Digitale Ökosysteme, Audience Development, Wearables & Co. – dies sind zurecht die Innovationen, mit denen sich der Profifußball im Jahr 2016 auseinander setzen muss. Doch so wichtig die digitale Transformation auf vielen Ebenen ist, sie zielt vor allem auf bessere Vermarktungsoptionen oder höhere Umsatzerlöse – also Themen abseits des Platzes. Doch es gab auch Zeiten, in denen man sich um eher grundlegende Themen „aufm Platz“ sorgen musste.
Im Jahr 2000 war der deutsche Fußball nach dem peinlichen EM-Aus am Boden, die Prioritäten für mögliche Innovationen waren entsprechend anders gelagert. Heute hat nicht nur Jogi Löw die Qual der Wahl zwischen immer neuen Top-Talenten, auch die Bundesliga-Vereine können wieder auf hohem Niveau Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einbauen.
Diese Entwicklung kam natürlich nicht über Nacht. Grund dafür ist mehr als ein Jahrzehnt, in dem sich der deutsche Fußball komplett neu erfand. Während die breite Öffentlichkeit häufig an Jürgen Klinsmann und die WM 2006 denkt, lief im Hintergrund ein langer und nachhaltiger Reformprozess, an dem nicht nur die DFL- und DFB-Funktionäre, sondern auch diverse Fußballbegeisterte in den Landesverbänden oder regionalen Stützpunkte beteiligt waren.
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Holger Hieronymus: HSV-Legende bildet Nachwuchs aus
Einer, der maßgeblich an der tollen Entwicklung beteiligt war, ist die HSV-Legende Holger Hieronymus. In seiner Funktion als Geschäftsführer Sport bei der Deutschen Fußball Liga trieb er zwischen 2005 und 2012 unter anderem die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren voran. Exklusiv für matchplan spricht der Champions-League-Sieger und mehrfache Deutsche Meister über die Entstehung und Entwicklung der deutschen Nachwuchsleistungszentren, deren Umsetzung und kontinuierlichen Zertifizierung.
Als die initialen Änderungen im Oktober 2000 verkündet wurden, war speziell die Angst der Zweitligisten aufgrund der finanziellen Belastung groß. Dennoch erhielten die 36 Profiklubs schon ab der Saison 2002/2003 nur noch die Lizenz, sofern Sie ein Nachwuchsleistungszentrum führten. Dies bedeutete alleine in den nächsten beiden Jahren 150 Millionen Euro Investitionen für die Profiklubs.
Leistungszentren werden zertifiziert
Damit die Förderung der Spitzentalente auch nachhaltig funktioniert, zertifizieren DFB und DFL gemeinsam mit der belgischen Agentur Double PASS die Leistungszentren der deutschen Klubs. In ausführlichen Reports werden die folgenden Themen betrachtet:
- Strategie & Finanzen
- Organisation & Verfahren
- Fußball-Ausbildung & Bewertung
- Unterstützung & Bildung
- Personal
- Kommunikation & Kooperation
- Infrastruktur & Ausstattung
- Effektivität & Durchlässigkeit
„Es ist unser oberstes Anliegen, dass sich alle Leistungszentren als aktiver, kreativer Part eines permanenten Optimierungsprozesses begreifen. Nur so sind eine hohe Identifikation mit dem Projekt und größtmögliche Praxisorientierung zu erreichen.“ (Hugo Schoukens, Geschäftsführer Double PASS)
Die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren zeichnet als Innovation aus, dass die damit verbundenen Maßnahmen tatsächlich erfolgreiche Anwendung gefunden haben und den Markt bzw. den Alltag der Vereine durchdrungen haben. Viele wichtige Grundlage sind mittlerweile selbstverständlich vorhanden, dennoch steht die Entwicklung nicht still und Prozesse werden kontinuierlich verbessert. Zu weiteren Zielen und Perspektiven hat sich etwa Hugo Schoukens, Geschäftsführer von Double Pass gegenüber DFB.de geäußert: „Das Thema Personalentwicklung ist ein ganz wichtiger Punkt. Das haben wir in zahlreichen Gesprächen mit den Leistungszentren festgestellt. Die Verantwortlichen fragen sich: Wie bekomme ich gutes Personal? Wie kann ich Personal optimal weiterentwickeln? Wie kann man die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Klub stärken?“
Olympia und EM im Fokus
Darüber hinaus müssen sich die Leistungszentren auch Herausforderungen stellen, zum Beispiel der differenzierteren Analyse und Arbeit mit Daten, die auch den Nachwuchs stärker beeinflusse. Es ginge aktuell vor allem darum, wie man die Datenflut vernünftig kanalisieren könne. Es schließt sich also auch hier wieder der Kreis zur eingangs erwähnten digitalen Transformation. Kurzfristig werden sich alle Verantwortlichen aber zunächst einmal dafür interessieren, wie U21 bei der Olympiade in Brasilien und „Die Mannschaft“ bei der EM in Frankreich abschneiden werden.