppe, die mir gut geschmeckt hat. Warum sollte man die nicht auch groß bekommen? Den Großteil meiner DNA, was ich gelernt habe, müsste ich ja auch auf eine Suppe übertragen können. Das hat viel besser geklappt als ich gedacht hätte. Wir planen dieses Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag an Umsatz. Welches Start-up hat aus dem Stand heraus einen solchen Umsatz mit Gewinn?
Und Ankerkraut?
Als dann Ankerkraut vor mir stand, dachte ich: Das passt ja auch da rein. Food, sehr designgetrieben, ich kann meinen Online-Marketing-Part machen.
Bei einigen Löwen hört man immer wieder, dass sie vieles nur von ihren Beratern und Assistenten abwickeln lassen. Du betonst immer wieder, wie wichtig dir der persönliche Kontakt ist.
Ich will, dass die Gründer fair wissen, was sie bekommen. Die stehen irgendwann da und müssen in der Show sagen: Jetzt nehme ich das Angebot an oder nicht. In der ersten Linie ist dabei natürlich das Geld das, was auffällt. Was aber wirklich der entscheidende Faktor ist, ist wie viel kompetente Unterstützung das Start-up bekommt. Deswegen haben wir in der e42 einen unglaublich hohen Erfolgsfaktor. Das kommt nicht dadurch, dass wir ganz viel Geld haben. Eigentlich haben wir sehr wenig Geld. Sondern dadurch, dass wir uns um die Unternehmen kümmern, als wären wir selber Gründer.
Deswegen ist mir immer wichtig, das herauszustellen: Bei mir bekommt man das Paket mit. Deswegen hat Stefan von Ankerkraut, nachdem sie ja schweren Herzens den Deal angenommen haben, zu mir gesagt: „Jetzt wo ich weiß, wie stark ihr hier mit aufbaut, hättest du die Anteile auch umsonst haben können.“ Ich lebe das und telefoniere jeden Tag mit den Gründern. Und andere Löwen siehst du einfach nie wieder nach den Deals.
Du hast schon öfter gesagt, dass du auch Fehler gemacht hast bei „Die Höhle der Löwen“. Welche und was hast du daraus gelernt?
Ich habe Fehler gemacht insofern, als dass ich Deals zugesagt habe, die einfach von der Struktur oder von den Gründern her schlecht waren. Da war bei mir der Gedanke, zu sagen: Hey, du hast jetzt zugesagt, diese Show zu machen, jetzt muss ich auch ein paar Deals machen und platziere mal ein paar Hunderttausend Euro, um der Show willen. Das war einfach ein Anfängerfehler, den man macht.
Auf der anderen Seite haben wir heute ganz andere Deals mit einer ganz anderen Qualität und muss diese Fehler gar nicht mehr machen. Aber rückblickend hätte ich am liebsten einfach die Füße still gehalten und ganz sauber erklärt, warum ich diese Deals nicht machen möchte. Für mich ist das Format ein Start-up, wir lernen und ich hoffe, man sieht in der Version 3.0, dass wir gelernt und uns bewegt haben.
Kürzlich hast du den Find Penguins-Deal von Jochen Schweizer kritisiert. Die Kritik geht demnach in die gleiche Richtung?
Ich lebe davon, Start-ups aufzubauen und zu verkaufen. Das unterscheidet mich auch von den anderen Löwen: Ich lebe zu 100 Prozent Start-up-Aufbau und -Verkauf. Das ist das, wovon ich meinen Lebensunterhalt finanziere und deswegen nehme ich das so ernst und muss Returns generieren. Für andere Löwen ist es eher nebenbei, also neben einem anderen Hauptgeschäft. Für mich ist das mein Kerngeschäft und es tut mir einfach in der Seele weh, wenn ich sehe, wie jemand Kapital ausgibt in ein Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist.
In die gleiche Kerbe schlägt der Foreverly-Deal. Wir haben kurz nach der Show über eine Quelle das Pitch-Deck einsehen können, das sah nicht sonderlich vielversprechend aus. Warum hast du nicht in Foreverly investiert?
Weil ich ein professioneller Investor bin. Ich lebe davon. Mein unfairer Vorteil ist, dass ich das seit 20 Jahren mache und sehr schnell begreife, was funktionieren kann und was wahrscheinlich nicht funktionieren wird. Natürlich liege ich auch mal daneben, aber so ein Foreverly oder ein Find Penguins, dafür habe ich einfach zu viel Erfahrung und Wissen, als dass ich darein investieren würde.
Den Blufixx, den wolltet ihr alle haben. Was hat den Gründer von den anderen unterschieden?
Ich weiß nicht, ob es ein starker Gründer war. Den würde ich als neutral bewerten, also weder besonders stark, noch besonders schwach. Er hatte ein sehr gutes Produkt, weil er eine Problemlösung hatte für ein Problem, das wir alle haben: Etwas bricht auseinander und wir können es damit kleben. Er hat das ja schon relativ weit gebracht. Mich hat das Produkt und das Marktpotential fasziniert.
Laut der Ausstrahlung vergangene Woche war Blufixx das erste Unternehmen, an dem alle fünf Löwen Interesse hatten. Daraufhin hat die „Bild“-Zeitung berichtet, VOX hätte beim von Floerke-Deal zensiert. Denn auch da hätte es bereits von allen fünf Löwen Interesse gegeben. Deine Meinung?
VOX hat nicht zensiert, aber es hatten trotzdem alle fünf Löwen Interesse, bei von Floerke zu investieren. Sie konnten das Interesse aber nicht aussprechen, weil sich David zu schnell für mich und zwei andere Löwen entschieden hat.
Wie sieht es beim Gründer Karl Heinz Bilz aus, der vermutlich bisher auf seine Weise außergewöhnlichste Gründer mit der Abflussfee?
Das ist eine tolle Persönlichkeit, ein sehr intensiver Mensch mit hervorragendem Entertainment-Faktor, aber kein starker und strukturierter Gründer. Was ich brauche, sind Gründer wie David Schirrmacher von von Floerke, die ihre Zahlen drauf haben und das Unternehmen effektiv aufzubauen. Ich muss ja viele Jahre mit denen zusammen ein Unternehmen aufbauen. Will ich jetzt mit Karl Heinz ein Unternehmen aufbauen? Nein. Das ist ja kein Mensch, mit dem du einen Businessplan und Internationalisierung machst. Das ist ein guter Vertriebsmensch an der Front, aber der braucht dringend einen COO und CFO unter sich, um Struktur reinzubekommen. Das Produkt ist klasse und Ralf ist exakt der richtige Partner, ein super Deal!
Bist du eigentlich im dritten Jahr routinierter geworden oder kribbelt es immer noch?
Also während der Aufzeichnungsphase ist das für uns ja eher wie in einem Wohnzimmer. Wir sind da 15 Tage drin und am Ende des Tages merkst du gar nicht mehr, dass die Kameras laufen. Ich sitze da und bin hochkonzentriert auf die Deals, weil ich in dieser einen Stunde sehen musst, ob der Gründer ein gutes Unternehmen hat. Ich sitze da nicht aus Entertainment-Spaß, sondern versuche, die großen Dinge zu finden.
Frank, danke für das Gespräch.
Alles zu „Die Höhle der Löwen“ gibt es in unserem Special zur Show.