Grün

Simplify your digital life: Habt Mut, um Hilfe zu bitten!

geschrieben von Marinela Potor

Es scheint ja einer der offensichtlichsten Ratschläge überhaupt zu sein: Wenn wir uns helfen lassen, wird unser Leben einfacher. Tja, aber nur weil es so leicht und logisch klingt, heißt das noch lange nicht, dass es auch so simpel ist. Auch nach so vielen Jahren als digitale Nomadin, die auf eigene Rechnung arbeitet, fällt es auch mir immer noch verdammt schwer erstens zuzugeben, dass ich Hilfe brauche, und zweitens dann auch um Hilfe zu bitten. Gerade für so unabhängige Menschen wie digitale Nomaden es sind, scheint es nicht so leicht zu sein, sich helfen zu lassen. Genau deshalb möchte ich euch (und ein bisschen auch mir selbst) zeigen, warum wir uns ab und zu Hilfe holen sollten.

Hilfe? Ist für Loser!

Schauen wir doch zunächst einmal darauf, warum es uns so schwer fällt Hilfe anzunehmen. Viele von uns bitten nicht um Hilfe, weil wir uns schämen. Wir schämen uns davor, Schwäche zu zeigen. Wer zugibt, dass er bei einer Aufgabe nicht alleine weiter kommt, sagt damit auch: „Ich kann das nicht. Ich bin unfähig. Ich bin ein Loser.“ In dem Moment, in dem wir das öffentlich zugeben und nach Hilfe suchen, gestehen wir unsere eigene Unzulänglichkeit nicht nur vor anderen, sondern – was noch viel schlimmer ist – auch vor uns selbst ein. Hier hatten wir uns also vorgenommen, es der ganzen Welt zu zeigen, dass wir unseren Weg ganz alleine gehen können und müssen nun mit gesenktem Haupt zugeben, dass wir doch nicht die Superhelden sind, die wir sein wollten.

Genau an dieser Stelle des Gedankenganges muss man sich aber schnell stoppen und einen kleinen Realtiätscheck durchführen! Das erste, was wir uns klar machen müssen ist, dass wir wahrscheinlich viel strenger mit uns selbst ins Gericht gehen als alle anderen. Nur weil wir kein Ass in Buchhaltung, Onlinemarketing, Programmieren und Pressearbeit in einem sind, heißt das doch nicht, dass uns jemand nicht mehr Ernst nimmt! Das Gegenteil ist der Fall! Wer realistisch seine Stärken und Schwächen einschätzen kann, wird auch mit seiner Geschäftsidee erfolgreicher sein. Nur wer erkennt, wo ein Projekt noch angeschubst werden kann und wo eine zweite Meinung oder ein Experte die Idee vorantreiben können, wird letztendlich auch Erfolg haben. Wer meint, er könnte und müsste alles selbst schaffen, wird hingegen unter der Arbeitslast und dem Eigendruck früher oder später zusammenbrechen.

Für Hilfe ist kein Budget da

Wer sich als Freiberufler selbständig macht oder alleine ein Onlinebusiness startet, und vielleicht auch gerade seine Wohnung gekündigt hat und auf den Kanaren einen Neuanfang wagt, hat vor allem eins nicht: Startkapital ohne Ende. Hilfe für die Webseite? Unterstützung bei der Übersetzung? Beratung für Finanzfragen? Für all das ist kein Budget da. Doch genau mit dieser Sparfuchserei kommt man sehr schnell in einen Teufelskreis. Die Webseite wird selbst mit rudimentären Kenntnissen aufgebaut – und sieht einfach nicht professionell aus. Die Übersetzungen macht man selber, ist ja nicht so schlimm, wenn das Englisch nicht perfekt ist – und vergrault damit viele potentielle Kunden. Den Finanzexperten spart man sich – und verliert damit eine ganze Menge Geld. All das zeigt, dass es sich langfristig auch finanziell lohnt, sich Hilfe zu holfen.

Sicher ist gerade am Anfang nicht viel Geld da. Dann ist es wichtig, dass man sich auf seine Kernaufgaben funktioniert. Brauche ich wirklich ganz dringend eine Webseite oder sollte ich erstmal Zeit in andere Methoden der Kundenakquise stecken? Bin ich gut darin, einen Text zu übersetzen oder fange ich erstmal ganz schlicht mit einer deutschen Seite an? Findet heraus, was für euer digitales Vorhaben die ganz zentralen Punkte sind. Steckt hier all eure Zeit hinein und vor allem: Sucht euch in den Bereichen professionelle Hilfe, in denen ihr keinen perfekten Job machen würdet.

Hier werden Sie geholfen

Hilfe kann in vielen Formen einher kommen. Nutzt sie alle! Wenn ihr zum Beispiel euren Blog startet und Freunde oder Bekannte habt, die schon seit Jahren einen erfolgreichen Blog führen – fragt sie um Rat! Je nachdem, wie viel Hilfe ihr braucht, bietet auch an, sie für ihre Arbeit zu bezahlen, denn Expertenwissen gibt es nicht umsonst!

Wenn es niemanden im Bekanntenkreis gibt, der euch weiterhelfen kann, sucht euch Freelancer auf Jobbörsen, die euch helfen können. Wenn es um Hilfe für eine Webseite geht, überlegt euch auch, ob ihr nicht besser bei einer Agentur aufgehoben seid. Dies ist zwar auf den ersten Blick teurer, kann euch aber eine rundum professionelle Webseite garantieren, mit der ihr viel schneller Geld verdienen könnt.

Hilfe kann aber auch Selbsthilfe sein. Es gibt mittlerweile zu wirklich jedem Thema Onlineseminare, in denen ihr euch selbst wertvolles Wissen aneignen könnt. Gerade wenn es um etwas geht, das langfristig für euch sehr wichtig ist, lohnt es sich hier, Zeit und Geld in die Weiterbildung zu investieren. Für digitale Nomaden gibt es außerdem auch sehr viele Bootcamps oder Konferenzen, in denen ihr viel über ein digitales Business lernen könnt, aber euch auch mit anderen digitalen Nomaden austauschen könnt. Solche Treffen sind immer sehr produktiv, liefern viel Inspiration und führen sogar möglicherweise zu neuen Kooperationen.

Wer schlau genug ist, zu erkennen, wann und wo er Hilfe braucht, ist nämlich alles andere als ein Loser. Nur wer lernt, um Hilfe zu bitten, wird auf lange Sicht auch Erfolg haben!

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

Kommentare

  • Ich glaube, es fällt auch vielen Menschen schwer um Hilfe zu fragen, weil die meisten einen Menschen jener Sorte kennen, die andere gnadenlos ausnutzen und das ganze dann „Networking“ nennen und es auch noch toll finden. Und so jemand wollen wir nicht sein und wir wollen auch nicht bei anderen den Anschein erwecken, so zu sein. Dann lieber nicht fragen…

    • Das ist übrigens etwas, was mir sehr stark bei Deutschen auffällt. Amerikaner tun sich da viel weniger schwer, aber es wird da auch nicht so negativ besetzt. Kann Vor- und Nachteile haben. Und ob man letztendlich andere ausnutzt, ist sicherlich auch eine Frage der Persönlichkeit und der Herangehensweise. Wenn ich anfange, sämtliche Freunde und Bekannte nach ihren geheimen Geheimrezepten zu fragen, kommt das sicher nicht so gut an. Wenn ich dagegen konkret sage: „Hör mal, ich bin bis hier und hier hin gekommen, komme aber an diesem Punkt nicht weiter – was meinst du?“, wird das sicher nicht als Ideenaussauger interpretiert.