Viele Menschen surfen sorglos im Netz und hinterlassen unbewusst eine Vielzahl von Spuren. Der eBlocker verspricht, dank seiner einfachen Benutzung, ein Schutz für die Privatsphäre im Internet zu sein. Kann er dieses Versprechen halten?
Das Internet … Unendliche Weiten … Wir schreiben das Jahr 2016 und noch nie war der Internetnutzer so unbedacht gläsern. Firmen wissen was wir uns in den Onlineshops angesehen haben, was wir mit unserer Kreditkarte gekauft haben, wie es um unsere Gesundheit steht und vieles mehr. Glaubt Ihr nicht? Ein simples Beispiel: Vor wenigen Tagen habe ich mir in einem Internetshop Lakritze aus Holland angesehen, aber nicht gekauft. Nur Minuten später fand ich auf einer anderen Webseite Werbung für genau diese Lakritze und genau den Internetshop? Zufall? Magie? Oder digitales Hexenwerk? Nein, wir werden digital verfolgt und es werden allerhand Informationen über uns gesammelt, ohne dass wir darüber informiert werden!
Was tun? Nun, man könnte einige Plugins zum unterbinden der Werbung, sowie gegen Tracker für seinen Browser installieren und viele Internetnutzer machen das auch. Es wird aber immer nur genau dieser Browser geschützt, nicht aber andere Endgeräte im eigenen Netzwerk. Genau da setzt der eBlocker an, denn er ist plattformunabhängig.
Der eBlocker ist eine schicke kleine weiße Box, welche einfach nur an einem Router angeschlossen und mit Strom versorgt werden muss. Schon nach wenigen Minuten ist der eBlocker aktiv und filtert unerwünschtes aus dem Web heraus. Das klingt fast zu gut um wahr zu sein.
Kurz zur Geschichte des eBlockers. Der eBlocker Prototype wurde im Verborgenen entwickelt. Nach einer Weile ging dann die eBlocker GmbH an den Start. Im Januar dieses Jahres begann eine sehr erfolgreiche Kickstarter Aktion, welche Ende Januar schon 75.000 Euro erreichte. Doch der Hype endete nicht und so erreichte das eBlocker Team am 18. Februar stolze 565.398 Euro. Das war weit mehr als das erhoffte Ziel und wohl ein großes Ausrufezeichen der Internetgemeinde.
Doch wie kann der kleine Kasten nun die Privatsphäre schützen und funktioniert das mit jeden Internetanschluss?
Jeder kann den eBlocker nutzen, wird versprochen, nur sollte der Internetanschluss mindestens 1Mbit zur Verfügung haben und immer aktiv sein. Der eBlocker sorgt dafür, dass alle im Netz befindlichen Endgeräte zunächst mit ihm kommunizieren. Der gesamte Internetverkehr wird so zum eBlocker umgeleitet und das ermöglicht dem eBlocker die Kontrolle über die Daten.
Neben Open Source Filterlisten pflegt das eBlocker Team auch eigene Listen und hat ein Verfahren entwickelt, mit dem der eBlocker lernfähig sein soll. Die Filterlisten und Software können automatisch von dem eBlocker aktualisiert werden, so das man sich quasi um nichts mehr kümmern muss.
Doch damit nicht genug, denn dank des eBlocker kann jeder mit Hilfe des Tor-Netzwerkes anonym surfen. Der eBlocker lässt dem Nutzer sogar die Wahl für einen oder mehrere Ausgangsländer. So bekommt der Nutzer dann zum Beispiel eine zufällige IP aus Bulgarien oder Japan. Zudem kann der Nutzer sein Endgerät auch noch tarnen und so aus seinem Rechner ein Android-Endgerät, oder ein iPad machen.
Mit der Post kam nun der eBlocker als Testgerät bei mir an. Die eBlocker GmbH stellte mir diesen freundlicherweise mit einer Pro Lizenz für einige Tage zur Verfügung und ich war wirklich gespannt, ob das Ganze so einfach ist.
Bei dem Testgerät handelte es sich nicht um die aktuelle Version des eBlockers, sondern um das Vorgängermodell. Die Handhabung und der Funktionsumfang waren aber analog zur aktuellen Version. Die aktuelle Version wird ab Juli 2016 für den Versand verfügbar sein.
Der Anschluß und die Inbetriebnahme war wirklich so einfach wie versprochen. Nur an dem Router anschließen, mit Strom versorgen und los ging es. Nach einigen Sekunden konnte ich das leicht durchsichtige eBlocker Logo auf den Webseiten sehen.
Ich testete den eBlocker mit dem eBlocker OS 0.9.1-5 beta, der „Network“ „Automatic“ Einstellung, sowie ein- und ausgeschaltetem SSL Support. Die Tracker- und Ad-Filter waren in meinem Test ok und es gab so gut wie keine Werbung die auf den HTTP Webseiten angezeigt wurde. Es gab wirklich nur ganz seltene Ausnahmefälle, wo der eBlocker Werbung zuließ. Das liegt daran, dass der eBlocker kein Tool wie zum Beispiel „Adblock Plus“ ist. Geblockt werden nur Werbetracker, sowie Third-Party-Dienste und das sind leider gefühlt so gut wie 99 Prozent. Wer eine Webseite dennoch mit Werbung sehen möchte, um etwa ein Blog durch die angezeigte Werbung zu unterstützen, kann diese Webseite auf eine Whitelist setzen. Was mir noch fehlt wäre eine Anzeige der kompletten Whitelist in den Einstellungen des eBlockers.
Die einfache Einbindung des Tor Netzwerkes und die Funktion des Tarnen seines Endgeräte sind eine tolle Sache und wirklich kinderleicht anzuwenden. Das Tor Netzwerk steht für den Nutzer immer bereit, muss aber vom Nutzer erst aktiviert werden. Dies ist im Gegensatz zu anderen Anbietern mit immer aktiver Anbindung an das Tor Netzwerk ein sehr großer Vorteil, denn die Reisegeschwindigkeit im Tor Netzwerk schwankt doch recht stark. So ist die Nutzung von zum Beispiel Videostream-Diensten mit aktiviertem Tor Netzwerk meist stark eingeschränkt.
Das Tarnen eines Endgerätes ist gar nicht mal so unpraktisch. Wer zum Beispiel eine Reise plant und deshalb nach einem Hotel sucht, sollte wissen, dass es für verschiedene Endgeräte auch verschiedene Preise zu verschiedenen Zeiten gibt. Der eBlocker hilft auch beim Sparen, so das für die Reisekasse etwas mehr über bleibt.
Meine betagte Xbox 360 und mein Amazon Fire TV verhielten sich mit ausgeschaltetem SSL Support während der Testzeit normal. Es gab keine Unterschiede beim Streaming, oder beim Download. Mobile Endgeräte wurden in meinem Netzwerk ebenfalls geschützt und es gab bei mir keine Probleme mit den Google Services. Aktiviert man den SSL Support in den Einstellungen des eBlockers, so wird ein Zertifikat generiert, welches von Hand installiert werden muss. Wie das geht erklärt eine Hilfeseite des eBlockers recht gut. Aber, mit eingeschaltetem SSL Support, welcher noch Beta ist, gab es bei mir hier und da kleinere Probleme mit Apps auf meinem Smartphone. Gut ist, dass man Webseiten in eine SSL Whitelist speichern kann. Wird der SSL Support bei der eBlocker Pro Lizenz aktiviert, so gilt dies nicht automatisch für alle Endgeräte im Netz. In den SSL Einstellungen des eBlockers kann der Anwender die SSL Unterstützung für jedes einzelne Endgeräte aktivieren, oder deaktivieren. Nutzt man den SSL Support des eBlocker nicht, werden auf HTTPS Webseiten weder Tracker, noch Werbung gefiltert.
Seit Ihr auf dem Geschmack gekommen und wollt das gerne mal mit eigenen Augen erleben? Dann könnt Ihr Euch mit ein wenig Aufwand den eBlocker selber bauen. Alles was benötigt wird ist ein Raspberry Pi 2, oder einem Banana Pi, eine freie SD Karte, sowie das offizielle eBlockerOS. Eine Liste der unterstützen Hardware findet Ihr hier.
Das eBlockerOS ist fix und fertig, so dass das Image nur auf die SD Karte gespeichert werden muss. Der Haken an der Sache ist, dass die Filterlisten hier nicht aktualisiert werden, aber etwa alle 4 bis 6 Wochen wird der Internetgemeinde ein neues Image von der eBlocker GmbH bereit gestellt.
Für einen Test habe ich einen Raspberry Pi 2 benutzt, eine neue 16 GB Karte gekauft und das eBlockerOS Image auf die SD Karte geschrieben. Den Raspberry Pi 2 habe ich dann mit meinem Router verbunden und die Stromversorgung des Raspberry Pi 2 läuft bei mir praktischer Weise über den USB 3.0 Port meines Routers, doch sollte man lieber ein eigenes Netzteil nutzen. Nach wenigen Sekunden war der eBlocker Marke Eigenbau online und filterte munter vor sich hin.
Wer jetzt seinen Eigenbau eBlocker etwas genauer testen möchte, kann über die Downloadseite von eBlocker einen kostenlosen 30 Tage Key bekommen. Damit werden dann die Filter auf den neusten Stand gebracht.
Noch ist das eBlockerOS in der späten Beta Phase, läuft aber recht stabil. Vereinzelt gab es zum Thema WLAN Repeater Meldungen in dem eBlocker Forum. Es gibt außerdem noch ein Problem mit der FritzBox 7490 und der Edge Browser von Microsoft zeigt das eBlocker Icon nicht an, obwohl der eBlocker korrekt läuft. An einer Lösung arbeitet das eBlocker Team mit Hochdruck.
Wer nicht basteln möchte, kann für 199 Euro die Pro-, oder für 249 Euro die Family-Version des eBlockers online erwerben. Zu jedem der zwei Versionen gibt es ein Jahr lang Updates frei Haus. Die Softwarelizenz für die aktuellen Listen kosten 59, bzw 99 Euro pro Jahr. Ein monatliches Abo gibt es leider noch nicht, was schade ist, denn es wäre eine nette Ergänzung zum jährlichen Abo.
Der Unterschied zwischen der Pro- und der Family-Version ist, dass die Family-Version zusätzlich Multi-User-fähig ist. Jedes Mitglied im Haushalt kann so individuelle Einstellungen vornehmen. Zusätzlich bietet die Family-Version auch ein Jugendschutz-Feature, welches auf Wunsch den Abruf von nicht kindgerechten Inhalten verhindert. Für einen Haushalt ohne Kindern sollte die Pro-Version reichen.
Einen Wermutstropfen gibt es dennoch. Die Oberfläche des eBlocker ist vorerst nur in Englisch verfügbar, doch das soll sich in dem nächsten Update ändern. Auch im eBlocker Forum, welches man über die eBlocker Toolbar am besten erreicht, gibt es einige Beiträge nur in Englisch. Für mich ist das kein Problem, aber vielleicht für andere Nutzer.
Auf der Roadmap 2016 der eBlocker GmbH steht die Finalisierung der eBlocker Pro Kernfeatures, eine eBlocker Mobile Version, die Fertigstellung des eBlocker Family und sogar noch eine eBlocker Enterprise Edition, wenn alles wie geplant läuft.
Die Idee vom Plug & Play Internetschutz ist gut umgesetzt und funktioniert in der späten Beta Phase schon sehr gut. Der Preis könnte Endkunden erst ein mal abschrecken, ist aber meiner Meinung nach gerechtfertigt. Gut finde ich auch, dass es das eBlockerOS zum freien Download gibt. Die kostenlose 30 Tage Testlizenz rundet das Angebot für Hobbybastler ab. Letztlich muss jeder mit sich selber abmachen, was ihm seine Privatsphäre im Internet wert ist. Der eBlocker hilft beim Schutz aller Endgeräte im eigenen Netz und bietet dazu noch weitere nützliche Funktionen. Man darf gespannt sein wo die Reise des eBlockers noch hingeht.