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Wenn digitale Nomaden als Single reisen

geschrieben von Marinela Potor

Während manche digitale Nomaden über Partnerbörsen den Traumpartner zum gemeinsamen Reisen und Leben suchen, gibt es natürlich auch digitale Nomaden, die lieber allein unterwegs sind. Katharina Perlbach ist beispielsweise bekennende Single-Nomadin und kennt nichts Schöneres als allein um die Welt zu reisen.

Von der Bibliothekarin zur digitalen Nomadin

Wenn man Katharina Perlbach als „out-of-the-box librarian“ bezeichnen würde, würde sie wahrscheinlich lauthals lachen. Tatsächlich passt die unkomplizierte und offene Nomadin mit einer Passion für Sprache und Wörter nicht wörtlich zum Klischee. Im metaphorischen Sinn jedoch macht sie der Bezeichnung alle Ehre.

Sie hat nämlich wirklich erst einige Jahre als Bibliothekarin gearbeitet, bis ihr klar wurde, dass dieses Leben so gar nichts für sie war: ein monotoner Joballtag, ein extrem geregelter Tagesablauf – und das wahrscheinlich für die nächsten 40 Jahre – nein danke!

„Ich musste zum Beispiel ein Jahr im Voraus meine Urlaubstage angeben. Das fand ich wirklich sehr einschränkend und ich habe mich immer mehr wie in einem Käfig gefühlt.“ Da hat sie dann kurzerhand den festen bibliothekarischen Dutt gelöst und sich in ihr neues, abenteuerliches Leben gestürzt.

Über 3 Jahre ist es mittlerweile her seit sie aus diesem Käfig ausgebrochen ist und sich Schritt für Schritt ihr Leben als digitale Nomadin aufgebaut hat. Sie selbst sieht sich noch nicht als vollwertige digitale Nomadin, da sie sich gerade erst ihr nomadisches Leben aufbaut und bevorzugt daher die Bezeichnung Halbnomadin.

Aktuell unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache in Deutschland, bewirbt sich aber wann immer sie kann auf Lehrprojekte im Ausland. So hat sie im vergangenen Jahr Deutsch in Malaysia unterrichtet. Wenn sie nicht gerade vor einer Klasse steht, reist sie mit Vorliebe ganz alleine monatelang durch Europa oder Asien, betreibt ihren eigenen Bog und schreibt nebenher auch noch für das Singlemagazin im gegenteil.

Das Singledasein zum Beruf gemacht

Als Wahl-Single beschäftigt Katharina das Singledasein also nicht nur privat, sondern sie hat es auch ein Stück weit zu ihrem Beruf gemacht. „Ich habe eine soziologische Neugierde an der Liebe und zu allem, was mit Beziehungen und Familie zu tun hat – einfach weil dieses Thema so beherrschend ist in unserer Gesellschaft.“ Das merkt sie auch an sich selbst.

Sie denkt natürlich nicht jeden Tag darüber nach, dass sie Single ist, noch ist sie ganz verzweifelt auf der Suche nach einem Partner – ganz im Gegenteil. Dennoch ist das Thema Liebe und Singlereise ein Dauerbrenner in ihrem Blog: „Ich finde einfach die verschiedenen Gesichter der Liebe als auch die Geschichten, die mir andere über die Liebe erzählen sehr spannend.“

Grundsätzlich glaubt Katharina, dass es für digitale Nomaden viel schwieriger ist, einen Partner zu finden als für sesshafte Menschen: „Die meisten Menschen auf dieser Welt haben ja immer noch diese Vorstellung von einem permanenten Ort und einem gemeinsamen Haus und von einem gesettleten Dasein insgesamt und die meisten Männer, die ich kennenlerne, sehen das auch genau so.“

Selbst auf ihren Reisen hat Katharina bisher noch keine Männer getroffen, die das Leben genau so ortsunabhängig angehen wie sie. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass sie gar nicht so sehr nach ihnen sucht. Dazu genießt die 34- jährige momentan auch ihr Nomadenleben als Single viel zu sehr.

Sie selbst beschreibt sich eher als eine träge Reisende, die auch gerne mal den ganzen Tag im Café sitzt und Menschen beobachtet, um“ sich Geschichten über sie auszudenken. Intensive Wanderungen oder ausgedehnte Campingtrips sind dagegen eher nicht ihr Ding.

Als Singlereisende muss sie über solche Ausflüge auch gar nicht erst nachdenken. Das Schönste am Singlenomadenleben ist für Katharina, dass sie sich nach niemanden richten muss: „Als Singlenomadin kann ich meinen Reisealltag so gestalten, wie es mir am liebsten ist und muss keine Kompromisse eingehen.“

„Einen Freund zu suchen ist mir zu anstrengend“

Einsam fühlt sie sich auf ihren Reisen fast nie. In einigen Situationen hätte sie sich allerdings schon gewünscht, dass jemand bei ihr gewesen wäre: „Zum Beispiel als ich in Malaysia einen grippalen Infekt hatte, oder im Flugzeug nach Australien meine Lebensmittelvergiftung ausgebrochen ist, oder auch als meine Kreditkarten plötzlich nicht mehr funktioniert haben und ich ohne Geld da stand – da hätte ich mir schon jemanden an meiner Seite gewünscht, nicht unbedingt einen Partner, aber einfach eine andere Person.”

Doch all das hält sie nicht davon ab, sich auch weiterhin als Singlenomadin auf Reisen zu begeben.

Hat sie eigentlich schon mal über eine Partnerbörse nachgedacht, wie etwa Florian, der seine Freundin Michela über die Plattform OKCupid kennen gelernt hat? „Nee!“ kommt es ganz spontan darauf von Katharina. „Also, es ist nicht so, dass ich etwas gegen  Partnerbörsen habe, ganz und gar nicht. Nur für mich hieße das, dass ich mich dann ganz aktiv auf die Suche nach einem Partner begeben müsste und im Moment bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt will.“

Überhaupt ist die Idee einer romantischen Beziehung für Katharina in den letzten Jahren stark in den Hintergrund gerückt. „Früher habe ich viel intensiver nach einem Freund gesucht, jetzt ist das gar nicht mehr so wichtig und ich muss auch sagen, dass mir das einfach zu anstrengend ist.“

Trotzdem glaubt sie nicht, dass der Zug für die Liebe bei ihr schon abgefahren ist: „Auf den Liebeszug kann man auch noch mit 60 aufspringen“, lacht sie. Bis dahin – oder zumindest bis sie einen gleichgesinnten Nomadenpartner kennenlernt – möchte sie die Welt aber erstmal weiterhin als Singlenomadin erobern.

Wie seht ihr das? Könnt ihr Katharinas Begeisterung für das Singlereisen nachvollziehen? Reist ihr lieber allein oder mit einem Partner? Was sind eure Erfahrungen als Singlenomaden? Ich freue mich auf eure Meinungen, Geschichten und Kommentare zum Thema!

Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

Kommentare

  • Kann das durchaus nachvollziehen. Auch wenn ich wohl „nur“ Nomade ohne digital bin. Die Kontakte und Gespräche mit Einheimischen werden dadurch intensiver

    • Hi peter,
      das finde ich ’nen interessanten Hinweis. Hattest du das Gefühl, dass die Kontakte und Gespräche mit einem Partner (muss ja nicht mal ein romantischer Partner sein, sondern einfach ein Reisegefährte) weniger intensiv oder oberflächlicher waren?

  • schöner Artikel… ich reise auch gerne alleine… und habe eigentlich immer Kontakte, wenn ich das möchte … vor drei Jahren saß ich unter Palmen einer Karibikinsel und machte mir plötzlich Gedanken wie ich an mein Haarfärbemittel kommen könnte… ich hatte meinen Ansatz im Spiegel entdeckt…ich musste so lachen, dass mir das plötzlich wichtig war und wie absurt das doch ist… jetzt trage ich meine original Haarfarbe: Salz und Pfeffer… und habe dadurch noch ganz andere Reise- und KontaktErlebnisse… ich experimentiere gerade mit einem ReiseBlog …

    • Ich kenne auch viele Reisende, die sich ihr Geld als nomadische Frisöre erschneiden … jetzt weiß ich, wieso sie so erfolgreich sind 😉 Dir noch viel Spaß auf deinen Reisen und viel Erfolg bei deinem Blog – schön, dass du bei uns vorbei geschaut hast!

  • Ich kenne beide Seiten: sowohl mit Partner als auch alleine Langzeit reisen. Ich persönlich bevorzuge das Single dasein und das Single reisen. Warum? Weil es einen einfach in den Genen liegt. Man kann das nicht beeinflussen, ändern oder ignorieren. Ich hab das mit eine Partnerin probiert aber man merkt, dass man sich nur noch auf den Partner konzentriert und man sich selbst verliert. Für den Partner ist es natürlich sehr schwer zu verstehen oder zu akzeptieren. Aber wir sind alle Individuen. Viele haben Angst vor dem alleine sein aber vergessen: wir sind alleine auf die Welt gekommen und werden auch alleine sterben, die Menschen in unseren Leben sind Begleiter, gehören uns aber nicht und wir gehören auch niemanden…