Technologie

Die Bundesliga entdeckt den eSport für sich

ESport Gaming
geschrieben von Philipp Ostsieker

“Darmstadt 98 kämpft mit dem FC Ingolstadt um die Deutsche Meisterschaft!” In der Fußball-Bundesliga sind die beiden Klubs trotz guter Leistungen davon noch einige Schritt entfernt. In der Virtuellen Bundesliga ist es dafür die Realität. Am Wochenende des letzten Bundesliga-Spieltags feierte also nicht nur der FC Bayern München, sondern auch der 16-jährige Daniel Butenko seinen Titelgewinn mit dem FC Inglostadt. Bemerkenswert dabei: das erste Mal wurde eine eSport-Begegnung im deutschen Fernsehen, in diesem Fall von Sky, live übertragen.

Deutsche Fußballfans konnten also von zuhause aus dabei zusehen, wie zwei Spieler auf der Spielkonsole gegeneinander zockten. Und das quasi ohne Unterschied zum obligatorischen Prozedere: Vorberichterstattung, Live-Kommentar, Taktik-Analysen und anschließende investigative Fragen der Sport-Reporter.

Der VfL Wolfsburg als Vorreiter, Schalke 04 etabliert sich

Als erster Fußball-Bundesligist nahm vor einem Jahr der VfL Wolfsburg mit Benedikt “SaLz0r” Saltzer und Daniel “Dani” Fink zwei eSportler unter Vertrag. Beide Gamer konnten in den vergangenen Jahren Erfolge bei deutschen und internationalen Meisterschaften der FIFA-Reihe sammeln und vertreten die Wölfe innerhalb der Gaming-Szene. In diese hatte der Werksklub bereits Ende 2013 Kontakt, als man gemeinsam mit EA SPORTS ein Turnier der Virtuellen Bundesliga (VBL) in der Volkswagen Arena veranstaltete.


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„eSport hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Professionalität gewonnen“
Moritz Beckers-Schwarz, Geschäftsführer Schalke 04 Arena Management GmbH

Aktuell ist vor allem der FC Schalke 04 im Bereich eSport sehr umtriebig. Ab dem 2. Juni wird das Team “Elements” die Königsblauen verstärken und startet zunächst beim Fantasyspiel “League of Legends”. Dieses gehört innerhalb der Branche mit 67 Millionen Spielern zu den beliebtesten Titeln. Sehr naheliegend ist natürlich auch für die Knappen ein Engagement innerhalb der FIFA-Reihe.

Wer nun glaubt, dass die Schalker einfach nur ihr Portfolio erweitert, der irrt. Mit dem ehemaligen Fußballprofi Tim Reichert (RW Oberhausen) wurde ein eSport-Chef eingestellt, der für die regemäßige sportliche und medizinische Betreuung seiner Nachwuchskräfte sorgt. Sogar ein Modell analog der Knappenschmiede ist für den Bereich eSport in Planung. Und letztlich sollen natürlich die Marke Schalke 04 mit dem klassischen Sport von den Neuerungen profitieren.

eSport in Deutschland – noch nicht etabliert, aber mit hohem Potenzial

Im internationalen Vergleich hat sich schon deutlich mehr getan. Im Rahmen seiner Fußball-Offensive fällt vor allem China auf – besonders engagiert ist hier das Unternehmen Tencent. Tencent ist eines der drei größten Technologie-Unternehmen in China, der Markt für Gaming und E-Sport ist 22 Milliarden Dollar groß. In den nächsten zehn Jahren soll dieser Markt auf 100 Milliarden Dollar wachsen. Dazu sollen vor allem 400 Millionen motivierte Gamer beitragen. Darüber hinaus hat das Thema aber auch in der Regierung ein hohes Standing. 2009 wurde E-Sport sogar als offizielle Sportart genehmigt.

Gilt eSport auch in Deutschland schon als „richtiger“ Sport? Der Deutsche Olympische Sportbund sagt nein, wenngleich sich die Wissenschaft dagegen nicht so sicher ist. Fest steht jedoch: Potenzial und Wachstum für eSport sind riesig und viele Bundesligisten suchen intensiv nach eben solchen Wachstumsfeldern. Regelmäßige Berichterstattung auf kicker.de, Live-Übertragungen auf Sky – das Thema ist längst kein Geheimtipp mehr. Rund um die kommende Europameisterschaft wird sogar diskutiert, ob perspektivisch auch Nationalmannschaften im eSport denkbar sein könnten.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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