Mit 19 Jahren stehen die meisten von uns vor der einen großen Frage des Lebens: Was soll ich mit dem Rest meines Lebens anfangen? Mit 19 Jahren wusste Carla Vollert ganz genau, was die berufliche Zukunft für sie im Petto hatte: Veranstaltungen planen. Doch sie hatte damals noch keine Ahnung, in welcher Form sie diesen Job ausüben würde. Seit über einem Jahr hat sie darauf eine Antwort: als digitale Nomadin.
Ein kleiner Moment, eine große Entscheidung
Das mag zunächst widersprüchlich klingen – Offline-Events online organisieren – doch Carla Vollert ist das beste Beispiel dafür, dass der ortsunabhängige Stil auch auf traditionelle Offline-Jobs übertragen werden kann. Wenn man nur will. Und das wollte Carla Vollert eben seit ihrem 19. Lebensjahr. Über einen TUI-Animationsjob entdeckte sie ihre Leidenschaft und ihr Talent für’s Planen und Organisieren: „Der Teamleiter ist mittendrin ausgefallen und ich habe im Prinzip all die Planung übernommen. Da habe ich dann sofort gemerkt, wie viel Spaß mir das gemacht hat und dass ich genau das beruflich machen wollte.“
Kurzentschlossen machte Vollert dann eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der Kölner LANXESS arena . Hier konnte sie von Konzerten über Comedy bis hin zum Sportevent alles lernen was das Planen und Vorbereiten von Veranstaltungen so mit sich bringt.
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Ein klassischer Bürojob ist nicht das Wahre
Doch neben der Eventveranstaltung schlummerte in Carla Vollert noch eine zweite Leidenschaft, das Reisen. So packte sie denn auch nach ihrer Ausbildung ihren Rucksack und begab sich 15 Monate lang auf Weltreise, vor allem durch Südostasien und Ozeanien.
Doch wieder zurück in Deutschland kam für die gebürtige Sauerländerin das jähe Erwachen: Sie saß in einer Agentur im Büro und plante Veranstaltungen, die sie nicht begeisterten. So schnappte sie sich nach einem Jahr wieder ihren Rucksack und ging erneut auf Reisen, diesmal nach Mittelamerika. Hier wurde ihr dann endgültig klar, dass ein klassischer Bürojob einfach nichts für sie war.
2015 kaufte sie sich deshalb ein Ticket für die DNX in Berlin und belegte anschließend einen Online-Marketing Kurs. Das war der Anfang ihres neuen Lebens: „Ich hatte eigentlich schon immer sehr begeistert über digitale Nomaden und deren Lebensstil gelesen. Auf der DNX wurde dies dann greifbar und als es dann in meinem Marketingkurs darum ging, ein Testprojekt umzusetzen, schlug mir unsere Kursleiterin vor, genau darüber etwas zu machen.“ Da lag es nur nahe, dass sie sich als Event Managerin mit DEM Ereignis der digitalen Nomadenszene schlechthin auseinandersetzte: der DNX. So ergab es sich dann „einfach“, dass Carla Vollert wenig später selbst bei der Organisation der Konferenz mitwirkte und diese Events auch nach wie vor, in Deutschland sowie im Ausland, organisiert.
Stress ist für andere
Stressig findet sie das nicht, zumindest merkt man ihr davon im Gespräch nichts an. Wenn sie darüber spricht, wie sie Designer koordiniert, Caterer beauftragt, Gästen hilft, scheint das alles eine sehr entspannte Angelegenheit zu sein. „Nun ja,“ lacht sie, „vor solchen Events schlafe ich nicht viel und sechs Wochen bevor es losgeht, geht’s auch bei mir rund. Aber wenn ich das mit anderen Veranstaltungen in der Arena in Köln vergleiche, ist der Stressfaktor sehr gering.“ Was Vollert so bescheiden mit „anderen Events“ abtut sind Veranstaltungen des Kalibers „Millionenpublikum“. So hat sie beispielsweise einen Boxwettkampf mit Felix Sturm organisiert oder war auch komplett alleine für die Umsetzung eines Finales für Germany’s Next Topmodel zuständig.
Die Kunden stehen Schlange
Seitdem sie sich selbständig gemacht hat, hat sich ihre Klientele aber deutlich geändert: Als ortsunabhängige Event Managerin zieht sie auch viele digitale Nomaden, Webworker und Selbständige an. Ihre Kunden kommen dabei alle von alleine auf sie zu.
Sie scheint mit ihren Offline-Events einen Nerv unter den Ortsunabhängigen getroffen zu haben. Dabei sind ihre Kunden relativ vielfältig. Da sind die Reisefreudigen dabei, da gibt es Selbständige, die ihr Wissen weitergeben möchten und das Alter ist auch sehr bunt gemischt, zwischen 19 bis 50 Jahren scheint alles dabei zu sein. Aktuell organisiert Vollert beispielsweise die Reiseabenteuer-Roadshow von Nick Martin 6 Jahre Weltreisen. Die geilste Lücke im Lebenslauf.
„Im Urlaub plane ich nichts“
Zeitlich ist sie damit mehr als ausgelastet. Wie viele digitale Nomaden, die mit viel Spaß und Elan bei der Arbeit sind, muss auch sie sich immer wieder zu Pausen zwingen: „Am Anfang habe ich auch sehr oft noch bis spät gearbeitet, doch ich versuche jetzt wirklich, abends nicht mehr zu arbeiten und mir auch die Wochenenden nicht zu voll zu schaufeln, wenn es geht.“
Sie hat sich auch gerade ihren ersten Urlaub gegönnt: Eine Portugalreise im Van mit ihrem Freund. Dabei sind ihre Reisen oft das komplette Gegenteil zu ihren straff geplanten Events. Beim Reisen organisiert sie gar nicht: „Ich buche nichts vorher und lese höchstens im Flugzeug auf dem Weg zum Reiseziel einen Reiseführer. Das ist das komplette Gegenteil von meinem Berufs-Ich.“ Doch es sind genau diese spontanen Reisemomente, bei denen sie am besten entspannen kann.
Die Freiheit nehm ich mir
So sitzt sie jetzt, nach ihrem Urlaub, auch wieder voller Energie bei sich zu Hause. Zuhause ist bei Carla Vollert im Moment eine Kölner WG. Auch wenn sie ihre Arbeit komplett über’s Internet organisiert und theoretisch auch in Neuseeland sitzen könnte, bevorzugt sie ihre Kölner Homebase: „Das ist im Moment für mich genau das Richtige. Denn ich kann mir trotzdem meine Arbeit komplett frei einteilen, ich kann reisen wann ich möchte, meine Freunde oder Familie besuchen, wann ich Lust habe – ich habe die komplette Freiheit über meine Zeit und meinen Aufenthaltsort.“
So beweist Carla Vollert mir ihrem Lebensentwurf auch, dass sich die Internetwelt und die Offlinewelt nicht zwingend beißen müssen. Als jemand, der über’s Internet arbeitet und Events offline organisiert, sieht sie sich selbst als Brückenbauerin zwischen diesen beiden Welten. Daher ist es für sie auch kaum vorstellbar, wieder in einen „normalen“ Job zurückzukehren. Vor Kurzem hat sie deshalb auch eine Teilzeit-Stelle in einer Agentur abgelehnt. Sie möchte ihren unabhängigen Lebensstil einfach nicht aufgeben: „Diese Freiheit und die Selbstbestimmung sind mir auch viel wichtiger als ein größeres Gehalt!“