Ich berichte für BASIC thinking direkt von der 10. re:publica in Berlin. Am ersten Konferenztag habe ich eine Menge erlebt. Es gab viele spannende Vorträge, darunter die digitale Entwicklung in armen Ländern und die Sichtweise von Jugendlichen auf die digitale Bildung. Meine Highlights waren Edward Snowden live zu sehen und „die Age of Trotzdem“.
In diesem Jahr wollte ich es ruhiger angehen lassen, und habe deshalb meinen Sessionplan an den drei Tagen nicht überladen. Ich habe mir wirklich nur die, für mich, absolut interessanten Talks herausgesucht, um auch das Flair der re:publica genießen zu können. Das Tolle an der re:publica ist, dass du die vielfältigsten Sessions hast und zugleich die unterschiedlichsten Menschen treffen kannst – vollkommen egal welches Alter, welche Nationalität oder Subkultur. Vom Baby bis zum Hipster, findest du fast alles auf der re:publica. An meinem ersten Tag hab ich einiges erlebt, zu viel um alles aufzuschreiben – daher hier auch noch eine Bildergalerie.
Die #rpTEN beginnt: Die Begrüßungsansprache
Natürlich war meine erste Session an diesem Montag die Eröffnungsrede. Daran kommt eigentlich kaum ein re:publica-Besucher vorbei. Der Andrang war kurz vor 10 Uhr schon recht groß. Scheinbar gab es wohl noch einige kleine Problemchen, weshalb sich die Eröffnung der 10. re:publica verzögerte. Also stand ich vor dem Eingang zu Stage 1 und wartet geduldig. Zwischenzeitlich traf t3n-Redakteur Andreas Weck. Gegen 10:30 Uhr begann dann die Begrüßungszeremonie, allerdings stark gestraft, was aber nicht weiter auffiel.
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Zunächst stellten sich die beiden Moderatoren vor und baten danach vier Urgesteine der re:publica auf die Bühne. Darunter auch Thomas Knüwer. Er lobte, dass die re:publica trotz ihrer Größe trotzdem immer noch diesen Klassentreffen-Charakter, wie in den Anfangsjahren, inne hat. In den vergangenen Jahren hat sich die Konferenz vom kleinen Blogger-Treffen zu einer internationalen Gesellschaftskonferenz gewandelt. Diese zehn Jahre stehen auch für zehn Jahre Netzgeschichte. Tanja Haeusler betonte in einer ergreifenden Rede: „Wir sind mit euch gewachsen“. Heute ist ihre Angst verschwunden, „dass das was die re:publica ausmacht, verloren gehen könnte“. Sie haben den wahren Geist der Convention bewahrt.
Johnny Haeusler verkündete stolz, dass am 20.10.2016 die re:publica erstmals in Dublin stattfinden wird. Von den erwarteten 8.000 Besuchern sind ca. 50 Prozent das erste Mal auf der re:publica. Das unterstreicht auch den Stellenwert dieser Konferenz. Sie ist quasi ein Meetup aus alten Netzhasen und jungem Netzgemüse. Nebenbei räumte Johnny Haeusler gleich noch mit der Aussage auf, dass das Internet „kein rechtsfreier Raum sei“. 2013 wurde diese Phrase von Politikern durch die Snowden-Enthüllungen endgültig ad absurdum geführt. „Kein Rechtsstaat hat dafür gesorgt gehabt, dass wir nicht massenüberwacht werden.“ Es sei wichtig, das Netz zu bewahren und dem Motto „Post love, not Hate“ zu folgen.
Die Digitalisierung durchdringt uns alle
Direkt im Anschluss ging es auf Stage 1 mit der Eröffnungskeynote von Eben Moglen und Mishi Choudhary weiter. In den nächsten zehn Jahren wird die arme Welt an das Internet angeschlossen werden. Doch wer kümmert sich darum? Tech-Konzerne wie Facebook und mächtige Regierungen. Es klingt fast ein bisschen so, als würde man Afrika erneut kolonialisieren wollen, nur eben digital. Ein durchaus bedrohliches Zukunftsszenario. Immerhin könnten diese Mächte darüber entscheiden, welche Informationen die so „geförderten“ Länder konsumieren dürfen. Nur unsere Intelligenz und Bildung könne dieses Problem lösen. Persönlich hatte ich mir von dem Talk aber ein bisschen mehr versprochen, weil das für mich kein neues Thema ist.
Mein Weg führte mich danach zu Stage 8. Im Übrigen der einzige Raum, wo die Bühne tiefer als der Zuschauerraum liegt. Dort erwartete mich ein Vortrag von eigentlich neun Jugendlichen, die uns ihre Sichtweise auf das Thema digitale Bildung näher bringen wollten. Im Rahmen der Youth Leadership Konferenz (#YLK16) zum Nationalen MINT-Gipfel 2016 haben sich insgesamt 50 Jugendliche aus ganz Deutschland für einen Tag in der Hauptstadt getroffen und gemeinsam ihre Positionen, Meinungen und Vorstellungen zu diesem Thema erarbeitet. Den Kids geht es vor allem darum, ihre Mündigkeit wiederzuerlangen und sich nicht von Suchalgorithmen etc. abhängig zu machen. Zugleich fordern sie auch mehr Medienkompetenz (besonders von ihren Lehrern), um in der digitalen Welt besser fußzufassen. Sie brauche eine Möglichkeit, wo sie qualitative und geprüfte Informationen herbekommen und nicht nur Wikipedia-Artikel beinhalten, sondern auch Artikel, Podcasts oder Videos. Viele Schulen hinken der Digitalisierung leider immer noch meilenweit hinterher und so mancher Lehrer kommt immer noch nicht mit dem Beamer klar. Traurig, dass sich seit meiner Schulzeit nur so wenig verändert hat.
Nach diesem interessanten Einblick ging ich geradewegs zu Stage 5. In wenigen Minuten würde der Talk mit Edward Snowden beginnen. Das wollte ich keinesfalls verpassen. Die Halle war bereits gut besucht und wurde schließlich richtig voll. Verständlich, denn jeder wollte hören, was Edward Snowden uns zu sagen hat. Zunächst hielt der Oxford-Professor für Philosophie und Informationsethik Luciano Floridi einen kleinen Vortrag über die Entwicklung unserer digitalen Welt. Er ist wirklich ein Professor, wie er im Buche steht – unterhaltsam und gut darin, Wissen zu vermitteln. Nach einer knappen halben Stunde war es dann so weit. Edward Snowden wurde per Skype live aus Russland zugeschalten. Snowden glaubt nicht, dass es den Menschen egal ist, was mit ihren Daten passiert. Wer nichts zu verbergen habe, der habe höchstwahrscheinlich auch nichts zu sagen – so seine Grundaussage. Auf die Frage von Jo Schück, auf welchem Weg wir uns befinden, sagten beide fast einstimmig: Es liegt in unserer Hand. Entweder entscheiden wir uns unsere Privatsphäre aus reinem Selbstschutz zu sichern oder wir verlieren sie für immer.
#rpTEN: Kleiner Rundgang über das re:publica-Gelände
Danach verordnete ich mir eine Vortragspause und erkundete das re:publica Gelände. Im Ausstellerbereich gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Autodesk hat einen großen Stand aufgebaut, wo du dir über 3D-Drucker vieles erklären lassen kannst und auch direkt Beispiel siehst. Das Thema Virtuelle Realität kommt echt nicht zu kurz. Fast überall auf der re:publica findest du Stände mit VR-Brillen oder Cardboard. Google hat seinen eigenen Stand, genauso wie das ZDF, Daimler, Bosch, Microsoft, Saturn und viele weitere Unternehmen. Netzpoltik.org und die TINCON sind natürlich auch mit von der Partie.
In diesem Jahr wurde das Freigelände der re:publica ausgebaut, wo man chillen, quatschen oder einfach re:laxen kann. In der Networking Area lässt sich gut abhängen und das labore:tory ist ein kleiner Geheimtipp, weil es dort so richtig ruhig ist. „TEN is NET“ lautet der diesjährige Titel der re:publica und soll uns zur Selbstreflexion bewegen. Uns wird wortwörtlich der Spiegel vorgehalten. Deshalb sind Spiegel auch ein ganz wichtiges Gestaltungselement im gesamten Design der #rpTEN.
Sascha Lobos Überraschungsvortrag zur #rpTEN
Der Abschluss des ersten Tages war der Vortrag „Die Age of Trotzdem“ von und mit Frisureninhaber Sascha Lobo. Es war diesmal keine Rede zur Lage der Nation. Er hat uns allen ein bisschen den Kopf gewaschen und versucht, uns damit hoffentlich wachzurütteln. Letztes Jahr hielt er auf der re:publica keinen Vortrag, stattdessen hat er über sich selbst nachgedacht. In diesem Jahr ging es um uns. Wer sind wir eigentlich? Gute Frage, keine leichte Antwort. Aber im Grunde, sind es alle, die sich angesprochen fühlen und an der digitalen Entwicklung teilhaben. Wir zählen allerdings auch zu der „Digitally lost generation“. Also der Generation, die Snapchat nicht verstanden hat. Will heißen: Wir waren schon früh dabei und kommen jetzt nicht mehr so ganz mit.
Die Überwachung der Regierungen hat versagt, weil bereits bekannte Straftäter trotzdem Terroranschläge verüben konnten. Aber wir werden weiter überwacht und noch mehr und noch mehr. Um unsere Digitale Infrastruktur, die Elektromobilität und andere digitalen Themen steht es in Deutschland nicht unbedingt gut. Sascha Lobo möchte, dass wir trotz aller Rückschläge oder schleichender Entwicklungen irgendwie optimistisch bleiben. Er hat diesem Zustand einen Namen gegeben: „TROTZDEM!“ und einen passendes Emoji gleich noch mit dazu. Am Ende gibt er uns noch einen wichtigen Appell mit auf den Weg. Wir sollen endlich mehr aktivistischen Gründergeist entwickeln und dem Plattform-Kapitalismus kontra geben. Als kreativen Anreiz gibt er uns seine persönliche Wunschliste: eine Suchmaschine, die findet was er wirklich sucht; ein Snapchat für Erwachsene und sein persönlicher Favorit eine plattformunabhängige iTunes-Alterantive. In diesem Sinne: „Trotz dem!“
Morgen folgt dann mein zweiter Tag der #rpTEN direkt auf BASIC thinking.