Stern TV zeigte letzten Mittwoch einen Beitrag über die fiese Abzockerei bei Parship. Der Bericht hinterlässt ein einseitiges und verzerrtes Bild in den Köpfen der Zuschauer. Da ist einiges schiefgelaufen. Ich möchte erklären, warum der Beitrag einen falschen Eindruck erweckt und die Sichtweise auf Parship relativieren. Ein Kommentar.
Am vergangenen Mittwoch strahlte stern TV einen Beitrag über Parship aus. Sicher hat der ein oder andere von euch diesen Bericht gesehen, falls nicht könnt ihr ihn bei stern TV nachschauen. In dem Beitrag geht es darum, wie Parship offenbar ganz gezielt seine Nutzer zum Kauf einer kostenpflichtigen Premiummitgliedschaft drängen will. Wer anschließend von seinem Widerrufsrecht gebraucht macht, dem drohen trotzdem hohe Kosten. Die Rede ist von einem sogenannten „Wertersatz“.
Parship berechnet etwa 40 Euro pro garantierten Kontakt. Das Amtsgericht Hamburg urteilte bereits 2014, dass diese Praktik rechtswidrig sei. Das Urteil ist allerdings bis heute nicht rechtskräftig, da Parship damals in Berufung ging. Das zuständige Oberlandesgericht hat noch nicht entschieden. Besonders interessant fand ich in dem stern TV-Bericht die Geschichten der beiden Betroffenen – Christian S. und Sabine N. – die mich irritiert zurückließen. Warum? Das möchte ich euch im Folgenden kurz ausführen. Dazu muss ich zunächst aber etwas weiter ausholen.
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Im vergangenen Jahr war ich selbst ein paar Monate bei Parship angemeldet und habe darüber meine jetzige Freundin kennengelernt. Auch ich habe eine Premiummitgliedschaft abgeschlossen, diese jedoch nicht widerrufen. Später, als wir uns als Paar abgemeldet haben, konnte ich meine Mitgliedschaft unkompliziert per E-Mail kündigen und hätte sie sogar einfach bis zum Laufzeitende an einen Freund oder eine Freundin übertragen können. Der Support von Parship war stets freundlich, hilfsbereit und ich hatte keinerlei Probleme.
Beide Betroffenen hätten sich den Ärger schenken können
Stern TV erweckt in seinem Bericht den Eindruck, als wären die beiden Geschädigten in der totalen Opferrolle und von Parship schamlos übers Ohr gehauen worden. Das stimmt allerdings so nicht ganz. Beide hätten sich den ganzen Stress und die entstehenden Kosten durchaus ersparen können, wenn sie sich mit der Plattform ausreichend beschäftigt und richtig gelesen hätten.
Die Anmeldung bei Parship ist kostenlos und dauert ca. 20 Minuten. Während der Registrierung wird ein Persönlichkeitstest gemacht, um das eigene Profil zu ermitteln. Darauf basiert das Matching für vorgeschlagene Personen. Jeder hat nach erfolgreicher Anmeldung die Möglichkeit, sich in aller Ruhe umzuschauen, um zu entscheiden, ob Parship einem zusagt oder nicht. Es gibt keine zeitliche Begrenzung.
Christian Stoll kritisiert im Bericht, dass er keine Bilder sehen konnte. Also schloss er eine Premium-Mitgliedschaft für 6 Monate ab. Parship bietet drei verschiedene Mitgliedschaften mit unterschiedlichen Leistungen an:
Bilder hätte er folglich mit dieser Mitgliedschaft nie gesehen. Zudem muss man wissen, dass Fotos bei Parship von vornherein unscharf dargestellt sind. Jeder Nutzer soll selbst entscheiden, wem er seine Bilder zeigen möchte. Das finde ich prinzipiell sinnvoll – wenngleich es für das Unternehmen natürlich auch gewinnbringend ist. Du musst dich zunächst mit dem Menschen dahinter und seinem Profil beschäftigen. In den Parship-FAQ wird das alles erklärt.
Bei Sabine N. war ich noch verwunderter. Sie meldet sich an, schließt quasi gleich eine Premiummitgliedschaft ab, nur um dann festzustellen, dass das Matching-System nichts für sie ist. Das hätte sie bereits mit einem kostenlosen Account herausgefunden.
stern TV erweckt einen falschen Eindruck
Stern TV zeigt den Zuschauern ein einseitiges, teilweise falsches und zugleich verzerrtes Bild von Parship. Beide Betroffenen haben im Grunde diese Situation selbstverschuldet. Das wird aber gekonnt unter den Teppich gekehrt und dem Unternehmen angelastet. Der Bericht verzerrt das Gesamtbild.
Man kann Parship ja viel vorwerfen, wie beispielsweise auch den irritierenden Werbeslogan „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.“ Aber keinesfalls, dass es seine Nutzer nicht ausreichend informiere. Auf das Thema „Wertersatz“ wird man vor dem Abschluss einer Premium-Mitgliedschaft offen hingewiesen. Genauso bieten die FAQ und zahlreiche Artikel, Videos etc. ausreichende Hilfestellung, um die Plattform kennenzulernen.
Die Art und Weise, wie Parship mit Nutzern umgeht, die von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen, ist definitiv kritikwürdig. Hier bleibt zu hoffen, dass es bald ein rechtskräftiges Urteil gibt und dieser Praktik den Riegel vorschiebt. Was Parship da abzieht, ist definitiv eine richtig miese Tour – in meinen Augen Abzocke, die derzeit leider legal scheint.
Und entsprechend ist das Unternehmen gewiss kein Engel, aber auch nicht der Teufel persönlich.