Blogger, diese seltsame Spezies von bärtigen, ungepflegten Nerds, die tagein und tagaus vor ihren Bildschirmen kleben und ungefiltert ihre unjournalistischen Meinungen ins Internet pusten. Ja, das war lange das Bild von uns, diesen Bloggern, zu denen ich mich selbst natürlich auch zähle. Das Bild ist, wenn es denn jemals wahr war, inzwischen veraltet, ziemlich antik, möchte man sagen. Aber, was genau machen wir dann eigentlich den ganzen Tag? Ein Einblick in den Alltag eines Vollzeitbloggers.
Kurz zur Klärung der Ausgangslage: Ich arbeite als Chefredakteur beim Online-Magazin BASIC thinking, entsprechend gibt es hier den ein oder anderen Punkt – z.B. die Arbeit mit einer Redaktion, die Vermarktung oder das Unternehmerische – den Solo-Vollzeitblogger nicht oder nicht so ausgeprägt erleben. Zudem ist natürlich alles rein exemplarisch und weicht leider viel zu oft vom Plan ab.
// 6:15 Uhr: Der Wecker, erster Check
Es geht früh los, um 6:15 Uhr klingelt der Wecker, der praktischerweise gleichzeitig mein mobiles Empfangsgerät ist. Mit dem Smartphone checke ich kurz alle Kanäle: E-Mails, Twitter, Facebook, die Website, neue Kommentare, die Zahlen der Nacht, die Slack-Gruppe unserer Redaktion und was sonst so auf dem Display blinkt und aufleuchtet. Das kann schon mal gerne eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, bevor ich überhaupt ans Aufstehen denke.
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// 7:00 Uhr: Der Überblick
Am Schreibtisch angekommen beginnt der Überblick. Ich scanne die Lage in den sozialen Netzwerken und auf diversen Tech- und Medien-Seiten, lese nach was tagesschau.de und Spiegel Online über Nacht berichtet haben und schaue (zugegeben: immer seltener) in den RSS-Feed oder in Newsletter. Das mache ich übrigens nicht nur einmal um 7 Uhr, sondern ständig über den Tag verteilt, meist zwischen größeren Aufgaben.
// 7:45 Uhr: Die Schreibtischarbeiten beginnt
Alles das, was am Smartphone nicht erledigt werden konnte, weil es weitere Recherche bedarf oder einfach aufwändiger war, wird markiert und jetzt abgearbeitet. Die längeren E-Mails werden beantwortet, Infos rausgesucht, Anhänge verschickt, auf Kommentare reagiert, Zahlen in die Excel-Tabelle eingetragen, Werbeanfragen bestätigt oder abgelehnt und die Teetasse geleert.
// 9:00 Uhr: Neue Texte trudeln ein
Für BASIC thinking schreiben inzwischen mehr als ein Dutzend Autorinnen und Autoren. Entsprechend soll es vorkommen, dass am Tag der ein oder andere Text eintrudelt, der natürlich redigiert, verschlagwortet, bebildert, veröffentlicht und geteilt werden möchte. Zudem bekommen die Autoren Feedback, neue Ideen müssen diskutiert, der Redaktionsplan gefüllt und erledigt werden.
// 10:00 Uhr: Community-Management kostet Zeit
Sind die Texte veröffentlicht, will die Community natürlich auch bespaßt werden. Oder zumindest: Man sollte als Blogger aufpassen, was unter den Texten passiert. Hier werden Fehler erkannt, wir werden kritisiert, gelobt und bekommen Fragen gestellt. Es gibt immer wieder neue Anregungen und Ansätze aus dem Dialog mit den Lesern, den wir nun auch via WhatsApp pflegen. Was auffällt: Seit wir per WhatsApp mit den Lesern kommunizieren, ist der direkte Kontakt um ein Vielfaches gestiegen und wir profitieren sehr von diesem Austausch. Im Gegenzug – hoffe ich – profitieren die Leser natürlich auch von unserem In- und Output. Das alles kostet Zeit und ist kaum zu schaffen als Einzelunternehmer. Entsprechend mussten wir hier die Prozesse optimieren, nutzen beispielsweise zum Ausspielen der Inhalte Buffer.
// 11:00 Uhr: Pressemitteilungen & Werbeanfragen
Die Pressemitteilungen und Werbeanfragen überschwemmen unser Postfach aktuell. Entsprechend will auch das alles abgearbeitet werden. Nur wegklicken reicht leider beim professionellen Blogging nicht mehr. Wir versuchen auch mit den Unternehmen in den Dialog zu treten, hinter die Pressemitteilungen zu blicken. Fernab davon gibt es natürlich auch noch die Werbeanfragen von Unternehmen, die gerne bei uns ihre Botschaft verbreiten möchten. Der Kontakt hier ist meist intensiver, es wird nicht geschrieben, sondern telefoniert, besprochen, verhandelt und Angebote verschickt.
// 12:00 Uhr: Die eigenen Texte
Irgendwann am Tag geht es dann natürlich auch an die eigenen Texte. Denn auch wenn ich heute nur noch zu 30 Prozent mit Blogging beschäftigt bin und die restlichen 70 Prozent die Organisation, Vermarktung und das Unternehmerische einnehmen, habe ich selbstverständlich den Drang, auch selbst in die Tasten zu hauen. Das passiert immer seltener, leider. Aber ab und an brennt mir ein Thema so unter den Nägeln, dass es dann einfach mal raus muss. Der Vorteil der großen Redaktion ist zudem, dass man sich mehr Zeit für die Geschichten und Recherchen nehmen kann. Beispiel: Mein Einblick in die „Schlüsseldienst-Mafia“.
// 14:30 Uhr: Telefonzeit
Nach dem Mittagessen gegen 14 Uhr wird telefoniert. Die meisten Telefonate lege ich mir auf diese Zeit, weil ich hier in der Regel einen Durchhänger habe und vom Rumlaufen beim Telefonieren wach bleibe und den frühen Nachmittag überlebe. Gefühlt die Hälfte des Tages hänge ich übrigens am Telefon mit Autoren, Werbetreibenden, Kooperationspartnern oder anderen Interessierten. Ich schätze diese Telefonate sehr, auch wenn sie mich immer aus meinem Ablauf werfen (insofern sie nicht geplant sind). Der Kontakt ist wichtig – wir sind alle über das Land verteilt und am Telefon lassen sich Dinge einfach besser und schneller klären und besprechen als per E-Mail. Für internationale Kontakte greife ich zumeist auf Skype zurück.
// 16:00 Uhr: Der Tag beginnt erneut
Irgendwann am Tag kommt immer der Moment, an dem sich alles wiederholt: Überblick verschaffen, Community-Management, Social Media, E-Mails, Recherche, Redigieren und, und, und. Die Welt pulsiert, alles dreht sich immer schneller und weiter – und das merkt man, wenn man mal ein paar Stunden nicht am Bildschirm, sondern am Hörer gehangen hat.
// 18:00 Uhr: Feierabend? Denkste
Um 18 Uhr ist Feierabend, manchmal etwas früher, manchmal etwas später. Das Problem: Es gibt eigentlich gar keinen Feierabend. Denn: Irgendwas ist immer. Wenn sonst alles läuft, ist das kein Problem. Ich habe mit dem, was ich bei BASIC thinking tun darf, meinen Traumjob gefunden und lebe ihn jeden Tag. Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen Dinge nicht laufen, etwa bei unseren Serverproblemen im September. Dann ist man doch schnell überfordert und muss sich die Auszeiten nehmen, die der Körper braucht.
Fazit: Blogger arbeiten – tatsächlich
Was ich mit diesem Text zeigen möchte: Blogger arbeiten – tatsächlich. Und gammeln nicht den ganzen Tag vor Browser-Games oder daddeln auf dem iPhone herum und posten Selfies bei Instagram. Empfehlen kann ich hier übrigens den Text von Maik Zehrfeld, der die 9 (Haupt-)Aufgaben eines Bloggers drüben bei Business Punk geschrieben hat. Natürlich muss man sagen, dass es noch einen gewaltigen Unterschied zwischen Hobby-Bloggern und den professionellen Bloggern gibt, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen.
So sieht er also aus, der Alltag eines Bloggers – oder zumindest mein Alltag. Mich würde interessieren: Wie sieht euer Alltag aus? Wo weicht er von meinem ab? Was macht ihr anders, intensiver, aktiver? Lasst es mich gerne wissen!