Wie kommt man denn auf Panama? Das ist so ziemlich die häufigste Frage, die wir in den letzten Monaten vor unserer Auswanderung zu hören bekamen. Ebenso oft hörte man folgendes: „Panama? Da kenne ich nur die Geschichte von Janosch und es gibt dort diesen Panama-Kanal“.
Und in der Tat ist Panama den meisten Menschen in Europa eher unbekannt. Dabei hat dieses sehr kleine Land zwischen Costa Rica und Kolumbien einiges zu bieten, besonders für freiheitsliebende Macher, und digitale Nomaden.
Eine der Haupt-Attraktionen ist die Tatsache, dass man gleich 2 große Ozeane „vor der Haustür“ hat. An manchen Stellen beträgt der Abstand sowohl zum Atlantik als auch zum Pazifik nur rund 50 Kilometer. In Panama braucht man allerdings locker schon mal 2 Stunden für so eine Strecke, da eine durchschnittliche Höchstgeschwindigkeit von 80-90km/h vorgeschrieben ist. Die Straßen sind oft sehr abenteuerlich. So gewöhnt man sich aber gleich von Beginn daran, dass hier alles ein wenig langsamer und gemütlicher abläuft.
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Als wir im November 2015 im Rahmen eines 14-tägigen Urlaubs in Panama-City gelandet sind, haben wir die erste Nacht in einem Hotel mitten in der Stadt verbracht. Ehrlich gesagt sind große, laute und schmutzige Städte nicht so unser Ding, weshalb wir uns gleich am nächsten Tag einen Mietwagen besorgt haben um damit das Land zu erkunden. Also fuhren wir auf der Panamericana von Panama-City, über Santiago und Santa Catalina bis nach Boquete, kurz vor der Grenze zu Costa Rica. Auf dem Weg wurden wir immer wieder auf’s Neue von der wunderschönen Landschaftskulisse beeindruckt. Mit so viel unberührter grüner Natur hatten wir gar nicht gerechnet. Das Städtchen Boquete haben wir sofort ins Herz geschlossen. Dort werden auf ca. 1400 Meter Höhe am Fuße des Vulkans „Baru“ neben dem weltweit bekannten Kaffee auch die schönsten Orchideen angebaut.
Zurück in Deutschland, haben wir uns schnell entschieden nach Panama auszuwandern, obwohl wir vorher auch schon zahlreiche andere interessante Länder bereist hatten. In nur 3 Monaten haben wir fast unser gesamtes Hab und Gut in nächtlichen ebay-Aktionen verkauft.
Aber hier nun endlich die interessantesten Kriterien für ein Leben als digitaler Nomade in Panama.
Die Firmengründung in Panama
In Panama ist es ziemlich einfach, eine Firma zu gründen. Sogar als Tourist kann man eine Firma gründen und muss dafür nicht mal spanisch sprechen können. Es gibt (seriöse!) Anwälte und Übersetzer die einem dabei helfen. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man die Sprache bereits ein wenig beherrscht. Eine häufig verwendete Firmenform ist die Sociedad Anonima (S.A.), für die auch wir uns entschieden haben. Die Firmengründung über einen Anwalt wird mit Kosten zwischen 1.000 und 1.500 US-Dollar angeboten und dauert im Schnitt 1 bis 2 Wochen. Sicherlich kann man mit fließendem Spanisch und Verhandlungsgeschick versuchen, diese Kosten zu umgehen und das Geld damit zu sparen. Wir haben uns aber für den Anwalt entschieden, da wir eine Empfehlung von einem Freund bekommen haben. Der Staat erhebt zusätzlich Gebühren in Höhe von rund 1.000 US-Dollar und man benötigt einen Nachweis darüber, dass man 5.000 US-Dollar auf einem Bankkonto in Panama hat. Über dieses Stammkapital kann man natürlich später wieder frei verfügen.
Welche Steuern und Abgaben gibt es?
Nun kommen wir zum interessantesten Teil. Es klingt eigentlich schon fantastisch, wenn man in Deutschland als Einzelunternehmer schon fast von Kosten und Steuern erdrückt wurde. Um es mit einfachen Worten zu sagen: In Panama ist Einkommen, welches im Ausland erzielt wird, weitestgehend steuerfrei. Dies ist besonders positiv für Webdesigner, Online-Psychologen, Texter, Redakteure, eben digitale Nomaden. Es gibt keine Einkommensteuer wie man sie z.B. in Deutschland kennt. Ebenso wird auf Rechnungen, die man Kunden im Ausland ausstellt, keine Steuer erhoben. Lediglich einmal pro Jahr muss eine offizielle Abrechnung durch eine im Land autorisierte Person erfolgen. Laut Aussagen mehrerer Geschäftsleute, die wir hier kennengelernt haben, beläuft sich der jährlich zu bezahlende Betrag auf wenige hundert Dollar. Mit anderen Worten, der Rest geht so gut wie komplett in die eigene Tasche.
Was kostet das alltägliche Leben?
Obst und Gemüse gibt es hier in Hülle und Fülle. Häufig sogar in Bio-Qualität. So schnell wird hier niemand verhungern und man sieht keine Obdachlosen oder Menschen, die unterernährt aussehen. Gerade für uns, die für eine unreife Mango bei REWE locker bis zu 3 Euro bezahlen mussten, ist es hier paradiesisch, was das Essen angeht. Auch Fleisch und viele andere Lebensmittel sind im Vergleich zu Europa natürlich um einiges günstiger.
Eine günstige Wohnung oder ein sehr kleines Haus bekommt man schon ab 250-300 US-Dollar, meist möbliert und inklusive Wasser und Strom.
Ein Auto bekommt man ebenfalls sehr günstig und darf es auch als Tourist anmelden. Man bezahlt die Versicherung direkt für ein Jahr und bekommt dann auch jedes Jahr ein neues Nummernschild. Die Spritpreise sind traumhaft, ein Liter Diesel kostet derzeit umgerechnet ca. 45,- Euro-Cent, ein Liter Benzin ca. 55,- Euro-Cent.
Wie kommt man ins Internet und was kostet das?
Zu unserem Erstaunen ist die Internet-Anbindung hier unerwartet gut und wird offenbar ständig erweitert. So bekommt man schon für 1 Dollar eine SIM-Karte mit eigener Mobilnummer, auf die man für 15 Dollar Gesprächsguthaben laden kann und gleich bis zu 7 GB Internet dazu geschenkt bekommt. Auf diese Weise kann man also pro Monat 7GB mobiles Internet in 4G-Geschwindigkeit genießen.
Einen festen Internet-Anschluss mit bis zu 40Mbit/s bekommt man z.B. bei Cable Onda sobald man eine Wohnung oder ein Haus hat, für ab 20 Dollar im Monat. Diesen kann man einfach mit einer Kreditkarte bezahlen und braucht dafür keine weiteren Dokumente. Auch der Umzug und das Mitnehmen des Anschlusses in eine andere Wohnung ist laut Aussage eine Freundes kein Problem.
Wenn alle Stricke reißen, bekommt man hier aber auch anders als in Deutschland, an jeder Ecke ein kostenloses W-Lan. In jedem Hostel, Restaurant oder öffentlichen Einrichtung gibt es Internet. Die Panamaer sind ebenso Handy- und Internet-verrückt wie wir.
Man sollte aber in jedem Fall bedenken, dass es in dieser Region der Erde häufiger zu extremen Wettersituationen kommt, und es dadurch auch zu regelmäßigen oder längeren Ausfällen kommen kann. Man kann sich aber durchaus daran gewöhnen und durch mehrere Internet-Zugänge absichern. Ebenso empfehlen wir mit Laptops zu arbeiten statt mit Desktop-Computern, die eine dauerhafte Stromversorgung benötigen.
Und was ist mit Kriminalität?
Vor allem bei uns Deutschen wird dieser Aspekt immer gern als Erstes aufgeführt. Mittel- und Südamerika? Das ist doch die Kriminalität so hoch! Klar, im Vergleich zu Europa ist es hier ein wenig spannender und mal sollte nicht überall mit einem iPhone oder teuren Klamotten durch die Gegend laufen. Vor allem nicht als hellhäutiger Typ in großen Städten wie Panama City oder David. Hier denken die Menschen grundsätzlich, wer hellhäutig ist, hat mehr Geld und Wohlstand. Verstärkt wird dieses Denken noch, wenn man erwähnt das man aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz kommt. Das verbindet man hier einfach mit viel Geld, und da ist durchaus ja etwas dran. Was für uns 40,- € Taschengeld ist, sind hier ganze Wochenlöhne und weniger. Was viele aber nicht bedenken, ist die Tatsache, dass die Zahlen der Kriminalitätsstatistiken sich meist auf Ballungsräume und große Städte beziehen. In den ländlichen Regionen gibt es wesentlich weniger Kriminalität, dafür mehr Diebstähle und Einbrüche. Panama gilt aber als eines der sichersten Länder in der Region und wir haben Leute getroffen, die hier in 16 Jahren keinen einzigen Überfall erlebt haben. Kleinere Diebstähle finden immer statt, daher sollte man stets auf seine Sachen aufpassen. Wir sind hier mit zwei MacBooks und einer Menge Kameras unterwegs, haben aber für den Fall der Fälle noch jeweils ein Ersatz-Laptop dabei, welches gut versteckt ist. Zudem nehmen wir unsere Geräte lieber mit, wenn wir hier durch die Gegend fahren. Das hängt aber letztendlich davon ab, wo man wohnt und wo man die Sachen für sicherer aufgehoben hält. Einen interessanten Bericht hat Henrik in seinem Blog dazu geschrieben.
Fazit
Seit Anfang März sind wir nun dauerhaft hier und bereits fleißig dabei unseren Business als TYPO3-Freelancer und Online-Psychologin fortzuführen und weiter auszubauen. Unserem Hund Dodo, den wir ebenfalls mitgenommen haben, gefällt es prächtig in der Sonne des ewigen Sommers herumzuliegen und auch wir genießen die lateinamerikanische Gelassenheit von Tag zu Tag mehr.