Seit Jahren schon haut Motorola einige der besten Budget-Smartphones raus, die es zu kaufen gibt. Die Moto G-Serie war bislang stets der perfekte Mix aus Leistungsfähigkeit und günstigem Preis, ohne dass aus Kostengründen auf wichtige Features verzichtet wurde.
Das Moto G4 ist nun nicht nur ein weiterer Ableger der Reihe, die nun unter dem Dach von Lenovo entwickelt wird, sondern gleichzeitig auch das bislang stärkste Moto G aller Zeiten. Der Preis bleibt mit 249 Euro dabei gewohnt günstig.
[toc]Moto G4 Design
Mit dem Moto G der vierten Generation nimmt man die Erfolgsformel der letzten Jahre und verfeinert sie ein wenig weiter: Das Display ist größer und hochauflösender, es gibt mehr Funktionen und aktualisierte Software und natürlich eine stärkere CPU. Damit dürfte das Gerät für potenzielle Käufer sehr interessant sein, auch wenn es nicht – wie das Moto G3 – wassergeschützt ist.
Genau wie das Moto G4 Plus kommt auch das Moto G jetzt mit einem 5,5 Zoll großen Display mit einer 1080p-Auflösung und beide Panels machen auf uns einen hervorragenden Eindruck. Wir hätten übrigens eigentlich erwartet, dass das Moto G4 eventuell mit einem kleineren Display aufwartet als das Moto G4 Plus.
Wer bereits ein Moto G3 sein eigen nennt, wird angesichts der Größe vielleicht ein wenig skeptisch sein, denn mit 5,5 Zoll ist das Smartphone immerhin direkt mal 0,5 Zoll größer als der Vorgänger und damit deutlich weniger für kleine Hände geeignet. Wer also an großen Smartphones wenig bis gar kein Interesse hat, dürfte sich mit dem Moto G4 schwer tun.
Mir persönlich wäre es auch lieber gewesen, wenn der Sprung auf 5,5 Zoll lediglich dem Moto G Plus vorbehalten geblieben wäre und man das normale Moto G bei 5 Zoll belassen hätte.
Blicken wir nun aufs eigentliche Design des Geräts, haben wir es mit einem Metallrahmen zu tun, bei dem jeweils oben und unten mittig die Kopfhörerbuchse und der Micro-USB-Port untergebracht wurden. Auf der abnehmbaren Rückseite sitzt oberhalb des Motorola-Logos die Hauptkamera, die beim Moto G4 mit 13 Megapixeln auflöst.
Entfernt ihr die Rückseite, habt ihr Zugriff auf die beiden Slots für die SIM-Karten und zudem separat gibt es einen Schacht für eine microSD-Karte – ihr könnt also gleichzeitig den Speicher erweitern und das Moto G4 im Dual-SIM-Betrieb nutzen. Den Akku mit einer Kapazität von 3000 mAh und Unterstützung für Quick Charge 2.0 könnt ihr leider trotz der abnehmbaren Rückseite nicht auswechseln. Dafür könnt ihr natürlich auch hier wieder dank Moto Maker vor dem Kauf das Design eures Moto G4 anpassen und somit individuell gestalten.
Blicken wir auf die Vorderseite, sehen wir unterhalb des Displays, was das Moto G4 vom Moto G4 Plus unterscheidet: In diesem Fall haben wir nämlich neben dem Mikro (welches übrigens für eine tolle Sprachqualität sorgt) unterhalb des Displays keinen Fingerabdrucksensor.
Nachdem wir die neuen Moto G-Smartphones nun eine gewisse Zeit testen konnten, können wir sagen, dass das Fehlen der Android-Buttons nicht wirklich negativ zubuche schlägt. Beim Moto G4 Plus wirkt der Raum neben dem Fingerabdrucksensor dadurch ziemlich verschenkt, weil man die Buttons da links und rechts irgendwie erwartet. Schon interessant, dass es angenehmer wirkt, wenn der Raum dort überhaupt nicht genutzt wird, als wenn man ihn schlecht nutzt (Beim Plus könnt ihr den Sensor nicht gleichzeitig als Home-Button einsetzen).
Moto G4 Hardware
Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick bezüglich der Hardware, indem wir auf die technischen Daten schauen:
Display | 5,5 Zoll großes IPS-Display mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln (401 ppi) |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 617 Octa-Core-SoC (4 x 1.5 GHz Cortex-A53 & 4 x1.2 GHz Cortex-A53 |
Arbeitsspeicher | 2 oder 3 GB RAM |
Interner Speicher | 16 oder 32 GB interner Speicher, per microSD-Karte erweiterbar |
Kamera hinten | 13 MP Cam auf der Rückseite, f/2.0-Blende, Dual-Tone-LED-Blitz, 1080p Videoaufnahme |
Kamera vorne | 5 MP Front-Cam mit f2.2-Blende, Bildschirm-Blitz und ebenfalls 1080p Video-Recording |
OS | Android 6.0.1 Marshmallow |
Akku | 3000 mAh, nicht auswechselbar, Qualcomm Quick Charge 2.0 |
Konnektivität | WiFi 802.11 a/b/g/n, Bluetooth 4.2, USB 2.0, GPS |
Netzwerk | LTE Cat.4 |
SIM-Karte | Dual-SIM |
Beim Blick auf die Spezifikationen stellt ihr fest, dass sie nahezu identisch sind wie die des gleich großen Moto G4 Plus. Der günstigere Preis von 249 Euro beim Moto G4 kommt zustande, weil Motorola – oder besser gesagt Lenovo – in diesem Fall wie bereits erwähnt auf den Fingerabdrucksensor verzichtet und zudem eine schlechtere Hauptkamera verbaut. Davon abgesehen ist die technische Ausstattung tatsächlich die selbe.
Auch hier kombiniert man wieder einen Qualcomm Snapdragon 617 mit einem FullHD-Panel, so dass der durchschnittliche Smartphone-Nutzer mit der Leistung grundsätzlich zufrieden sein dürfte. Darüber hinaus wirkt das Moto G4 auch sehr gut verarbeitet nach unserem Test, so dass ihr auch hier jede Menge für relativ wenig Geld geboten bekommt. NFC und ein Infrarot-Blaster fehlen leider beim Moto G4.
Moto G4 Unboxing
Der Inhalt präsentiert sich natürlich auch hier wieder genau so wie schon beim Moto G4 Plus: Keine Kopfhörer, kein Bumper, dafür aber der übliche Zettel-Wust aus Garantie-Papieren und (Schnell-)Anleitungen in mehreren Sprachen. Selbstverständlich ist ein Micro-USB-Kabel mit in der Verpackung und logischerweise auch ein entsprechender Stecker. Das Moto G4 unterstützt Quick Charge 2.0, so dass mit diesem Ladegerät der 3000 mAh große Akku auch flott befüllt werden kann.
Moto G4 Display
Auch beim Display könnten wir jetzt im Grunde all das wiederholen, was wir euch gestern schon zum Moto G4 Plus erklärt haben, da es sich einfach um das gleiche Panel handelt. Es besitzt also auch eine Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll, was bei einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln – also FullHD – einer Pixeldichte von 400 ppi entspricht.
Es handelt sich um ein IPS-Panel und das bedeutet, dass wir hier von allen Seiten schöne Blickwinkel haben, also die Farben auch dann nicht umkippen, wenn ihr nur schräg von der Seite aufs Display schaut. Auch die Farbgenauigkeit passt und bietet uns schöne klare Weißtöne ohne jegliche Farbverfälschungen.
Schon lange bekommen wir bei den Moto-Smartphones das “Always on”-Feature geboten, welches mittlerweile von immer mehr Herstellern angeboten wird. Die Unterstützung der Benachrichtigungen auf dem Lock-Screen hat Motorola/Lenovo wieder weiter verfeinert und verbessert. Mithilfe des Beschleunigungsmessers wird festgestellt, wann die letzten drei Benachrichtigungen angezeigt werden sollen. Die Preview könnt ihr wieder mit einem Fingertipp aufrufen, wobei ihr dieses Mal mehr Infos geboten bekommt.
Moto G4 Kamera
Mit der 13 Megapixel-Cam mit f/2.0-Blende, Autofokus und Dual-Tone-LED-Blitz bietet das Moto G4 für diese Preisklasse richtig viel. Alle wichtigen Kamera-Funktionen sind mit an Bord, beispielsweise Geo-Tagging, Touch-Fokus, Gesichtserkennung, Auto-HDR und auch eine Panorama-Funktion.
Wenn ihr Quick Capture aktiviert, könnt ihr direkt mit einer Geste die Kamera-App starten – einmal das Smartphone drehen und die Kamera ist einsatzbereit für eure Fotos. Da ihr mit einer Schüttel-Geste die Taschenlampe startet, solltet ihr vielleicht ein wenig probieren, damit das einwandfrei klappt: Eine zu heftige Drehbewegung könnte nämlich dann als Schütteln erkannt werden und die Taschenlampe aktivieren statt der Kamera-Anwendung.
Für Nacht-Fotografie ist das Moto G4 nicht gerade bestens geeignet, aber dank der Pro-Einstellungen kann man da immerhin noch ein wenig mehr rausholen – richtet euch aber darauf ein, dass die Ergebnisse bei euren Nachtaufnahmen recht körnig werden. Im Pro-Modus könnt ihr manuell fokussieren und habt diverse weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel Einstellungs-Optionen für Verschlusszeit, ISO, EV und den Weißabgleich. Fotos mit Freunden können dank Gesichtserkennung sehr einfach gemacht werden, wobei die Qualität dabei aber auch eher durchschnittlich ist. Selfies bei schlechter Beleuchtung gelingen sogar eher unterdurchschnittlich. Solltet ihr generell mehr Wert auf ein Selfie-Smartphone legen, werft vielleicht besser einen Blick auf das Moto G4 Plus. Das besitzt nämlich einen kombinierten Phase-Detection- und Laser-Aufotokus und in Kombination mit der Gesichtserkennung gelingen bei guter Beleuchtung auch sehr ordentliche Fotos.
Videos könnt ihr bis 1080p (30 fps) und Zeitlupe-Aufnahmen bis qHD 540p (120 fps) anfertigen mit der Hauptkamera. Die Icons für HDR, der Blitz und der Timer sind oben im Display zu sehen, während ihr die verschiedenen Modi unten aufruft und auch dort die Kameras wechselt. Wischt ihr nach links, gelangt ihr zum Viewer zum Betrachten der Bilder, ein Wisch nach rechts bringt euch in die Foto- und Videoeinstellungen und ein Swipe nach oben schließlich erlaubt euch, bis zu vierfach digital ins Bild zu zoomen.
Bei HDR-Fotos weist euch die Software des Moto G4 nochmal ausdrücklich darauf hin, dass ihr das Smartphone ganz ruhig halten sollt. So werdet ihr nochmal explizit daran erinnert, nicht zu unruhig auf den Auslöser zu drücken, um verwackelte Bilder zu vermeiden. Tippt ihr auf einen beliebigen Bereich auf dem Display, wird automatisch fokussiert und die Belichtung entsprechend errechnet. Allerdings könnt ihr die Belichtung danach auch noch über das kleine Sonnen-Icon korrigieren. Schöne Möglichkeit, die Blendeneinstellung sehr schnell zu ändern. Noch ein schönes Kamera-Feature: Ihr könnt direkt über die Cam QR-Codes scannen, braucht dazu also keine separate Anwendung.
Moto G4 Performance
Mit dem Qualcomm MSM8952 Snapdragon 617 (Quad-Core 1,5 GHz Cortex-A53 & Quad-Core 1,2 GHz Cortex-A53; Adreno 405) ist das Moto G4 gut genug bestückt, um durchaus zu überzeugen. Die Performance ist insgesamt gesehen sehr flott, es ruckelt nichts und auch das schnelle Öffnen und Schließen der Anwendungen geht problemlos vonstatten. Lediglich die Kamera-App benötigt zum Starten zwei bis drei Sekunden, aber erstaunlicherweise geht das dennoch besser als beim Moto G4 Plus mit der etwas besseren Kamera.
Wir haben uns dazu entschlossen, das Moto G4 zu testen, indem wir Asphalt 8 spielen – ein RAM-intensives Spiel. Manchmal, bei bestimmten Stunts oder scharfen Wenden kam es vereinzelt dazu, dass das Spiel mal eine halbe Sekunde hing, davon abgesehen lief aber alles butterweich, somit ist das Resultat insgesamt überdurchschnittlich. Asphalt 8 auf einem Gerät dieser Preisklasse so problemlos zocken zu können, ist jedenfalls wirklich bemerkenswert. In Kombination mit dem lang haltenden Akku ist das Moto G4 also ein Handset, welches bei den Smartphone-Gamern gut ankommen dürfte.
Im Dauertest fiel uns auf, dass sich das Moto G4 recht stark erhitzt, wenn man intensiv spielt oder lange die Kamera nutzt. Allerdings passiert das wirklich nur bei intensiver Nutzung über einen langen Zeitraum, sprich: über Stunden.
Moto G4 Software
Wir kennen es schon von Motorola: Die Google-Historie sorgt dafür, dass wir immer noch eine sehr ursprüngliche Vanilla-Version von Android zu sehen bekommen. Verglichen mit den Nexus-Smartphones sind nicht sonderlich viele Unterschiede auszumachen. Wie wir schon beim Moto G4 Plus-Test angemerkt haben, erkennt man Moto Display und Moto Actions also Moto-eigene Software, ansonsten ist das Android eben recht “nackt”, der Google Now-Launcher ist vorinstalliert und per Default ist Google Fotos eure Galerie.
Die Benachrichtigungen hat man leicht überarbeitet und da sich Motorola schon länger als alle anderen großen Hersteller mit dem Always on-Feature beschäftigt, hat man sich auch hier wieder ein wenig verbessern können. Wie das Moto G4 Plus verzichtet auch das Moto G4 auf den Infrarotsensor, den wir vom teureren Moto X Style kennen. Der regelt normalerweise, dass die Benachrichtigungen automatisch angezeigt werden. Beim Moto G4 Plus und auch dem Moto G4 behilft man sich für die gleiche Funktion mit dem Beschleunigungssensor. Mittels Fingertipp auf dem Lock-Screen ruft ihr wieder die Previews der Benachrichtigungen auf, außerdem bekommt ihr in der neuen Software-Version dazu mehr Infos als vorher geliefert und die Bubbles wurden auch farbig gestaltet.
Die Moto Actions erwähnte ich weiter oben bereits. Hier könnt ihr mit einer doppelten Schüttel-Geste die Taschenlampe aktivieren, mit zweimaligem Drehen des Geräts startet ihr die Kamera-App. Ich hab mich selbst dabei ertappt, dass ich die Taschenlampe nun aufgrund dieser einfachen Bedienbarkeit öfter nutze als vorher.
Es gibt aber auch ein paar typische Moto-Funktionen, die wir vermissen – zum Beispiel Moto Voice, mit welchem ihr mittels “OK Moto”-Kommando mit dem Smartphone interagiert. Lenovo hat deutlich erkennbar am Design der Moto-Geräte geschraubt, was die Software angeht, behält man aber die Moto-Linie bei. Von den Quick Settings bis zum Marshmallow-typischen Multitasking-Menü haben wir es mit einer von Moto gewöhnten, sauberen und aufgeräumten Experience zu tun, die ohne Bloatware auskommt.
Unter Android 6.0 Marshmallow könnt ihr bekanntlich SD-Karten nutzen, um den internen Speicher vollständig zu erweitern. Das bedeutet, dass ihr den internen Speicher beim Moto G4 um bis zu 128 GB erweitern könnt und diesen Speicher eben nicht nur zur Ablage von Medien-Dateien nutzen könnt, sondern der interne Speicher um bis zu 128 GB vollwertig aufgestockt wird.
Moto G4 Sound
Sowohl der Kopfhöreranschluss als auch der Lautsprecher befinden sich an der Oberseite des Smartphones und die Qualität des Sounds ist eher als mäßig und unterdurchschnittliche zu bewerten. Weder besonders basslastige noch leute Musik machen über diesen Speaker wirklich Spaß.
Dank eines dedizierten Mikrofons verfügt das Moto G4 über Noise Cancelling und zumindest auf unserer Seite konnte sich die Sprachqualität bei Anrufen absolut hören lassen. Aber bei Sprachanrufen stellte sich unser Mikro als nicht so hochwertig heraus, so dass wir am anderen Ende weniger gut zu verstehen waren als umgekehrt.
Sucht ihr nach einem Smartphone, mit dem ihr problemlos mal über den Speaker eine Weile laute, basslastige Musik abspielen könnt, solltet ihr euch definitiv für ein anderes Gerät entscheiden.
Moto G4 Akkulaufzeit
Abgesehen davon, dass der Li-Ion 3000 mAh nicht ausgewechselt werden kann, enttäuscht er keineswegs. Im Gegenteil: Wir waren begeistert davon, wie lange dieser Akku durchhält – selbst mit neun Prozent hielt das Handset noch vier Stunden durch. Wer nicht gerade ständig am Zocken ist oder die Kamera im Dauereinsatz hat, kommt definitiv geschmeidig durch den Tag mit einer Akkuladung. Wenn das WLAN aktiv ist, schlägt sich das merklich auf den Akku nieder: Bei einem Tag unterwegs entfallen auf das WLAN immerhin 21 Prozent der verbrauchten Energie.
Moto G4 Preis
Das Moto G4 ist auffallend gut verarbeitet und sehr energieeffizient – allein diese beiden Gründe und die ordentlichen Specs sorgen dafür, dass das neue Moto G wieder die Nase vorn behält in seiner Preisklasse. Smartphones wie das Samsung A5 oder das Nexus 5X liegen zwar preislich in der Nähe der 249 Euro, die für das G4 verlangt werden, aber das Lenovo-Smartphone kann mit der neueren Hardware punkten.
Preislich liegen 50 Euro zwischen dem Moto G4 und dem Moto G4 Plus. Bedenkt, dass die beiden Geräte nahezu identisch sind, lediglich der Fingerabdrucksensor fehlt beim Moto G4 und die Kamera (13 statt 16 Megapixel) ist beim G4 weniger gut. Wer also kein Interesse daran hat, sein Smartphone mit dem Fingerabdruck entsperren zu können und weniger Wert auf Fotografie legt, kann sich diese 50 Euro bedenkenlos sparen.