Update vom 22. August 2016 (Casi):
Vor einer Woche erzählte euch Sascha hier, was er von Suicide Squad hält. Nicht nur er war enttäuscht, massig enttäuschte Fans und niederschmetternde Kritiken hauten fast unisono in die gleiche Kerbe. Dieses Schicksal teilt die DC-Verfilmung mit den Filmen Superman – Man of Steel und Superman vs Batman, was uns grübeln lässt, wieso DC da mit seinen Superhelden nicht so richtig Fuß fassen kann, während die Marvel-Verfilmungen stets auf positives Feedback stoßen.
An den Kinokassen macht sich das aber nicht bemerkbar, dass viele Zuschauer zuvor eher enttäuscht waren von dem Hollywood-Streifen. In der dritten Folge hintereinander ist Suicide Squad der erfolgreichste Film und spielte allein am letzten Wochenende erneut über 20 Millionen Dollar in den USA ein. Weltweit klingelte es ebenfalls in der Kasse, der Zähler steht global mittlerweile bei über 500 Millionen US-Dollar.
Damit unterscheidet sich Suicide Squad auch von den Superman-Filmen, die nämlich ebenfalls stark anfingen, danach dann aber flott brutal einbrachen. Klar – über die Qualität sagt das herzlich wenig aus, aber bei DC wird man sich schlimmstenfalls denken, dass das Konzept aufgegangen ist und genau so weiter arbeiten. Immerhin ist Suicide Squad nach Guardians of the Galaxy der zweiterfolgreichste Kinofilm, den es in den USA im August bislang gab – und übrigens nach Independence Day auch der zweiterfolgreichste Film von Will Smith.
Wir können uns hier also weiter angeregt darüber unterhalten, was genau DC Comics mit diesem Film eventuell falsch gemacht haben könnten – an den Abendkassen der Kinos weltweit spiegelt sich das nicht wider und das lässt befürchten, dass kommende Produktionen diesen Kurs beibehalten. (via)
Original-Artikel vom 15. August 2016:
Ach endlich. Wieder ein Superhelden Film und dann nicht nur ein Hero, sondern gleich ein gesamtes Team aus dem DC Comics-Universum. Als sei das noch nicht genug, handelt es sich auch noch um Boesewichte. Also ein Superschurkenteam-Hero-Film. Was kann da noch schief gehen, zumal man ja mit Will Smith, Margot Robbie, Viola Davis, Ben Affleck und Jared Leto halb Hollywood eingeladen hatte?
Einiges, um nicht zu behaupten so ziemlich alles. Ein hochwertiger Cast, viel Hollywood Action und wohl einer der besten Soundtracks des Jahres, machen aus Suicide Squad keinen Klassiker und aus einem David Ayer keinen Christopher Nolan. Genau von diesem Anspruch sollte man sich so schnell wie moeglich verabschieden und kann dann, wenn man denn auf ein duennes Sueppchen Action a‘ la „The Expendables“ steht, durchaus auch Spass haben. Ok, jetzt vielleicht am besten nicht ganz nuechtern, aber vielleicht bin ich in meiner immer noch waehrenden Enttaeuschung einfach ein wenig zu kritisch.
Starker Anfang, der Hoffnung weckt
Und dabei fing Suicide Squad doch so gut an. Amanda Waller (gespielt von der grossartigen Viola Davis), ist in der gluecklichen Lage, eine Gruppe Superschurken zu einem Gegenstueck der Avengers formen zu duerfen. Diese werden einzeln mit ihrem ganz persoenlichen Themesong vorgestellt. Natuerlich jeweils in ihren Zellen in irgendeinem Hochsicherheitsgefaengnis. Da erklingt dann stimmungsvoll die Klampfe von Hilton Valentine, bevor Eric Burdon losbellen darf… „there is a house in New Orleans“. Geht ja grossartig los denke ich und greife noch einmal tief in die Popcorn Box. Mehr davon!
Oh und wie ich erhoert wurde. Paranoid, Sympathy for the Devil und zum runterkommen dann Lesley Gores „You don’t owe me“. Die Vorstellung der zukuenftigen Mitglieder des Suicide Squads schiesst uns direkt zurueck in eine Zeit, in der Playback noch fuer eine Wiederholung der Lieblingsserie gehalten wurde. Einziger Downer dieses gut 20 Minuten andauernden Intros… Harley Quinns Zelle sieht dann doch ein wenig zu sehr nach Schweigen der Laemmer aus. Dafuer legt Margot Robbie aber ein diabolisches Laecheln an den Tag, welches den neuen Joker aussehen laesst, wie eine kindliche Version von Ronald McDonald.
Wer auf richtig lange Intros steht, die eine vermeintlich grossartige Story Stueck fuer Stueck anteasern sollen, der wird hier nicht enttaeuscht. Aber danach wird nur noch ganz viel Lippenstift auf eine Schweinehaelfte aufgetragen, die bereits am Haken haengt und kurz davor ist, in den Aggregatszustand des Koteletts zu transformieren.
Und dann kommt: nichts.
Wenn ich jetzt sage, dass man nach dem Harley Quinn Intro ohne Sorge das Kino verlassen kann, dann duerfte das sicherlich fuer einen Aufschrei unter den Hardcore Fans sorgen, aber… danach reihen sich schlecht geschnittene Szenen, eindimensionale Charaktere und vorhersehbare Entwicklungen derart nahtlos aneinander, dass man sich wirklich fragen muss, wie David Ayer hierfuer einen Produzenten finden konnte und ob bei Warner Bros. überhaupt jemand ins Drehbuch geschaut hat.
Eine Kakophonie der Oberflaechlichkeit, die zum Teil aehnlich absurde Zuege annimmt wie die Herkules Filme der 60er-Jahre. Ihr wisst schon, diese Dinger mit den Knet- und Pappmonstern, die man damals noch schoen im Kindergarten nachbauen konnte. Richtig, so schlimm sind zum Teil die Effekte. Und da faellt es noch nicht einmal grossartig ins Gewicht, dass die mit Slipknot tatsaechlich einen im Team haben, dem wirklich direkt in den ersten 60 Sekunden der Haupthandlung die Ruebe weggesprengt wird.
Wobei, davor hatte er noch einen grossen Auftritt, denn er durfte wie Spiderman versuchen zu entkommen. Nur sah das eher aus wie in der ersten Batman Serie mit Adam West, als man noch Gebaeude auf den Boden pinselte und dann einfach die Kamera um 90 Grad drehte. Schrecklich. Stuemperhaft!
Der Joker ist ein Joke!
[mg_blockquote align=“left“]Ein Joker, der so furchteinfloessend wie der Dalai Lama im Pikachu Onesie ist[/mg_blockquote]Ach was hab ich mich auf die beiden gefreut. Joker und Harley Quinn. Was ein Traumpaar der dunklen Seite der Macht. Was als legitime Nachfolger von Bonnie und Clyde oder Mickey und Mallory Knox in die Filmgeschichte haette eingehen koennen, geriet zu einem Kitsch-Desaster ohne Ende. Und nein, das hat nicht Robbies versaut, sondern eine Luftpumpe von Joker, der so furchteinfloessend wie der Dalai Lama im Pikachu Onesie ist. Was zum Teufel hat sich Jared Leto dabei gedacht und wer hat diese Szenen zumindest mal zur Probe angeguckt?
[parallax-image caption=““][/parallax-image]Ich bin wahrscheinlich einfach nur verwoehnt. Wer soll denn bitte noch einmal den Joker spielen, nachdem Heath Ledger 2008 in „The Dark Knight“ ein für alle Mal gezeigt hat, wie man das macht. Die Nummer kannst du einfach nicht mehr toppen. Aber genau das hat Jared Leto versucht. Angestrengte und aufgesetzte Diabolik ist das Resultat. Es ist zum Maeuse melken und einfach nur schlecht. Dabei moechte man so gerne, dass Leto in der naechsten Szene dann den finalen Durchbruch erlebt und die Figur des Jokers zumindest ansatzweise in bekannte Regionen schiebt. Er scheitert. Aber durchaus famos, denn wer sonst waere auf die Idee eines Gebisses gekommen, welches aussieht wie ueberdimensionierte Zahnspangen?
Eine einzige Katastrophe oder doch Unterhaltung?
Wir kennen dieses Gefuehl, diese innere Stimme. Sie zwingt uns, bepackt mit Nachos, Churros, Popcorn und dem 2000 Kalorien Becher Cola in einen roten Sessel zu fallen und einfach mal zu konsumieren. Das Hirn ist an der Kinokasse abzugeben. Klar, einfach mal berieseln lassen. Das funktionierte ja bei den hochkomplexen Werken aus den Programmkinos der 80er schon so gut. Hier ein wenig Bloodsports, dann Rambo und noch ein wenig Predator. Nur was vor 30 Jahren klappte, laesst sich nicht unendlich reproduzieren.
[mg_blockquote align=“left“]Die boese Hexe zuckt wie Olivia Newton John bei einer Tourette Variante ihrer Aerobic-DVD[/mg_blockquote]Ich hab es versucht, ich wollte mich voll und ganz auf Suicide Squad einlassen, bin dann aber spaetestens am finalen Battle gescheitert. Der zugehackte Quoten-Mexikaner wird zum Feuerteufel (animiert wie damals in einem schlechten Playstation One Game) und die boese Hexe zuckt wie Olivia Newton John bei einer Tourette Variante ihrer Aerobic-DVD. Wobei, irgendwie hatte ich das Gefuehl, dass ihr der erste Ghostbuster Streifen richtig gut gefiel. Ich erwartete eigentlich jede Sekunde, dass sie ganz laut „Zuuuuuuul“ ruft und 2 ausserirdische Bulldoggen mit 5 Frames pro Sekunde ins Bild gestottert kommen.
Es funktionierte einfach nicht. Der Plot ist so fuerchterlich zerhackt, flach und bleibt in einer Tour vorhersehbar. Ja klar, Will Smith als Boesewicht Deadshot, das ist mal was voellig anderes. Aber auch er rettet mit seiner soliden Leistung nicht ein Drehbuch, welches ganz klar beim Scrabble spielen auf Speed entstanden ist.
Der Flop des Sommers!
[mg_blockquote]Der Soundtrack entwickelt sich, wohlgemerkt in Verbindung mit der Story, zum emotionalen 10-Sekunden Kleber.[/mg_blockquote]Denn genau da rein fluechtet sich Regisseur David Ayer. Er versucht so viel Momentum und Geschwindigkeit aufzubauen, dass den Charakteren keine Zeit gegeben wird sich zu entwickeln. Sie koennen sich weder richtig hassen, noch irgendeine andere emotionale Beziehung zueinander aufbauen.
Und was am Anfang noch eine Wohlfuehlatmosphaere aufzubauen scheint, wird im weiteren Verlauf der Handlung zu einem schaebigen Versuch, Bruecken zwischen den wenigen Szenen zu bauen. Der Soundtrack entwickelt sich, wohlgemerkt in Verbindung mit der Story, zum emotionalen 10-Sekunden Kleber. Ach guck mal, „Spirit in the Sky“ und yay, „Seven Nation Army“… war nicht gerade erst die Euro in Frankreich? Haben die doch da im Stadion auch immer gesungen und ueberhaupt, ich hab den Track schon seit bestimmt 6 Wochen nicht mehr gehoert … Schwupps, hast du leider wieder 2 Minuten des Films verpasst … oder soll ich besser sagen „zum Glueck“?
Meine Empfehlung: Wartet, bis Suicide Squad auf Netflix oder Amazon Prime laeuft oder guckt euch einfach wieder mal Rambo an. Da koennt ihr auch zwischendurch 5 Minuten auf die Toilette gehen, ohne etwas zu verpassen.