Über den Sinn und Unsinn einer Smartwatch kann man heutzutage ausgiebig diskutieren. Diesen muss wohl jeder für sich entscheiden. Allerdings ist nichts ärgerlicher, wenn man nach dem Kauf einer 350 Euro teuren Uhr feststellen muss, dass man diese gar nicht benötigt. In diesem Zusammenhang machen die Uhren von No. 1 durchaus Sinn, denn die Ausgabe beschränkt sich auf weit unter 100 Euro. Bei der No. 1 G3 sogar auf unter 60 Euro, je nachdem, wo man sie sich bestellt.
No. 1 G3 Technische Daten
Der günstige Preis schlägt sich logischer Weise bereits bei den Komponenten nieder. Leistungsstarke CPUs sind genauso wenig verbaut, wie hochauflösende Displays, was im Umkehrschluss jedoch nicht bedeuten muss, dass die No. 1 G3 dadurch gleich unbrauchbar wird. Hier einmal die Übersicht über die technischen Daten:
Display: | LCD 1,2 Zoll mit 240 x 240 Pixel |
Prozessor: | MediaTek 2502 ARM7 EJ-S 260MHz |
Arbeitsspeicher: | 64 MB RAM |
Speicher: | 128 MB ROM, erweiterbar per microSD-Karte um bis zu 16 GB |
Betriebssystem: | unbekannt, kompatibel mit Android ab 4.3 / iOS ab 7.0 (via Fundo wear) |
Akku: | 350 mAh |
Konnektivität: | Bluetooth 3.0 + 4.0, 2G: GSM 850/900/1800/1900MHz |
SIM-Karte: | Micro-SIM |
Audio: | eingebautes Mikrofon und Lautsprecher |
Sensoren: | u.a. IR-Sensor, Gyroskop |
Maße: | Gehäuse 31 x 31 x 10 mm |
Gewicht: | 48 Gramm |
Der MediaTek Prozessor ist bei Herstellern günstiger Geräte äußerst beliebt. Er ist preiswert und hat alles an Bord, was ein Smartphone oder eine Smartwatch braucht. Im Falle der No. 1 G3 sogar ein 2G Modul, welches die Smartwatch – theoretisch – von einem Smartphone unabhängig macht. Dank dem Bluetooth im 4.0 Standard kann Strom gespart werden, wodurch sich die Laufzeit des 350 mAh Akkus merklich verlängert. Im 4 wöchigen Test konnte ich diese, ohne ständig auf Benachrichtigungen zu reagieren oder die Zusatz Funktionen auszuprobieren, auf über drei Tage strecken. Dies ist für eine Smartwatch ein ordentlicher Wert, den ich mit der LG G Watch R zum Beispiel nie erreichen konnte. Der Schlafmonitor macht dann nämlich überhaupt keinen Sinn.
No. 1 G3 Display
Das Display ist mit 1,2 Zoll und einer Auflösung von 240 x 240 Pixeln nicht gerade der König unter den Smartwatch-Displays, jedoch komplett rund und ohne den störenden blinden Teil, wie bei anderen Smartwatches. Die Darstellung ist ausreichend scharf und erkennbar. Bis zu einem Winkel von ungefähr 45 Grad ist die Anzeige gut zu erkennen. Darüber hinaus dunkelt es leider dermaßen ab, dass kleine Schriften nicht mehr gelesen werden können. Die Helligkeit lässt sich in 4 Stufen anpassen, dummerweise nicht automatisch, sodass man im Sonnenschein erst in die Einstellungen gehen muss, um diese auf die höchste Stufe zu regeln. Auch dann ist die No. 1 G3 leider nicht gut ablesbar. Im Schatten oder geschlossenen Räumen reicht die Helligkeitsstufe 2, um nicht geblendet zu werden.
No. 1 G3 Design & Verarbeitung
Das Design der No. 1 G3 ist unverkennbar von der Samsung Gear S2 „inspiriert“. Der Hersteller macht daraus auch keinen Hehl und vergleicht auf seiner Produktseite die G3 direkt mit der Gear S2. Davon abgesehen, dass die verbauten Komponenten lange nicht mithalten können und als Betriebssystem nicht Android Wear zum Einsatz kommt, hat sich No. 1 jedoch reichlich Mühe bei der Qualität und Verarbeitung der Smartwatch gegeben. Das 31 mm breite Gehäuse besteht aus rostfreiem Stahl und ist sauber gearbeitet. Lediglich die Rückseite besteht aus einem stabilen Kunststoff. Die Abdeckung, die den Zugang zum Akku, der Micro-SD-Karte und dem SIM-Kartenslot ermöglicht, ist leicht zu öffnen, jedoch ohne jegliche Dichtung. Dies kann problematisch werden, wenn Wasser oder Schweiß darunter kommt. Die Platine ist offen zugänglich und die Kontakte könnten erodieren. Bis jetzt ist mir hier nichts passiert, sogar einen kurzen Kontakt mit Wasser hat die No. 1 G3 bisher unbeschadet überstanden.
Das Armband ist aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) gefertigt und trägt sich erstaunlicher Weise sehr angenehm auf der Haut. Es ist auch ausreichend lang für meine nicht gerade zarten Handgelenke. Die Dornschließe ist dahingehend vorteilhaft, das man schnell und problemlos die Weite verändern kann, im Gegensatz zu den sonst in Smartwatches verbreiteten Faltschließen. Dadurch, dass das Armband scheinbar im Gehäuse integriert ist, kann man dieses nicht wechseln. Hier hat die Samsung Gear S2 einen Vorteil.
No. 1 G3 Software & Apps
Was nützt die schönste und am Besten verarbeitete Smartwatch, wenn die Software nicht ordentlich läuft. Die No. 1 G3 setzt auf ein mir unbekanntes Betriebssystem, welches auch in keiner Dokumentation namentlich erwähnt wird. Dies hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass die Smartwatch damit sowohl mit Android Smartphones (ab Android 4.3) als auch iPhones (ab iOS 7.0) kompatibel ist, der Nachteil ist eine teilweise Inkompatibilität mit Apps, wie beispielsweise Google Fit auf Android. Für die Verbindung benötigt man die App Fundo Wear, welche für beide Betriebssysteme in den Stores erhältlich ist.
[appbox googleplay com.kct.fundowear.btnotification] [appbox appstore id1020887419]In beiden Stores sind die Bewertungen – nachvollziehbar – nicht die besten, jedoch hat man sonst keine Chance die No. 1 G3 mit seinem Smartphone zu verbinden. Ich selbst habe sie an meinem OnePlus One mit mehr oder weniger Erfolg betrieben, denn von Zeit zu Zeit kommt es zu Verbindungsabbrüchen und die Kopplung des Smartphones mit anderen Bluetooth-Geräten kann fehlschlagen. Unter FunDo.cc stehen noch einige andere Apps zum Download bereit, jedoch sind Drittquellen immer mit besonderer Vorsicht zu genießen, nicht nur, wenn sie aus China stammen.
Ansonsten ist man auf die Apps beschränkt, die auf der Smartwatch vorinstalliert sind, diese sind im großen und ganzen jedoch ausreichend.
Gesundheitsapps
Für die Fitness stehen einem diverse Apps zur Verfügung:
- Schrittzähler
- Schlafmonitor
- Sitzende Erinnerung
- Herzfrequenzmonitor (auf Abruf)
- (Fieber)Thermometer
- EKG (eher als Spaßapp zu verstehen)
- Healthindex (eher als Spaßapp zu verstehen)
Systemapps
Durch die eigene SIM-Karte hat das No. 1 G3 einige zusätzliche Apps, die man auf anderen Smartwatches vergeblich sucht:
- Benachrichtigungen
- SMS
- Dialer
- Weltzeituhr
- Stoppuhr
- Wecker
- Rechner
- Kalender
- Soundrekorder
- Audioplayer (per Bluetooth Zugriff auch aufs Handy)
- Dateimanager (per Bluetooth Zugriff auch aufs Handy)
- Bildbetrachter (per Bluetooth Zugriff auch aufs Handy)
Smartphoneabhängige Apps
Einige Apps benötigen dringend ein Pendant auf dem Smartphone
- Yahoo! Weather
- Siri
- Codoon
Im Grunde steht einer produktiven Nutzung also nichts im Wege, da die meisten Apps auch ohne Smartphone funktionieren und man dank eigener SIM-Karte sogar direkt mit der Smartwatch telefonieren kann. Die Sprachqualität ist jedoch nicht sehr gut, dass dies kein Pluspunkt für die No. 1 G3 ist. Auch eine Verbindung als „Freisprecheinrichtung“ lässt kein Knightrider-Feeling aufkommen. Mein gegenüber hat mich nur sehr schwer verstanden.
Der Herzfrequenzmonitor funktioniert, genauso wie das Thermometer und der Healthindex, über die Infrarotsensoren auf der Rückseite. Diesem Wert sollte man aber nicht allzu viel Vertrauen schenken. Eine Messung ohne Handgelenk darunter bescheinigte meiner Terrasse einen Herzschlag von 75 Schlägen in der Minute. Sie erfreut sich also bester Gesundheit. Das Thermometer pendelt sich meist um die 37 Grad ein, aber ich hatte im Testzeitraum auch kein Fieber, also glauben wir das mal. Das EKG und der Healthindex sind wohl eher als Spaßapps zu verstehen. Kein Smartphonesensor kann ein Elektrokardiogramm aufzeichnen, da ein Infrarotsensor hierzu gar nicht ausreicht. Der Healthindex weiß mit einer hübschen Scananimation zu beeindrucken, bezieht seine Daten jedoch aus vorher eingegebenen Daten wie Größe, Alter und Gewicht. Mit der einfachen Formel Gewicht : Größe² geht das mit dem Taschenrechner sehr viel einfacher. So ganz nebenbei ist der BMI auch gar nicht mehr das nonplusultra im Gesundheitswesen.
Die Kalenderapp ist nicht viel mehr als eine Monatsübersicht. Es lassen sich weder eingetragene Termine aus dem Smartphonekalender abrufen, noch welche eintragen. Wecker und Stoppuhr arbeiten zuverlässig, sind also durchaus sinnvoll.
Ob man mit dem eingebauten Audioplayer Spaß haben wird, wage ich angesichts des Microlautsprechers zu bezweifeln. Einen Bluetoothkopfhörer konnte ich nicht mit der No. 1 G3 koppeln. Der Bildbetrachter macht bei 1,2 Zoll und einer Auflösung von 240 Pixeln auch wenig Sinn.
Kommen wir zum wohl wichtigsten Punkt in der Zusammenarbeit mit einem Smartphone: Die Benachrichtigungen. Nach dem ersten Verbinden sind sämtliche Benachrichtigungen, die so ein Smartphone von sich geben kann, aktiviert. Dies wird schnell anstrengend, wenn alle paar Minuten die Smartwatch am Handgelenk vibriert oder piept, wenn man dies nicht abstellt. Über die Fundo Wear App lassen sich Apps von der Benachrichtigung ausschließen. Dies habe ich auch bis auf die einschlägigen Messenger wie Hangouts, Whatsapp und Hipchat gemacht. Nun erhält man die Benachrichtigungen genauso, wie am Smartphone. Das bedeutet allerdings auch, dass, sobald man mehrere Chats über einen Client hat, nur die Benachrichtigung im Stile von „Du hast 4 neue Nachrichten aus abc und xyz“ kommt. Ein klick auf diese soll eigentlich die dazu gehörige App auf dem Smartphone öffnen, was aber nicht immer reibungslos klappt. Auch kann man nicht aus der Smartwatch heraus antworten, sondern muss hierzu immer wieder das Telefon aus der Tasche holen. Dieser Umstand ist halt dem eignen Betriebssystem geschuldet.
Watchfaces
Die No. 1 G3 hat 5 Watchfaces an Bord, die auch durchaus hübsch sind. Wer ein wenig mit einem Grafikprogramm umgehen kann, der ist auch in der Lage sich eigene zu gestalten. Ein Watchface besteht aus 5 Dateien: hour_hand, minute_hand, second_hand (alle 9 x 128 px), bg_photo (240 x 240 px) und einer Vorschau (150 x 1510 px). An eine Vorlage kommt man, wenn man die Smartwatch an den PC anschließt. Diese liegen in dem Ordner „Clock“.
Fazit
Neben der G3 bietet No. 1 auch Smartwatches mit Android als Betriebssystem an. Wie es hier beispielsweise mit Benachrichtigungen aussieht, kann ich jetzt nicht beurteilen. Vielleicht erhalte ich die Möglichkeit, dies ebenfalls zu testen. Ob eine Smartwatch nun Sinn macht, oder nicht, das muss wie Eingangs erwähnt, jeder für sich entscheiden. Ich finde, für 60 Dollar kann man nichts verkehrt machen. Auf jeden Fall ist das finanzielle Loch dann wesentlich kleiner, als wenn man 250 oder 350 Euro für solch ein Gadget ausgegeben hat.
Rein Verarbeitungs- und Performancemäßig ist die No. 1 G3 Smartwatch auf jeden Fall zu empfehlen. Ich trage sie immer noch und werde es wohl auch noch eine Weile tun.