Es gibt inzwischen nicht mehr viele Netzwerke, wo man sie findet, die Chronologie. Sie wird von ihm abgelöst. Wie eine Plage hat er sich über das (soziale) Internet ausgebreitet und befällt immer mehr Silicon-Valley-CEOs mit seiner Vorstellung. Die Rede ist vom Algorithmus. Nächstes Opfer: Instagram.
Ach, waren das Zeiten, als man einfach seinen Feed so lange zurückspulen konnte, bis man an dem Punkt angelangt war, wo man zuvor ausgetiegen war. So oder so ähnlich werden wir uns irgendwann zurückerinnern an die guten, alten Zeiten der Chronologie. Damals, wo man noch selbst entscheiden konnte, was man sehen wollte. Damals.
Schon seit sieben Jahren, seit 2009, hat Facebook der Chronologie „lebe wohl!“ gesagt und den Newsfeed so aufgebaut, wie wir in in Teilen heute kennen. Seitdem werden Daten ausgewertet und Freunde analysiert, Leseverhalten mitgeschnitten und Likes gezählt. Nur in der Hoffnung, mir die Inhalte anzuzeigen, die ich wirklich sehen möchte. Ach ja, und wegen des Geldes. Aber wer würde das schon zugeben?
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Instagram testet den Algorithmus
Twitter zieht aktuell nach. Um es den neuen Nutzern einfacher zu machen, sagen sie. Denn die sind den Algorithmus von Facebook gewohnt und verstehen diese eigentlich völlig natürliche Sortierung nicht. Wer also häufiger das sieht, was er wirklich geil findet, bleibt länger. Das erhofft sich nun auch Instagram.
Wie man im Blog berichtet, verpasse der Durchschnittsnutzer 70 Prozent der Inhalte auf Instagram. Zur New York Times sagt Instagram-Chef Kevin Systrom, es gehe darum, das Beste aus den verbleibenden 30 Prozent herauszuholen. Zu Beginn gehe es nur um kleine Tests im einstelligen Prozentbereich. Man wolle optimieren, wie die Bilder sortiert werden und nichts gehe dabei verloren. Ob damit zusammenhängt, dass Instagram erst kürzlich in einem Update das Datum eines Fotos aus dem Sichtfeld des Nutzers gezogen hat?
„Langsam und wohlüberlegt“
Die Sortierung soll dabei nach der Wahrscheinlichkeit, dass man ein Foto mögen könnte, der Beziehung zum postenden Nutzer und dem Zeitpunkt abhängen. Instagram nennt das Beispiel eines Lieblingssängers, dessen Foto morgens auf einen wartet, wenn man aufwacht – selbst wenn es schon mehrere Stunden alt ist.
„Wenn es eine Sache gibt, die wir als Firma wirklich gut machen, dann ist es, der Community größe Änderungen langsam und wohlüberlegt beizubringen″, lässt sich Systrom von der New York Times zitieren. „Die Nutzer werden nicht morgen aufwachen und ein anderes Instagram haben.“
Schafft Instagram einen Nervfaktor?
Was die Nutzer aber mit der Änderung erleben werden, ist eine Umstellung. Dass das nicht immer einfach ist mit ein paar Millionen Nutzern, zeigen die Protestläufe gegen den Algorithmus bei Facebook und jüngst auch bei Twitter. Nutzen werden wir die Netzwerke trotzdem weiter. Aber dann, wie etwa bei Facebook, möglicherweise mit einem kleinen Nervfaktor mehr – zumindest für Nutzer wie mich, die sich bei algorithmusbasierten Sortierungen schnell verloren fühlen.
Die Werbesparte von Instagram betrifft das alles übrigens nicht. Die läuft längst so, dass sie die Werbung an die Nutzer ausspielt, die am besten dazu passen. Am Ende, so ja zumindest die Hoffnung Instagrams, verbringt der Nutzer durch die Umstellung mehr Zeit in der App, sieht dadurch mehr Werbung und macht Instagram dadurch ein bisschen wertvoller. Denn so ganz funktioniert die Monetarisierung der App noch nicht, für die Facebook einst eine Milliarde Dollar hingelegt hat.