Ich will ja niemanden neidisch machen (na gut, ein kleines bisschen schon), aber der Blick von meinem Balkon hier in Zipolite, Mexiko ist einfach phänomenal: endloser, weißer Sandstrand und ein tiefblaues Meer, das sich zu 4 Meter hohen Wellen aufbäumt, bevor es in Schaumkaskaden auf den Sand rieselt.
Zugegeben, zum Schwimmen ist die Strömung viel zu stark, doch Surfer kommen in Scharen an die Küste von Oaxaca. Warum ich euch das erzähle? Weil ich eigentlich nur darauf warte, dass Orte wie dieser bald auf dem Bildschirm der digitalen Nomaden auftauchen, genau genommen, der surfenden Riege unserer Zunft.
Denn so langsam aber sicher macht eine ganz spezielle Gruppe von wellenreitenden Nomaden von sich reden: die surfenden digitalen Nomaden. Aus diesen vereinzelten Surfern, die ihren Lebensunterhalt ortsunabhängig von verschiedenen Flecken dieser Welt aus verdienen, kristallisiert sich eine kleine „Bewegung” heraus.
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Der (Wellen-)Vorreiter
Johannes Völkner ist seit rund fünf Jahren digitaler Nomade und scheint bei seiner Ortswahl die Wellen stets im Hinterkopf zu haben: Dabei sieht er selbst das Surfen sicherlich nicht als seinen Lebensmittelpunkt. Er hat lange in Südafrika gelebt, war ebenfalls in Brasilien und Venezuela unterwegs und lange Zeit war Tarifa, dem europäischen Mekka der Kitesurfer, ein Ort, an dem er sich heimisch gefühlt hat. Völkner ist somit allen in der Szene ein Begriff, wenn es um das digitale Nomadenleben als Surfer geht. Ihn selbst mag das vielleicht überraschen, denn auch wenn er das Surfen liebt, ging es ihm nie allein darum: „Für mich war Surfen eigentlich immer mehr Anlass als Ursache. So konnte ich immer begründen warum ich unterwegs war und weshalb es mich an bestimmte Orte gezogen hat.“ In der Gemeinschaft der digitalen Nomaden ist er derzeit daher auch weniger als Surfer, sondern mehr als Werbetrommel-Rührer für die Nomadencruise aktiv. Darüber hinaus hat er mit seiner Gruppe Webworktravel eine Onlinegemeinschaft für digitale Nomaden aus aller Welt aufgebaut. Langweilig wird ihm neben dem Surfen also sicher nicht. So lebt er ganz nonchalant den Traum vieler Wellenbegeisterter: Er kann als Surfer dort leben, wohin ihn die Wellen auch immer verschlagen.
Der Surfpreneur
Auch Peter Fabor hat sich diesen Traum mit seinem Surfoffice vewirklicht. Vor drei Jahren setzte Peter dazu aus, seine beiden Leidenschaften miteinander zu verbinden: Das Arbeiten im Netz und das Surfen. Die logische Schlussfolgerung: warum nicht einen Coworking-Space für Surfer gründen? Gedacht getan. Nach ersten zögerlichen Anfängen, ist daraus ein lukratives Business geworden: „Wir haben eigentlich mit einem Büro und ein paar Apartments in Gran Canaria angefangen, um zu gucken, ob das Konzept überhaupt anschlägt. Doch dann wurde das Ganze immer größer und beliebter, sodass wir jetzt ein komplett neues Surfoffice bauen wollen.“
Peter Fabor ist über Umwege zum Surfen gekommen. Denn ursprünglich kommt er aus der Slowakei, einem Land mit wunderschönen Bergen und malerischen Seen, aber gänzlich ohne Wellengang. Seine Liebe zum Meer entdeckte er beim Auslandsstudium in Barcelona. Weil ihn die Leidenschaft zum Surfen nicht mehr losgelassen hat und weil er als Webdesigner leichter als die meisten seinen Arbeitsplatz an seine Traumorte versetzen kann, ist er kurzerhand auf die Kanaren gezogen. Neben seinem ersten Surfoffice auf Gran Canaria hat er mittlerweile ein zweites in Lissabon aufgemacht. Weitere sollen folgen.
Dabei ziehen seine entspannten Coworking-Spaces nicht nur Surfer an. Vor allem Geschäftsleute, Unternehmen und Start-ups lieben die zurückgelehnte Atmosphäre und die Mischung aus harter Arbeit und Entspannung am Strand seiner Coworking-Spaces: „Nur etwa 30% unserer Gäste sind Surfer, oder welche, die es werden möchten. Dem Rest gefällt einfach das Konzept, dass sie sowohl eine sehr gute Infrastruktur zum Arbeiten und Wohnen haben als auch in einer relaxten, internationalen Surfatmosphäre sind.“ Er nennt seine Surfoffices deshalb auch gerne die professionelle Version des Erasmus-Austauschprogramms. Und das ist für Peter Fabor erst der Anfang.
Der Barney
Während Peter Fabor und Johannes Völkner schon recht weit gekommen sind auf ihrem Weg als surfende digitale Nomaden, steht Julian Siewert, der erste selbsternannte Surfnomade, noch ganz am Anfang. Auch er möchte das Surfen und das Leben als digitaler Nomade miteinander verbinden. Anders als Völkner, der viele Onlineprojekte hat und sie dort ausübt, wo es sich gut surfen lässt, möchte Julian Siewert das Surfen ähnlich wie Peter Fabor nicht nur zu seinem Lebensmittelpunkt, sondern auch zu seiner Einnahmequelle machen. Er hat alles ganz genau geplant: Er hat einen Surfer-Blog ins Leben gerufen, er entwickelt ganz spezielle Tools für’s Surfen und arbeitet derzeit intensiv an einem Videokurs für Surfer. Auch ein eBook soll bald folgen, genau so wie seine Email-Serie „Besser Surfen“. Auch wenn er derzeit noch in den Startlöchern seines Lebens als Surfnomade steht, hofft er, dass er nach einem Jahr harter Arbeit erste Erfolge sehen kann: „Von weiteren Plänen habe ich mich erstmal verabschiedet. Ich genieße es auch gerade sehr, den Moment zu leben und erstmal nur die nächsten Monate zu planen. Meine Hoffnung ist es, dass ich es 2016 schaffe, mich über meine Arbeit mit dem Blog zu finanzieren. Wenn ich das bis zum Jahresende nicht schaffe, dann muss ich eben das ganze Konzept nochmals überdenken.“
Surfer-Nomaden im Aufbruch
Johannes Völkner, Peter Fabor und Julian Siewert sind nur drei Namen einer kleinen, aber wachsenden Surfer-Szene unter den digitalen Nomaden. Und wer weiß, wenn ich hier so auf die aufbrausenden Wellen in Zipolite schaue, vielleicht wird dieser Ort ja auch bald zum einem Hotspot für Surfnomaden…