Ralf Dümmel ist aufgeregt. Aufgeregt vor dem, was auf ihn zukommt. Nennenswerte Medienauftritte waren bisher nicht sein Ding, auch deswegen hat er überlegt, ob er als neuer Löwe in der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ teilnehmen und Ex-Investorin Lencke Steiner ersetzen möchte. Nicht aus beruflicher Sicht, sondern rein privater Natur. Im BASIC thinking-Gespräch haben wir mit ihm über die neue Staffel, seinen Platz zwischen den Löwen und Wetten auf einen Unbekannten gesprochen.
50 Jahre wird Ralf Dümmel im Dezember, führt als Geschäftsführer bei DS Produkte einen Multimillionen-Handelskonzern an und ist nun Teil der erfolgreichen VOX-Show „Die Höhle der Löwen“. Es ist kurz nach 15 Uhr. Der Terminkalender quilt über, gleich geht es zum nächsten Termin. Trotz Stress ist das Gespräch gleich auf einer Wellenlänge, keine Starallüren spürbar, alles ruhig und gelassen, irgendwie angenehm normal. Den norddeutschen Einschlag hört man dem gebürtigen Schleswig-Holsteiner deutlich an, das wird die Zuschauer der dritten Staffel auch erwarten – denn verstellen will sich Ralf Dümmel nicht, wie er im Gespräch sagt.
BASIC thinking: Herr Dümmel, Sie sind nicht gerade bekannt für große Medienpräsenz. Sind Sie aufgeregt vor der Ausstrahlung, denken Sie darüber nach, ob Sie vielleicht etwas gesagt haben, was nicht gut ankommen könnte?
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Social Media Manager:in und Digital Content Creator:in (m/w/d) Körpergut Akademie GmbH in bundesweit, Home-Office |
||
Journalist (m/w/d) als Leiter PR und Social-Media NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG in Berlin |
Ralf Dümmel: Nein, eigentlich nicht. Wir sitzen ja viel länger in dem Pitch als es nachher ausgestrahlt wird. Von daher ist die größte Spannung jetzt: Wie wird es zusammen geschnitten? Wie fühlt es sich an? Ich habe bisher nur ein einziges Mal auf der Pressekonferenz zur neuen Staffel ein bisschen selbst gesehen. Das war schon ganz komisch, weil ich mich gefragt habe: Rede ich wirklich so? Höre ich mich wirklich so an? Müssen mich alle um mich herum wirklich so hören? Was die Aufregung angeht, habe ich das Glück, dass ich durch die Firma und die Sendung aktuell sehr viel zu tun habe und gar nicht so richtig zur Ruhe kommen kann. Jetzt gerade wird der Respekt aber größer und ich frage mich, was passiert, wenn es ausgestrahlt wird.
Haben Sie denn die ersten beiden Staffeln verfolgt?
Ja, ich war Fan der Sendung. Ich habe leider nicht alle Folgen sehen können, weil ich auch mal unterwegs war, aber im schlimmsten Fall habe ich die halt sonntags in der Wiederholung geschaut. Mich hat es von der Sache her interessiert, aber nie mit dem Hintergedanken: Irgendwann sitzt du selbst mal auf dem Stuhl.
Jetzt sitzen Sie auf dem Stuhl. Neben drei erfahrenen Löwen – Frank Thelen, Jochen Schweizer und Judith Williams – und Carsten Maschmayer, der ebenfalls viel Erfahrung mit der Öffentlichkeit hat. Waren Sie von Anfang an bissig genug oder mussten Sie sich erst einmal einfinden?
Dazu muss man natürlich sagen: Das, was in der Sendung passiert, mache ich seit 28 Jahren. Ich habe Millionen von Pitches gesehen, bei denen wir entscheiden mussten: Ist das was für die Masse, können wir das verkaufen? Also von der Sache her ist das genau mein Leben. Ich hatte nur bisher nie eine Kamera dabei – und jetzt waren es gleich neun, die auf einen gerichtet sind. Ich habe relativ schnell versucht, das auszublenden. Die Löwen, VOX und Sony haben es mir auch sehr leicht gemacht. Seit ich den Vertrag unterschrieben habe, habe ich mir aber auch nichts mehr angeguckt. Ich wollte nicht Gefahr laufen, jemanden zu imitieren. Ich bin bis jetzt einigermaßen durchs Leben gekommen und komme mit allen zurecht. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es kommt an oder es kommt nicht an.
Sie sind ein sehr erfolgreicher Unternehmer, aber nicht der klassische Gründer. Können Sie sich überhaupt in die Gründer und ihre Probleme richtig hineinversetzen?
Da nehmen Sie jetzt die Geschichte, dass ich ganz klein als Mitarbeiter bei DS Produkte eingestiegen bin. Aber auch ich habe Firmen gegründet – danach. Von daher stimmt das nicht ganz, wobei es von der Sache schon richtig ist: Ich bin der Unternehmer, aber ich habe in meinem Leben so viele kleine Unternehmen begleitet, mit groß gemacht und Sachen miterlebt, wo Leute gewachsen oder gescheitert sind – das gehört zu meinem Geschäft auch dazu.
In den vergangenen Monaten gab es viel Aufregung um den Fall Vural Öger. Der ehemalige Löwe musste mit seinen Firmen Insolvenz anmelden. Wie haben Sie das verfolgt?
Ich kann die Hintergründe nicht beurteilen. Das passiert eben, wenn ein Geschäft nicht läuft, dass man Insolvenz anmelden muss. Insofern hat mich das nicht sehr berührt. Mir tut es um den Herrn leid, den ich aber nicht kenne. Genauso wie es mir um jeden leid tut, der es nicht schafft, mit seinem Unternehmen auf einen grünen Zweig zu kommen.
Es gab viel Häme für Herrn Öger. Das sagt viel über die Kultur des Scheiterns in Deutschland aus.
Ja, das finde ich schade – egal ob großes oder kleines Unternehmen. Eine Insolvenz macht keiner mit Absicht und wünscht sich keiner. Vielleicht verschuldet man sie, dann hat man Fehler gemacht. Aber ohne sich ein Urteil darüber bilden zu können, sollte man mit Häme immer vorsichtig sein.
Wie sind Sie dann ins Spiel gebracht worden für „Die Höhle der Löwen“?
Das kam durch unser Netzwerk. Da wir viel mit Testimonials und Prominenten gearbeitet haben und arbeiten, ist mein Name ohne das ich es wusste irgendwie bei VOX und Sony ins Gespräch gebracht worden. Dann habe ich irgendwann einen Anruf bekommen, dass man sich mal treffen wolle. Das war ein super tolles Gespräch, wo wir relativ schnell gemerkt haben: Da passt einiges zusammen. Und dann sind wir uns auch schnell einig geworden. Dann habe ich nur noch überlegt, ob ich den Schritt gehen möchte oder nicht. Das war aber keine unternehmerische Frage, sondern eher aus privaten Gründen: Will ich in die Öffentlichkeit oder lieber nicht?
Sie wollten. Warum?
Unser Unternehmen hat ja immer im Hintergrund gearbeitet. Wenn Sie bei uns in den Showroom gehen, würden Sie sagen: Ach, das macht ihr, das macht ihr, das macht ihr. Wir haben immer gesagt: Wir brauchen nicht in die Öffentlichkeit. Aber die Zeiten ändern sich und Öffentlichkeit schadet auch nicht. Und ich glaube, dass wir einen enormen Mehrwert für die Gründer sein werden. Von daher: Unternehmerisch ja und privat war es zwar nie mein Ziel, ins Fernsehen zu kommen, aber das eine geht nicht ohne das andere.
Unser Leser kennen Ralf Dümmel vermutlich noch nicht so sehr…
… das ist lieb ausgedrückt: kennen mich gar nicht, würde ich sagen.
Von daher die Frage: Wer ist Ralf Dümmel, fernab vom Lebenslauf, fernab von Ihrer Unternehmergeschichte?
Ralf Dümmel ist nicht den klassischen Weg mit Abitur und Studium gegangen und hatte immer das Ziel, etwas zu erreichen. Schule war mir nicht so wichtig. Ich habe immer gedacht, man kann was erreichen, wenn man ehrgeizig und fleißig ist. Ich finde es schwierig, über mich selbst zu reden. Was ich sagen kann, ist, dass ich viel gearbeitet habe und arbeite in meinem Leben und dass ich den Grundsatz verfolge: Können kommt von wollen und wenn man ganz viel will, kann man auch ganz viel schaffen – auch Unmögliches.
Schauen Sie in der neuen Staffel nur auf Produkte oder sind Sie auch offen für anderes, etwa Apps oder Dienstleister-Start-ups?
Grundsätzlich habe ich in meinem Leben gelernt, dass es gut ist, für alles offen zu sein. Mit meiner Erfahrung und meiner Firmengeschichte weiß man, dass Produkte der Schwerpunkt sind. Alles, was man anfassen kann, da sind wir der klassische Investor. Wenn mir was über den Weg läuft, was mich darüber hinaus interessiert und wo der Typ passt, dann bin ich auch dafür offen. Zunächst muss das Menschliche passen. Firmengründung und gemeinsames Arbeiten ist für mich wie eine Ehe. Du lebst auch nicht mit jemandem zusammen, den du nicht magst. Nur Mögen macht dann auch noch keinen Erfolg, aber das ist die Basis.
Wie gut können Sie in den Pitches, Frank Thelen sprach im BASIC thinking-Interview vergangenes Jahr von maximal zwei Stunden, denn beurteilen, wie gut es passt?
Also es läuft keine Stoppuhr, wir können so viel Fragen, wie wir wollen. Davon ausgehend, dass alles wahrheitsgemäß dargestellt wird, soll man sich im besten Fall nach dem Pitch verloben und ein paar Wochen später heiraten. Es wurde ja kritisiert, dass viele Deals in der Vergangenheit nicht zustande gekommen sind – dazu sage ich mit einem Augenzwinkern jetzt mal: Man solle auf die Quote in der Zukunft achten. Aber natürlich kann es passieren, dass sich dann später herauskristallisiert, dass etwas nicht passt.
Das Augenzwinkern bedeutet: Es sind schon einige Deals abgeschlossen worden, die während den Dreharbeiten versprochen wurden?
Ich würde Ihnen ja gerne ganz viel verraten, aber leider habe ich auch einen Vertrag, der mir das verbietet, aber es werden wahrscheinlich einige überrascht sein. Ich darf Ihnen ja nicht mal verraten, ob ich einen Deal eingegangen bin, also kann ich Ihnen auch nicht verraten, ob ich einen abgeschlossen haben. Leider.
Ich würde darauf wetten, dass Sie einen Deal abgeschlossen haben. Aber das können Sie natürlich nicht bestätigen.
Also wenn es ein Wettbüro gibt, dann setzen Sie mal viel Geld.
Da wird die Quote nur leider schlecht sein.
Glauben Sie, dass man davon ausgeht, dass ich viele Deals gemacht habe? Es könnte ja sein, dass es eine Überraschung gibt. Sowas gibt es ja im Leben.
Vielleicht auch nur mit einem Augenzwinkern: Gibt es wieder einen Mega-Deal wie die Jungs von Math42 von vergangenem Jahr, die satte zwei Millionen Euro gefordert haben oder andere Überraschungen?
Also es gibt mehr Action unter den Löwen. Das Ziel muss ja sein, dass die Gründer nicht nur um die Löwen werben, sondern die Löwen auch um die Gründer. Viel schöner als die Frage „Bekommt er den Deal?“ ist ja die zweite Frage: „Mit wem macht er den Deal?“. Da gibt es deutlich mehr Action.
Ist das immer nur professioneller Natur? Ich erinnere mich an Streitsituationen zwischen Judith Williams und Jochen Schweizer…
…“my SCHOKO WORLD“, sprechen Sie an?
Unter anderem.
Das habe ich damals auch mit Interesse verfolgt. Also ich kann da nur für mich sprechen, weil ich ja nicht weiß, wie und ob die anderen in der Garderobe sprechen. Ich kann nur sagen: Ich hatte auch Battles mit einigen Löwen und verstehe mich mit allen gut. Ich glaube auch, dass alle Löwen professionell genug sind und wissen, dass es ein Wettbewerb ist.
Gibt es schon Planungen für Staffel 4 mit Ihnen?
Nein. Ich weiß nicht mal, ob es eine vierte Staffel gibt. Ich bin jetzt erstmal gespannt, wie die dritte Staffel wird.
Wie werden Sie die Staffel verfolgen?
Wir haben alle 400 Mitarbeiter eingeladen und machen ein Firmenevent daraus und werden alle zusammen schauen, weil wir auch alle zusammen daran arbeiten. Klar, im Fernsehen ist nur Ralf Dümmel zu sehen. Aber im Hintergrund arbeiten so viele Mitarbeiter an verschiedensten Stellen mit den Gründern zusammen.
Herr Dümmel, danke für das Gespräch.
Alles zu „Die Höhle der Löwen“ gibt es in unserem Special zur Show.