Chat-Bots sind total im Trend. Ob im Facebook Messenger oder als eigene App, die Idee eines lernenden, cleveren Bots, der meine Bedürfnisse versteht und entsprechend handeln kann, ist überall präsent. Die Smartphone-App Resi vom ehemaligen Social-Media-Chef der Welt will uns nun mit Nachrichten im Messenger-Stil versorgen.
Der Slow Start von Resi inklusive Warteliste reizt den Spannungsbogen, ist aber Teil des Plans. Martin Hoffmann will es langsam angehen, er hat diesen Plan schon länger. Im Dezember 2015 kündigt er seine Führungsposition und damit seinen sicheren Job bei der Welt, um ein Start-up zu gründen, eine App zu programmieren. Ob das nicht sehr klischeehaft ist, wollen wir von ihm wissen. Schließlich tragen so viele Büromenschen diesen Traum vom eigenen Ding dieser Tage mit sich herum. Er verneint, Journalisten hängen ja eher an ihren Jobs, Risikobereitschaft fehle.
Seit Mitte Januar 2016 läuft die Arbeit an dem Chat-Bot, im kleinen Team. Die App, das Design, ein eigenes Content-Management-System, nun ist es so weit. Inspiriert wurde er dazu von Lark, einem Chat-Bot zur Ernährungsberatung. „Wie wäre es, wenn man genau diese Idee nimmt, und das für Journalismus versucht?“. Hoffmanns Lösung erinnert an die App von Quartz, eine Art Messenger, der dem Nutzer Nachrichten im Chatverlauf präsentiert, ihn darauf reagieren und damit interagieren lässt.
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Resi schickt personalisierte Pushs
Explizit nicht richtet sich Resi an News-Junkies, vielmehr an „Leute, die schon ein Interesse an Nachrichten haben oder eines entwickeln wollen“. Es geht nicht um die vollumfängliche Informationsflut, sondern um ein Grundrauschen. Hoffmann versteht Resi als Kurator, sie soll animieren zu Interesse und Interaktion. Das merkt man, wenn man immer wieder genau da abgeholt wird, wo man gerade steht: Thema Flug MH370, es gibt neue Erkenntnisse. Nun fordert Resi eine Aktion vom Nutzer: „Welche denn?“ oder „Was ist MH370?“.
Entsprechend der Antwort macht der Bot eben noch eine Schleife mit Hintergrundinformationen oder geht direkt tiefer ins Thema. Mit Text-Pop-ups, GIFs, Emojis und der vollen Klaviatur neuzeitlicher Kommunikation. Interessiert mich ein Thema, kann ich es für die App auswählen, Resi erinnert sich dann daran, schickt mir häufiger personalisierte Push-Nachrichten mit Infos dazu. Resi lernt also mit (und die Macher aus den Fehlern anderer Nachrichten-Apps, die die Chancen personalisierter Pushs nach wie vor fahrlässig ignorieren).
Monetarisierung noch nicht konkret
Hier müssen die Macher um Hoffmann allerdings auch einen Mittelweg finden zwischen Personalisierung und der berühmten Filterblase. Schicken sie zu viele Themen, die mich nicht interessieren, bin ich weg. Schicken sie mir nur noch Themen, die mich interessieren, lerne ich wenig(er) Neues. Der Nutzer muss also auch neue Themengebiete kennenlernen ohne gleich die Lernfähigkeit der App in Frage zu stellen
Dann wäre da noch die Sache mit der Monetarisierung. Bislang ist die App kostenlos und werbefrei. Wie genau die Finanzierung aussehen wird, steht noch nicht fest. Im Raum stehen In-App-Käufe, Abomodelle, Native Advertising und Kooperationen. Für Hoffmann sei erst einmal wichtig, dass die App wirklich angenommen wird.
Fazit: Resi macht vieles richtig
Resi macht vieles von Beginn an richtig: User Interface, Information, Ansatz, Konzept, Ausblick, personalisierte Push-Nachrichten, Zielgruppe. Und trotzdem ist die Hauptaufgabe, nämlich die Finanzierung, noch ungewiss. Resi ist quasi wie geschaffen für Native Advertising, muss aber auch hier einen charmanten Weg finden. Alles andere überzeugt schon jetzt, und dabei ist das Team noch gar nicht richtig gestartet.
Wer Resi ausprobieren möchte, findet hier die Download-Links. Bisher ist die App nur für iOS-Geräte erhältlich, Android folge zeitnah. Ach ja: Ja, man kann Resi durchspielen. Und ja, ich musste das unbedingt ausprobieren. Es geht tatsächlich!