„Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.“ Dieser Werbeslogan des Hamburger Unternehmens sorgt regelmäßig in den Medien und bei den Verbrauchern für Spott und Staunen. Zahlen des Unternehmens Aboalarm, die BASIC thinking vorliegen, lassen eine andere Rechnung zu.
Das Geschäft mit der Liebe ist groß und lohnenswert. Deswegen schießen Jahr für Jahr neue mehr oder minder seriöse Unternehmen wie Pilze aus dem Boden, die uns versprechen, uns die oder den richtigen Partner zu suchen – natürlich gegen Cash.
Das ehemals von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck geführte Unternehmen Parship, das inzwischen wie ElitePartner zur britischen Beteiligungsgesellschaft Oakley Capital gehört, wurde 2000 gegründet, ging 2001 online und macht seither gutes Geld. Im Jahr 2010 machte das Unternehmen 55 Mio. Euro Umsatz mit der Sehnsucht von Millionen Nutzern.
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Liebe gegen Cash: Das Model Dating-Portal
Wie erfolgreich Online-Dating ist, darüber streiten sich die Geister. Die einen sind überzeugt, im Netz die große Liebe zu finden, andere halten den persönlichen Erstkontakt nach wie vor für wichtiger als einen flüchtigen Eindruck. Bei Parship ist die Anmeldung zunächst einmal kostenfrei, allerdings mit dem Manko, dass man nur Profile ansehen kann.
Um dauerhaft und unbegrenzt mit anderen Mitgliedern zu schreiben (die Triebfeder des Ganzen), muss man mindesten 34,90 Euro pro Monat für eine Premium-Mitgliedschaft zahlen. Zudem kann man Zusatzleistungen wie den Persönlichkeitscheck für 149,- Euro oder einen Profilcheck für 49,- Euro dazubuchen.
Verständlich also, dass einige Nutzer nach Abschluss des Premium-Abos wieder aus ihrem Vertrag aussteigen möchten.
Alles dreht sich um die Premium-Mitgliedschaft
Bei dem eingängigen Werbeslogan bezieht sich Parship auf eine Hochrechnung aus dem Jahr 2013 unter den Nutzern weltweit. Nicht umsonst sind die Angaben nur sehr unpräzise, schaut man sich das Ergebnis nämlich an, wird klar, dass sie nur aussagen:
Alle 11 Minuten (bzw. 48.000 Nutzer im Jahr) kündigt ein Parship-Nutzer seine Premium-Mitgliedschaft und gibt als Grund an, jemanden gefunden zu haben. Auf die Nutzerbasis runtergebrochen sind ansonsten auch allerlei mehr oder minder witzige Rechnungen über die Chancen und Dauer einer Mitgliedschaft möglich.
Parship Werbung: Auch andere Rechnung möglich
Nun liegen uns Zahlen vom Unternehmen Aboalarm vor, die weitere Rechnungen zulassen. 53.800 Kündigungen wurden im Jahr 2015 über Aboalarm an Parship geschrieben und 30.000 Nutzer haben sich auf Aboalarm über eine Kündigung informiert (länger als 30 Sekunden).
Ausgehend von den 53.800 Kündigungen kommt man mit der Parship-Rechnungsmethode auf eine Kündigung alle 9,7 Minuten. Oder in den Worten des Aboalarm-Chefs Bernd Storm: „Die meisten Nutzer melden sich schneller ab als dass sie sich verlieben.“
„Parship ist noch human“
Schaut man sich die Dating-Portale und ihre Vertragsklauseln genauer an, muss Storm aber zugeben: „Parship ist noch relativ verbraucherfreundlich“. Bis auf die Kosten für den Persönlichkeitstest und Probleme mit der Anerkennung von Widerrufen sei Parship im Vergleich zum vom selben Investor stammenden ElitePartner noch human. Dort spiele man geradezu mit der Scham der Nutzer, die meist über 40 seien.
Während es bei den Jugendlichen heute völlig normal ist, über Online-Dating zu sprechen und ein eigenes Tinder-Konto fast schon cool ist, schämen sich viele ältere ElitePartner-Nutzer vor dem Gang zum Rechtsanwalt oder den Verbraucherzentralen und bezahlen die Mitgliedschaft lieber.
Das Problem sei laut Storm, dass der Nutzer ganz einfach die Verträge abschließen könne, bei der Kündigung werde es ihm aber dann schwerer gemacht. Storm sagt aber auch hier: „ElitePartner und Parship sind keine Abzocker, da gibt es andere Kandidaten.“
5 Tipps für Online-Dating-Portale
Bevor man also ein Abo bei einem Online-Dating-Portal abschließt, sollte man diese fünf Tipps von Bernd Storm beherzigen, um sich unnötigen Ärger zu ersparen.
- AGB: Die AGB vor Vertragsabschluss genau prüfen (Vertragslaufzeit, Kündigungsfrist, Kosten) und bei Unklarheiten zu den Formulierungen, was es finanziell für den Testzeitraum/das Abo bedeutet erst den jeweiligen Support kontaktieren
- Erfahrung: Nach Erfahrungsberichten von anderen Nutzern in Foren/Blogs suchen. Ehemalige Nutzer warnen dort oft vor kundenunfreundlichen Praktiken von unseriösen Anbietern.
- Daten: Sämtliche vorliegende Daten im Kündigungsschreiben ergänzen wie z.B.: Zur Registrierung verwendete E-Mail-Adresse, Chiffre, Servicepasswort, Benutzername
- 2-in-1: Das Kündigungsschreiben immer als Widerruf & Kündigung formulieren – es wird leider gerne so ausgelegt, wie es den Dating-Anbietern am meisten nutzt.
- Hartnäckig: Auf jeden Fall sehr hartnäckig bleiben und versuchen, sein Anliegen bzw. seine Forderung durchzusetzen. Nicht einschüchtern lassen!
Dann klappt es vielleicht auch mit der Liebe im Netz. Zumindest aber ist man rechtlich ganz gut aufgestellt.
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